Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Vier Abende im Theater Regensburg –
kurz kommentiert
 

  Deutschland ist auf dem besten Wege sich abzuschaffen, was nicht nur mit der Flüchtlingsproblematik zu tun hat.

Es funktioniert nichts mehr in Deutschland …
 
... es versagt:
- die Regierung in Berlin
- die Regierung in der Stadt Hannover und dort die Nds.
Staatstheater Hannover GmbH
- die Regierung in der Stadt Regensburg und dort das Theater
Regensburg
- die deutsche Fußballnationalmannschaft
- und zu allem streicht die CDU Niedersachsen das Wort Elite mit alle seinen Verzweigungen in der Gesellschaft.

Runter mit dem Niveau!
Verlust aller Werte!

Erster Abend
‘Don Giovanni‘

Regisseur Matthias Reichwald schafft es, mit einfachen szenischen Mitteln, seinen Erfolg, den er mit der 'Zauberflöte' in Regensburg erringen konnte, mit seinem 'Giovanni' fortzusetzen.

Alle, die warnten, dieses Mozartwerk sei nur vom Orchester her bemerkenswert, meinten die Inszenierung sei nicht anzuschauen. Hingehen und die Augen zumachen, so hieß es.

So reden können nur diejenigen, die aus dem Tal der Ahnungslosen, in dem Regensburg als Kaff nun mal liegt, nicht herauskommen und nicht wissen, wie man einen 'Giovanni' wirklich in den Sand setzt.

Beispiel Hannover, da spielt sich das Gemurkse mehr im Zuschauerraum, denn auf der Bühne ab, da was auch immer geht und dort agiert - irgendwo, während die Bühne leer bleibt.

Die Situation in Braunschweig wurde ausreichend unter
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_%27Don_Giovanni%27_im_%27Staatstheater_Braunschweig%27.htm
beschrieben.

Regensburg schafft mit dem ehemaligen Herrn Wölbitsch, jetzt nun verheirateter Herr Störmer in der Titelrolle einen völlig neuen Typ des Womanizers.

Der 'Giovanni', den man aus der Vergangenheit kennt, wird hier nicht gezeigt.
Der Regensburger ist ein junger Mann, a 'Zig‘rettenbürscherl', a 'Springkinkerl', a 'Manschkerl' wie er nach dem Kleiderwechsel in Leporellos roten Hemd, mit einer Lederweste drüber und einer Schiffermütze am Kopf gezeigt wird, der mit seinen so 25 Jahren weiß, was er in der Hose hat und wie man damit umgeht. Hat er wohl so mit 15 Jahren damit angefangen, es auszuprobieren, kommt auf seinem Konto einiges zusammen, so dass sein Kumpel über dessen Liebesaffären genügend berichten kann.

So sieht der heutige 'Giovanni' aus, der sich auf der Dult in Regensburg, auf dem Dom in Hamburg, auf dem Oktoberfest in München herumtreibt und immer Beute – Frauen und Männer – macht, wie es sich eben so ergibt.

Neben ihm sind dann die Anna und die Elvira und der Ottavio, das Don = Herr und die Donna = Frau bleiben weg.

Mehr oder weniger junge Leute, die in den Tag hineinleben und versuchen, mit den Problemen, die auf sie warten, zurechtzukommen.

Dass Herr Reichwald nun auch zu den heute überall üblichen Projektionen greift, muss man einfach übersehen, warum der allerdings für das Entrée einen Brief von Vater Mozart verwendet, den man dann wegen mangelhafter Lichtfülle nicht lesen kann, warum dann Herr Störmer auf einer Geige herumkratzen darf, muss in Frage gestellt werden.

Auch der Schluss - so war es auch bei der ersten Vorstellung des Stückes damals in Wien - mit nur der Höllenfahrt, ist heutzutage mehr oder weniger selten.
Die Mahnung, dass bestraft wird, wer Böses tat, ist in Regensburg gestrichen, dafür ertönt nochmals der Chor „Viva la Liberta“ – hier völlig überflüssig wie auch die Projektion eines Textes.

