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Vor fünfundsiebzig Jahren
Thema des Tages
Vergeltung
Für den
5. Februar 1944
notierte Goebbels in seinem Tagebuch:
Zitat
[...]
Das Kirschkern-Programm der Luftwaffe ist wesentlich weiter.
Aber auch hier haben wir noch eine gewisse Zeit zu warten, bis
die Luftwaffe damit einsetzen kann. Wenn alles gutgeht, soll das
Kirschkern-Programm Anfang und das A4-Programm Ende April in
Tätigkeit treten.
Die Riesenartillerie, die Speer an der Atlantikküste aufbauen
lässt, hat jetzt schon eine Schussweite von 100 km erreicht.
Hiervon verspricht Speer sich außerordentlich viel, und dieses
Projekt kann auch in absehbarere Zeit verwirklicht werden.
Jedenfalls muss man bei alledem feststellen, dass wir im
Augenblick noch nicht soweit sind. Auch unsere Luftwaffenrüstung
stockt an allen Ecken und Enden. Es wäre gut, wenn Speer sie,
genau wie das U-Boot-Programm, in die Hände nähme. Aber das
möchte man im Augenblick Göring und Milch nicht antun. Doch was
heißt das angesichts der großen Notlage, in der wir uns
gegenwärtig befinden.
[...]
Zitatende |
Der zweite Weltkrieg begann mit dem Überfall Nazi-Deutschlands
auf Polen am 1. September 1939.
Im Zuge eines wenige Monate zuvor geschlossenen Beistandspakts hatten
sich England und Frankreich dazu verpflichtet, Polen im Falle eines
bewaffneten Konflikts militärisch beizustehen.
Diesmal würden die beiden Staaten sich nicht mehr mit Hitler auf einen
Deal einlassen. Sie hatten zu lange zugesehen, wie der 'Führer' sein
Machtpotential ausbaute, sich nicht an Absprachen hielt und Länder wie
die Tschechei vereinnahmte.
Deutschland wurde daher am 3. September 1939 um 9 Uhr durch Übergabe
eines entsprechenden Papiers durch den britischen Botschafter Henderson
an den deutschen Chefdolmetscher Dr. Paul Schmidt im Außenministerium
ein Ultimatum gestellt, bis 11 Uhr britischer Sommerzeit am gleichen
Tag, sämtliche Truppen aus Polen abzuziehen. Sollte dies nicht der Fall
sein, bestehe ab diesem Zeitpunkt der Kriegszustand zwischen
Großbritannien und Deutschland.
Das Papier wurde Hitler in der Reichskanzlei übergeben, der fragte den
Außenminister Ribbentrop:
"Was nun?"
Der wiederum antwortete ratlos, er nehme an, dass wenige Stunden später, gegen
17.00 Uhr, Frankreich folgen werde.
Und so kam es.
Es folgten später auf Druck Londons weitere Kriegserklärungen von
Australien, Neuseeland, dann auch von der Südafrikanischen Union, Nepal,
Bahrain, Oman und Kanada.
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Aber weder England noch Frankreich eilten Polen zu Hilfe. Sie sahen zu, wie
Nazi-Deutschland den östlichen Nachbarn vernichtete, so dass Warschau
schon am 28. September 1939 kapitulierte.
Frankreich fühlte sich nicht imstande, Krieg gegen Deutschland zu führen
und England zögerte, Truppen auf den Kontinent nach Frankreich zu
entsenden.
Diese 'Pause' nutzte Nazi-Deutschland, aufzurüsten und Truppen, die in
Polen nicht mehr 'gebraucht' wurden an die Westgrenze zu verlegen.
Man stand sich gegenüber, kämpfte aber nicht.
Der Frankreich-Angriffsplan Hitlers - für den November 1939 vorgesehen -
wurde immer wieder verschoben.
Sein Operationsplan 'Sichelschnitt', der Angriff auf Frankreich über die neutralen
Niederlande und Belgien, werde nach dem zu erwartenden Vorrücken
französischer und britischer Truppen nach Belgien dazu führen, dass die
Heeresgruppe A durch die dicht bewaldeten Ardennen bis zur französischen
Kanalküste vorstoßen könne.
Der Plan ging auf.
Am 17. Juni 1940 unterbreitete der französische Ministerpräsident Henri
Philippe Pétain angesichts der aussichtslosen militärischen Lage
Deutschland ein Waffenstillstandsangebot. Zuvor hatte die französische
Führung vergeblich versucht, die USA zu einem Kriegseintritt an der
Seite der Alliierten zu bewegen.
