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	Zum vorhergehenden Artikel Ein Kommentar 
	zum Spielplan Theater Regensburg 
 Geht es nach der neuen Leitung des Theaters Regensburg, tut es für Regensburg auch B-Ware. Wozu sich Neues ausdenken? Mit einem Aufguss aus Radebeul eröffnet das Musiktheater. Mit ‘Der Prozess‘ von Gottfried von Einem nach Franz Kafka. Einer Literaturoper aus den 1950er-Jahren, die reichlich Staub angesetzt hat, ein eklektizistischer Stilmix, der „die unter die Haut gehende Sogwirkung von Kafkas Text nicht von fern erreicht“ (Bernhard Neuhoff, BR). Für Inszenierung, Ausstattung und Lichtdesign zeichnet der Intendant obendrein verantwortlich. Als Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner sowie Lichtdesigner fungiert der Intendant und Operndirektor dann noch einmal bei der Musical-Revue ‘Putting it Together‘. Bei der Oper mit dem Titel ‘1984‘ von Lorin Maazel, die 2005 in Covent Garden uraufgeführt und vom Fachpublikum geradezu zerrissen wurde, zum dritten Mal als Regisseur, Kostümbildner und Lichtdesigner. Man fragt sich, warum dirigiert er nicht auch noch all diese Produktionen? Denn: Auf einen Generalmusikdirektor konnte man sich noch nicht verständigen. • Chefdramaturg Ronny Scholz setzt den Regensburgern seine ‘aufgewärmte‘ Inszenierung der Comic Operetta ‘Candide‘ von Leonard Bernstein vor, nachdem sie 2021 in Münster zu sehen war. Die Solo-Tanzperformance ‘I play d(e)ad‘ des neuen Leiters der Tanzcompany und Chefchoreografen Wagner Moreira stammt ursprünglich aus Görlitz und von 2017. Für Regensburg taugt’s! Das hat sich offensichtlich auch der Verwaltungsrat des Theaters Regensburg gedacht, der vor zwei Jahren über die „Personalberatung Kulturexperten Dr. Scheytt GmbH*)“ den neuen Intendanten suchen ließ. Obwohl nahezu wieder unter Normalbedingen gespielt werden kann, bleiben nicht nur ältere Besucher in immer größerer Zahl den Theatern fern, das Publikum zögert, die Ränge sind weiterhin lückenhaft besetzt. Man weiß nicht, ist angesichts der aktuellen Lage der Regensburger Theaterspielplan für die Saison 2022/23 mit (zu) vielen Produktionen abseits des klassischen Kanons wagemutig oder schlichtweg unbedacht. Gar fahrlässig? Vieles bleibt vage. Ob Pop-up-Theater im Stadtraum und Darbietungen in Leerstands-Immobilien dazu geeignet sind, auch langfristig die Reihen der Häuser am Bismarck- und Haidplatz zu füllen? Und wie lange lässt die Sanierung des Velodroms noch auf sich warten? Wie lange noch will man das Antoniushaus blockieren, das primär als Kulturzentrum für das Kasernenviertel gedacht ist? • Beim Spielzeitmotto ‘Wahrheiten‘ wird es ‘strange‘. Warum nicht gleich ‘Alternative Fakten‘? Als ob es verschiedene Wahrheiten gäbe! Es gibt nur eine (Singular!) Wahrheit, sie ist zwingende Voraussetzung für ein vernünftiges Zusammenleben. Wahrheit ist Wahrheit. Es gibt keine zwei Wahrheiten und auch keine halbe Wahrheit. Streiten kann man allenfalls darüber, wie die Wahrheit zu interpretieren ist. • „Wie du kommst gegangen, so 
	wirst du empfangen“, sagt das Sprichwort. Holpriger hätte der Start in eine 
	neue Ägide kaum sein können! Die zahlreichen Beendigungen von Engagements in 
	Dramaturgie, Musiktheater, Schauspiel und Tanz – egal, ob man das 
	Nichtverlängerung, Spezialmaßnahme oder Sonderoperation nennt, es ist in 
	jedem Fall ein Rausschmiss! – dürften dem neuen Intendanten länger 
	nachhängen als all seinen Vorgängern. Entlassungen, ohne das Ensemble auf 
	der Bühne gesehen oder gehört zu haben, ohne vorher ausreichend mit ihm 
	kommuniziert zu haben, das zeugt – zumal in Zeiten von Pandemie und 
	Inflation – nicht von Sozialkompetenz. Es mag rechtens sein, künstlerisches 
	Personal mit dem schlichten Verweis auf ‘Intendantenwechsel‘ zu entlassen, 
	gerecht ist es nicht! Der ‘Offene Brief‘, mit dem sich im Herbst 2021 das 
	Ensemble zu Wort meldete, die hohe Anzahl der Nichtverlängerungen und die 
	respektlose (Nicht)-Kommunikation kritisierte, hat Regensburg bundesweit in 
	die Schlagzeilen gebracht. Einige Punkte aus dem Papier haben Eingang in die 
	Fairness-Charta des ‘ensemble-netzwerk e. V. ‘ gefunden.  Viele Publikumslieblinge werden nach guten Jahren mit Spitzenleistungen aus Regensburg vertrieben: das Tanzensemble, Anna Pisareva, Vera Semieniuk, David Markandeya Campling, Kristóf Gellén, Philipp Quest, Thomas Weber und viele weitere. Ihnen allen viel Glück und viel Erfolg! Möge Ihnen der Neustart andernorts gelingen und viele Traumrollen in Erfüllung gehen. • *) Sicher nur Zufall: Dr. 
	Oliver Scheytt ist Dozent des Studiengangs ‘Theater- und Musikmanagement‘ 
	der LMU München, den 2020 sowohl Herr Ritschel als auch die künftige 
	Regensburger Schauspieldirektorin Antje Thoms belegt hatten. (https://www.theatermanagement.theaterwissenschaft.uni-muenchen.de/ Kommas sind grad aus! Claim zum Videotrailer zur Spielplanpräsentation 2022/23, Corporate Design: klein, laut 
   
	 
 
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 | Zitat Theater und Finanzen :Was die erhöhten Solo-Gagen für Theater bedeuten 
			
			
			
			Von Michael Stallknecht
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			MITTELBAYERISCHE 
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			Zitat Unser 
			Gastkommentator ist Gregor Peter Schmitz, Chefredakteur des Stern. 
 
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 Wie kommen die Menschen zurück ins Theater? © Getty Images / HAYKIRDI Birgit Mandel im Gespräch mit Janis El-Bira · 18.06.2022 
 
 
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	Kurz kommentiert
	
	Man meint, mit ‘open house‘ die Leute wieder ins Theater locken zu können. 
	Man meint, mit Kooperationen, den Leuten das Theater schmackhaft machen zu 
	können.
	Irrt man sich da nicht?
	
	Schon in den 90ziger Jahren ging der damalige Intendant vom Theater Bremen, 
	Herr Bierwoss, eine Verbindung zum damaligen Trainer von Werder Bremen, 
	Herrn Rehhagel, ein.
	Genutzt hat es nichts!
	
	Es wäre besser, man hielte die Theater dazu an, die Stücke unverfälscht zu 
	spielen.
	Wie man es eben nicht machen soll, zeigt die Produktion des Verdi’schen 
	Otello ganz in der Nachbarschaft unter der Geschäftsführung der Frau 
	Berman an der Niedersächsischen Staatsoper Hannover. Oder durch Frau Anders 
	am Schauspiel in Hannover mit Der zerbrochne Krug.
	
	Dann erfüllten wenigstens diese beiden Häuser den Bildungsauftrag und zögen 
	nicht dem Steuerzahler unberechtigter Weise das Geld aus der Tasche.
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			Zitat Oper kann 
			man jetzt endlich wieder ohne Maske, Test und Schlange genießen – 
			aber das Publikum zögert 
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			Zitat 14. Juni 2022, 16:07 Uhr Lesezeit: 2 min 
			 Georg Nigl als Orfeo in romantischer Höllenlandschaft. (Foto: Michael Pöhn/Wiener Staatsoper) Regisseur Tim 
			Morris und Dirigent Heras-Casado verwursten in Wien Monteverdis 
			Sänger-Oper.  Von Helmut Mauró Es ist 
			ein Abend voller Mitleid. Das gibt schon die Geschichte des antiken 
			Barden Orfeo vor, wie sie Claudio Monteverdi als große
			
			Oper in Musik gesetzt hat. 
			Orfeos junge Frau Euridice stirbt an einem Schlangenbiss, der Gatte 
			ist untröstlich und will sie aus der Totenwelt zurückholen. Das 
			gelingt ihm nur kurz, die musikalische Klage darüber ist lang, 
			Monteverdi zieht alle musikalischen Register.  | 
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Kommentar
	Im Fokus des Symposiums stand die Frage nach 
	möglichen Perspektiven der Wagner-Regie, die sich vor dem Hintergrund der 
	aktuellen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Situation in 
	einem zunehmenden Spannungsverhältnis zwischen historischem Werk, 
	Interpretation und Zuschauererwartung bewegt. 
 
	Sind tatsächlich durch die an oberster Stelle 
	per Grundgesetz von 1949 festgeschriebene ‘Freiheit der Kunst‘ Eingriffe in 
	Struktur, Text und Partitur eines Werks, dessen Schutz auf Urheberrecht 
	abgelaufen ist, in jeder Form hinzunehmen? Hiervon wird seit der Hans 
	Neuenfels’schen Aida in Frankfurt am Main im Jahr 1980 großzügig Gebrauch 
	gemacht.
	Von der Bevölkerung wird das zumindest bedauert, wenn nicht abgelehnt.
	
	Der Urheberschutz aber gilt gleichwohl für die geleistete Regiearbeit, wie 
	deutsche Gerichte wiederholt bestätigt haben. Opernregie – in Abgrenzung zum 
	theatralischen Kunsthandwerk oder -gewerbe wie bei zahlreichen 
	konfektionierten Musical-Produktionen – wird vom Gros des Publikums dann als 
	befriedigend und gelungen empfunden, wenn erkennbar wird, dass ein Regisseur 
	das Werk in Text, Musik und Gehalt durchdrungen hat, wenn die Inszenierung – 
	wie auch immer sie sich zeigt – konzeptionell und in der konkreten 
	Realisierung „schlüssig“ und „werkgetreu“ abgeschlossen ist. Das heißt 
	nicht, dass Regie museal zu arbeiten hat. 
	
	Genese und Rezeptionsgeschichte eines Werks sind aber zu berücksichtigen. 
	Oder dürfen Erwartungshaltungen in der Darstellung der Figuren - wie beim 
	‘Otello‘ in Hannover - gegen die Vorgaben der Autoren so gravierend 
	unterlaufen werden? Desdemona die Böse, Kalte, Berechnende und Otello, der 
	Gescheiterte, der von ihr Gequälte?
	Wandeln sich Werte derart auf der Opernbühne? 
	Ist beim z.B. ‘Ins-heute-Gezerre‘ der Werke die Kunst nach Art. 5 Absatz 3 
	Grundgesetz (GG) tatsächlich so frei, dass sie nicht gefallen muss und dem 
	Werk sogar nicht dienen darf?
 
	Angesichts des Fachkräftemangels an den 
	deutschen Theatern, der sich von Beleuchtungsabteilung, Theatermalerei, 
	Gewandmeisterei bis hinauf zu den Künstlerischen Betriebsbüros durchschlägt, 
	sind gewisse Standards vielfach nicht mehr gewährleistet. Ein Umstand, mit 
	dem auch die Opernregie und -ausstattung umzugehen hat. Vieles, was 
	wünschenswert ist, kann nicht mehr gewährleistet werden. Historische Kostüme 
	versteht kaum jemand mehr zu fertigen, man kauft in Bekleidungshäusern ein 
	und beschränkt Kostüme wie jetzt im Berliner ‘Ring‘ auf ‘Schiesser‘ 
	Feinripp-Unterwäsche – oder war`s ‘Trigema‘?
	
	Konsensual lässt sich aus allen Referaten, Vorträgen und 
	Diskussionsbeiträgen konstatieren, dass es einfach erforderlich ist: 
	Regisseure wissen um die Abläufe eines Opernbetriebs und bringen das 
	‘Handwerk‘ mit. Bei Engagements „fachfremder“ Regisseure (bildender 
	Künstler, Filmemacher, Schriftsteller etc.), die wegen zugkräftiger Namen 
	verpflichtet werden, kommt es erfahrungsgemäß immer wieder zu Friktionen, 
	die den ‘Betriebsablauf‘ stören, elementare Dinge der Opernregie wie 
	Sängerführung und etwa Lichtdesign laufen nicht selten im 
	‘Try-and-error-Verfahren‘ zeit- und ressourcenraubend ab. 
	Wie berichtete Klaus Florian Vogt am 3.8.2022 während des Symposiums in BT:
	
	Der Regisseur ließ drei Wochen lang die Szene Sachs/Stolzing im dritten Akt 
	‘Meistersinger‘ im Bühnenhintergrund proben, wobei von Anfang an klar war, 
	dass die Sänger den Dirigenten nicht sehen konnten und dieser keinen Kontakt 
	zu den beiden Solisten hatte. Der Erfolg: Im letzten Moment wurde die Szene 
	nach vorne an den Rand des Grabens verlegt. 
	Ergo: Waste of time and waste of manpower.
	
	Unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung lässt Intendanten die freie 
	Wahl. Politik und öffentliche Hand aber müssen Änderungen am System der 
	finanziellen Zuwendungen vornehmen. Es darf auch nicht geschehen, dass aus 
	Unkenntnis oder politischem Entgegenkommen Intendanz-Planstellen mit 
	unqualifizierten Leuten besetzt werden und, um diese dann loszuwerden, 
	immense Abfindungen gezahlt werden müssen – siehe jetzt Trier, siehe jetzt 
	Karlsruhe. 
	Scheitern einer Opernproduktion – sogar sehenden Auges – sängerisch und 
	szenisch wie jetzt beim ‘Ring‘ in Bayreuth - darf nicht vorkommen. ‘Freiheit 
	der Kunst‘ hat ihre Grenzen. 
	Das gilt auch für ‘Katharina, die Grobe‘.


	
	
 
	
	Gedanken zur 
	Zukunft der 
	Bayreuther Festspiele 
Vorwort
Ständig sind die Gedanken eines Menschen in Bewegung. Freude kommt auf, wenn sich eine angenehme Erinnerung einstellt. Sich „Gedanken machen“, das hört sich schon so an, als müsse man etwas neu durchdenken, eine Veränderung planen, etwas bisher Gewohntes beiseitelegen, Zeit gewinnen usw. Wenn sich meine Gedanken, in denen die Kunstgattung Oper eine ganz große Rolle spielt, um das Werk Richard Wagners drehen, dann denke ich unwillkürlich an die Bayreuther Festspiele, an die ältesten Opernfestspiele der Welt, gegründet vom Komponisten Richard Wagner mit dem Ziel, in dem von ihm erbauten Opernhaus ausschließlich seine Werke aufzuführen. Sogar der Begriff Festspiele ist eine Wortschöpfung Wagners. Die Weiterführung dieser Festspiele über seinen Tod hinaus, sind das Verdienst seiner Nachfahren bis zu Wieland und Wolfgang Wagner. Spätestens seit 2007 habe ich allerdings Grund, mit großer Sorge an den Sinn und den Fortbestand der Bayreuther Festspiele zu denken, denn spätestens seit der „Meistersinger“-Inszenierung durch Katharina Wagner im Sommer des Jahres 2007 und dem plötzlichen Tod ihrer Mutter Gudrun im November desselben Jahres, sowie dem sich erschreckend schnell verschlechternden Gesundheitszustand Wolfgang Wagners und damit einhergehend der schwindenden Befähigung, die Festspiele weiter leiten zu können, seit diesem Zeitpunkt geriet das ganze bisher so geordnete Unternehmen Festspiele arg ins Wanken.
Es war der Zeitpunkt gekommen, der allen Beteiligten klarmachte, es muss jetzt sehr schnell ein neuer fähiger Festspielleiter die Verantwortung übernehmen, um einen künstlerischen Neuanfang einzuleiten.
Der hier folgende Beitrag mit dem Titel Gedanken zur Zukunft der Bayreuther Festspiele baut ja auf Vergangenem auf. Er zieht Lehren aus schweren Fehlern, aus absichtlich der Zerstörung dienenden Entscheidungen der damals Verantwortlichen, ja sogar aus den Verstößen gegen geltende Satzungen (mit Gesetzeskraft), denn ab dem Herbst 2007 wurden die Bayreuther Festspiele zum Spielball der Politiker und Geldgeber. Von einem dringend erforderlichen künstlerischen Neuanfang war ab diesem Zeitpunkt gar keine Rede mehr.
	Aktueller Anlass, sich noch ernstere Gedanken um den 
	Fortbestand der Festspiele zu machen, ist die Missachtung der durch 
	unkorrekte Vorabsprachen 2008 ins Amt beförderten Festspielleitung, die den 
	ihr (laut Stiftungssatzung) erteilten Auftrag nach § 2 / Sitzungszweck nicht 
	erfüllt. 
 
	Ferner die Art und Qualität 
	der Aufführungen, die beängstigend sinkende Nachfrage nach Eintrittskarten, 
	die in astronomische Höhen geschraubten Eintrittspreise und der im Frühjahr 
	und Sommer 2021 erneut gestartete Anlauf, nun ernsthaft über Änderungen der 
	Stiftungssatzung der Richard-Wagner-Stiftung nachzudenken, ja, sie sind 
	Anlass genug, die Zukunft dieser bedeutenden Opernfestspiele mit Sorge zu 
	betrachten. 
	
	 
Erste Ideen Richard Wagners, ein eigenes Theater zu bauen, in dem er seine Musikdramen hätte aufführen wollen, sind schon aus dem Jahre 1850 bekannt, einem Zeitpunkt, als die Komposition des „Ring des Nibelungen“ noch in den Anfängen schlummerte. Dieses Theater zu errichten ist ihm in Bayreuth gelungen, nachdem zuerst in München ein Bauplatz für ihn reserviert war. Mit der Aufführung seiner Werke wurde er zum Begründer der „Bayreuther Festspiele“.
Er selbst konnte sie zu seinen Lebzeiten nur zweimal veranstalten, im Jahre ihrer Gründung 1876, als sein „Ring des Nibelungen“ erstmals komplett aufgeführt wurde, und 1882 zur Uraufführung seines letzten Werkes, dem Bühnenweihfestspiel „Parsifal“. Unter dem Namen „Bayreuther Festspiele“ haben seine Nachfahren, angefangen bei seiner Witwe Cosima, über seinen Sohn Siegfried, dessen Ehefrau Winifred, bis hin zu den Enkeln Wieland und Wolfgang die Festspiele als Festspielleiter bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts geführt.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass die Bayreuther Festspiele bis zum Ende des 19. und in den ersten 50 Jahren des 20. Jahrhunderts, bedingt durch zwei Weltkriege und nicht zuletzt auch aus finanziellen Gründen, nicht jedes Jahr durchgeführt werden konnten. Deshalb wurden sie seit ihrer Gründung (als förderungswürdig eingestuft) finanziell unterstützt. Heute jedoch sind ihre Hauptfinanziers die Bundesrepublik Deutschland, der Freistaat Bayern, die Stadt Bayreuth und der Förderverein „Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e. V.“.
Wagners Sohn Siegfried und seine Frau Winifred haben aber bereits zum Ende der 1920er-Jahre den Grundstock zur Sicherung des wertvollen Erbes gelegt. Sie erschienen im Jahre 1929 vor einem Bayreuther Notar und sorgten in einem gemeinschaftlichen Testament für den Weiterbestand der Festspiele und für die Unveräußerlichkeit des Festspielhauses.
Weltgeltung erlangten die Bayreuther Festspiele ab der Wiedereröffnung nach dem Ende des II. Weltkrieges im Jahre 1951. Besonders die Inszenierungen Wieland Wagners, der 1966 mit nur 49 Jahren starb, revolutionierten den gesamten Aufführungsstil der Wagnerschen Musikdramen.
Aber auch Wielands Bruder Wolfgang, der die Festspiele ab 1966 allein weiterführte, erledigte dies souverän im Sinne der Familientradition mit großem Geschick, Führungs- und Begeisterungsfähigkeit und der Verpflichtung bedeutender Solisten, Regisseure und Bühnenbildner. Die Aufführungen waren Gesamtkunstwerke, sie galten als mustergültig und sie besaßen den Nimbus der „Einzigartigkeit“ bei den Besuchern.
Die Festspiele waren immer noch ein Privatunternehmen, seit sie 1951 erstmals nach dem Ende des II. Weltkrieges wieder stattfinden konnten. Seit diesem Zeitpunkt erhielten sie feste Zuschüsse der Bundesrepublik Deutschland, des Freistaats Bayern, der Stadt Bayreuth, und seit seiner Gründung im Jahre 1949, auch vom Förderverein „Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e.V.“.
	Einen weiteren Schritt in Richtung Sicherung des 
	ideellen und materiellen Familienerbes gingen die Nachfahren Siegfried und 
	Winifred Wagners, die Zweige der vier Familien Wieland, Wolfgang, Friedelind 
	und Verena Wagner, indem sie das Familienvermögen 1973 in eine „rechtsfähige 
	öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts“ überführten. Wichtigste 
	Bestandteile der Stiftungssatzung sind die §§ 6 und 8, in ihnen geht es um 
	die Aufteilung der Stimmen im Stiftungsrat, um die Wahl des Festspielleiters 
	und um die Vermietung des Festspielhauses an den gewählten Festspielleiter. 
	Der Umgang mit der Stiftungsurkunde und der Satzung, ihre Nichtanwendung 
	bzw. ihr Missbrauch ist Thema des zweiten Teils dieser Ausarbeitung. Um es 
	noch einmal deutlich zu machen: Die Nachfahren der Eheleute Siegfried und 
	Winifred Wagner – Wieland, Friedelind, Wolfgang und Verena Wagner – sind die 
	Stifterfamilien. Wer sein Vermögen in eine Stiftung einbringt, vertraut den 
	Verantwortlichen der Stiftung, dass sie dieses Vermögen – wie in der 
	Stiftungssatzung ausgeführt – verwaltet. Der Text der Stiftungssatzung hat 
	Gesetzeskraft, die Satzung drückt den Stifterwillen aus. In der 
	Stiftungssatzung der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth bleiben den 
	Stifterfamilien noch ganz bestimmte Rechte erhalten. 
	In diesem Zusammenhang ist von einiger Wichtigkeit die Kenntnisnahme dessen, 
	dass Wolfgang Wagner 1976 eine zweite Ehe mit Gudrun Mack, geb. Armann, 
	einging, aus der die 1978 geborene Tochter Katharina hervorging. 
	 