Die Darstellung der Figuren: lebendig, nicht wie sonst oft pomadig ‘altfränk‘sch‘, was zweifellos hauptsächlich der Wuptizität des Sängers des 'Giovanni' zuzuschreiben ist.

Besorgt war man, als die Besetzung mit ihm in der Titelrolle bekannt gegeben wurde. Die Stimme flirrte damals. Ein sehr schnelles Vibrato war beim Dancairo, beim Zahlkellner Leopold und im ‘Vetter‘ zu hören. Hier beim 'Giovanni' überzeugte er vornehmlich mit stabiler Tongebung und einer ausnehmend wohltönenden Brustresonanz.
Hat er geübt? Mit wem? Der, die tat Gutes.

Herausragend die Anna von Frau Pisareva, die Zerline mit Frau Fender besetzt und - last bat not least - die Elvira von Frau Varga.
 
Herr Pollak wird sicher mal ein guter Monostatos oder ein guter Wenzel oder später mal ein guter Mime oder auch ein guter Herodes. Sollte alles das nicht klappen, dann bleibt im noch das Cellospiel, das er ja als Einschub im Regensburger 'Giovanni' betreiben darf.

Gut der Masetto von Mario Klein und der Leporello mit Jongmin Yoon besetzt.
Vermisst wurde Seymur Karimov als 'Giovanni' und wenn nicht der, dann als Leporello. Einen Abend – am 19. 6. durfte er ihn singen.
Sag mir hierfür die Gründe an!

Der arme Adam Kruzel als Komtur, nach dem Mord an ihm im ersten Akt den ganzen Abend warten bis zum Schlussauftritt. Immer aber noch besser als in Braunschweig unter der Leitung des dort damals als Operndirektor tätigen Herrn von Enzberg mit dem Gesicht in einer Suppenschüssel zu liegen.

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Zweiter Abend
Die Banalität der Liebe
Die Lovestory der Hannah Arendt mit Martin Heidegger.

Wer kommt auf die Idee, das zum Thema zu machen und auch noch als Oper musikalisch zu präsentieren?
Regensburg nimmt sich des Stückes an und die Aktion wird nachhaltig gewürdigt.
Wer den historischen Hintergrund nicht kennt und den Einführungsvortrag vor der Vorstellung nicht besucht hat, tut sich schwer, das Stück zu verstehen.

Szenisch gelungen, die Drehbühne, das Verschieben der Bühnenbauten mit den Absätzen, auf denen der Chor in der Kostümierung der Arendt positioniert werden kann, die so mehr oder weniger ständig wechselnden Bilder, erhöhen die Spannung, die nun schon vom Stück selber ausgeht, ohne zu belasten.

Anna Pisareva als junge Arendt, schon wieder nach der 'Anna' am Vorabend, wieder in einer großen Rolle im Einsatz sängerisch wie darstellerisch - untadelig. Wann ruht die Frau sich mal aus? Hoffentlich ist sie nicht mit ‘Familie‘ oder sonst irgendeinem Anhang belastet.
Die gealterte Hannah durch Vera Semieniuk.

Eingebettet in diese Story die Männer, als da sind Vater und Sohn Mendelson und der Gideon Hausner.

Beeindruckend, mit der nicht so glücklichen Lösung am Ende.
Der Vorwurf, dass die Deutschen die Morde begangen haben und keine Demut zeigten, wäre ein besserer Schluss gewesen. Statt dessen lässt die Regisseurin der jungen Arendt auf dem Fahrrad den alten Heidegger hinterherlaufen.

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Dritter Abend
‘Lilom‘

Ein dicker Fehler des Managements, zuzulassen, dass wie schon einmal kritisiert, den Orchestergraben zuzudecken und auf diesem unmittelbar vor der ersten Zuschauerreihe - auch noch abgesenkt - zu spielen.

