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zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Röhm Affäre

   
    ... am 30. Juni 1934

 


 



Gesetz über Maßnahmen der Staatsnotwehr

Vom 3. Juli 1934.

Die Reichsregierung hat das folgende Gesetz beschlossen,
das hiermit verkündet wird:

Einziger Artikel

Die zur Niederschlagung hoch- und landesverräterischer Angriffe am 30. Juni, 1. und 2. Juli 1934 vollzogenen Maßnahmen sind als Staatsnotwehr rechtens.

Ausgefertigt

Berlin, den 3. Juli 1934.
 

Der Reichskanzler
Adolf Hitler

Der Reichsminister des Innern
Frick

Der Reichsminister der Justiz
Dr. Gürtner



 

 

 

Mit dieser lapidaren Formulierung wurden wenige tage nach dem Geschehen Morde legalisiert - das Leben von 200 Personen im Rahmen des 'Röhm-Putsches' vernichtet.

Machtkämpfe zwischen der von Himmler geführten SS und der SA, der Röhm vorstand, sowie Goering, der die Reichswehr stärken und nicht in die SA integriert sehen wollte, waren ausschlaggebend für eine Mordaktion, für die es keine Rechtfertigung gab und für die erst nachträglich im Schnellverfahren - binnen drei Tagen - eine gesetzliche Grundlage geschaffen werden musste.

Hitler hatte einen angeblichen Putsch der SA konstruiert, hinzu kam die angeblich hinlänglich bekannte homosexuelle Neigung von Röhm, die Führung für vier Wochen vom Dienst suspendiert, zu einer Tagung nach Bad Wiessee eingeladen.

Dort ließ er Röhm verhaften und mehrere SA-Führer erschießen.
Am 1. Juli 1934 wird er im Gefängnis München Stadelheim erschossen.

Kurt von Schleicher - der letzte Reichkanzler der Weimarer Republik - ist in Wiessee nicht anwesend, auch ihm wird Beteiligung am angeblich geplanten Röhm-Putsch vorgeworfen.

Am 30. Juni 1934 erschießt ein Kommando der SS den General und seine Frau in seinem Haus in Neubabelsberg.

Gustav Ritter von Kahr wird in der Nähe von Dachau am 30. Juni 1934 ermordet.

Gregor Strasser wird am 30. Juni 1934 in Berlin erschossen.

Auch der Journalist Fritz Gerlich, der sich in seinen Beiträge für die Zeitschrift 'Der gerade Weg' gegen Hitler und die Nazis mit Titeln wie

'Nationalsozialismus heißt: Lüge, Hass, Brudermord und grenzenlose Not'

ausgesprochen und die Homosexualität Böhm's publik gemacht hatte, wurde nach Dachau ins KZ gebracht und in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1934 gemeinsam mit Paul Röhrbein liquidiert, der zu Röhm homosexuelle Beziehungen gehabt haben soll.

Die Aktion wurde zudem noch vom greisen Reichspräsidenten von Hindenburg vier Wochen vor seinem Tod - für richtig befunden.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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