	Die Einzigartigkeit der Aufführungen blieb erhalten 
	bis ungefähr zur Jahrtausendwende. Ab diesem Zeitpunkt änderte sich 
	innerhalb eines Jahrzehnts bei den Festspielen fast alles, das meiste nicht 
	zum Vorteil.  
	 
	In den kommenden Abschnitten geht es 
	jetzt darum, einerseits die großen Erfolge aufzuzeigen, die sich aus den ab 
	1951 geschaffenen Inszenierungen ergaben, andererseits aber auch die 
	Veränderungen zu beobachten, die – vorbereitend, schleichend und zuerst 
	nicht bemerkt – letztendlich ab 2008 alles so großartig Erarbeitete 
	zunichtemachten. 
	
	Die 
	Festspiele von 1951 bis 1972
Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reichs zum Ende des von den Nationalsozialisten begonnenen II. Weltkrieges konnten zunächst ab 1945 keine Festspiele mehr veranstaltet werden. Einerseits war das Festspielhaus von der amerikanischen Besatzungsmacht beschlagnahmt worden und diente zunächst als Unterhaltungsbühne zur Betreuung der amerikanischen Truppen. Andererseits wurden schwere Vorwürfe gegen die Familie Wagner erhoben, mit den Größen der Reichsregierung eng verbunden gewesen zu sein. Adolf Hitler war von 1933 bis 1940 ständiger Festspielgast. Er wohnte stets im Siegfried-Wagner-Haus und ging in Wahnfried ein und aus. Winifred Wagner musste sich deshalb 1949 vor dem Entnazifizierungsausschuss verantworten. Unter der Bedingung, dass sie die Festspielleitung niederlegt, diese ihren Söhnen Wieland und Wolfgang überträgt, bekam die Familie 1950 wieder das Recht zugestanden, Festspiele zu veranstalten.
	Bis zu den ersten Festspielen der Nachkriegszeit war 
	es ein dorniger Weg. Es fehlte ein künstlerisches Konzept und es fehlte 
	Geld, viel Geld. Nun betrieben die Brüder Aufgabenteilung, jeder setzte 
	seine Stärken entsprechend ein. Wieland Wagner hatte die künstlerische 
	Leitung übernommen, Bruder Wolfgang war für die Organisation und fürs Geld 
	verantwortlich. Wieland, der zum Kriegsende mit seiner Familie bei seiner 
	Schwester Verena am Bodensee untergekommen war, durfte erst Jahre später 
	wieder nach Bayern einreisen. Er schmiedete mit seiner Frau Gertrud während 
	ihrer „Verbannung“ handfeste Pläne, wie man die Werke des Großvaters nach 
	der Wiedereröffnung der Festspiele (der neuen Zeit angepasst) inszenieren 
	könnte. Wolfgang reiste durch die Lande und sammelte erfolgreich Geld ein. 
	Als zum Schluss noch ein stattlicher Betrag fehlte, trat der Deutsche 
	Gewerkschaftsbund auf den Plan und stellte die nicht unbeträchtliche 
	Fehlsumme zur Verfügung. Die Gewerkschaft erhielt zum Dank in den späteren 
	Jahren jährlich zwei komplett reservierte Vorstellungen (zu günstigeren 
	Konditionen). 
	
 
	So konnte man nun Ende 1949 die Planungen für die 
	ersten Nachkriegsfestspiele im Jahre 1951 beginnen, wobei man wirklich bei 
	Null anfangen musste, denn es fehlte an allem. Als dann im Juli 1951 die 
	schwarzen Limousinen wieder den Hügel hinaufrollten, wurden die Besucher mit 
	einer Neuinszenierung des „Parsifal“ derart überrascht, so dass weite Teile 
	des Publikums die revolutionäre Inszenierung lautstark ablehnten. Und genau 
	diese Inszenierung (auf leergefegter Bühne) – das Bühnenbild bestand nur aus 
	wenigen Stoffhängern mit dezentem Licht beleuchtet – stiftete riesige 
	Verwirrung. Eine ausgefeilte Regie und der Einsatz des „neu erfundenen 
	„Sänger-Darstellers“ ließen aber bald alles Vergangene vergessen. Wieland 
	Wagner wurde in den kommenden Jahren zum erfolgreichsten Regisseur der 
	zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Niemand hätte damals gedacht, dass 
	seine „Parsifal“-Inszenierung 23 Jahre hintereinander (bis 1973) auf dem 
	Spielplan bleiben würde. Ich selbst hatte das Vergnügen, in den Jahren 1972 
	und 1973 daran mitarbeiten zu dürfen. Der Neustart war gelungen. Die Brüder 
	Wagner hatten überall in den Gebäuden Plakate aufgehängt, auf denen sie mit 
	dem Spruch “Hier gilt's der Kunst“ darum baten, auf dem gesamten 
	Festspielgelände von der Führung politischer Gespräche Abstand zu nehmen. 
	Dadurch wurde „die braune Vergangenheit“ weitgehend ausgeblendet. 
	 
In den kommenden Jahren inszenierten die Brüder Wagner immer abwechselnd – so war es vereinbart worden –, wobei Wieland mit seinen Regie-Einfällen stets der große Erneuerer war, der die szenische Entrümpelung Bayreuths fortsetzte, Bruder Wolfgang dagegen wartete bei seinen Inszenierungen vorwiegend mit Nachahmungen seines genialen Bruders auf.
	Was die Instandhaltung und notwendige Sanierungen 
	des Festspielhauses angeht, das 1951 immerhin fast 75 Jahre alt war, ist zu 
	sagen, dass in den vorangegangenen Jahrzehnten immer nur das gerade 
	Notwendige durchgeführt wurde und dass nach dem II. Weltkrieg mit 
	umfangreichen Reparaturen oder Teilerneuerungen begonnen wurde. Die 
	Gesellschaft der Freunde von Bayreuth übernahm ab 1952 die Kosten für 
	Instandhaltung, Erneuerung oder zusätzliche Baumaßnahmen. Eine der 
	aufwendigsten Arbeiten in diesem Rahmen war (immer in der Winterzeit der 
	Jahre 1964/65/66) der Ausbau der gesamten Holzkonstruktion der 
	Arbeitsgalerien und des Schnürbodens, der Abriss der seitlichen 
	Bühnenhauswände, deren Neuaufbau auf beiden Seiten jeweils um zwei Meter 
	nach außen versetzt und in Betonfachwerk ausgeführt wurde, sowie der Aufbau 
	der gesamten neuen Bühnentechnik in einer Metallkonstruktion und die Montage 
	eines neuen Stahldachs auf das Bühnenhaus. Auch wenn im Folgenden nicht 
	jedes Jahr die durchgeführten Sanierungen einzeln erwähnt werden, so wurden 
	trotzdem in jedem Winterhalbjahr Teile der Gebäude saniert, erneuert oder 
	neue Gebäude (z. B. Probebühnen usw.) hinzugefügt. 
	
 
Die Jahre ab 1952 bis einschließlich 1966 waren die „ganz großen“ Jahre der Bayreuther Festspiele. Die Besetzungen der Solopartien waren einfach einzigartig. Die berühmtesten Dirigenten kamen nach Bayreuth, und wenn Bayreuth rief, dann war es eine Ehre, mit den anderen Größen des Fachs gemeinsam diese einzigartigen Vorstellungen abzuliefern. Das Orchester erlangte Weltruhm und der Festspielchor (bis 1971 von Wilhelm Pitz geleitet) bleibt bis heute unübertroffen.
	Eine Ära endete am 17. Oktober 1966, als Wieland 
	Wagner im Alter von nur 49 Jahren starb. Sein Bruder Wolfgang war nun 
	alleiniger Festspielleiter – so war es vereinbart. Wolfgang Wagner wurde ein 
	guter Festspielleiter, ein Meister der Organisation, ein immer ansprechbarer 
	„Vater“ des Unternehmens, solide, zuverlässig, der Kunst verpflichtet. Ab 
	1969 setzte er auch auswärtige Regisseure ein, was von allen Kennern 
	ausdrücklich anerkannt wurde. 
	
	Man weiß heute, mit welcher Sorgfalt und 
	Werkkenntnis Wolfgang Wagner die Regisseure auswählte, ihre Konzepte prüfte 
	und in wenigen Fällen auch von einer Verpflichtung wieder abrückte, wenn ihm 
	das Regiekonzept nicht zusagte. Er erkannte, dass sich der Inszenierungsstil 
	änderte und er suchte Regisseure, die diese Richtung einschlugen, ohne das 
	Werk zu beschädigen. 
	
	
	Den Anfang dieser Neuerung machte 
	August Everding mit einer Inszenierung des Fliegenden Holländers 1969. Götz 
	Friedrich setzte dies fort mit einer „Tannhäuser“-Inszenierung im Jahre 
	1972. Ich möchte objektiv urteilen und die ebenfalls einzigartigen 
	Festspiele nach Wieland Wagner in die Kategorie der „großen“ Jahre einstufen 
	und diese Festlegung bis mindestens zum Ende des Jahrhunderts gelten lassen.
	
Die Idee, die Bayreuther Festspiele in eine Stiftung einzubringen, wurde schon zu Lebzeiten Richard Wagners diskutiert. Auch Siegfried Wagner hatte sie im zweiten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts aufgegriffen. Grundgedanke bei diesen Erörterungen war stets die Erkenntnis, dass die Festspiele nicht mit dem Familienvermögen der Wagners allein betrieben werden können. Stets fanden sich immer wieder Förderer, die die fehlenden Summen zuschossen, aber dies alles hatte keine Regelmäßigkeit, so dass auch nicht jährlich Festspiele stattfinden konnten.
Eine Art Zwischensicherung stellte das gemeinschaftliche Testament von Siegfried und Winifred Wagner dar, welches im Jahre 1929 abgeschlossen wurde und in dem die Erbfolge festgelegt wurde, für den Fall des Todes der beiden Ehegatten. Ferner wurde festgelegt, dass das Festspielhaus nicht verkauft werden darf und dass es einzig der festlichen Aufführung der Werke Richard Wagners dienen soll, so wie es sein Erbauer einst festgelegt hatte.
	Das Thema Stiftung war auch in den 1960er-Jahren 
	wieder Gegenstand ernsthafter Überlegungen. Nach Wieland Wagners Tod im 
	Jahre 1967 wurden die Bemühungen, das materielle und das ideelle 
	Familienerbe in eine Stiftung einzubringen, wiederaufgenommen. 1969 begannen 
	sich diese Planungen zu konkretisieren, man suchte Mitstifter, Förderer, 
	Zuschussgeber und Garanten und entwarf eine Stiftungssatzung, die in den 
	folgenden Jahren immer wieder den aktuellen Bedürfnissen angepasst wurde. Im 
	Frühjahr 1973 wurden diese Verhandlungen, die seitens der Familie Wagner von 
	Wolfgang Wagner und seiner Mutter Winifred in enger Abstimmung mit den drei 
	weiteren Familienzweigen geführt wurden, abgeschlossen. Nach Unterzeichnung 
	der Stiftungsurkunde trat am 2. Mai 1973 die zukünftige Stiftung mit dem 
	Namen Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth das Erbe der Familie Wagner an. Bei 
	dieser Stiftung handelt es sich um eine rechtsfähige öffentliche Stiftung 
	des bürgerlichen Rechtes mit Sitz in Bayreuth. Die Stiftungssatzung drückt 
	den Stifterwillen aus! Die Stiftungssatzung hat Gesetzeskraft. 
	
	Eine Wiedergabe der Stiftungssatzung oder eine 
	zumindest umfangreiche Beschreibung der einzelnen Bestandteile des Erbgutes, 
	der Zuteilung des Erbes auf verschiedene Verwalter oder Nutzer ist hier 
	nicht nötig. Es reicht der Hinweis, dass in diesem Dokument auch die Nutzung 
	des Hauses Wahnfried einschließlich seiner Nebengebäude, die Überlassung des 
	Richard-Wagner-Archivs, einschließlich Bibliothek und Zubehör enthalten 
	sind. Ferner wird verfügt, dass das Richard-Wagner-Archiv und das Haus 
	Wahnfried der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen, was im Falle 
	des Hauses Wahnfried ja mit der Umwandlung in ein Richard-Wagner-Museum 
	längst geschehen ist. 
	
	Wissen sollte man, dass die Stiftung laut § 4 aus 
	zwei Organen besteht: dem Vorstand und dem Stiftungsrat. Der Vorstand 
	besteht aus drei Mitgliedern. Erster Vorstand ist (als Vertreter des Landes 
	Bayern) der Regierungspräsident von Oberfranken, zweiter Vorstand eine 
	Person in Vertretung der Bundesrepublik Deutschland, zu delegieren vom 
	Staatsminister für Kunst und Medien, der dritte Vorstand ist (wenn der 
	Festspielleiter ein Mitglied der Familie Wagner ist) eben dieser 
	Festspielleiter. Die normalen Geschäfte der Stiftung erledigt der 
	Geschäftsführer nach § 7, es ist dies der Oberbürgermeister der Stadt 
	Bayreuth. 
	
	Wichtig sind § 6 und § 8. Paragraf 6 bestimmt, dass 
	der Festspielleiter (entsprechend den Anordnungen des § 8) vom Stiftungsrat 
	gewählt wird. In Paragraf 6 ist auch festgelegt, wie die 24 Sitze im 
	Stiftungsrat verteilt sind und wie viel Stimmen auf die einzelnen 
	Gruppierungen im Stiftungsrat entfallen:  
	
 
5 Stimmen entfallen auf die Bundesrepublik Deutschland
5 Stimmen erhält der Freistaat Bayern
2 Stimmen hat die Stadt Bayreuth
2 Stimmen entfallen auf die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e.V.
2 Stimmen erhält die Oberfrankenstiftung
2 Stimmen bekommt der Bezirk Oberfranken
2 Stimmen hat die Bayerische Landesstiftung
4 Stimmen entfallen auf die vier Zweige der Familie Wagner.
In Paragraf 8 ist beschrieben, wie der Stiftungsrat den Festspielleiter wählt, dem – wenn er das Amt annimmt – das Festspielhaus vermietet wird – sinnvollerweise für die Dauer seines Festspielleiter-Vertrages.
Über die Anwendung von § 6 und 8 wird im Verlaufe meines Berichtes noch zu reden sein.
	Für das festangestellte Personal der 
	Festspiele hatte der Übergang des Familienunternehmens Festspiele in die 
	Stiftung den Vorteil, dass ihr Arbeitgeber nun die Löhne und Gehälter den 
	Tarifen des Öffentlichen Dienstes entsprechen müssen. 
	
	
 
Im Jahre 1973 gab es keine Neuinszenierung, die „Parsifal“-Inszenierung von Wieland Wagner aus dem Jahre 1951 stand letztmals auf dem Spielplan. Keine Inszenierung in Bayreuth wurde jemals so lange und so oft gespielt – 101 Mal!
	1974 erschien wieder August Everding als Regisseur 
	einer neuen Inszenierung von „Tristan und Isolde“. Besondere Beachtung wurde 
	dem Dirigenten geschenkt: Carlos Kleiber dirigierte erstmals bei den 
	Bayreuther Festspielen. 
	
 
Gespannt war man auf die 1975 erschienene „Parsifal“-Neuinszenierung durch Wolfgang Wagner. Nach Wieland Wagners Dauerinszenierung in einer neuen, bis dahin nicht bekannten Bühnenausstattung, die weltweit höchste Anerkennung gefunden hatte, musste Wolfgang Wagner jetzt ja eine ganz andere Bühnenfassung finden. Und, siehe da, die Inszenierung war sehr gut gelungen, im 1. und 3. Akt ein sehr naturalistisches Bühnenbild, eine sehr schöne, offene Verwandlung zu den beiden Gralsszenen, und auch Klingsors Zaubergarten war von vollendeter Schönheit. Zusammen mit einer guten Solisten-Besetzung (René Kollo in der Titelrolle), mitreißenden Chören und einem großartig spielenden Orchester – alles unter der Leitung von Hans Zender. Da war der Erfolg garantiert.
Und dann wurde es spannend: Nach Protesten – schon vor der Premiere, danach sogar in ganz fanatischer Form – erschien zum 100. Jubiläum der Bayreuther Festspiele 1976 die später so berühmt gewordene „Ring“-Inszenierung durch Patrice Chéreau, mit Pierre Boulez am Dirigentenpult. Da mit dem Bau der komplizierten Bühnenbilder erst im Januar 1976 begonnen werden konnte, und weil auch viele Teile in Filmstudio-Werkstätten in Rom gebaut und per LKW nach Bayreuth transportiert und dann erst bühnentauglich hergerichtet werden mussten, war das ganze Jahr bis zum Premierentag am 25. Juli eine äußerst anstrengende Zeit. Auch die szenischen Proben erforderten mehr Zeit als bei den „Ring“-Inszenierungen der vergangenen Jahre.
Presse und Besucher waren in Zustimmung und Ablehnung der Inszenierung gespalten. Fast täglich gab es laute Proteste, ja sogar Bedrohungen des Regisseurs. Da verschiedene Bilder konzeptionell nicht ausgereift waren, wurden zu den nächstjährigen Festspielen umfangreiche Umbauten bzw. Neubauten notwendig, die auch große Teile der Regie verändern sollten.
	Das Jahr 1976 hielt aber noch eine einschneidende 
	Änderung bereit, die große Auswirkungen auf die gesamte 
	Geschichte der Festspiele erhalten sollte. Wolfgang Wagner ließ sich von 
	seiner ersten Frau Ellen scheiden und heiratete wenige Wochen später Gudrun 
	Mack, geb Armann, eine Mitarbeiterin aus der Presseabteilung der Festspiele, 
	25 Jahre jünger als er selbst. Diese neue Verbindung sollte weitreichende 
	Veränderungen bei den Festspielen hervorrufen, die gewaltige Auswirkungen 
	auf die Strukturen des Unternehmens, auf die Einstellung zur Nachfolge für 
	Wolfgang Wagner (irgendwann in der Zukunft) haben sollte, und die ab einem 
	noch nicht zu benennenden Datum das gesamte Gefüge der Festspiele in ernste 
	Turbulenzen versetzen würde. 
	
	Zum Jahr 1977: Im Frühjahr wurde nach einer 
	umfassenden Bauprobe mit den schon erwähnten Umbauten oder Neubauten für den 
	„Ring“ begonnen, die auch zeitig zum Probenbeginn fertig wurden. Die 
	„Ring“-Fassung von 1977, die bis 1980 auf dem Spielplan blieb, war die 
	endgültige, die in die Geschichtsbücher der Festspiele einging. In den 
	Jahren 1979 und 1980 wurde der „Ring“ fürs Fernsehen aufgezeichnet. Später 
	war er auch auf DVD erhältlich. Auch heute noch spricht man vom 
	Jahrhundertring. Der Schlussapplaus nach der letzten Götterdämmerung dauerte 
	fast eineinhalb Stunden und 106 Vorhänge. Er ging ein ins Buch der Rekorde, 
	ich war selbst dabei! 
	
	Auch eine der berühmt gewordenen Inszenierungen war 
	„Der fliegende Holländer“ in der Regie von Harry Kupfer mit dem Bühnenbild 
	von Peter Sykora im Jahre 1978. Großes Theater mit sehr bewegter 
	Personenführung durch den Regisseur. Auch die äußerst leise funktionierende 
	Bühnentechnik sorgte für Verwandlungen bei offenem Vorhang, die vom Publikum 
	als sehr angenehm empfunden wurden. 
Im Jahre 1979 dann die zweite Regie-Leistung von Götz Friedrich in Bayreuth mit „Lohengrin“. In der Hauptrolle glänzte Peter Hofmann. Ein fantasievolles, aber abstraktes Bühnenbild dazu lieferte der bekannte Bildhauer und Maler Günther Uecker. Dieser Bühnenbildner (auch bekannt als der „Nagel-Uecker“) gestaltete das ganze Bühnenbild aus lauter Nägeln.
	Im Jahre 1980 gab es keine Neuinszenierung, dafür 
	aber im darauffolgenden Jahre 1981 gleich zwei. Premieren-Vorstellung war 
	„Tristan und Isolde“, Regie, Bühnenbild und Kostüme: Jean Pierre Ponnelle, 
	der erstmals in Bayreuth arbeitete. Wer Ponnelle-Inszenierungen schon z. B. 
	in Köln oder in München gesehen hatte, wusste, was ihn in Bayreuth 
	erwartete. Genaue Einhaltung der Anweisungen Richard Wagners, fantasievolle 
	Bühnenbilder, schöne Kostüme und eine interessante Personenführung. Da war 
	der große Applaus schon vorprogrammiert. Den Tristan sang übrigens René 
	Kollo. 
	
	Die zweite Neuinszenierung besorgte Wolfgang Wagner 
	selbst. „Die Meistersinger von Nürnberg“, eine Inszenierung wie aus einem 
	Guss, Bühnenbild und Kostüme: volkstümlich-fränkisch. Siegfried Jerusalem 
	als Walther von Stolzing, Bernd Weikl als Hans Sachs und Hermann Prey als 
	Beckmesser versprachen großes Theater. Bayreuth also weiterhin auf der Höhe 
	der Zeit. Die 1980er-Jahre versprachen ein gutes Jahrzehnt für die 
	Festspiele zu werden. 
	
	Götz Friedrich erhielt für 1982 nochmals einen 
	Regieauftrag, er inszenierte den „Parsifal“ neu. Das Bühnenbild schuf 
	Andreas Reinhardt. Die Hauptrolle sang Peter Hofmann, in Bayreuth schon in 
	den Partien Siegmund und Lohengrin erprobt. Gegen anfängliche Widerstände: 
	Simon Estes als Amfortas. Erstmals am Dirigentenpult: James Levine, ein 
	Klangfetischist und ein Freund langsamer Tempi. Ein Ohrenschmaus! Levine 
	sollte 18 Jahre in Bayreuth bleiben. 
	
	Und dann kam 1983 – nach schon im Jahre 1980 
	begonnenem Vorsingen – ein mit großen Vorschusslorbeeren versehener „Ring 
	des Nibelungen“, Regie Peter Hall, Bühnenbild William Dudley, Dirigent Georg 
	Solti. Um diesen Dirigenten mal in Bayreuth einsetzen zu können, hatten sich 
	Wieland und Wolfgang Wagner schon 30 Jahre lang bemüht (wie behauptet 
	wurde). Die Erwartungen waren hoch, denn die „Ring“-Einspielung von Georg 
	Solti aus dem Jahre 1960 (mit allen damals besten Wagner-Interpreten und 
	erstmals in Stereo) galt als beste Schallplattenaufnahme des „Rings“, die 
	seinerzeit auf dem Markt war. 
	
	Entsprechend groß jedoch war die Enttäuschung, denn 
	das Ergebnis hatte Mängel auf vielen Ebenen. Der Dirigent, mit dessen 
	Vermittlung auch der Regisseur verpflichtet worden war, kam nicht mit dem 
	Orchester zurecht. Die Sitzordnung bereitete ihm Probleme. Die 
	Probenatmosphäre zwischen ihm und dem Orchester war stets angespannt. Der 
	erwartete Klang stellte sich nicht ein. Außerdem stimmte die Chemie zwischen 
	ihm und Wolfgang Wagner nach kurzer Zeit überhaupt nicht mehr. Georg Solti 
	war mit nichts zufriedenzustellen. Die sehr schönen, aber technisch 
	aufwändigen Bühnenbilder bereiteten schon in den Proben zahlreiche 
	Schwierigkeiten. Nur zwei Beispiele: Bei Effekten, bei denen Wasserdampf 
	eingesetzt wurde und beim Betrieb der hydraulischen Anlagen waren immer 
	wieder Zischgeräusche zu hören, was allerdings ab dem zweiten Jahr behoben 
	war. Oder: Im Siegfried sollte die Erda der Wurzel eines Baums entsteigen, 
	wenn dieser etwas aus dem Boden hochgezogen wurde. Richtig geklappt hat das 
	nie, dieser Effekt wurde ab dem zweiten Spieljahr fallen gelassen. 
	
	Unregelmäßigkeiten gab es auch im Umgang mit dem 
	Regisseur. Ein großer Mangel war, dass er die deutsche Sprache nicht 
	beherrschte (obwohl er deren Erlernung beim Vertragsabschluss zugesagt 
	hatte). Einzig der Bühnenbildner William Dudley erfüllte die an ihn 
	gestellten Erwartungen. Peter Hall kam zwar im zweiten Aufführungsjahr 
	wieder, ließ sich aber für den Rest der Produktion von einem 
	Regieassistenten vertreten. Die verpflichteten Solisten waren mit einer 
	Ausnahme erste Wahl, nur Rainer Goldberg, der den Siegfried sang, hatte 
	nicht alle Vorstellungen durchgehalten und wurde durch Manfred Jung ersetzt, 
	der ebenfalls in der Produktion blieb, bis sie nach vier Jahren abgesetzt 
	wurde. 
	Schade, dass dieser „Ring“ nicht fürs Fernsehen oder 
	für die Herstellung von DVDs aufgezeichnet wurde. Mir persönlich hat dieser 
	„Ring“ sehr gut gefallen, sah man in ihm doch leichte Anklänge an Wieland 
	Wagners Inszenierungen. 
 
Ich habe die „Ring“-Produktion, die mit so großen Erwartungen gestartet war, deshalb ausführlicher beschrieben, um zu zeigen, wie professionell in Bayreuth gearbeitet wurde und wie sehr der Festspielleiter Wolfgang Wagner Herr der Situation war.
	Das Jahr 1984 war mal wieder ohne Neuinszenierung, 
	da jetzt Verbesserungen an der Vorjahres-Inszenierung durchgeführt wurden. 
	Georg Solti sagte im Mai 1984 seine weitere Mitarbeit in Bayreuth ebenfalls 
	ab. Man kam überein, diese mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen des 
	Dirigenten zu begründen. Die Inszenierung blieb nur vier Jahre auf dem 
	Spielplan. Vom zweiten bis zum vierten Jahr dirigierte Peter Schneider (in 
	Bayreuth bereits bekannt) die „Ring“-Vorstellungen. 
	
	Im darauffolgenden Jahr, also 1985, inszenierte 
	Wolfgang Wagner den „Tannhäuser“ neu. Erstmals am Dirigentenpult stand 
	Giuseppe Sinopoli, ein Italiener, der in den folgenden Jahren zum 
	Festbestand der Dirigenten zählte. 
Die Elisabeth sang in dieser Inszenierung erstmals die damals 29 Jahre alte Cheryl Studer. Für die Rolle des Tannhäuser war René Kollo vorgesehen, aber schon in den Proben gab es Schwierigkeiten mit ihm. Erst passten ihm die ausführlichen Proben nicht, dann hat er gesanglich immer nur markiert, was sowohl die Kollegen als auch der Dirigent beanstandeten. René Kollo schob eine Stimmbandschwellung vor, die er in Wien hatte behandeln lassen. Sein Wiener Arzt bestätigte Wolfgang Wagner telefonisch, dass Kollo singen könne. Glücklicherweise hatte Wolfgang Wagner auf einer vollwertigen Zweitbesetzung bestanden, denn Kollo, der unbedingt auch die Generalprobe singen wollte, sagte diese kurzfristig ab, und Richard Versalle, der
	Zweitbesetzte in der Rolle, musste 
	einspringen. Am Premierentag „platzte dann die Bombe“. Obwohl Wolfgang 
	Wagner Herrn Kollo gebeten hatte, bis spätestens um 11:30 Uhr Bescheid zu 
	geben, wenn er die Premiere nicht singen könne, sagte der aber erst 47 
	Minuten vor der Vorstellung seine Mitwirkung ab. Er hatte bereits seine 
	Sachen gepackt und reiste noch am Nachmittag aus Bayreuth ab. (Quelle: 
	„Geschichte der Bayreuther Festspiele“, Oswald Georg Bauer). René Kollo 
	wurde bei den Festspielen nie mehr eingesetzt. Nun wurde auch bekannt, dass 
	Kollos Frau Beatrice einen Tag zuvor Mutter geworden war (Illustrierte 
	Quick). Kollos Ersatzmann in Bayreuth, Richard Versalle, und die junge 
	Cheryl Studer wurden zum Ende der Premierenvorstellung mit großem Applaus 
	bedacht. 
	
	Die Gründung 
	der Bayreuther Festspiele GmbH
	
Aber im Jahre 1985 geschah auf der Ebene der Festspielleitung etwas, worüber sich die meisten Beobachter damals keine Gedanken machten. Seit Wolfgang Wagner 1979 sein 60. Lebensjahr vollendet hatte, stellte die Presse wiederholt die Frage an ihn, wie er sich denn seine eines Tages notwendig werdende Nachfolge vorstelle und wer aus der Familie dafür die nötige Eignung mitbrächte. Er antwortete stets gleichbleibend, er sehe im weiten Familienkreise niemanden, der die Fähigkeiten habe, die Festspiele zu leiten. Jeder, der dafür in Frage käme, müsse dieses Handwerk „von der Pike auf erlernt“ haben!
In der Rückschau auf die Entwicklung in dieser Frage ist es heute nicht vermessen zu vermuten, dass sich seine Einstellung zur Nachfolgefrage seit seiner Wiederverheiratung ̶ möglicherweise durch die Beeinflussung seiner zweiten Ehefrau ‒ grundlegend geändert hat, dass die Eheleute Wagner dies aber geheim hielten (oder vielleicht nur mit ihren Anwälten besprachen).
Jedenfalls gründete Herr Wagner 1985 die „Wolfgang Wagner GmbH“, eine
Firma, die nunmehr die Festspiele ausrichtete. Hiermit wurden dann auch alte Vereinbarungen zwischen ihm, seiner Mutter und seinem verstorbenen Bruder hinfällig.
	Es wird ihm auch niemand 
	verübeln, dass er sich 1986 persönlich durch den Abschluss eines 
	Versorgungsvertrages (mit GmbH-Fassung) absicherte. 1987 wurde eine 
	Vereinbarung über Geschäftsanteilabtretung und die Umwandlung der Wolfgang 
	Wagner GmbH in die Bayreuther Festspiele GmbH abgeschlossen. Wolfgang Wagner 
	war einziger Gesellschafter mit einem Festspielleitervertrag auf Lebenszeit. 
	Nach Abschluss dieser Aktivitäten war es Herrn Wagner nun möglich, einen 
	neuen Mietvertrag für das Festspielhaus zwischen der Festspiele GmbH und der 
	Richard-Wagner-Stiftung (mit Datum vom 6. Juni 1990) abzuschließen. Dieser 
	Vertrag sollte auslaufen, wenn Wolfgang Wagners Festspielleitertätigkeit 
	endet. 
	
	Die 
	Festspiele in den Jahren 1986 bis 1999
Die Jahre 1986 bis 1999 werde ich jetzt nur flüchtig schildern, weil sie im Sinne der Beachtung der Historie des Unternehmens und unter Anwendung der langjährigen Traditionen von Wolfgang Wagner als Festspielleiter verantwortungsbewusst geführt und veranstaltet wurden. Die immer wieder gestellten Fragen nach seiner Nachfolge beantwortete er – immer gleichbleibend – wie schon geschildert. Damit verschaffte er sich wieder einigen zeitlichen Abstand.
Im Jahr 1986 lief der „heißumkämpfte Ring“ Hall/Solti letztmalig. Eine Neuinszenierung fand in diesem Jahr nicht statt.
Dafür aber brachte das Jahr 1987 gleich eine neue „Lohengrin“-Produktion, die man berechtigterweise hervorheben darf. Der bekannte Filmregisseur Werner Herzog und der Bühnenbildner Henning von Gierke schufen eine Inszenierung, die der Bezeichnung „Romantische Oper“ vollkommen entsprach. Die Besetzung war erstklassig, die Bühnenbilder in leichten Farben gehalten. Auch wurde mit dezenten Projektionen gearbeitet. Die Inszenierung wurde auf Jahre hinaus die meist geschätzte, für die allein schon mehr als zehn Vorstellungen hätten stattfinden können, so hoch war die Nachfrage nach Karten!
	Ein weiterer Höhepunkt wurde im Jahre 1988 eine neue 
	„Ring“-Produktion, Regie: Harry Kupfer, Bühnenbild: Hans Schavernoch, 
	Dirigent: Daniel Barenboim. Presse und Publikum waren gespannt auf diesen 
	Ring, denn jede „Ring“-Inszenierung wurde an der von Chéreau gemessen. Ohne 
	Zweifel kann ich sagen, diese Inszenierung war von der ersten Szene im 
	„Rheingold“ bis zum Schluss der „Götterdämmerung“ bewegend, aufrührend. 
	Presse und Publikum waren gleichermaßen hingerissen. Ein solcher „Ring“ ist 
	Bayreuth würdig! Wer eine genaue Analyse dieses Kupfer'schen Kunstwerkes 
	haben möchte, dem kann man getrost Oswald Georg Bauers „Die Geschichte der 
	Bayreuther Festspiele“ empfehlen! Dieses Werk beantwortet jede Frage. 
	
	Das Jahr 1989 war nicht ohne Neuinszenierung (wie 
	sonst im Jahr nach einer Ring-Neuinszenierung). Wolfgang Wagner inszenierte 
	selbst einen neuen „Parsifal“. Um es ganz einfach auszudrücken: Er wollte 
	das, was ihm in seiner Inszenierung von 1975 nicht so gefallen hatte, jetzt 
	tiefgründiger beleuchten. 
Das ist ihm auch gelungen. Ein neuer strahlender Tenor, William Pell, in der Titelrolle, die überwältigend großartige Waltraud Meier als Kundry, und der ergreifend singende Chor waren neben dem Dirigenten James Levine die großen Stützen dieser Inszenierung. Lob von Presse und Publikum!
Auch 1990 konnte Bayreuth wieder glänzen. Ein neuer „Fliegender Holländer“ erschien auf dem Spielplan. Wolfgang Wagner hatte mutig besetzt. Regie: Dieter Dorn, Bühnenbild: Jürgen Rose (schon 1972 beim „Tannhäuser“ von Götz Friedrich erfolgreich) und Giuseppe Sinopoli als Dirigent. Als Holländer glänzte Alan Titus, die Senta verkörperte Sabine Hass, die wenige Jahre später – viel zu jung – starb. Bild und Regie wurden vom Publikum begeistert gefeiert, der Musik fehle der große Atem, meinte die Presse. Bundespräsident von Weizsäcker hatte Vaclav Havel, den tschechischen Präsidenten, mitgebracht, beide wurden vom Publikum mit viel Applaus bedacht. So kurz nach der politischen Wende wirkten im Chor und im Orchester wieder zahlreiche Musiker aus den bisherigen Staaten des Ostblocks mit! Aufbruchstimmung auch hier! Auch dieser „Fliegende Holländer“ war ein großer Erfolg für Bayreuth.
	Für 1991 wäre zu vermelden, dass keine 
	Neuinszenierung auf dem Spielplan stand, dass die deutschen, europäischen 
	und internationalen Wagner-Verbände zusammengefasst wurden zur Vereinigung
	Richard Wagner International. Ferner gab die Festspielleitung 
	bekannt, dass für die 57.500 Plätze der 30 Aufführungen 357.513 Bestellungen 
	im Kartenbüro eingegangen waren. 
	
	Das Jahr 1992 kam auch ohne Neuinszenierung aus. Zur 
	Eröffnung gab man die Wiederaufnahme von Wolfgang Wagners 
	„Tannhäuser“-Inszenierung mit einem neuen Dirigenten, Donald Runnicles, der 
	schon mehrere Jahre als Assistent von James Levine in Bayreuth gearbeitet 
	hatte. Hier sieht man, dass Bayreuth auch den musikalischen Aufbau von 
	Talenten förderte. Besonderes Augenmerk fiel auf die „Parsifal“-Inszenierung 
	Wolfgang Wagners, in der mit Waltraud Meier und Placido Domingo zwei 
	Weltstars zu niedrigen Gagen auftraten. Das Publikum war begeistert. Ein 
	Besucher, der seine 35 DM teure Karte verkaufen wollte, brachte diese für 
	2500 DM an den Mann. Der Schwarzmarkt blühte – sehr zum Ärger Wolfgang 
	Wagners! 
	
	Im Jahr darauf, also 1993, kam dann die lang 
	erwartete „Tristan“Neuinszenierung auf den Spielplan, aber nicht – wie 
	erwartet – mit Patrice Chéreau als Regisseur, sondern mit Heiner Müller, 
	einem Dramatiker aus der früheren DDR, in der Brecht-Nachfolge auch Leiter 
	des Berliner Ensembles. Das Bühnenbild schuf Erich Wonder, der als Grundbau 
	einen Kubus auf die Bühne stellte, der einen immateriellen Raum darstellen 
	sollte, außer jeder Zeit und außer jeder Dimension, einen Raum der Seele, 
	der Innenschau. Mittels der Lichtwechsel schuf er einen Lichtraum von 
	suggestiver Wirkung, in der die handelnden Personen mit ihren Emotionen 
	gefangen waren. Jeder, der diese Inszenierung gesehen hatte, war tief 
	beeindruckt davon, wie sehr es zwischen Tristan, Isolde und König Marke 
	knisterte. Die Kostüme entwarf der in Paris lebende japanische Modeschöpfer 
	Yohji Yamamoto. Dirigent der Aufführung war Daniel Barenboim, seine 
	Assistentin war Simone Young, die schon bald eine der ersten Dirigentinnen 
	in Deutschland wurde. In den Hauptrollen: Siegfried Jerusalem und Waltraud 
	Meier, die Brangäne sang Ute Priew und John Tomlinson den König Marke. Der 
	Schlussapplaus wogte zwischen Buh und Bravo hin und her, das Regie-Team 
	wurde gnadenlos ausgepfiffen. Als die Inszenierung Jahre später auslief, 
	galt sie als ein Meilenstein in der Interpretation des Werkes. 
In diesem Jahr verzeichneten die Festspiele ebenfalls wieder hohen Besuch, Michail Gorbatschow und seine Frau Raisa kamen als Gäste der bayerischen Staatsregierung zur Premiere.
Ein neuer „Ring des Nibelungen“ war 1994 fällig. Dieter Kirchner, der Regisseur hatte sich als Bühnenbildnerin rosalie ausgesucht, die ausgesprochen schöne farbige Bilder und Kostüme entwarf. Raum und Zeit sollten den Mythos neu definieren. In der heutigen Betrachtung lagen die Bühnenbilder der einzelnen Akte ganz nah an Wagners Werk. Beim ersten Blick darauf weiß man gleich, in welchem Stück, in welchem Akt und in welchem Bild man sich gerade befindet. Der Regisseur bekannte sich in seiner Regie zur „offenen Dramaturgie“, wie er sagte, das Ende ist immer offen und muss immer wieder neu erzählt werden. Auch über diese Inszenierung kann man seitenlang berichten, Regie und Bühnenbilder blieben trotzdem umstritten. Mit großem Applaus bedacht wurde die Riege der Sänger und die musikalische Leitung durch James Levine.
Das Jahr 1995 brachte keine Neuinszenierung, man wies auf die vielfältigen Restaurationsarbeiten im Zuschauerraum und in den Foyers hin. Hier konnten weite Teile des Hauses wieder in den Urzustand vor 1932/33 zurückversetzt werden, was beim Publikum auf große Zustimmung stieß.
	Als Premiere des Jahres 1996 brachten die Festspiele 
	Wolfgang Wagners dritte „Meistersinger von Nürnberg“-Inszenierung auf die 
	Bühne. Es sollte seine überhaupt letzte Regie in Bayreuth werden. Als 
	Dirigenten hatte er sich schon lange Daniel Barenboim gewünscht, nun wurde 
	auch das möglich. Die Regie war als musikalische Komödie der menschlichen 
	Irrungen und Wirrungen und als Utopie einer friedlichen Humanität angelegt. 
	Das Bühnenbild hatte Wolfgang Wagner auch selbst entworfen. Bis auf die 
	Schusterstube spielten alle Bilder vor dem Hintergrund einer riesigen, nach 
	hinten gewölbten Weltkugel, die auch als Projektionsfläche zur Gestaltung 
	der einzelnen Akte diente. Vom Gefühl her empfand ich diese Inszenierung als 
	fröhlich, weltoffen und versöhnend, was besonders im Schlussbild seine ganze 
	Wirkung entfaltete. Die Inszenierung ließ viel Raum für philosophische 
	Betrachtungen. Die wichtigsten Darsteller seien auch noch genannt: Robert 
	Holl als Hans Sachs, Peter Seifert als Walther von Stolzing, Andreas Schmidt 
	als Beckmesser, Renee Fleming als Eva und Endrick Wottrich als David. Eine 
	wirklich gute Besetzung für Bayreuth. 
	
	Zu den Festspielen von 1997, die keine 
	Neuinszenierung brachten, wurden einige Zahlen bekannt gegeben. Die 
	Gesellschaft der Freunde von Bayreuth zählte jetzt 4.373 Mitglieder, die 
	Wagner-Verbände konnten 250 Stipendiaten einen Festspielbesuch ermöglichen, 
	der Gesamthaushalt der Festspiele betrug 1997 glatte 21 Millionen DM, 
	(heute: 10,7 Mio. Euro), wovon knapp die Hälfte durch Eigenerlöse 
	erwirtschaftet wurden. Der Anteil der Personalkosten betrug 83 %. 
	
	Auch 1998 gab es keine Neuinszenierung. Die 
	Kartennachfrage war ungebrochen. Der „Ring“ (Inszenierung: Dieter Kirchner, 
	Bühnenbild und Kostüme: rosalie, Dirigent: James Levine) stand in 
	diesem Jahre letztmals auf dem Spielplan. Man hätte ihn 15 Mal verkaufen 
	können. Nach 18 Jahren verabschiedete sich auch James Levine von den 
	Festspielen, ein Musiker der vor Freude über seinen Beruf immer strahlte und 
	der überall beliebt war. 
 
	Zu den Festspielen von 1999 wurde auch der 
	Königsbau, der nach denkmalpflegerischen Vorschriften restauriert wurde, 
	fertig. Damit war die Gesamtrenovierung des Hauptgebäudes abgeschlossen. Die 
	Gesellschaft der Freunde von Bayreuth feierte Anfang des Jahres ihr 
	50-jähriges Bestehen. Die Summe der Zuschüsse zum Festspielbetrieb in den 
	vergangenen 50 Jahren betrug insgesamt über 50 Millionen DM. Prompt kündigte 
	der neu ernannte Bundeskulturbeauftragte Michael Naumann eine Kürzung der 
	Bundeszuschüsse um 480.000 DM an. Nach Protesten von allen Seiten – vor 
	allem von Wolfgang Wagner – wurde dieses Vorhaben Ende Februar 
	wiedereingestellt. Wolfgang Wagners bestes Argument gegen die Kürzungen war 
	sein unanfechtbares und peinlich genaues Finanzmanagement, welches er schon 
	seit Jahrzehnten so gehandhabt hatte. 
	
	Zu großen Irritationen führte 1999 die Mitteilung 
	der Richard-Wagner-Stiftung, dass sie das Verfahren zur Nachfolge Wolfgang 
	Wagners einleiten wird, wozu Herr Wagner sein Einverständnis gegeben habe. 
	Im weiteren Verlauf dieser Mitteilung schränkt Herr Wagner aber gleich 
	wieder ein, dass er aus Pflichtgefühl und Sorge für die Zukunft an einer 
	Nachfolgeregelung mitarbeiten will. Konkrete Personalentscheidungen seien 
	noch nicht getroffen worden, und an einen Rücktritt seinerseits vom Amt des 
	Festspielleiters sei momentan auch nicht zu denken. Allerdings gab im 
	gleichen Jahr noch Gudrun Wagner (die als persönliche Referentin der 
	Festspielleitung tätig war) bekannt, dass sie die Festspielleitung 
	übernehmen würde. Es bewarben sich um diesen Posten ebenfalls Wolfgang 
	Wagners Tochter Eva Wagner-Pasquier und Wieland Wagners Tochter Nike. Der 
	Stiftungsrat entschied sich im Jahre 2001 nicht für Gudrun Wagner die – laut 
	Kultusminister Zehetmair – keine Erfahrung in künstlerischen Dingen habe, 
	sondern für Wolfgangs Tochter Eva. Damit war nun Wolfgang Wagner überhaupt 
	nicht einverstanden und er berief sich auf seinen lebenslangen 
	Festspielleiter-Vertrag, den er nun zu erfüllen gedenke. Ihm wurde dann vom 
	Kultusminister der ehemalige Intendant des Münchner Gärtnerplatz-Theaters, 
	Klaus Schulz, als „Ersatzmann“ zur Seite gestellt. Dieser wurde fortan als 
	„freier Mitarbeiter“ geführt. Wagner reagierte beleidigt und zog sich ab 
	jetzt sehr häufig aus der Verantwortung zurück. 
	
	Zu den Festspielen des Jahres 1999 erschien ein 
	neuer „Lohengrin“ auf dem Spielplan. Unter der musikalischen Leitung des 
	Italieners Antonio Pappano entstand in der Regie von Keith Warner und im 
	Bühnenbild von Stefanos Lazaridis eine sehr dramatische Inszenierung, von 
	der der Regisseur selbst meint, der „Lohengrin“ sei Wagners „einzige 
	wirkliche Tragödie“, weil zum Schluss doch niemand erlöst zurückbleibt. Ich 
	nannte diese Inszenierung immer den „schwarzen Lohengrin“ weil der 
	Hintergrund aller Bilder schwarz war. Musikalisch (auch was die Besetzung 
	der Hauptrollen angeht) war dies eine großartige Aufführung. Was mir nicht 
	gefallen hat, war mal wieder das inszenierte Vorspiel, denn damit wird dem 
	Zuhörer die Schönheit der symphonischen Musik klammheimlich entwendet. 
	Grundsätzlich gab und gibt es bei einer Inszenierung wie dieser so viele 
	Deutungsmöglichkeiten, dass der interessierte Opernfreund Lesestoff für 
	viele Tage hätte, wollte er das Geheimnis ergründen. Ich behaupte aber sehr 
	selbstbewusst, dass diese Inszenierung ganz und gar „werkgerecht“ war. 
	Interessant war, dass das Publikum nach dem Fallen des Vorhanges – tief 
	bewegt – einen Moment in Stille verharrte, ehe tosender Beifall losbrach. 
	Die noch auf dem Spielplan erschienenen Inszenierungen des „Fliegenden 
	Holländers“ und „Tristan und Isolde“ liefen in diesem Jahr letztmalig. 
	
	Abschiede gilt es auch für dieses Jahr zu vermelden: 
	Siegfried Jerusalem verabschiedete sich von Bayreuth. Er sang die Titelrolle 
	in den diesjährigen Aufführungen von „Tristan und Isolde“. Aber auch Norbert 
	Balatsch, seit 28 Jahren der Chordirektor der Festspiele, der den Chor nach 
	Wilhelm Pitz zum weltbesten Chor geformt hatte, hörte auf und übergab den 
	Taktstock an seinen bisherigen Vertreter Eberhard Friedrich. Aber auch 
	Waltraud Meier und Hans Sotin wurden ab diesem Jahre nicht mehr nach 
	Bayreuth eingeladen, ein Abschied ohne jede Begründung. 
 
Auf das letzte Jahrzehnt zurückblickend kann man sagen, dass die Festspiele in vielerlei Hinsicht Kontinuität ausstrahlten. Wolfgang Wagner war stolz darauf, namhafte Dirigenten für die Laufzeit der einzelnen Stücke verpflichtet zu haben. Das Gleiche galt auch für die Sänger. Manche Künstler, die neu auf dem Spielplan erschienen, waren Jahre zuvor bereits als Assistenten in Bayreuth tätig gewesen. Wolfgang Wagner arbeitete gerne mit jungen Leuten und griff auch ihre Ideen auf.
	Wolfgang Wagners Intendanz neigte sich ihrem Ende 
	entgegen. Von seinen Inszenierungen waren die „Meistersinger von Nürnberg“ 
	und der „Parsifal“ noch im Spielplan. Diesen Schöpfungen seines Großvaters 
	stand er besonders nahe. Wolfgang Wagner ist in seinen Inszenierungen 
	niemals dem Zeitgeist nachgelaufen, er hat sich niemals einer Mode 
	unterworfen. Bei der Nennung seines Namens fällt einem sofort das 
	Positive bei den Bayreuther Festspielen ein, die Einzigartigkeit der 
	Vorstellungen. Aber auch, dass er auf den öfter von außen einfließenden 
	Vorschlag, den Spielplan um die Jugendwerke seines Großvaters zu erweitern, 
	nicht eingehen wollte. Doch seine Führung der Festspiele war seriös, 
	verlässlich, nur der Kunst zugewandt. Leider hat er nichts dafür getan, dass 
	die nächste Generation der Gesamt-Familie (ihren Qualitäten und 
	Vorleistungen gemäß) in die Festspielleitung eingebunden werden konnte, um 
	das Amt (in absehbarer Zeit) in die Hände von Personen zu übergeben, die 
	höchstmögliche Kontinuität garantierten. 
	
	In den Jahren zwischen 1987 und 1999 war das 
	Ehepaar Wagner – zusammen mit seinen Anwälten – nicht untätig, wenn es um 
	Fragen der Nachfolge Wolfgang Wagners im Amt des Festspielleiters und aller 
	sich daraus entwickelnden Veränderungen gegenüber dem damaligen Status quo 
	ging. Das Ganze spielte sich natürlich im Geheimen ab, nur kein Aufsehen 
	erregen! 
 
Ein mit großer Sorge beobachtetes Phänomen war jedoch die schleichende Machtübernahme der Festspielleitung durch Gudrun Wagner. Sie hatte leichtes Spiel, weil ihres Mannes Klarsicht, seine Widerstandskraft, seine physischen und mentalen Fähigkeiten spürbar nachließen. Er wurde schrittweise entmachtet, aus der Leitung der Festspiele entfernt, er bekam sogar ein eigenes kleines Büro am Ende des Ganges, damit er nicht mehr alles mitbekam, was da so hinter seinem Rücken von seiner Frau entschieden wurde. In der Belegschaft nannte man Gudrun Wagner mittlerweile die „Chefin“. Auch der Umgangston zwischen Gudrun und Wolfgang Wagner wurde rauer, ja, es fielen sogar Sätze – laut und in aller Öffentlichkeit, vor Zeugen gesprochen –, die ich hier nicht wiedergeben kann.
Die Leser meiner Überlegungen, wie wohl die Zukunft der Bayreuther Festspiele aussehen könnte, werden sich fragen, warum die Vergangenheit der Festspiele so ausführlich geschildert wird und was diese – als sie damals in die „Gegenwart um 2007/2008“ mündete – mit meiner Zukunftsprognose zu tun hat. Erschreckendes wird der Leser erfahren und dann kann er unschwer feststellen, welche Qualität die Festspiele der letzten 50 Jahre des 20. Jahrhunderts hatten und wie sich die künstlerische Qualität und die Außendarstellung Bayreuths in den Jahren ab ca. 2004 so radikal verschlechtert haben.
	 
	Die 
	Festspiele 2000 bis 2007 
	
Das neue Jahrhundert begann bei den Festspielen 2000 mit einer noch von Wolfgang Wagner geplanten Neuinszenierung des „Ring des Nibelungen“, Regie: Jürgen Flimm, Bühnenbild: Erich Wonder, Dirigent: Giuseppe Sinopoli.
Die Inszenierung war zeitlos angelegt und bühnenbildnerisch ohne besondere Glanzpunkte. Bei den Solisten ist Alan Titus hervorzuheben, der den Wotan und den Wanderer sang, besonders aber Placido Domingo und Waltraud Meier, die als Siegmund und Sieglinde zu hören und zu sehen waren. Giuseppe Sinopoli dirigierte erstmals den Ring, der im kommenden Jahr – so hoffte man – durch diesen Dirigenten noch an Ausdruckskraft gewinnen würde. Leider verstarb Giuseppe Sinopoli im Frühjahr des folgenden Jahres unerwartet in Berlin.
Als Delegierter des bayerischen Kulturministeriums erschien im Jahre 2000 der Ministerialdirigent Toni Schmid im Stiftungsrat.
Im Jahre 2001 stand Wolfgang Wagners „Parsifal“ letztmals auf dem Programm. Dirigent war Christoph Eschenbach, der jedoch Schwierigkeiten mit dem Orchester hatte und deshalb auch in den kommenden Jahren nicht mehr nach Bayreuth kam. Mit Bescheidenheit nahm Wolfgang Wagner den ehrlichen Applaus des Bayreuther Publikums entgegen. Eine Neuinszenierung gab es in diesem Jahre nicht. Die im vergangenen Jahr – noch unter der musikalischen Leitung von Giuseppe Sinopoli – auf dem Spielplan erschienene „Ring“-Neuinszenie-rung übernahm in diesem Jahr Adam Fischer.
Eine neue „Tannhäuser“-Inszenierung machte 2002 von sich reden. Der Franzose Philippe Arlaud war Regisseur und Bühnenbildner, Dirigent war – erstmals in Bayreuth – Christian Thielemann. Eine farbenprächtige Dekoration, die bei wechselnden Lichtfarben jede geforderte Stimmung genau traf. Besonders gelungen war die schnelle Verwandlung vom Venusberg ins Wartburgtal, möglich gemacht durch den Einsatz moderner Hydraulik. Wolfgang Wagners letzte „Meistersinger“-Inszenierung stand letztmalig auf dem Spielplan. Nach Schluss nahm Wolfgang Wagner Abschied vom Bayreuther Publikum, große Emotionen und Tränen!
	Genau genommen endet hier die Ära, an die wir uns so 
	gerne erinnern. Der Garant für große Opernerlebnisse, Festspielleiter 
	Wolfgang Wagner, zieht sich Schritt für Schritt (aber schweren Herzens), 
	bedingt durch seine stark angeschlagene Gesundheit in den Ruhestand zurück. 
	Ohne ihn ist niemand mehr da, der das uns überlieferte Erbe Richard Wagners 
	schützt, der renommierte Regisseure und Bühnenbilder einlädt, um in Bayreuth 
	unter idealen Bedingungen Wagners Musikdramen in immer neuen, aber 
	„werkgerechten“ Inszenierungen zur Aufführung zu bringen. Auch der Kontakt 
	zur Branche, immer wieder die besten Wagnersänger zu kleinen Gagen in diesem 
	Theater zu vereinen, um einzigartige Aufführungen erlebbar zu machen, ist 
	Vergangenheit. Wie es dazu kam und wie es dann weiterging, dazu wird mein 
	Bericht Auskunft geben, wenn meine Ausführungen die Jahre 2007/2008 erreicht 
	haben werden. 
	
	Nun fahre ich fort im Jahre 2003: Mit einer 
	Neuinszenierung des „Fliegenden Holländers“ begann die Ära des 
	„Regie“-Theaters in Bayreuth. Im Bühnenbild von Christian Schmidt 
	inszenierte Claus Guth eine Handlung, mit der kaum ein Zuschauer zurechtkam, 
	wenn ihm nicht zuvor die Dramaturgie des Stückes erklärt wurde. Zu sehen war 
	fast alles zweimal und auf dem Kopf stand auch alles, die Kostümierung 
	sorgte ebenfalls für Verwirrung, denn auch hier trugen öfter zwei 
	verschiedene Personen die gleiche Kleidung. Das Ganze spielte sich in einem 
	überdimensionierten Treppenhaus ab, dessen obere Hälfte die untere (auf dem 
	Kopf stehend) spiegelte. Applaus trotzdem, aber auch zahlreiche Buhrufe. Der 
	Technische Direktor meinte, das Bühnenbild (also dieses Treppenhaus) sei die 
	größte jemals in Bayreuth aus gezogenem Rohr gebaute Bühnenkonstruktion in 
	einem Stück. Ihr Gewicht war beträchtlich. Die musikalische Seite dieser 
	Inszenierung war gut. Dirigent war Debütant Marc Albrecht, den Holländer 
	verkörperte John Tomlinson, die Senta wurde gesungen von Adrienne Dugger. 
	Applaus für die Künstler! 
 
	Und dann nahte 2004 in Bayreuth der erste richtige 
	Skandal, eine neue „Parsifal“-Inszenierung durch Christoph Schlingensief, 
	einen intelligenten Jung-Regisseur, den Katharina Wagner ihrem Vater 
	empfohlen hatte. Schlingensief hatte Wolfgang Wagner ein 
	Inszenierungskonzept vorgestellt, das den Festspielleiter offensichtlich 
	überzeugt hatte, denn er erhielt den Regie-Auftrag. Herr Schlingensief 
	weilte – ehe er im Frühjahr 2004 mit den Proben begann – fast ein ganzes 
	Jahr in Afrika. Die dramatischen Erlebnisse, die er dort hatte (Hunger, 
	Elend, Arbeitslosigkeit, Gewaltanwendung usw.) veranlassten ihn 
	offensichtlich, diese Erfahrungen in sein „Parsifal“-Konzept einzuarbeiten, 
	ohne Herrn Wagner davon etwas mitzuteilen. Mit anderen Worten: Er 
	inszenierte etwas ganz Anderes, als er zwei Jahre zuvor Wolfgang und Gudrun 
	Wagner vorgestellt hatte. Das führte zu schweren, öffentlich ausgetragenen 
	Auseinandersetzungen mit dem Ehepaar Wagner, das sich damit nicht abfinden 
	wollten. Schließlich brach er die Proben ab und verließ für eine Woche die 
	Festspiele, deren Probenplan in einige Unordnung geriet. Als er 
	wiederauftauchte, wurden die Proben ohne Änderungen des Konzepts 
	fortgesetzt. Das, was dann bei der Premiere auf der Bühne sichtbar wurde, 
	hatte mit dem Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ nicht das Geringste zu tun. Ich 
	nenne diese Zumutung den „Müllberg-Parsifal“, denn mit einem Bühnenbild 
	hatte die Ansammlung von Schrott auf der Bühne auch nichts Gemeinsames. 
	Daran konnte auch der Dirigent der Produktion Pierre Boulez, der den 
	„Parsifal“ schon unter Wieland Wagner in Bayreuth dirigiert hatte, nichts 
	mehr ändern. 
	
