Bildungsmisere        
       
 
 

 


Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

George Tabori

 


  ... 24. Mai 1914 geboren


Am 15. März 1951 schlossen der Hessische Kultusminister, der Magistrat der Stadt Darmstadt und die Akademie einen Vertrag, nach welchem der bisherige Georg-Büchner-Preis in 'einen Literaturpreis umgewandelt und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zur Verfügung gestellt wurde'.
Die Satzung für den Büchner-Preis enthielt in der Fassung vom 21. März 1958 den Paragraphen wonach:

»Zur Verleihung können Schriftsteller und Dichter vorgeschlagen werden, die in deutscher Sprache schreiben, durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten und die an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben.«

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung vertreten durch
 - Präsident Herbert Heckmann;
 - Vizepräsidenten Günter de Bruyn, Hartmut von
   Hentig, Ivan Nagel;

Beiräte:
 - Walter Helmut Fritz, Oskar Pastior, Lea Ritter-
   Santini, Peter Wapnewski und Hans Wollschläger
verleiht den Georg-Büchner-Preis an George Tabori.

Begründung:
George Tabori erhält den Preis für seine Theaterstücke, seine klärende Prosa und seine engagierte Theaterarbeit. Wir bewundern darin seinen Mut, dem deutschen Publikum mit Witz Ironie und doch mit der Leidenschaft des Opfers und der Distanz des Weisen die unheilvolle gemeinsame Geschichte der Deutschen und Juden vor Augen zu führen.


 

to top


In der Spielzeit 2003 / 2004 nahm das Theater Regensburg Taboris Erfolgsstück 'Mein Kampf' in den Spielplan.

 

4.2.04
Theater Regensburg
Intendant Ernö Weil

George Tabori

'Mein Kampf'

'... Wir danken Frau Birgit Islinger für die Hühner.'

 


 
 
 


"Als die Mutter starb, hatte das Schicksal in einer Hinsicht bereits seine Entscheidung getroffen. In deren letzten Leidensmonaten war ich nach Wien gefahren, um die Aufnahmeprüfung in der Akademie zu machen. Ausgerüstet mit einem dicken Pack von Zeichnungen, hatte ich mich damals auf den Weg gemacht, überzeugt, die Prüfung spielend leicht bestehen zu können".

So schreibt Hitler in 'Mein Kampf'.
1910 kommt er nach Wien, erhält Unterkunft in einen Männerwohnheim. Nachdem er von der Aufnahmekommission der Kunstakademie abgelehnt wurde, verdichtet sich bei ihm die Auffassung, alles habe sich gegen ihn verschworen.
Seine Kontrahenten sind zunächst einmal die Juden. Die Stimmung in Österreich ist gegen sie, Hitler schwimmt auf dieser Welle mit und das bedeutet den Kardinalfehler.

Hitler nutzt nicht die Möglichkeiten, die ihm das Weltjudentum mit seiner geistigen Potenz, seiner finanziellen Unabhängigkeit hätte bieten können. Er legt sich mit der katholischen Kirche an - war Pius XII. Hitlers Papst? - und die dritte Weltmacht - jedenfalls heute - die 'Bruderschaften' bekämpft er.

'Dabbeljuh Bush' ist durch die Einbindung dieser Instanzen der mächtigste Mann der Welt. Hitler hätte es sein können und es hätte keinen Holocaust gegeben, kein Abwandern der geistigen Elite aus Deutschland, wohl auch kein Problem in Palästina.

 

to top


Hitler ließ sich auch von Richard Wagner beeinflussen, der antisemitisch in seinem Machwerk 'Das Judentum in der Musik' stänkerte - Mendelssohn, Meyerbeer waren gemeint. Hitler liebte 'Rienzi' und 'Lohengrin' und war so Richard Wagner sehr nahe.

Aber es hätte George Taboris 'Mein Kampf' nicht gegeben.
Da nahm sich auch das Regensburger Theater des deutschen Textes von Ursula Grützmacher-Tabori nach George Taboris Stück an.
Aus dessen Möglichkeiten zu schöpfen, gelang Hubert Schedlbauer als Herzl. Gerade im Leisen überzeugte er in seiner Mitmenschlichkeit, Gläubigkeit, Sanftheit und stand im Kontrast zur penetrant aufgesetzten Trotteligkeit in der Darstellung des Hitler durch Peter Papakostidis. Eine Dämlichkeit, die der Text überhaupt nicht hergibt.
Warum ließ Regisseur Zametzer dem Darsteller keine Möglichkeit, im Laufe des Abends eine Entwicklung zu durchlaufen.
Dieser Depp Adolf wurde zu  d e m  Hitler?
Hier nicht nachvollziehbar.
Bettina Schönenberg durfte ihren schönen Body als Gretchen zeigen und eine Veränderung zum neuen Mitglied im BDM durchmachen.

Neben ihr Doris Dubiel als 'Frau Tod', die im feschen Dirndl vom Obersalzberg kommend später die Endlösung der Judenfrage herbeiführen wird. Dafür brauchte sie nach Tabori Adolf Hitler.
Nur so wie der am Theater Regensburg angelegt war, sollte sich die Dame auf ihre eigenen Todesreize verlassen.
Peter Heeg als vermeintlicher Gott raunte Stichworte, Arthur Werner durfte sich vielfach verwandeln.

Die Bühne von Jochen Diederichs, ein intimes Nachtasyl, durch Einrichtung und Requisiten, Herrn Zametzer Gestaltungsmöglichkeiten die Menge bietend.
Und dieser nutzte sie, bis hin zur Kissenschlacht, dass die Federn fliegen.
Kostüme von Uschi Haug, stückgemäß.

Eine gelungene Produktion, wäre eben nicht die übertriebene Rollengestaltung des Hitler, die von Peter Papakostidis zwar konsequent durchgehalten wurde, nur konnte dem Zuschauer, eingedenk der Gräueltaten, das Blut eben nicht in den Adern gefrieren.
Für Papakostidis leider eine vertane Chance.
Oder sollte er Adolf Hitler so als eine Art 'Charlys Tante' dem Publikum präsentieren?

 

to top


Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing