Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages:

Achsenvertrag Berlin - Rom

 
   ... 25. Oktober 1936

Von Anfang an strebte Hitler ein Großdeutsches Reich an, dem natürlich auch seine Heimat Österreich angehören sollte.
Nach dem 30. Januar 1933 sahen die Nationalsozialisten der Alpenrepublik die Möglichkeit, den Anschluss zu beschleunigen, jedoch der christsoziale Kanzler Engelbert Dollfuß begann von sich aus einen austrofaschistischen Ständestaat aufzubauen, der sich an Italien anlehnte.
Am 17. Februar 1934 schloss Mussolini mit England und Frankreich einen Pakt, die Unabhängigkeit Österreichs zu garantieren. 
Die am 14. und 15. Juni 1934 durchgeführte Reise von Hitler nach Venedig stand damit unter keinem guten Stern. Als dann auch noch die österreichische NSDAP am 25. Juli 1934 putschte und Dollfuß  erschoss, schickte Mussolini Truppen an den Brenner. Die Beziehungen waren am Nullpunkt angekommen.

Die Situation änderte sich erst 1936, da beide Länder - Deutschland wie Italien - außenpolitisch in Misskredit geraten waren - Italien wegen seiner Übergriffe in Nord-Afrika und in Abessinien und Deutschland wegen seiner Wiederbesetzung des entmilitarisierten Rheinlandes am 7. März 1936, dem von den Westmächten nicht widersprochen wurde.

Deutschland war den meisten Staaten des Völkerbundes suspekt - Hitler versuchte, seines Aggressivität mit der erfolgreichen Ausrichtung der Olympischen Spiele im Sommer 1936 in Berlin zu bemänteln, aber man traute dem Führer nicht, denn das Eingreifen Deutschlands vom 26. Juli 1936 in den Spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Putschisten mit der Legion Condor hatte die Welt aufgeschreckt.

Brecht nimmt dieses Thema in seine Szenen 'Furcht und Elend des Dritten Reiches' auf.
Das BE lässt in seiner 'Arbeitsbeschaffung' sagen:

 

 

Die Nachbarin:

 

Und er hat Ihnen aus Stettin noch geschrieben?

 

 

 

Der Mann:

 

Die Briefe sind immer aus Stettin gekommen.

 

 

 

Die Nachbarin:

 

Ach so. Der wohl auch südwärts?

 

 

 

Der Mann:

 

Was heißt hier südwärts?

 

 

 

Die Nachbarin:

 

Fern im süd das schöne Spanien.

 

 

 

Der Mann:

 

Nimm dich doch zusammen, Martha! Sie sollten nicht so reden, Frau Dietz.

 

 

 

Die Nachbarin:

 

Ich möchte nur wissen, was die Ihnen sagen würden in Stettin, wenn Sie kämen und wollten Ihren Schwager abholen?

 

 

 

Der Mann:

 

Ich komm nicht nach Stettin.

 

 

 

Die Nachbarin

 

Die decken alles hübsch sauber zu. die machen noch eine Heldentag daraus, das es nicht aufkommt, dass Hitler seinen Feund Franco beispringt, der sein eigenes Volk niederbombt, niederbomben lässt.
Wenn ein solcher Bomber abgeschossen wird und die drinnen springen raus mit dem Fallschirm, dann schießen sie die von den anderen Bombern aus noch in der Luft mit den Maschinengwehren ab, die eigenen, damit sie bei den Roten nichts aussagen können, woher sie kommen.

     

 

Hitler und Mussolini mussten versuchen, die Welt abzulenken, guten Willen zum Frieden zu zeigen und sei es nur durch Worte. Mussolini sprach dann von einer Achse Berlin-Rom, die dem Ausgleich der Interessen dienen sollte.

In Wirklichkeit ging es Hitler um eine Stärkung der faschistischen Bewegungen in Europa, das war nur mit Mussolini zu machen.
Die aus Hitlers Sicht gegebene Gefahr der sozialistischen bzw. kommunistischen Einflussnahme in Spanien, über Frankreich von Russland ausgehend, gab er als Grund für seine Intervention in Spanien an.

Er hoffte auch, das Land werde unter Franco aus Dankbarkeit für die Hilfe im Bürgerkrieg eine Westfront zugunsten Deutschlands beeinflussen, sollten die von ihm angestrebten Eroberungszüge in Frankreich wie in Polen und Russland durchgeführt werden.

Hierzu kam es nicht, da sich der 'Generalissimo' im Zweiten Weltkrieg neutral verhielt.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
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Dieter Hansing