	Auch die Neu-Inszenierung des Jahres 2005, „Tristan 
	und Isolde“, war die wohl schwächste Inszenierung dieses Werkes in Bayreuth 
	seit 1951. Der Regisseur Christoph Marthaler und seine Bühnenbildnerin Anna 
	Viebrock fertigten die wohl langweiligste Inszenierung an, die man sich für 
	dieses Werk nur wünschen kann. Das ganze Drama spielte in einem einzigen, 
	hallenartigen Raum mit Neonbeleuchtung, der eher an einen unterirdischen, 
	Atombombensicheren Bunker in der ehemaligen DDR erinnerte, in keinem Fall 
	aber die Schauplätze dieses Musikdramas darstellte. Trotz guter 
	Sängerbesetzung kann man da nur verzweifelt den Kopf schütteln und bemerken: 
	Das hat Richard Wagner nicht geschaffen, und diese Wiedergabe hat das Stück 
	nicht verdient. Der Dirigent Eiji Oue erfüllte auch nicht die in ihn 
	gesetzten Erwartungen und kam im nächsten Jahr nicht wieder. 
Erwähnenswert war ein Konzert der Bayreuther Festspiele im August 2005 in der Oberfrankenhalle, bei dem alle vier Festspiel-Dirigenten zum Einsatz kamen. Auf dem Programm standen Werke von Richard Wagner, Siegfried Wagner und Franz Liszt.
Herr Toni Schmid, Delegierter aus München, wurde – fünf Jahre nach seinem Auftauchen in Bayreuth – Vorsitzender des Stiftungsrates. Wie er das geschafft hat, entzieht sich meiner Kenntnis, die Erlangung des Vorsitzes in diesem Gremium sollte aber für die Außendarstellung der Bayreuther Festspiele in den nächsten Jahrzehnten größte Bedeutung erlangen.
	Eine wohltuende Ausnahme machte im Jahre 2006 die 
	Neu-Inszenierung des „Ring des Nibelungen“ durch Regisseur Tankred Dorst und 
	seinen Bühnenbildner Frank-Philipp Schlössmann. Der Dramatiker Tankred Dorst 
	war eingesprungen, weil der ursprünglich vorgesehene Regisseur Lars von 
	Trier aus nicht nachvollziehbaren persönlichen Gründen seine Mitarbeit 
	aufgekündigt hatte. Es wird heute viel gestritten, ob es besser gewesen 
	wäre, wenn Lars von Trier die Regie übernommen hätte oder ob er den 
	Abwärtstrend bei den Werkentfremdungen noch beschleunigt hätte. So aber 
	bekam Bayreuth einen Ring, der gute und passende Bühnenbilder zeigte, in der 
	Regie allerdings keine Bäume ausriss. Musikalisch hatte der „Ring“ 
	Bayreuth-Niveau. Unter der Leitung von Christian Thielemann sangen und 
	spielten die Darsteller mit Freude. 
	
	Die „Ring“-Inszenierung des Jahres 2006 war tatsächlich die letzte 
	Inszenierung, die in Bayreuth – in Bühnenbild und Handlung – „ein 
	komplettes – wie von Wagner hinterlassenes – Werk darstellte“, bis zum 
	heutigen Tage! 
	
	Das Jahr 2007 wurde ein unglückliches Jahr für die 
	Festspiele und für die Familie Wolfgang Wagners. Vor allen Dingen aber 
	begann in ihm der gewaltige Umbruch in der Festspielleitung. 
	Katharina Wagner, nun 29 Jahre alt, die sich in 
	Sachen Regie seit 2002 in Würzburg, Budapest, München und Berlin „versucht“ 
	hatte, durfte nun erstmals in Bayreuth eine Oper ihres Urgroßvaters 
	inszenieren. Sie „verhob sich gründlich“ an den „Meistersingern von 
	Nürnberg“. Ihr gesundheitlich schwer angeschlagener Vater saß mit steinerner 
	Miene im Zuschauerraum – und schwieg. Kein Wunder, hatten ihm schon die 
	zuvor genannten vier Regie-Versuche (wie er sich gegenüber einem engen 
	Vertrauten äußerte) in keiner Weise zugesagt. Es würde den Rahmen dieser 
	Ausarbeitung sprengen, sich ausführlich mit dieser „abartigen Darstellung“ 
	von Wagners humorvollfränkischem Meisterwerk zu beschäftigen. Dieser 
	Regie-Versuch war eine einzige Respektlosigkeit gegenüber ihrem Urgroßvater. 
	Der Schaden, den diese Inszenierung angerichtet hat, ist unermesslich. Nicht 
	genug damit, dass zirka 50 Mitglieder der Gesellschaft der Freunde von 
	Bayreuth ihre Mitgliedschaft kündigten, nein, der Abwärtstrend in der 
	Nachfrage nach Eintrittskarten, der bereits nach der 
	„Holländer“-Inszenierung von Claus Guth im Jahre 2003 begann, sich nach dem 
	„Schlingensief-Parsifal“ verstärkte, setzte sich in noch stärkerem Maßstab 
	in diesem Jahr fort. Das schien zunächst niemanden zu beunruhigen, noch 
	wurden alle Plätze im Zuschauerraum besetzt. Der für den „Tannhäuser“ dieses 
	Jahres vorgesehene Dirigent Fabio Luisi sagte seine Mitwirkung bei den 
	Festspielen wenige Tage vor Beginn der Proben ab. Er wurde kurzfristig von 
	Christoph Ulrich Meier ersetzt, einem bisher namenlosen Dirigenten. 
	
	Das schlimmste Unglück dieses Jahres stand noch 
	bevor: Gudrun Wagner hatte sich Ende November zu einem notwendigen, aber 
	nicht lebensbedrohenden Eingriff ins Klinikum Bayreuth begeben. Die 
	Operation war gut verlaufen, ihr Zustand stabil und trotzdem verstarb sie 
	überraschend in der Nacht zum 28. November, ohne dass dies zunächst bemerkt 
	worden wäre. Erst bei der Früh-Visite stellte man ihren Tod fest. Gudrun 
	Wagner wurde nur 63 Jahre alt. Ihr Mann, Wolfgang Wagner, selbst schwer 
	angeschlagen, stand allein da, die Festspiele waren ohne Führung, da auch 
	niemand anderer Prokura hatte. Zum Glück waren für die Festspielzeit 2008 
	bereits die richtigen Weichen gestellt, es mussten nur noch wenige 
	Korrekturen erfolgen. 
	
	Die Beerdigung Gudrun Wagners auf dem 
	Stadtfriedhof in Bayreuth war gerade vorbei, als bei der Festspiele GmbH und 
	innerhalb der Familie Wolfgang Wagners eine Geschäftigkeit nie dagewesenen 
	Ausmaßes einsetzte, die sich ausschließlich um die Nachfolge Wolfgang 
	Wagners drehte. Wie sich später herausstellen sollte, hatten die ganzen, 
	unter großer Verschwiegenheit ablaufenden Aktivitäten, eindeutig nichts mit 
	der dringend notwendigen künstlerischen Erneuerung, sondern nur mit 
	Machterhalt und Bereicherung zu tun.  
Schon im Dezember 2007 stellte sich heraus, dass möglicherweise nicht mehr eine Einzelperson die Festspiele leiten würde, denn es formierten sich zwei Teams, die diese Position in Arbeitsteilung ausfüllen wollten.
Team I: Katharina Wagner und Peter Ruzicka, Dirigent, Komponist und früherer Intendant der Hamburgischen Staatsoper.
Team II: Nike Wagner, Tochter Wieland Wagners, und Eva Wagner-Pasquier, Tochter Wolfgang Wagners aus dessen erster Ehe, von ihrem Vater verstoßen und 2001 schon als nicht geeignet abgestempelt.
Nach nur wenigen Wochen allerdings stieg Peter Ruzicka aus dieser Bewerbung wieder aus und Christian Thielemann trat an seine Stelle. Doch auch diese Verbindung hatte nur kurze Zeit Bestand. Möglicherweise haben beide Mitbewerber frühzeitig erkannt, dass sie ihre Vorstellungen, wie man die Festspiele wieder so hochklassig machen könnte, wie sie bis zur letzten Jahrhundertwende waren, mit einer Anfängerin wie Katharina Wagner nicht verwirklicht werden könnten. Christian Thielemann hätte außerdem seine Dirigenten-Tätigkeit bestimmt nicht so stark einschränken wollen. Nun musste sich Katharina Wagner erneut nach einem geeigneten Partner umsehen. Bis zur Jahreswende 2007/2008 hatte sie noch keinen neuen Mitstreiter gefunden.
Unterschwellig kam aber in Bayreuth das immer dichter werdende Gerücht auf, die Nachfolge sei längst entschieden, Katharina Wagner würde ihren Vater beerben – mal ganz von dem noch fehlenden zweiten Partner abgesehen. Es wurden aber auch Stimmen laut, die ebenso eindringlich vor einer solchen Entscheidung warnten. Viele Mitarbeiter der Festspiele hielten Katharina Wagner für absolut nicht geeignet, die Festspiele zu leiten.
	Wie oben geschildert, gründete Wolfgang 
	Wagner 1985 die Wolfgang Wagner GmbH, die dann zwei Jahre später in die 
	Bayreuther Festspiele GmbH umbenannt wurde, wobei zu vermerken ist, dass 
	Wolfgang Wagner jetzt alleiniger Gesellschafter der Bayreuther Festspiele 
	GmbH war und als Veranstalter der jährlich stattfindenden Festspiele mit 
	Festspielleitervertrag auf Lebenszeit weiterhin fest im Sattel saß. Diese 
	Konstellation wurde zum Ausgangspunkt der heute bestehenden Differenzen 
	zwischen der Festspiele GmbH und der Richard-Wagner-Stiftung. 
	
	Um die weiteren Geschehnisse rund um die 
	Festspielleitung, um das Kompetenzgerangel zwischen Wolfgang Wagner und 
	seiner Frau, um die langsame Machtübernahme durch Gudrun Wagner innerhalb 
	der Festspielleitung und um die allmähliche Einmischung der Tochter 
	Katharina in die Geschäfte ihrer Eltern überschaubar darstellen zu können, 
	habe ich noch einmal die gesamten Pressemitteilungen gelesen, die 
	Verlautbarungen der Festspiele GmbH und die „leisen“ Wortmeldungen der 
	Richard-Wagner-Stiftung studiert. Ferner habe ich mir die Aufzeichnungen der 
	Fernsehübertragungen des Senders 3sat vom 31. August 2008 aus dem Bayreuther 
	Rathaus angesehen und mit zahlreichen Zeitzeugen gesprochen. 
	
	Im Januar 2008 gingen die Bemühungen, für Katharina 
	Wagner einen geeigneten Partner zu finden, ungebremst weiter. In der 
	Zwischenzeit jedoch wurde zunächst einmal die Bayreuther Festspiele GmbH 
	„zukunftsfähig“ gemacht, d. h. zum Ende der Amtszeit Wolfgang Wagners würde 
	die Festspiele GmbH von einem Gesellschafter auf vier Gesellschafter 
	erweitert. 
	
	Die Gesellschaftsanteile Wolfgang Wagners sollten 
	auf die vier neuen Gesellschafter übergehen. Zunächst blieb Wolfgang Wagner 
	noch der Geschäftsführer der GmbH, doch wurde ihm seine Tochter Katharina 
	gleichberechtigt zur Seite gestellt. Diese Maßnahme war wieder ein Indiz für 
	die Absicht Wolfgang Wagners und der Festspiele GmbH, eine solche 
	Konstellation auf Dauer zu zementieren. Nicht genug damit: die Festspiele 
	GmbH gründete eine hundertprozentige Tochtergesellschaft, die „Bayreuther 
	Festspiele Medien GmbH“ (kurz BF-Medien genannt), die als 
	Vertriebsgesellschaft künftige Festspielprodukte verkaufen sollte. 
	
	Geschäftsführerin wurde Katharina Wagner. Zur 
	Hauptsache ging es hier um die Vermarktung in Form von Vorführungen der 
	Inszenierungen in den deutschen Kinos, im Fernsehen oder in 
	Großveranstaltungen als Public Viewing z. B. auf dem Bayreuther 
	Volksfestplatz, aber es war auch an die Herstellung von CDs und DVDs 
	gedacht. Sogar der Vertrieb von Erinnerungsartikeln wie Tassen mit dem 
	Autogramm Richard Wagners, Mützen und T-Shirts mit der Aufschrift 
	„Bayreuther Festspiele“ oder Schneekugeln (Inhalt: das verschneite 
	Festspielhaus) usw. sollten zu Geld gemacht werden. Aber – so fragte sich 
	mancher Beobachter der Szene –, wie kann sich denn die BF-Medien GmbH so 
	sicher sein, dass sie auch Aufträge erhält? Antwort: Ganz einfach, es würde 
	dafür gesorgt werden (und das mit hundertprozentiger Sicherheit), dass 
	Katharina Wagner auch Festspielleiterin werden würde. Basta! Damit wären die 
	Aufträge dann gesichert. Geldfluss aus der linken Tasche heraus und 
	gleich wieder in die rechte Tasche hinein! So einfach würde das gehen!
	
	 
Am Rande sei hier vermerkt, dass dieses Geschäftsmodell nicht zum Erbe Richard Wagners gehörte und auch nicht Gegenstand des Auftrags an zukünftige Festspielleiter werden sollte. In der Stiftungsurkunde und in der Satzung der Richard-Wagner-Stiftung ist darüber kein Wort zu lesen.
Um nun die „Wahl“ Katharina Wagners zur Festspielleiterin zu sichern, brauchte man Verbündete, und da sprang Toni Schmid in die Bresche. Er allein konnte das nicht regeln, er nahm dafür den 1. Vorstand der Richard-Wagner-Stiftung, den Regierungspräsidenten von Oberfranken, Herrn Wilhelm Wenning, und den Geschäftsführer der Stiftung, den Bayreuther Oberbürgermeister, Herrn Dr. Michael Hohl, „mit ins Boot“.
Das also war der Beginn einer sich über das ganze Jahr erstreckenden Kette von Verschleierung und Machtsicherung.
Zunächst galt es, Katharina Wagner wieder einen zweiten Partner zu beschaffen. Das wurde „unkompliziert erledigt“, indem der Kultusminister Thomas Goppel Eva Wagner-Pasquier aufforderte, aus der Partnerschaft mit Nike Wagner auszusteigen. Ohne eine weitere Erklärung „wechselte Eva Wagner ins andere Lager“. Etwas später trafen sich die beiden Töchter Wolfgang Wagners, die sich noch nie zuvor begegnet waren, erstmals in ihrem Leben und reichten kurz darauf ein Konzept unter dem Namen „Zukunft Bayreuth“ beim Stiftungsrat ein, dessen Inhalt Schwerpunkte zukünftiger Leistungen der Festspiele auflistete. Dieses Papier war aber nicht das geistige Produkt der beiden Bewerberinnen, sondern es war Monate zuvor von Nike Wagner erstellt worden, als diese noch mit Eva Wagner-Pasquier kandidierte.
Nike Wagner ihrerseits erklärte auch sofort, an ihrer Bewerbung festhalten zu wollen und zu gegebener Zeit auch einen neuen, namhaften Partner präsentieren zu können.
	In einem Brief an den Bayreuther Oberbürgermeister 
	Dr. Hohl (der, wie Herr Wenning auch Sitz und Stimme im Stiftungsrat hatte) 
	verwendete ich mich aus tiefster Überzeugung für Nike Wagner, deren 
	Qualifikation und ihre bisherigen Leistungen im Bereich deutscher Kultur sie 
	nach meiner Ansicht zur besten Kandidatin für die Leitung der Festspiele 
	machten. Herr Dr. Hohl antwortete mir in einem kurzen Schreiben mit Datum 
	vom 23. April 2008, das mit den Worten endete: „Ich darf Ihnen versichern, 
	dass der Stiftungsrat die beste Lösung finden wird“. Heute wissen wir, dass 
	eine Entscheidung längst gefallen war! Ich sollte nur „ruhiggestellt“ 
	werden. 
 
Am 15. April 2008 veröffentlichte dpa einen Brief Wolfgang Wagners an den Stiftungsrat, der datiert ist auf den 8. April 2008. Herr Wagner spricht in diesem Schreiben jedes einzelne Stiftungsratsmitglied an und beginnt mit den Worten: „Sehr geehrter …“
Es ist daraus nicht abzuleiten, ob Herr Wagner alle Stiftungsräte mit diesem Schreiben beehrt hat. Zum Inhalt: Wolfgang Wagner beruft sich eingangs auf das Ergebnis der Stiftungsratssitzung vom 6. November 2007, in der der Stiftungsrat potenzielle Bewerber aus der Familie Wagner auffordert, eine Bewerbung um die Festspielleitung einzureichen. Danach verwendet er sich für ein Dreierteam, bestehend aus Christian Thielemann, Peter Ruzicka und Tochter Katharina. Danach begrüßte er, dass sich seine beiden Töchter Katharina und Eva näher kennengelernt haben und meint, dass auch diese zusammen mit Christian Thielemann eine gute Festspielleitung abgeben könnten. Die beiden letzten Absätze zitiere ich hier wörtlich: „Sowohl der erstgenannten Variante – eine Bewerbung mit Christian Thielemann, Peter Ruzicka und Katharina Wagner –, aber insbesondere auch einer Bewerbung meiner beiden Töchter für die Festspielleitung würde ich zustimmen. In beiden Fällen wäre ich bereit, die Festspielleitung zu einem angemessenen, von mir zu bestimmenden Zeitpunkt, abzugeben. Ich hoffe, dass ich mit diesen wenigen Zeilen ein deutliches Signal setzen konnte und baue am 29. April 2008 auf einen entscheidungsfreudigen Stiftungsrat“. Ende des Zitats!
Zu diesem Brief, dessen Echtheit von vielen bezweifelt wird, besonders aber zu den zitierten Absätzen, wäre zu sagen:
	
	1. Wer Herrn Wagner gekannt hat, 
	hält es mit größter Wahrscheinlichkeit für nahezu unmöglich, dass er sich 
	mit einem solchen Schreiben an den Stiftungsrat gewandt hat, den er seit 
	Jahren zutiefst verachtete. Es ist auch nicht sein Briefstil. 
	
 
	
	2. Was ist eigentlich aus seiner 
	seit Jahrzehnten fanatisch gepredigten Ansicht, er sehe niemanden im 
	Familienkreise, der die Fähigkeiten mitbringe, um die Festspiele zu leiten, 
	geworden? Hat er das vergessen oder sind seine Töchter plötzlich Ausnahmen 
	dieser Regel geworden? 
 
	
	3. Herr Wagner war im April 2008 
	bereits gesundheitlich so schwer angeschlagen, dass er seine Tochter Eva 
	beim ersten Wiedersehen nach vielen Jahren zunächst nicht erkannt hatte.
	
 
4. Wurde nicht immer wieder behauptet, Herr Wagner habe keine Bedingungen für seinen Rückzug gestellt?
Im Internet ist dieser Vorgang heute bei „Wikipedia“ folgendermaßen nachzulesen:
„Wolfgang Wagner erklärte sich im April 2008 bereit, zu Gunsten seiner Töchter Katharina und ihrer Halbschwester Eva Wagner-Pasquier vom Posten des Festspielleiters zurückzutreten“. Kein Wort von Beratungen des Stiftungsrates über insgesamt zwei vorliegende Bewerbungen, kein Eingeständnis eines eindeutigen Satzungsbruches oder über eine vorgesehene demokratische Abstimmung. Was kam da auf uns zu?
Der Deutsche Kulturrat forderte – so zu lesen in einer Notiz des „Nordbayerischen Kuriers“ vom 17. April 2008 – ein „transparentes Auswahlverfahren“ bei der Entscheidung über die künftige Leitung der Bayreuther Festspiele. Es müssten dieselben Spielregeln gelten wie in jeder anderen Kultureinrichtung, die durch öffentliche Mittel mitfinanziert würde. Der Vorsitzende des Kulturrats Olaf Zimmermann meinte, wenn eine solche Entscheidung, wie sie von Wolfgang Wagner vorgeschlagen worden war, in Bayreuth gefällt werden würde, dann würde dies ein schlechtes Licht auf den gesamten Kulturbereich in Deutschland werfen. Die Bevölkerung müsse den Eindruck erhalten, dass „vordemokratische Auswahlverfahren“ in unserem Lande gang und gäbe seien.
Solche Ermahnungen kümmerten den Stiftungsratsvorsitzenden Toni Schmid überhaupt nicht!
	Der nächste Schritt war nun, Wolfgang Wagner zur 
	Kündigung seines auf Lebenszeit befristeten Festspielleitervertrags zu 
	bewegen. Die Kündigung musste bis 30. April bei der Stiftung eingehen, damit 
	am 1. Mai 2008 die in der Stiftungssatzung verankerte Bewerbungsfrist für 
	die Kandidatur um den Festspielleiterposten beginnen konnte, denn die Wahl 
	des neuen Festspielleiters war für den 31. August 2008 vorgesehen. Mit 
	dieser Kündigung tat sich Wolfgang Wagner bekanntlich schwer. Der 
	„Nordbayerische Kurier“ meldete am 28. April, ein Kündigungsschreiben sei 
	bis heute nicht bei der Richard-Wagner-Stiftung eingegangen. 
	Erstaunlicherweise teilte nur einen Tag später – also am 29. April – der 
	Stiftungsratsvorsitzende Schmid mit, „die Kündigung sei in München“ 
	eingetroffen. Wieso in München, der Sitz der Stiftung ist doch Bayreuth? 
	Oder? Hatte Toni Schmid da auch wieder daran gedreht? Am gleichen Tage war 
	auch noch Stiftungsratssitzung in Bayreuth, während der natürlich keine 
	Entscheidung über die Nachfolge Wolfgang Wagners fallen konnte. Die nächste 
	Sitzung wurde dabei auf den 11. Juni 2008 festgelegt. 
	