Der Erfolg:
Das Publikum in der ersten Reihe des dritten Ranges lehnt sich vor, um etwas von den Szenen mitzubekommen - mit dem Erfolg, dass die Herrschaften in der zweiten Reihe sich hinstellen müssen, um etwas zu sehen, was sich auf dem Deckel über dem Orchestergraben abspielt. '
Die weitere Konsequenz, dass die Leute auf den Stehplätzen – schon in der Mitte – nichts mehr sehen.
Geschweige denn diejenigen, die Sitze an den Seiten kauften.
Eine unglaubliche Frechheit der Theaterleitung, vornehmlich der Frau Schauspieldirektorin.

Zu den Darstellern müsste man schweigen, es reiht sich eine Fehlbesetzung an die andere.

War Herr Quest als Mortimer noch einer, der seine Rolle dort neben den lebendigen Leichnamen der alten die Königin umgebenden Grafen füllte, konnte man bei der Titelrolle des Molnarstückes davon keine Rede sein.
Er möge sich als Striezi vom Rummelplatz ein Beispiel an dem ehemaligen Herrn Wölbitsch als 'Giovanni' nehmen. Der hat soviel Sexappeal, dass Herr Quest sich davon kollegial viel abschauen kann.

So fragt man, was findet Julie an ihm? Ausstrahlung als Weiberheld, der er ja angeblich sein soll, hat er kaum.
Was er allerdings mit Frau Brand als diese Julie anfangen soll, die eben keine Gertraud Jesserer ist, sondern irgendwie neben ihrer Rolle steht, wie schon neben der Stuart von Regensburg.
Hätte die Frau besser geheiratet und hätte nun zu entscheiden, ob sie fest- oder mehlig-kochende Kartoffeln auf den Tisch bringen soll.

Auch Frau Pfrepper als Marie schafft es nicht in den Szenen mit Frau Bauer deren Sprödigkeit zu überwinden und Atmosphäre zu schaffen.
Da haut Frau Sörensen – bekannt als Gertrud im Hamlet - schon mehr drauf. Sie ist ganz authentisch, wie es heute Mode ist:
Frau Sörensen gleicht der Gertrud gleicht der Frau Muskat aufs Haar.
 
Herr Blume als Herr Linzmann spurtet wie im 'Rider' oder im 'Woyzeck' über die Bühne.

Wie man die Bühne nutzt, hätte sich Frau Regisseurin Plötner beim 'Giovanni' oder bei der 'Banalität' abschauen können.

Statt das Stück auf den Drehteller zu stellen und auf diesem auch intime Räume bei den wechselnden Szenen zu schaffen, weicht sie auf die Vorderbühne aus und schafft sich damit Probleme, allein schon dadurch, dass die vorn spielenden Szenen nicht einsehbar sind.
Ein Ärgernis die ganze Sache. Wieder mal verlorener Abend, beaufsichtigt durch Frau Junge.

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Vierter Abend
‘Edgar‘

Puccinis Fingerübung vom Theater Regensburg als Erstaufführung der vieraktigen Fassung vorgestellt.
Bestechend die Gestaltung der Bühne. Beispielhaft, wie durch die Drehbühne verschiedenste Raumgestaltungen möglich sind. Krankenzimmer, Straßenszenen, Aussegnungsraum. Sogar die Überdeckelung der Räume wird genutzt.

Das alles hilft, die Story einigermaßen plausibel zu präsentieren.
Warum die aber in 'Trumphausen' spielen muss, wenn von durchziehenden Ungarn die Rede ist, bleibt schleierhaft.

Die beiden Damen – Frau Bakonyi als Gast in der Rolle der Fidelia und Frau Egorova-Schönhöfer als Tigrana überzeugen, Adam Kruzel nach Komtur und altem Heidegger und Proben zu Nabucco nun schon wieder als Frank – unverwüstlich.

Herr Gong wird wahrscheinlich wie seine Vorgänger Suttner, Hemminki und Lee das Rentenalter in Regensburg kaum erreichen. Sauschwer und undankbar die Titelpartie.
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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