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Thema des Tages
Brecht verlässt Deutschland ...
... am
28. Februar 1933
Am Vorabend
hatte der Reichstag in Berlin gebrannt.
Ein Holländer, Marinus van der Lubbe, wurde im Gebäude gefunden,
verhaftet und der Brandstiftung bezichtigt.
Göring sah die Chance, den Vorgang als Verschwörung zu
deklarieren, da an verschiedenen Stellen im Haus Brandherde
entdeckt wurden. Es konnte also kaum von einem Einzelnen das
Entfachen dieses Großbrandes in Gang gesetzt worden sein.
Von den Nazis wurden die Kommunisten verantwortlich gemacht.
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Die Veränderungen im täglichen Leben hatten sich schon vorher
abgezeichnet. Seit die NSDAP im Juli 1932 die Zahl ihrer Mandate
im Reichstag verdoppeln konnte und mit 230 Abgeordneten in den
Reichstag einzog, kam es häufig von Seiten der NS-Partei zu
Übergriffen auf Intellektuelle und Künstler - meist jüdischer
Herkunft.
Viele sahen jetzt nach dem Brand des Reichstags und besonders in
der Folgezeit die Notwendigkeit, sich nach Domizilen im Ausland
umzusehen und Dokumente, Manuskripte, Entwürfe in Sicherheit zu
bringen.
Denn
Theatervorstellungen wurden gestört, im Kabarett die Akteure
attackiert, man werde die Verunglimpfungen nicht vergessen und
am Tag der Abrechnung wieder erscheinen.
Auch ein Vortragsabend der Weigel mit Brecht-Eisler
'Wiegenlieder' wurde angepöbelt und musste abgebrochen werden.
Man verbot die Produktion von Brechts 'Maßnahme' in Erfurt.
Wie Elisabeth Bergner erhielten Intellektuelle und Künstler
plötzlich aus der Luft gegriffene überhöhte Steuerforderungen,
um sie aus dem Land zu drängen und ihr Vermögen zu konfiszieren.
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Unter den verschärften politischen
Umständen - die Machtergreifung war am 30. Januar 1933 erfolgt,
Hitler war Reichskanzler - gerieten besonders Kommunisten unter
erheblichen Druck.
'Der Führer', der sich am 27. Februar 1933 bei Goebbels zum
Abendessen aufgehalten hatte, kam zum Brandort und verkündete,
es gäbe nun kein Erbarmen mehr, es werde abgerechnet.
Wer sich den Nazis in den Weg stelle, werde von ihnen
niedergemacht.
Jeder kommunistische Funktionär werde erschossen, kommunistische
Abgeordnete müssten noch in der Nacht aufgehängt werden.
Eine rücksichtslose Auseinandersetzung mit dem Kommunisten sei
dringend geboten.
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Helene Weigel war seit 1930 Mitglied der KPD, somit äußerst
gefährdet, Brecht als Kulturbolschewist abgestempelt und
verunglimpft.
Sie fuhr am 28. Februar 1933, am Tag nach dem Brand, ins
Krankenhaus, wo Brecht nach einer Blinddarmentzündung noch als
Rekonvaleszent lag.
Auf ihre Frage, was nun zu tun sei, soll er geantwortet haben:
'Raus, nichts wie raus!'
Das Krankenhaus verließen beide unmittelbar danach und kamen bei
Suhrkamps in deren Wohnung unter, um der unmittelbaren Gefahr
einer möglichen Festnahme zu entgehen und dann noch in der
Nacht mit dem Zug nach Prag auszureisen.
Schon tags darauf durchsuchten die Nazis die Berliner Wohnungen
der Brechts.
Elisabeth Hauptmann blieb noch in Berlin, um zu retten, was
nicht von den Nazis weggeschleppt wurde.
Die Emigration der Brechts endete erst ab 1947 im Rahmen der
McCarthy-Kommunistenverfolgung in den USA.
Helene Weigel und Bert Brecht kehrten nach Deutschland zurück
und gründeten 1948 das 'Berliner Ensemble'.
Durch Vermittlung von Gottfried von Einem, der von Brecht einen
neuen 'Jedermann' für die Salzburger Festspiele wollte, erhielt
Brecht einen österreichischen Pass. Als der 'Handel' in der
Presse ruchbar wurde, musste von Einem aus dem Direktorium der
Salzburger Festspiele ausscheiden.
Wegen des Passes nun nach Salzburg zu gehen, kam für Brecht
nicht in Frage.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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