	Ende Mai und Anfang Juni meldeten sich noch zwei 
	gewichtige Stimmen zur Nachfolgefrage, es waren dies der Direktor der Wiener 
	Staatsoper Ioan Holender und der Intendant der Bayerischen Staatsoper, Peter 
	Jonas. Zusammengefasst meinten beide, Bayreuth müsse wieder die 
	Vorbildfunktion in Sachen Inszenierung Wagnerscher Musikdramen übernehmen, 
	man sollte auch Wagners Frühwerke in den Spielplan aufnehmen, es sollten nur 
	renommierte Regisseure beschäftigt werden und keine Anfänger – das Gleiche 
	gelte für Dirigenten. Peter Jonas meinte sogar, wenn Richard Wagner wieder 
	auferstehen würde, er würde gleich aus diesem Theater aussteigen. 
Jeder Beobachter der Szene hatte in den Jahren 2007/2008 ja die Information, dass – wenn es so weit sei und der Nachfolger Wolfgang Wagners gefunden werden müsste – der Stiftungsrat diesen Festspielleiter (möglicherweise unter mehreren Bewerbern) suchen, prüfen und in demokratischer Abstimmung wählen würde.
	Es bleibt keine andere Option übrig als anzunehmen, 
	dass das Ehepaar Wagner in seinen Überlegungen längst (vielleicht auch auf 
	Drängen Gudrun Wagners) von dieser Herangehensweise abgerückt war, weil 
	damit keine absolute Sicherheit bestand, dass ein Mitglied der Familie 
	Wolfgang Wagners die Festspielleitung hätte übernehmen können. 
	
	Von der Stiftung bzw. vom Stiftungsrat war in diesen 
	Sommermonaten des Jahres 2008 nichts zu hören oder zu sehen. 
Nein, Toni Schmid und seine Helfer (Herr Wenning und Herr Dr. Hohl) benötigten die Sommermonate um allen Stiftungsratsmitgliedern (außer denen, die der Familie Wagner angehörten) „einzutrichtern“, dass bei der Abstimmung nur um Zustimmung zu Team I (Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier) gebeten werde, da deren Wahl „alternativlos“ sei. Diese Vorgehensweise wurde später von einem Stiftungsratsmitglied, das selbst an der Abstimmung teilgenommen hat, gegenüber einem Mitglied der Familie Wagner absolut glaubwürdig bestätigt.
Mitte August 2008 präsentierte Nike Wagner ihren Partner, der mit ihr zusammen eine Bewerbung um die Leitung der Festspiele eingereicht habe. Es handelte sich bei dieser Person um den weltbekannten belgischen Theatermanager Gerard Mortier.
Ganz kurz muss hier auch auf die Qualifikation und die bisherigen Leistungen der beiden Bewerberteams eingegangen werden.
	Team I: Katharina Wagner hatte keinen 
	Studienabschluss in irgendeinem Kunstfach, was ihr bei der Bewältigung 
	dieser doch mit hohem Kunstanspruch versehenen Tätigkeit als 
	Festspielleiterin geholfen hätte. Sie hatte keinerlei Erfahrung in der 
	Leitung eines großen Operntheaters. Einige nicht besonders erfolgreiche 
	Regie-Versuche zeigten alle Tendenzen zum in Mode gekommenen Regie-Theater.
	
 
	Eva Wagner-Pasquier hatte den sehr ehrenvollen Beruf 
	einer Kindergärtnerin erlernt. Dann hatte sie neun Jahre als Assistentin 
	ihres Vaters im Festspielhaus „gedient“, ohne allerdings eine feste Aufgabe 
	zu haben. Nach der „Verbannung“ aus der Familie und aus dem Festspielhaus 
	war sie an verschiedenen Opernhäusern im künstlerischen Betriebsbüro oder 
	anderen der Organisation dienenden Bereichen tätig gewesen, ohne irgendwo 
	länger sesshaft zu werden. 
 
	Team II: Nike Wagner hatte sich seit über 30 Jahren 
	auf die Übernahme der Verantwortung bei den Bayreuther Festspielen 
	vorbereitet, sie sah sich dort in der Nachfolge ihres Vaters Wieland, der 
	als der große Erneuerer von Bayreuth gilt. 
 
Nike Wagner hat über einen längeren Zeitraum zahlreiche verantwortungsvolle Aufgaben bei hochrangigen Kultureinrichtungen übernommen. 2002/2003 begleitete sie als Dramaturgin die „Ring“-Inszenierung von Herbert Wernicke und David Alden an der Bayerischen Staatsoper. 2004 übernahm sie die Gesamtleitung des Kunstfestes Weimar. In ihrem Buch „Wagner-Theater“ setzt sie sich mit dem Werk Richard Wagners auseinander bzw. sie entwickelt eine komplexe Dramaturgie zu den Werken ihres Urgroßvaters.
Der belgische Theatermanager Gerard Mortier ist ein Weltbegriff. Er leitete viele Jahre erfolgreich die Salzburger Festspiele und die Pariser Oper. Er war wohl der beste Branchenkenner und hatte Kontakte zu allen wichtigen Opernhäusern, Intendanten, Dirigenten, Regisseuren, Bühnenbildnern sowie zu Sängerinnen und Sängern. Für seine Leistungen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, hier einige davon: Ehrendoktorwürde der Universität Salzburg, Großes Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, Ritter der Ehrenlegion in Frankreich, Erhebung in den belgischen Adelstand eines Barons, Kommandeur des Kronenordens in Belgien u.v.a.m. Gerard Mortier war auch Mitglied der Akademie der Künste in Berlin.
	
	In Sachen Qualifikation und bisher erbrachte Leistungen war Team II ganz 
	eindeutig und haushoch Favorit für die Nachfolge Wolfgang Wagners als Leiter 
	der Festspiele. 
	Den Lesern dieser Seiten ist es sicher schon 
	aufgefallen, dass – wenn von Team I die Rede ist – zu keinem Zeitpunkt von 
	der Notwendigkeit, einen künstlerischen Neuanfang zu beginnen, gesprochen 
	worden wäre. Stimmt, die Presse dieser Monate der Jahre 2007/2008 enthält 
	keinerlei Notizen dieser Art, denn solche Informationen hätten ja aus der 
	Presseabteilung der Festspiele kommen müssen. 
 
Die nächste Stiftungsratssitzung am 11. Juni 2008 behandelte nur Themen, die mit der Festspielleiterwahl nichts zu tun hatten. Toni Schmid brauchte nur dafür zu sorgen, dass die Stiftungsratsmitglieder erst gar nicht in die Versuchung kommen würden, z. B. nach den Plänen des Teams II zu fragen, eine Diskussion über die Vorzüge oder Nachteile des einen oder anderen Bewerbers zu beantragen, oder eine umfassende Aufklärung über den Stand der Vorbereitungen der Wahl zu fordern.
	Die Festspiele des Jahres 2008 eröffneten mit einer 
	Neuinszenierung des „Parsifal“. Regie führte Stefan Herheim, das Bühnenbild 
	schuf Heike Scheele, die Kostüme steuerte Gesine Völlm bei. Dirigent war der 
	Italiener Daniele Gatti. Die musikalische Seite können wir vernachlässigen, 
	denn insgesamt wurden gute Solisten eingesetzt, die trotz der ungewohnten 
	Regie auch darstellerisch gute Akzente setzen konnten. Auch Chor und 
	Orchester boten die erwartete Qualität. Aber das, was auf der Bühne zu sehen 
	war, war nicht „Parsifal“, sondern ein ganz anderes Stück, sowohl im 
	Bühnenbild – das Ganze spielt innerhalb Wahnfrieds und im Wahnfried-Garten. 
	Es ist die Dramaturgie und das Vorhandensein von drei übereinanderliegenden 
	Handlungen, es ist einfach die Regie, die diese Inszenierung ganz eindeutig 
	der Unsitte „Regie-Theater“ zuordnet. Man weiß als Zuschauer dieser 
	Inszenierung überhaupt nicht, wo man sich befindet. Sind da Reste der 
	ursprünglichen „Parsifal“-Handlung zu erkennen, zeigt das Stück die 
	Geschichte des Hauses Wahnfried oder sind wir im Laufe der deutschen 
	Geschichte im Deutschen Bundestag gelandet? Das Ganze wird zusätzlich 
	verwässert durch die Einspielung von stummen Videos, die teilweise nicht 
	einmal etwas mit den aufgezeigten Themen zu tun haben. In dem Ganzen geht 
	natürlich die Musik vollkommen unter und die Kostümierung macht alles nur 
	noch lächerlicher. Manchmal glaubt man, sich auf einem Kostümball im Wien 
	der 1890er-Jahre wiederzufinden, dann befindet man sich in einem Bordell, 
	gleich darauf im Krankenzimmer eines Armee-Lazaretts. Ich frage mich schon, 
	warum die Regisseure innerhalb eines Jahrzehnts in Bayreuth nun schon zum 
	zweiten Mal so rüde mit Wagners letztem Bühnenwerk umgehen? Die Ära Wolfgang 
	Wagner endete mit einem „Regie“-Theaterstück. Was würde zukünftig auf uns 
	zukommen? 
	
	Erstmals 2008 wurde eine Vorstellung aus dem 
	Festspielhaus live auf dem Volksfestplatz in Bayreuth übertragen. Im Rahmen 
	des sogenannten Public Viewing hatten die Besucher dort die Möglichkeit, die 
	Vorstellung der „Meistersinger von Nürnberg“ auf einer riesigen Bildwand und 
	mit Unterstützung einer großen Lautsprecheranlagemitzuerleben. Die Presse 
	berichtete anderntags, dass während der fast siebenstündigen Übertragung 
	fast 35.000 Menschen (viele eben nur teilweise) diese Veranstaltung besucht 
	hatten. Für viele Menschen war dies die erste Begegnung mit Wagner. Die 
	Zustimmung oder Ablehnung dieser Art, des großen Komponisten Wagners Werke 
	zu erleben, war gemischt. Einige meinten, es fehlte einfach das Fluidum des 
	Zuschauerraums mit seiner herrlichen Akustik, die anderen meinten, sie 
	hätten sich die „Meistersinger“ ganz anders vorgestellt, im Opernführer 
	würde die Handlung ganz anders beschrieben, wieder andere meinten, wenn ein 
	solches „Event“ im kommenden Jahr wieder veranstaltet würde, kämen sie 
	wieder. (Es gab ja auch reichlich Bier und Bratwürstchen). 
	
	Am Vormittag des 28. August 2008 wurde Wolfgang 
	Wagner von der Belegschaft der Bayreuther Festspiele und vielen auswärtigen 
	Gästen aus Politik, Kultur und früheren Weggefährten aus seinem Amt als 
	Festspielleiter verabschiedet. Diesen würdevollen Abschied hatte er 
	zweifellos verdient. Aber es war eine Tortur für Herrn Wagner, dessen 
	Gesundheit so schwer in Mitleidenschaft gezogen war, dass er kaum noch gehen 
	oder stehen konnte. Seine Stimme war ganz ausgeschaltet, er selbst hat kein 
	Wort mehr sprechen können. Trotzdem, seine Verdienste um die Festspiele 
	wurden in zahlreichen Beiträgen sehr gut gewürdigt. Immerhin hatte Wolfgang 
	Wagner die Festspiele insgesamt 57 Jahre geleitet (die ersten 15 Jahre mit 
	seinem Bruder Wieland gemeinsam). Zum Ende der Veranstaltung wurde er im 
	Rollstuhl in sein Wohnhaus zurückgebracht und niemand hat ihn seit diesem 
	Tage – außer den Familienmitgliedern, den Ärzten und dem Pflegepersonal – 
	noch einmal lebend gesehen. Er starb still und friedlich, nur umgeben von 
	Familienmitgliedern am 21. März 2010 in seinem Hause. 
	
	Der 31. August des Jahres 2008, war der Tag, an dem 
	die neue Festspielleitung gewählt wurde. Der Kultur-Fernsehsender 3sat 
	sendete live aus dem Bayreuther Rathaus, dort wurde die Wahl durchgeführt. 
	Beide Bewerberteams waren vor Ort, der Stiftungsrat vollständig vertreten.
	
	Toni Schmid eröffnete als Vorsitzender dieses 
	Gremiums die Sitzung. 
	
	Team I (Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier), deren Programm-Papier 
	„Zukunft Bayreuth“ dem Stiftungsrat vorlag, wollte keine Erklärung abgeben.
	
 
	Team II (Nike Wagner und Gerard Mortier) trugen ihre 
	Pläne einer zukünftigen Festspielleitung in mündlicher Form vor. 
	
	Wie mir 
	der Bayreuther OB, Dr. Hohl zwei Jahre später während eines Gesprächs über 
	das Thema Bayreuther Festspiele mitteilte, habe Herr Mortier in einem 
	fulminanten Vortrag die Pläne und Ziele von Team II dargelegt! 
	(Da aber 
	die Entscheidung insgeheim bereits gefallen war, dürfte dieses 
	„Zwischenspiel“ keinerlei Eindruck auf die Stiftungsräte gemacht haben). 
	
	Es waren seit Eröffnung der Sitzung gerade mal 20 
	Minuten vergangen – Nike Wagner und Gerard Mortier hatten ihr Konzept 
	vorgetragen, irgendwelche Fragen dazu wurden nicht gestellt, eine Diskussion 
	fand auch nicht statt –, da meinte der Stiftungsratsvorsitzende Toni Schmid, 
	wer dafür sei, dass das Team I (Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier) 
	die Festspielleitung übernehmen solle, der möge die Hand heben. Und damit 
	wurde die schreckliche Befürchtung amtlich: Mit 22 Ja-Stimmen und zwei 
	Enthaltungen wurden die Töchter Wolfgang Wagners zu Festspielleiterinnen 
	ernannt. 
	
	Sie stiegen in den zu diesem Zeitpunkt noch gültigen 
	alten Mietvertrag für das Festspielhaus ein, den ihr Vater 1990 mit der 
	Richard-Wagner-Stiftung abgeschlossen hatte. Und damit erhielten sie auch 
	„künstlerische Freiheit“! In einem einzigen Punkt hatte man möglicherweise – 
	so schien es damals – richtig gedacht: Nach Ansicht des damals im 
	Bundeskanzleramt für Vertragsangelegenheiten zuständigen Beamten, Herrn Knut 
	Nevermann, sollten die beiden Festspielleiterinnen einen ersten Vertrag über 
	fünf Jahre erhalten (es wurden dann sieben Jahre daraus). Während der 
	Laufzeit dieses Vertrags sei man dann ja frei zu entscheiden, ob der Vertrag 
	verlängert wird oder ob man sich um eine neue Leitung kümmern muss, so Knut 
	Nevermann im Jahre 2008. Genau darum wird es im letzten Kapitel meines 
	Berichtes gehen. Festspiele GmbH oder Stiftung? Wer hat hier das Sagen, wer 
	bestimmt oder wählt den Festspielleiter? 
 
	Nach Abschluss der Sitzung gab es eine 
	Pressekonferenz, auf der die beiden Gewählten nichts Neues zu verkünden 
	hatten. Sie teilten lediglich mit, dass Eva Wagner-Pasquier für die 
	Besetzungen sorgen und für künstlerische Belange zuständig sein soll, 
	natürlich immer in Absprache mit ihrer Halbschwester, Katharina würde sich 
	um Marketing, Presse und Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Eine Einladung des 
	Fernsehsenders 3sat, vor die Kameras zu treten, schlugen sie aus, weil dort 
	auch die Kulturkritikerin der FAZ, Frau Julia Spinola, erscheinen würde, 
	deren Anwesenheit sie nicht mochten, weil sie gelegentlich unangenehme 
	Fragen stellte. Stattdessen erschienen dort der damalige Vorsitzende der 
	Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, Herr Karl Gerhard Schmidt, und der 
	Bayreuther Oberbürgermeister Dr. Hohl, Geschäftsführer der 
	Richard-Wagner-Stiftung. Beide Herren hatten auch Sitz und Stimme im 
	Stiftungsrat. Etwas blieb in deren Aussage ungeklärt, denn sie berichteten 
	darüber, dass der Stiftungsrat nach dem Vortrag von Herrn Mortier noch eine 
	Stunde lang beraten habe, welchem Team die Festspielleitung übertragen 
	werden sollte. Man habe sich dann für die beiden Töchter Wolfgang Wagners 
	entschieden. Eva Wagner habe große Opernerfahrung, außerdem habe sie ja 
	viele Jahre mit ihrem Vater im Festspielhaus gearbeitet. Katharina Wagner 
	kenne das Werk Wagners und den Festspielbetrieb. Dazu wäre zu sagen: 
	Katharina Wagner hat nicht einmal den Auftrag der Stiftung verstanden. Sie 
	kennt auch das Werk nicht, da sie die Historie des Unternehmens nicht 
	interessiert. Der Beweis für meine Behauptung ist die Berufung der 
	Regisseure, die sie in den dann folgenden 13 Jahren ihrer bisherigen 
	Leitungs-Verantwortung verpflichtet hat. Darüber wird noch zu berichten 
	sein. Es tut mir leid sagen zu müssen, dass die Herren Schmidt und Dr. Hohl 
	wirklich keinerlei Wissen über die Abläufe in einem Operntheater haben. Von 
	der Moderatorin befragt, beteuerten beide, dass das Ergebnis der Wahl sie 
	selbst überrascht habe und sie wiesen die Vermutung, dass dieses Ergebnis 
	abgesprochen sei, weit von sich. Zum Schluss meinte Herr Dr. Hohl, jetzt 
	würde in Bayreuth alles besser werden. Anmerkung: Was alles in Bayreuth 
	hätte besser werden sollen, haben wir bis heute nicht erfahren. Die wohl 
	wichtigste Verbesserung, eine künstlerische Erneuerung, war wohl nicht 
	eingeplant, denn davon war nie die Rede. 
	
	Abschließend erschienen vor der Kamera der Münchner 
	Theaterwissenschaftler und Autor verschiedener Bücher über Wagner und 
	Bayreuth, Jens Malte Fischer, und die schon angesprochene FAZ-Journalistin 
	Julia Spinola. Beide hielten den Wahlausgang zu Gunsten der beiden Töchter 
	Wolfgang Wagners für kein gutes Omen für das zukünftige Erscheinungsbild der 
	Festspiele. Jens Malte Fischer war aufgefallen, dass in allen 
	Verlautbarungen nur die Rede von Öffentlichkeitsarbeit, von Sponsoring und 
	Marketing die Rede war, die Worte Dramaturgie (die berühmte „Bayreuther 
	Dramaturgie“) oder künstlerischer Neubeginn dagegen überhaupt nicht 
	vorkamen. Herr Fischer meinte sogar, wer Gerard Mortier zurückweise, brauche 
	schon sehr gute Argumente. Nike Wagner, die Mitunterlegene hielt die ganze 
	Veranstaltung für ein äußerst „unwürdiges Procedere“, wünschte aber ihren 
	Cousinen trotzdem viel Glück bei der Bewältigung der großen Anforderungen 
	und sagte abschließend: 
„Ich bin zwar traurig über die Niederlage, aber verloren hat vor allen Dingen Bayreuth.“ (Eine weise Voraussage).
Die Kritik am Ausgang der Wahl war vielfältig. So äußerte sich z.B. der Direktor der Wiener Staatsoper, Ioan Holender: „Der Stiftungsrat habe in einer „Geschlossenheit wie das Zentralkomitee der nordkoreanischen KP“ abgestimmt. Holender nannte das gesamte Auswahlverfahren samt Konzepteinreichung und 20-minütiger Vorsprache „lächerlich“ und sowohl für die Kandidaten als auch für die Bayreuther Festspiele „entwürdigend“.
	Um es auf den Punkt zu bringen: 
	Für Bayreuth und seine Festspiele war dieses Ergebnis der absolute Supergau!
	