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Durch die deutsche Truppenführung waren die britischen Verbände, die
dann doch auf dem Kontinent abgesetzt worden waren, um
Dünkirchen
eingeschlossen, konnten aber nach England zurückgezogen werden.
Hitler ließ nun Pläne für eine Invasion der britischen Insel ausarbeiten, die aber
nicht durchführbar waren. Die britische Marine war zu stark, die eigenen
Boote waren mit der Besetzung Norwegens beschäftigt, die deutsche
Luftwaffe führte zwar Flächenbombardements durch, konnte aber eine
Lufthoheit über England nicht herstellen, die für eine Invasion
notwendig gewesen wäre.
Das Unternehmen
Seelöwe wurde im Herbst 1940 abgebrochen, Hitler konzentrierte sich
wieder auf den Lebensraum im Osten.
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Im Verlauf des Krieges vermehren sich ab Beginn 1942 die
Angriffe der Alliierten auf das Gebiet des Deutschen Reichs. Vornehmlich
ging es darum, Industrieanlagen und kriegswichtige Firmen zu zerstören,
die Briten scheuten sich aber nicht, auch die deutschen Zivilbevölkerung
zu treffen.
Einer der ersten Luftangriffe erfolgte am 11. Juni 1940 nachts gegen
1.15 Uhr. Hierbei wurde durch Bombentreffer kurzzeitig die Bahnstrecke
zwischen Rostock und Warnemünde unterbrochen. Menschen kamen nicht zu
Schaden.
Einer der großen Angriffe erfolgte am 29. März 1942
bei dem etwa 400 Tonnen Bomben von
234
Vickers Wellington- und
Stirling Bomber-Flugzeugen
über Lübeck
abgeworfen wurden. Zwei Drittel davon waren etwa 25.000 Brandbomben, die
verheerende Feuer auslösten und die Innenstadt verwüsteten.
Die größten und folgenschwersten Angriffe erfolgten vom 24. Juli bis 3.
August 1943 auf Hamburg, denen schätzungsweise 34.000 Menschen zum Opfer
fielen.
Die Angriffe, zunächst nachts durchgeführt, wurden dann auch tagsüber
geflogen, als die Amerikaner in den Krieg eingriffen.
Möglichkeiten, die Angriffe abzuwehren, bestanden für das Nazi-Regime
kaum. Die Flak war zu schwach, hunderte anfliegender Flugzeuge in Schach
zu halten.
So kam es auf deutscher Seite zur Entwicklung von Waffensystemen, die die
- Kampffliegerwaffe entlasten,
- fliegendes Personal einsparen und
- teure Bombenflugzeuge durch billigere Flugbomben ersetzen sollte,
somit die Zahl der
gefährlichen Anflüge auf die britische Insel mit fliegendem Personal reduzierten.
Eines davon die
düsengetriebene Flugbombe V1, die unter
dem Decknamen 'Kirschkern' Mitte 1942 in das 'Vulkanprogramm' der
Luftwaffe, das alle Raketenentwicklungen umfasste, aufgenommen worden
war.
Hitler wollte mit der Flugbombe Terrorangriffe gegen englische Städte
fliegen lassen, die auf erfolgreichen Tests im Juli 1943 bis in das Jahr
1944 hinein, beruhten.
Immerhin verließen 1.700 - im Mai 1944 2.500 - Flugbomben die Fließbänder,
so dass Hitler bestimmte, der Einsatz der V1 solle endgültig ab Mitte
Juni 1944 erfolgen.
Der Grund für die beschleunigte Inangriffnahme dieses
V1-Flugbombenprojektes war die starke Verzögerung der Entwicklung der
A4-Raketenbombe.
Zu diesem Themenkomplex notierte Goebbels ebenfalls am 5. Februar 1944:
Zitat
[...]
Das A4-Programm stockt immer noch. Wir sind in unseren
Erprobungen immer noch nicht recht weitergekommen. Es sind
wiederum fünf Schüsse abgegeben worden; aber die Sache hat nicht
richtig geklappt. Trotzdem läuft die Produktion weiter. Speer
glaubt, wenigstens bis Ende Februar einen genauen Termin angeben
zu können, wann das A4-Programm praktisch in Tätigkeit treten
kann.
[...]
Zitatende |
Quellen:
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Waffen/Fi103.htm
https://www.bernd-leitenberger.de/a4.shtml
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll
bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der
Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes
oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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