Die Politik hatte sich eingemischt und über die Kultur gesiegt. Toni Schmid, der Eindringling aus München, hat alles zerstört!
Nach den Richtlinien der Stiftungssatzung war die Entscheidungsfindung und das Ergebnis im Sinne dessen, dass bei der Wahl die bestmögliche Festspielleitung beauftragt werden sollte, eine krasse Fehlentscheidung!
Hier stand die eigentlich völlig überflüssige und in Sachen Leitung eines Theaterbetriebs unerfahrene „Bayreuther Festspiele GmbH“ und die „BFMedien GmbH“, dort die kaltgestellte „Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth“, die durch Mitverschulden ihres Vorstands und ihrer Geschäftsführung um das Recht, den Festspielleiter demokratisch zu wählen, betrogen worden war.
Hier war Toni Schmid Vorsitzender des Verwaltungsrates, dort war er Stiftungsratsvorsitzender. Beide Institutionen wurden kontrolliert und manipuliert durch ein und dieselbe Person, durch Toni Schmid.
Und nun standen sie da, die unerfahrenen und völlig überforderten Festspielleiterinnen, am Tag nach der Wahl, ohne richtiges Programm, ohne eine wohldurchdachte Prioritätenliste und ohne künstlerische Visionen. Dafür aber hatte ihnen Toni Schmid bereits den ersten Auftrag erteilt: Sie sollten fleißig neue Sponsoren gewinnen. Das aber – so sollte sich herausstellen – ist leichter gesagt als getan. Im Gegenteil: auf diesem Gebiet traten bald erste schwere Rückschläge ein. Siemens stieg aus der Festspielförderung 2012 aus, Audi wenige Jahre später. Damit fehlten im Budget bereits 1,6 Mio. Euro.
Katharina Wagner eilte am 1. September 2008 nach Bremen, um einen RegieAuftrag (die Oper „Rienzi“, ein Jugendwerk ihres Urgroßvaters) zu beginnen und – wie sich bald zeigte – ihren insgesamt sechsten Inszenierungs-Flop hinzulegen.
Ihre Halbschwester Eva begann ihren Dienst im Festspielhaus, in dem sie zuletzt vor 32 Jahren einmal die Assistentin ihres Vaters gewesen war.
	Mit Datum vom 4. September 2008 erschien ein 
	Gespräch mit Katharina Wagner im „Nordbayerischen Kurier“, das sie mit der 
	„Berliner Morgenpost“ geführt hatte. Ein sehr aufschlussreiches Gespräch. Zu 
	Beginn stellt sich aber doch die Frage, warum nicht mit beiden 
	Festspielleiterinnen gesprochen wurde, es betraf doch die Aufgaben beider 
	Leiterinnen? Einleitend kündigte Katharina Wagner „eine flexible, weniger 
	patriarchenhafte“ Festspielleitung an. 
	
	Es wird in Bayreuth jetzt auch „keine Nacht der 
	langen Messer geben“, fügte die erst 30-jährige Urenkelin Richard Wagners 
	noch hinzu. Hierzu wäre zu sagen: Sie kündigte einigen, sehr wichtigen 
	Mitarbeitern, deren Rat für die reibungslose Übernahme der 
	Festspielverantwortung sie sehr dringend bedurft hätte. Um diese Leute los 
	zu werden, musste sie Ablösesummen von insgesamt fast 300.000 Euro 
	hinblättern. 
	Sie kündigte eine größere Öffnung der Festspiele in 
	die Medienöffentlichkeit an. Ihre Worte: „Ich bin für Transparenz total“. 
	Bayreuth solle ein „sympathisches Festival werden“. Auch hierzu: Weniger 
	Öffentlichkeit ist fast nicht mehr möglich. Die Abkapselung ist sogar 
	optisch wahrnehmbar. Als Folge einer (angeblichen) Bombendrohung ließ Frau 
	Wagner um den gesamten Bereich der Nebengebäude einen stabilen Metallzaun 
	errichten. (Das Dorf in der Stadt). 
	
	Die bisherigen Publikationen, wie z. B. das große 
	Festspielbuch, entfielen ab 2008. Lediglich die Programmhefte, die bis auf 
	ein paar mittlerweile großformatige Fotos der Inszenierungen keinen 
	künstlerischen Wert besitzen (man kann sie nicht einmal aufgeklappt 
	hinlegen), sind geblieben. Am Jahresende gab man nun ein dünnes Heftchen 
	heraus, in dem zwar nichtssagend der nächstjährige Spielplan und die 
	voraussichtlich mitwirkenden Künstler des kommenden Jahres zu finden waren. 
	Dann gab es aber noch eine DVD-Beilage mit „Beiträgen aus dem 
	Festspiel-Podcast des abgelaufenen Jahres“. Als dafür verantwortlicher 
	Pressechef hätte ich mich geschämt, diese von ständiger Werbung 
	unterbrochenen Informationen als von den „Bayreuther Festspielen stammend“ 
	auszugeben. Mehr Informationen gibt es bisher nicht. Mittlerweile wird zur 
	Festspielzeit nicht mal mehr ein Mitwirkenden-Verzeichnis herausgegeben. 
	Auch das Thema „Aufarbeitung der Familiengeschichte – welche Verbindungen 
	hatte die Familie Wagner zu den Nazi-Größen“ – wurde angeschnitten. Hier 
	versprach Frau Wagner Bewegung. Geschehen ist bis heute nichts, es ist auch 
	mittlerweile fast überflüssig. 
	
	Katharina Wagner räumte ein, dass die Besetzungen 
	hochklassiger werden müssten. So z. B. verhandle man für die 
	„Lohengrin“-Inszenierung im Jahre 2010 noch mit dem „Traum-Schwanenritter“. 
	Anmerkung: Der „Traum-Schwanenritter“ war Jonas Kaufmann, er kam auch, sang 
	drei Vorstellungen und meldete sich krank. Die restlichen drei Vorstellungen 
	sang Klaus Florian Vogt den Lohengrin (Nordbayerischer Kurier). Jonas 
	Kaufmann wurde mit Bayreuth bis heute nie mehr in Verbindung gebracht. Man 
	sprach auch über den Regisseur der nächsten „Ring“-Inszenierung im 
	Jubiläumsjahr 2013. Da sei noch keine Entscheidung gefallen. Sie nannte ein 
	paar Namen, die alle nicht in Frage kämen, verschwieg aber, dass mit Wim 
	Wenders verhandelt würde. Das aber zerschlug sich wegen geringfügiger 
	finanzieller Differenzen. Gerade mit Wim Wenders, der parallel zur 
	„Ring“-Inszenierung noch einen großen Film drehen wollte, hätte Bayreuth 
	einen künstlerischen Erfolg und eine weltweite, kostenfreie Werbung für die 
	Stadt verbuchen können. Stattdessen musste Frank Castorf erscheinen, darüber 
	wird man noch sprechen müssen. Sie fügte aber noch an, dass Bayreuth bis 
	2013 wieder der „unstrittige Mittelpunkt der Wagner-Welt sein würde“. 
	Welche Naivität steckt in dieser Aussage? Hätte sie da bloß Recht behalten, 
	dann müsste ich diesen ganzen Artikel nicht schreiben! 
Ich füge noch an, dass Katharina Wagner einfach keinen Zugang zur Branche hat. Wieland und Wolfgang Wagner luden jeweils die besten Sänger für die zu besetzenden Partien ein – und sie kamen, um mit ihresgleichen jede einzelne der Vorstellungen zu etwas ganz Besonderem zu machen.
Katharina Wagner kam also im September aus Bremen zurück und hat sich gleich darangemacht, alles „über den Haufen zu werfen“, kein Stein blieb auf dem anderen. Und so ergaben sich Probleme, die teilweise bis heute nicht behoben sind. Für 2009 war keine Neuinszenierung vorgesehen, was hätte man in diesem Jahr nicht alles sinnvoll verändern, ergänzen, verbessern können! Sie übernahm einen strukturierten und organisierten Opernbetrieb (sofern man das von einem Operntheater behaupten kann, das nur drei Monate pro Jahr betrieben wird und dessen künstlerischer Betrieb immer wieder neu hochgefahren werden muss).
Die Festspiele hatten zu dieser Zeit zirka 60 Fachkräfte sehr verschiedener
Berufe (Verwaltungsangestellte, Handwerker mit jahrelanger TheaterErfahrung, Presseleute, Reinigungspersonal usw.) in Festanstellung. Auch waren einige Vorstände wie z.B. die Leiter der Kostümabteilung und der Maskenbildnerei sowie ein Assistent der Festspielleitung vertraglich gebunden. Was hätte nähergelegen, einmal Bilanz zu ziehen und alle die nützlichen Dienste in die neu zu strukturierenden Abläufe zu integrieren? Es kamen aber keine neuen Strukturen. An Motivation hat es dem Personal nie gefehlt, das weiß ich noch aus eigener Erfahrung.
Die zuvor genannte Aufgabenteilung der beiden Festspielleiterinnen ist in dieser Form – wie sie bei der Pressekonferenz am 8. September 2008 angekündigt worden war – nie in Gang gekommen. (Eva Wagner-Pasquier hatte nicht den Mut, sich durchzusetzen, sie stand sehr stark unter dem dominanten Einfluss ihrer Halbschwester). Die beiden Damen hatten auch niemanden, den sie mal um Rat hätten fragen können. Die Mitglieder des Verwaltungsrates waren entweder nicht vor Ort oder – wie Toni Schmid – hatten keine Ahnung von Opernbetrieben. Außerdem: Rat von anderen anzunehmen, ist Katharina Wagners Stärke nicht! Es wurde also munter drauflosgewirtschaftet. Die Presse, die das zum Teil mitbekam, berichtete über jeden erkannten Fehler, ja, sie walzte ihn richtiggehend aus. Katharina Wagners Hauptsorge in den ersten beiden Jahren galt ohnehin dem Erfolg der Tochtergesellschaft BF-Medien GmbH, weiß ein ehemaliger Mitarbeiter zu berichten.
Ursprünglich wollte ich an dieser Stelle eine Reihe von Entscheidungen auflisten, die die beiden Festspielleiterinnen im Laufe der Jahre ab 2009 getroffen hatten und die fast alle nichts zu einer Verbesserung der Arbeitssituation bzw. des auf der Bühne bei den kommenden Vorstellungen sichtbar gewordenen Ergebnisses beigetragen haben. Nach Sichtung und Priorisierung dieser ungezählten Fehlschläge (sie würden weitere sieben bis acht Blätter füllen) verzichte ich darauf, zumal dies schon x-mal geschehen ist. Auf Wunsch kann eine solche Auflistung an dieser Stelle hinzugefügt werden.
Wer geglaubt oder gehofft hatte, mit dem Wechsel der Festspielleitung würde die Nachfrage nach Eintrittskarten wieder steigen, wurde sehr enttäuscht, denn der Winkel in der Abwärtsbewegung blieb gleichbleibend steil. Gestiegen sind nur die Eintrittspreise.
	Die Festspielleiterinnen hatten – jedenfalls nach 
	außen hin – nichts Sichtbares oder Spürbares positiv verbessert, Herr Toni 
	Schmid zog die Fäden und damit erschien dann im Juli 2010 die erste 
	Neuinszenierung ihrer Regentschaft mit der romantischen Oper „Lohengrin“. 
	Diese Inszenierung war die erste von insgesamt 13 Werken (die vier 
	„Ring“-Opern einzeln gerechnet), die auf den Spielplänen, den 
	Eintrittskarten, den Programmheften oder dem Tagesbesetzungsblatt usw. die 
	Aufschrift eines Wagnerschen Bühnenwerks trugen, das aber auf der Bühne gar 
	nicht stattfand. Nein, sehr geehrte Leser, Sie haben sich nicht verlesen! 
	
	
	In diesem zweiten Jahrzehnt ist auf der Bayreuther 
	Bühne bis heute kein Musikdrama von Wagner aufgeführt worden. Den 
	Gesamtkunstwerken fehlen die zu den Texten und zur Musik gehörenden 
	Handlungen. Was Sie dort erleben, sind die jetzt in Mode gekommenen 
	„Regie“-Theaterinszenierungen – Fantasiegeschöpfe! 
Was der Zuschauer jetzt zu sehen bekommt, sind die Ausgeburten von Jungregisseuren, von Profilierungssüchtigen oder puren Angebern, denen von der Festspielleitung die Gelegenheit gegeben wird, ihre kranken Fantasien auszuleben. Nein, ich habe mich nicht geirrt und die einigen hunderttausend Besucher der letzten Jahrzehnte, die immer alles darangesetzt haben, eine der begehrten Karten für eine Vorstellung in Bayreuth zu ergattern, sind maßlos enttäuscht und kommen nicht mehr.
Bis jetzt habe ich ja nur meine Gedanken in chronologischer Reihenfolge niedergeschrieben, ab hier spreche ich Sie, sehr geehrte, oberste Entscheidungsträger der Gesellschafter, Sie, sehr geehrte Mitglieder des Vorstands der Richard-Wagner-Stiftung und deren Geschäftsführer, und Sie, sehr geehrte Mitglieder des Verwaltungsrates der Bayreuther Festspiele GmbH, direkt an!
	Ich bitte Sie sehr, fühlen Sie sich ruhig 
	angesprochen, ich drücke mich so verständlich aus, wie das überhaupt möglich 
	ist: 
	Wer auch immer Herrn Toni Schmid beauftragt hat, die Festspielleitung – so 
	wie sie sich heute präsentiert – zu installieren, wer geduldet oder 
	gefördert hat, dass der Stiftungsrat entmachtet wurde, der hat es sich sehr 
	leicht gemacht mit dieser Entscheidung, da er nichts von dem verstanden hat, 
	was seit Beginn des 21. Jahrhunderts mit den Bayreuther Festspielen 
	geschehen ist. 
	Was hat sich Herr Schmid, der in seiner Funktion als 
	Stiftungsratsvorsitzender – mit diesem Gremium zuständig für die Wahl des 
	Festspielleiters – dabei gedacht, als er zunächst zusammen mit dem Vorstand 
	und der Geschäftsführung der Richard-Wagner-Stiftung dafür gesorgt hat, dass 
	der Stiftungsrat gar nicht erst in Erscheinung trat, um dann in maßloser 
	Selbstüberschätzung die „alternativlos“ und „einzig dafür geeigneten“ 
	Töchter Wolfgang Wagners mit der Festspielleitung zu beauftragen? Wie hat 
	Toni Schmid denn diese Eignung festgestellt? Hat er sich denn die Mühe 
	gemacht zu ergründen, wie der dringend erforderliche künstlerische Neuanfang 
	bewerkstelligt werden sollte? Es war doch schon 2008 klar erkennbar, dass 
	das Stammpublikum in steigendem Maße von Bayreuth abrückte. Hat Toni Schmid 
	gewusst, wie die Inszenierungen ab 2010 aussehen würden? War er sich darüber 
	im Klaren, was die beiden Festspielleiterinnen mit der ihnen gewährten 
	„künstlerischen Freiheit“ anfangen würden? Wenn ja, dann wusste er, dass die 
	Besucher zukünftig nicht mehr Wagners Werke – so wie sie uns der Komponist 
	überlassen hat – zu sehen bekommen? Hat er die bis 2008 schon sehr stark 
	nachlassende Kartennachfrage berücksichtigt? 
	
	Kurz vor der am 31. August 2008 stattgefundenen 
	„Festspielleiter-Bestimmung“ war die schon bestehende Bayreuther Festspiele 
	GmbH von einem auf vier Gesellschafter erweitert worden. Haben sich die 
	zuständigen Entscheidungsträger dieser nun erheblich vergrößerten und mit 
	gewaltigen Aufgaben betrauten Gesellschaft denn gar nicht mal darum 
	gekümmert, wie das in Bayreuth nun zukünftig ablaufen soll (oder würde)? Wie 
	konnte es geschehen, dass zwei sich bewerbende Teams nicht qualitativ 
	bewertet wurden, bzw. dass nicht erkannt wurde, dass jedes Opernhaus der 
	Welt Bayreuth um Nike Wagner und Gerard Mortier beneidet hätte, wären diese 
	beiden Theater-Fachleute aus dem Vergleich der Bewerber als Sieger 
	hervorgegangen? Wie war es möglich, dass nicht der Stiftungsrat den 
	Festspieleiter demokratisch ermittelt und gewählt hat, sondern dass Herr 
	Schmid mit seinen Helfern (wie oben dargelegt) die Geschäftsführerin der 
	Bayreuther Festspiele GmbH Katharina Wagner einfach so zur Festspielleiterin 
	bestimmte? War er sich tatsächlich nicht der Konsequenzen bewusst, die da 
	auf die Außendarstellung der Festspiele zukommen würden? 
	
	Kehren wir zurück zum „Lohengrin“ des Jahres 2010, 
	der dramaturgisch in den Betrieb eines Ratten-Versuchslabors umgeschrieben 
	wurde, sehen wir uns den „Tannhäuser“ des Jahres 2011 an, der uns in der 
	neuen Handlung in eine Biogas-Anlage entführte (einschließlich des Gestanks) 
	und berücksichtigen wir mal den „Fliegenden Holländer“ des Jahres 2012, der 
	die Arbeit einer Packstation eines Ventilator-Herstellers schildert, der 
	seinen Betrieb in einer von glitzernden Stahlrohren umgebenen Halle 
	aufgebaut hatte, und fragen wir mal Herrn Schmid, ob er nicht spätestens 
	nach diesen drei totalen Fehlschlägen hätte zur Einsicht kommen müssen, dass 
	die Berufung der beiden Wagner-Töchter eine Fehlentscheidung war? 
	
	Wir befinden uns jetzt im Herbst 2012. Wäre jetzt 
	nicht zwingend notwendig gewesen, die nötigen Schritte zu tun, um ab 2015 
	einen besseren Festspielleiter zu präsentieren? Hatte Toni Schmid nicht 
	längst vernommen, dass mit dem im Jahre 2013 auf uns zukommenden „Ring des 
	Nibelungen“ in der Inszenierung durch Frank Castorf die nächste Katastrophe 
	ins Haus stand? Hatte er nicht mitbekommen, was die Festspielleiterin einem 
	Journalisten 2011 geantwortet hatte, der bei der Bekanntgabe, Herr Castorf 
	werde den „Ring“ 2013 inszenieren, folgende Frage gestellt hatte: „Herr 
	Castorf hat noch nie eine Oper inszeniert und Noten kann er auch nicht 
	lesen. Wie soll dieser Mann sich mit seiner Regie durch die Partitur 
	hindurcharbeiten, wenn er die Musik nicht kennt?“ Katharina Wagner 
	antwortete: „Ach, mit der Musik wird er schon irgendwie zurechtkommen!“ Das 
	ist die Antwort der Festspielleiterin der bedeutendsten und ältesten 
	Musikfestspiele der Welt, selbst ein Mitglied der Familie Wagner! 
	
	Hätte Toni Schmid nicht schon im Herbst 2012 – wie 
	von verschiedenen Personen laut angedacht – die Festspielleiterstelle 
	ausschreiben können? Warum musste sich Bayreuth mit der schlechtesten Lösung 
	weiter herumschlagen? Ich selbst habe 2010 mit Herrn Dr. Hohl und Anfang 
	2013 mit Herrn Wenning genau über dieses Thema gesprochen. Sie hätten doch 
	die Notbremse ziehen können. Gewiss, es hätte einen riesigen Aufruhr 
	bedeutet, aber es wäre um die Qualität der Aufführungen und um die 
	Glaubwürdigkeit der handelnden Gremien gegangen. Längst hätte der 
	Stiftungsrat „grunderneuert“ werden müssen, so wie z.B. Frau Iris Wagner, 
	Stiftungsratsmitglied und Vertreterin der Stifterfamilie Wieland Wagner, 
	schon 2012 in einem Brief an Herrn Wenning angeregt hatte, den ich hier – 
	auszugsweise – noch einmal wörtlich zitiere: 
	
	„Die Aufgabe und Darstellung der Stiftung ist von 
	nationaler Bedeutung, die nur durch ein leidenschaftliches und kompetentes 
	Engagement aller Stiftungsratsmitglieder angemessen zu bewältigen ist. Die 
	Stiftung bedarf der personellen und strukturellen Erneuerung. Nicht 
	schweigendes Desinteresse von beamteten Funktionsträgern, sondern der 
	Diskurs von Kulturfachleuten sollte in künftigen Stiftungsratssitzungen 
	vorherrschen.“ Ende des Zitats. 
	
	Um es auf den Punkt zu bringen: Es wurde nicht 
	einmal versucht, alle Stifter, Gesellschafter und Förderer, die im 
	Stiftungsrat vertreten sind, dazu zu bewegen, Vorschläge für eine fachlich 
	bessere personelle Vertretung im Stiftungsrat einzuleiten. Es wurde von 
	Herrn Schmid auch keine Ausschreibung der Festspielleiterstelle veranlasst, 
	es wurde weder die Ämterhäufung (Mitglied im Verwaltungsrat und gleichzeitig 
	auch Mitglied des Stiftungsrates) behoben, noch wurde Herr Schmid in seine 
	Schranken verwiesen. Nein, stattdessen konnte er – in wessen Auftrag auch 
	immer – in aller Ruhe einen Folgevertrag mit Katharina Wagner für die Jahre 
	2015 bis 2020 aushandeln, und auch hier kam ein beratender Stiftungsrat 
	nicht zum Zuge. Wer hat diesen Vertrag eigentlich unterschrieben? Es ging 
	ausschließlich um den Machterhalt für die Nachfahren der Familie Wolfgang 
	Wagners. 
	
	Der Jubiläums-„Ring“ des Jahres 2013 hatte 
	selbstverständlich mit Wagners (in mythischen Zeiten spielendem) Ring nichts 
	gemeinsam. Jetzt spätestens hätte der Stiftungsrat aufbegehren müssen. Er 
	wurde auch jetzt nicht zu Beratungen eingeschaltet, die in die Suche nach 
	einer neuen Festspielleitung geführt hätten. Außerdem äußerte sich Toni 
	Schmid in einem Interview zur Wahl des Festspielleiters folgendermaßen: „Die 
	Bayreuther Festspiele GmbH hat mit der Richard-Wagner-Stiftung nichts zu 
	tun, die Stiftung vermietet lediglich das Festspielhaus, das ist alles!“
	
 
	Um diesen Machterhalt zu vereinfachen, strengte Toni 
	Schmid den Abschluss eines neuen langfristigen Mietvertrages für das 
	Festspielhaus zwischen der Eigentümerin, der Richard-Wagner-Stiftung, und 
	der Festspiele GmbH an. Mit dem Abschluss dieses Vertrages wäre man dann 
	über eine Generation hinweg von der Frage nach der Anmietung des 
	Festspielhauses befreit. Nach einigem Gerangel ist es ihm auch gelungen, 
	einen Mietvertrag über eine Laufzeit von 20 Jahren (beginnend 2020) 
	durchzusetzen, in dem der Vermieter über die gesamte Laufzeit kein 
	Kündigungsrecht hat. Begründet wurde die Notwendigkeit der langen Laufzeit 
	mit der Gestellung von Sicherheiten für die hohen Kosten der Sanierung der 
	Festspielgebäude. (Kosten, deren endgültige Höhe bis heute nicht genau 
	ermittelt sind, außerdem könnte die Festspiele GmbH solche hohen Summen 
	niemals garantieren). Ein Einspruch der Nachfahren Wieland Wagners gegen 
	diesen Vertrag wies das Landgericht Bayreuth ab. 
	
	Im Jahre 2014 gab es keine Neuinszenierung, 2015 
	dann eine Neuinszenierung von „Tristan und Isolde“, Regie: Katharina Wagner. 
	Christian Thielemann, der Dirigent dieser Inszenierung, wurde nun zusätzlich 
	vertraglich Musikdirektor der Festspiele. Einmal eine gute Entscheidung. 
	Herr Thielemann ist ein erfahrener Operndirigent, der zum Thema Besetzungen 
	sicher gute Ratschläge geben kann. Weiter ging es 2016 mit einer 
	„Parsifal“-Inszenierung, 2017 dann mal wieder eine Neuinszenierung der 
	„Meistersinger von Nürnberg“, Regie Barrie Kosky, 2018 dann ein neuer 
	„Lohengrin“ und 2019 der „Tannhäuser“ in der Inszenierung von Tobias 
	Kratzer. 
	
	Die Bühnenhandlungen auch dieser Inszenierungen 
	haben mit Wagners Überlieferungen nichts zu tun. Man muss nur die 
	Dramaturgen in Ruhe machen lassen, sie erfinden neue Krimis, die dann – 
	unpassender Weise – mit Wagners Texten versehen werden. Damit wird der 
	Schaden nur noch größer, weil die nicht passenden Handlungen durch den 
	Gebrauch der Wagnerschen Texte direkt lächerlich wirken. Eine Besprechung 
	dieser Aufführungen ist nahezu unmöglich, es gibt keine Bezüge zu Wagners 
	Werken, keine Vergleiche, es macht einfach nur betroffen und hoffnungslos.
	
 
Nur wenige Bemerkungen zu den Aufführungen von 2015 bis 2019:
	Katharina Wagners „Tristan und Isolde“ wurde von der 
	Premiere 2015 bis zur letzten Aufführung 2019 vorwiegend mit Buhrufen 
	bedacht. Das menschliche Drama dieser drei in enger Beziehung stehenden 
	Hauptpersonen erstickte in Technik und Licht. Kaum war die 
	Premieren-Vorstellung vorbei, als auch schon verkündet wurde, Toni Schmid 
	bereite schon wieder einen neuen Vertrag mit Katharina Wagner von 2020 bis 
	2025 vor. Auch diesmal keine Beratung des Stiftungsrates, keine andere 
	Person, die sich beworben hätte. 
 
Und wieder meldet sich keiner der Gesellschafter, um mal zu prüfen, warum
Katharina Wagner Festspielleiterin bleibt? Warum? Auch der Vorstand der Richard-Wagner-Stiftung erhebt keinen Einspruch dagegen, dass der Stiftungsrat schon wieder nicht beteiligt wird. Man duckt sich einfach weg.
Das große Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ wurde in der Inszenierung von 2016 zur Kammeroper herabgestuft. Hatte die Festspielleitung ursprünglich den „Performancekünstler“ Jonathan Meese als Regisseur verpflichtet, der nach entschiedenem Protest der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth wieder ausgeladen wurde, so hat der Ersatzregisseur Uwe Laufenberg ebenfalls nicht das richtige Rezept für dieses große Bühnenwerk gefunden.
	Ganz schlimm wurde es bei den „Meistersingern von 
	Nürnberg“ 2017, Regie: Barry Kosky. Wieder einmal eine Inszenierung, die mit 
	einem Vorspiel begann, dem eine Handlung zugewiesen wurde, obwohl Wagner 
	keine überliefert hat. Außer, dass diese Vorspielhandlung die 
	Entstehungsgeschichte der Oper abbilden sollte (sie spielte im großen Saal 
	des Hauses Wahnfried), diese aber zeitlich der falschen Epoche zugewiesen 
	wurde, nimmt man dem Zuschauer die Möglichkeit, sich genussvoll und besonnen 
	in die musikalische Thematik der Komposition einzuhören. Zum ersten Akt 
	bleibt das gleiche Bühnenbild bestehen, was wiederum falsch ist, weil der 
	erste Akt in der Katharinenkirche spielt, der 2. und der 3. Akt spielen dann 
	– laut Barry Kosky – im Gerichtsaal Nr. 600 des Nürnberger Amtsgerichtes, in 
	dem die Kriegsverbrecherprozesse der alliierten Siegermächte des 2. 
	Weltkriegs durchgeführt wurden. Eine Geschmacklosigkeit! Bis heute habe ich 
	noch niemanden getroffen, der für diesen widerlichen Einfall eine 
	einleuchtende Erklärung gefunden hat. Die ganze Poesie des Wahn- oder 
	Fliedermonologs ist dahin, und zum Schluss singt dann Hans Sachs auf leerer 
	Bühne – dem Publikum zugewandt – „Verachtet mir die Meister nicht und ehrt 
	mir ihre Kunst“! Ein Mitglied des Verwaltungsrates der Festspiele GmbH, mit 
	dem ich schriftlichen und telefonischen Kontakt hatte, bezeichnete die 
	Inszenierung als einen großen Erfolg. Meine Frage, wie er zu dieser 
	Einschätzung gelangt sei, beantwortete er mit den Worten: „In der 
	Generalprobe geschah etwas, das es bei den Festspielen noch nie gegeben 
	hatte. Die Zuschauer standen nach dem Schließen des Schlussvorhanges auf, 
	wendeten sich dem Regiepult in der Saalmitte zu und applaudierten dem 
	Regisseur“. Dazu konnte ich nur sagen, dass dies die wenigen Besucher waren, 
	die keine einzigartige Vorstellung sehen wollten, sondern lediglich ein 
	„Event“ besuchten. Je wilder die Regie, umso besser! Ist das nun das 
	Bayreuth, an welches man sich gewöhnen muss? 
	
	Kommen wir zum „Lohengrin“ von 2018: Vor einem über 
	das ganze Stück erhaltenen blauen Hintergrundprospekt wird mit Möbeln, 
	technischen Vorrichtungen und obskuren Requisiten herumhantiert, die mit der 
	romantischen Oper „Lohengrin“ nichts zu tun haben. Schwere Entgleisungen in 
	der Regie und ein Brautgemach, ausgestattet als Folterkammer, verderben dem 
	Besucher die ganze Freude am Besuch dieser Oper. Einziger Lichtblick: Piotr 
	Beczala, der polnische Tenor in der Rolle des Lohengrin, ein wahrer Genuss. 
	Er war der Ersatzmann für den vorgesehenen Roberto Alagna, der nicht 
	rechtzeitig mit der deutschen Sprache zurechtkam. 
 
	Das Jahrzehnt der Entgleisungen endet 2019 mit einer 
	neuen „Tannhäuser“-Inszenierung von Tobias Kratzer. Hierzu findet man kaum 
	noch Worte. Vom ersten Takt des Vorspiels, das selbstverständlich auch 
	wieder eine absurde Handlung erhielt, bis zum endgültigen Schluss der Oper – 
	eine einzige Aneinanderreihung von Blödsinn. Der Regisseur baute auch zwei 
	stumme Mitwirkende ein (einen kleinwüchsigen Mann und einen Transvestiten 
	schwarzer Hautfarbe), die beide – wie Falschgeld – durch das ganze Stück 
	wuseln. Ich weigere mich, dazu in die Details zu gehen und ich verstehe auch 
	die Welt nicht mehr, dass diese Fehlleistung des Regisseurs mit dem Titel 
	„Regie des Jahres“ ausgezeichnet wurde.  
	
	Die Corona-Pandemie verhinderte im Jahr 2020 die 
	Durchführung der Festspiele. Der Vertrag mit Christian Thielemann als 
	Musikdirektor wurde nicht verlängert. Ich bedauere das sehr. Gründe wurden – 
	wie immer nicht genannt. Die Festspielleiterin erkrankte im Frühjahr schwer, 
	hat sich aber erstaunlich gut erholt. Fern von Bayreuth hat sie ihren 
	bisherigen Stress einmal ablegen können. Hätte man hoffen dürfen, dass sie 
	sich bei der Gelegenheit mal in aller Ruhe Gedanken zum Zustand und zur 
	Zukunft der Festspiele machen würde? Vermutlich hat sie das nicht getan, 
	denn es ging 2021 genauso weiter wie bisher, zu Beginn schon wieder mit 
	einer Inszenierung, die unter dem Namen „Der fliegende Holländer“ verkauft 
	wurde, mit diesem aber nun gar nichts mehr gemeinsam hatte. Das ganze Stück, 
	angefangen schon wieder mit einer zum Vorspiel erfundenen Handlung, besteht 
	ausschließlich aus dem Hin- und Hergeschiebe von vier Betonklötzen, die in 
	ständigem grau-grünem Licht die Häuser eines Dorfes in Norwegen in Ufernähe 
	darstellen sollen. Kein einziger Hinweis auf ein Seefahrerstück, kein 
	Schiff, keine Segel, keine Poesie im Duett des Holländers mit Senta, nichts 
	was einen an irgendetwas aus diesem großartigen Jugendwerk Wagners erinnern 
	würde. Ganz schnell abhaken und vergessen! Der Rest der Spielzeit 2021 
	bestand aus Wiederaufnahmen des „Tannhäuser“ und der „Meistersinger von 
	Nürnberg“, zwei Konzerten des Festspielorchesters unter Andris Nelsons, 
	einem sogenannten „Parsifal“-Konzert (Dirigent: Christian Thielemann) und 
	aus drei konzertanten Aufführungen der „Walküre“, bei der die Solisten an 
	der Rampe sangen und der Wiener Aktionskünstler Hermann Nitsch riesige 
	Leinwände mit Farbe beschmierte, wodurch er seinen von der Walküre getrübten 
	Weltblick beschrieb. So etwas gehört, gemäß alter Traditionen, nicht auf die 
	Bühne des Festspielhauses. Wenn ich richtig informiert bin, will die Stadt 
	Bayreuth die Farb-„Kunstwerke“ ankaufen. 
	Übrigens: Seit Jahren gibt es bei den Bayreuther 
	Festspielen die sogenannten „inszenierungsbezogenen Einführungsvorträge“. 
	Der Leiter des RichardWagner-Museums, Dr. Sven Friedrich, unterrichtet 
	interessierte Besucher der am gleichen Tage stattfindenden Vorstellung über 
	das, was sie auf der Bühne als die Handlung des Stückes vorgesetzt bekommen.
	
	
	
	Meine Hoffnung, dass sich nach einem 
	Jahr Pause und nach mittlerweile 13 „Regie“-Theater-Inszenierungen 
	irgendetwas ändern würde und dass in Zukunft in Bayreuth wieder Wagner 
	gespielt und gesungen würde, so wie uns der Komponist seine Werke 
	hinterlassen hat, hat sich mit dem Erscheinen dieser 
	„Holländer“-Inszenierung restlos zerschlagen. Katharina Wagner hat mit Hilfe 
	der Ränkespiele von Politikern und Beamten alles zerschlagen, was ihre 
	Vorfahren in mehr als 130 Jahren aufgebaut hatten. Die berühmtesten und 
	ältesten Opernfestspiele haben ihren hohen Rang und ihre Vorreiterrolle bei 
	der Interpretation der Wagner‘schen Musikdramen endgültig eingebüßt. 
	Bayreuth ist sehr tief gesunken. Die Kartennachfrage unterschreitet 
	mittlerweile das Platzangebot und die Eintrittspreise zu den Vorstellungen 
	haben Rekordhöhen erreicht. 
 
	
	Anfang Juli 2021, also kurz bevor uns die Neuinszenierung des „Fliegenden 
	Holländer“ erneut enttäuschte, erreichte uns die Pressemitteilung, z. B. auf 
	BR 24 vom 2. Juli 2021, die lautete: „Katharina Wagner kündigt Reformen 
	bei Bayreuther Festspielen an“, oder bei RP Online vom 
	12.07.2021: „Bayreuths Finanzen kommen unter die Lupe“. 
	
	Ganz neu ist diese Aktion ja nicht, denn die 
	Kulturstaatsministerin Frau Prof. Grütters hatte schon zum Jahresanfang 2021 
	mitgeteilt, dass sie sich die Strukturen auf dem Grünen Hügel vornehmen 
	werde und ab sofort auch mal mehr aufs Geld schauen will! Ich muss gestehen, 
	das findet meine volle Zustimmung. Nun will auch der Freistaat Bayern mehr 
	aufs Geld schauen und „die Interessen der öffentlichen Hand im Blick haben“!
	
 
	Freilich, ein großer Posten sind die Betriebskosten. 
	Wie Sie oben lesen konnten, belief sich das Jahres-Budget der Festspiele im 
	Jahre 1997 auf 21 Mio. DM (umgerechnet mit dem Faktor 1,96 = 10,7 Mio. 
	Euro). In diesem Jahre liegen die Budgetkosten bei 32,5 Mio. Euro, fast 
	dreimal so viel wie 1997. Sind die Festspiele um so viel besser geworden? 
	Man muss dabei auch bedenken, dass die Personalkosten hierbei bei ca. 80 % 
	liegen. Zudem wird seit 2010 immer mehr Personal eingesetzt. 
	
	Für 2016 habe ich einmal einen Vergleich der 
	Personalstärke zum Jahre 1994 angestellt, mit dem Ergebnis: Die Abteilungen 
	Beleuchtung, Videooperateure, Akustiker, Bühnentechnik, Maske, Kostüm 
	inklusive Ankleider und Ankleiderinnen, Presse, Medien, Publikation und 
	Türsteherinnen, beschäftigten bei den Festspielen jetzt durchschnittlich 60 
	Prozent mehr Personal. 
	Wie ist das möglich? Sind die Vorstellungen um 60 
	Prozent besser geworden? Nein! Der zweite große Posten ist die Sanierung der 
	Festspielgebäude: Der Bund hat im vergangenen Jahr dafür 84,7 Mio. Euro zur 
	Verfügung gestellt, Bayern will noch einmal so viel dazu tun. Dass hier also 
	einmal richtig hingeschaut werden soll, ist mehr als verständlich! 
	
	Nun aber kommt ein großes Ärgernis hinzu: Wieder 
	einmal ist das Thema „Reform der Satzung der Richard-Wagner-Stiftung“ auf 
	der Tagesordnung des Stiftungsrates aufgetaucht, und das ist nun ein sehr 
	schwieriges und vielschichtiges Thema. Zunächst stelle ich fest, der Wunsch, 
	über Änderungen der Satzung nachzudenken, kommt aus dem Stiftungsrat, 
	genauer gesagt, hat ihn die neue Vorsitzende des Stiftungsrates Frau 
	Angelika Kaus auf die Tagesordnung gesetzt. Das ist ja nicht neu, denn schon 
	Ende 2013 hat Toni Schmid dieses Thema favorisiert, ist damit aber nicht 
	weitergekommen. 
Ersatzweise hat sich Herr Schmid damals dem Thema „langfristiger Mietvertrag für das Festspielhaus“ zugewandt, mit dem er ja dann auch „erfolgreich“ war.
Jetzt ist ein neuer Arbeitskreis gegründet worden, der sich mit dem Thema Stiftungssatzung beschäftigen und Vorschläge zur Änderung der Satzung ausarbeiten soll. In der Pressemitteilung von RP Online ist zu lesen, dass es der Arbeitsgruppe nach Ministeriumsangaben „um die Stiftung selbst sowie deren Leistungsbeziehungen zur Bayreuther Festspiele GmbH als Mieterin des Festspielhauses und Festspielunternehmerin“ geht.
Erlauben Sie mir bitte die Frage: „Lese ich das richtig, soll nun der Stiftungsrat über seine eigene Entmachtung nachdenken“?
Weiter ist in dieser Pressemitteilung zu lesen: Mit welchen Punkten sich der Arbeitskreis genau beschäftigen soll, ist unbekannt; das Ministerium wollte sich dazu nicht konkret äußern und bemerkte lediglich: „Die Tätigkeit der von der Richard-Wagner-Stiftung eingesetzten Arbeitsgruppe soll nach Möglichkeit nicht durch eine breite öffentliche Diskussion beeinflusst werden. Wir bitten daher um Verständnis, dass wir zu den von der Stiftung als rechtlich selbstständig handelnden juristischen Person zu bearbeitenden Handlungsfeldern keine näheren Aussagen machen“, teilte eine Sprecherin des Kunstministeriums mit.
	Weiter heißt es dann in der Pressemeldung: „Nicht 
	zuletzt vor dem Hintergrund, dass das Festspielhaus als Privatvermögen der 
	Familie Wagner in die Richard-Wagner-Stiftung eingebracht wurde und zum 
	unveräußerlichen Grundstockvermögen dieser Stiftung zählt, kann hier eine 
	Neustrukturierung nur unter Würdigung der Interessen aller Beteiligten 
	erfolgen, zumal auch wesentliche Regelungen der Stiftungssatzung bis auf 
	Weiteres nicht gegen die Stimmen der Familie Wagner geändert werden können“, 
	heißt es aus dem Kunstministerium. Es wurden ausdrücklich alle Mitglieder 
	des Stiftungsrates zur Mitarbeit beziehungsweise Entsendung von Vertretern 
	in diese Arbeitsgruppe ermuntert. 
	
 
	Zu dem gesamten Thema nun einmal ein paar 
	grundsätzliche Anmerkungen. Wenn diese verständlich und in der richtigen 
	Reihenfolge aufgelistet werden, könnten sie – so meine Ansicht – ein Beitrag 
	zur Diskussion der Arbeitsgruppe sein: 
	 
Der Stiftungsrat hatte bereits Anfang 2014 eine Arbeitsgruppe gebildet, die aber nur einmal zusammengetreten ist. Den Vorsitz dieser Gruppe hatte seinerzeit Herr Martin Eifler vom Staatsministerium für Kunst und Medien in Berlin übernommen. Liest man das Protokoll dieser Sitzung, dann erkennt man unschwer: Es geht vorwiegend darum, Paragraf 8 zu verändern oder zu streichen.
	Nike Wagner sprach Ende Februar 2013 auf einer 
	Tagung in Wiesbaden über das Warum und Wie, mit dem die 
	Richard-Wagner-Stiftung seinerzeit in Bayreuth gegründet worden war. Frau 
	Wagner erklärte in diesem sehr ausführlichen Vortrag Sinn und Zweck der 
	Stiftung. Abschließend erkannte sie Verbesserungsbedarf und erklärte: „Es 
	besteht Handlungsbedarf bei der Richard-Wagner-Stiftung. Das setzt aber 
	einiges an Erkenntniswillen und Engagement der beteiligten Gremien und 
	Beamten voraus“. Sie schloss ihren Vortrag mit den Worten: „Die 
	Richard-Wagner-Stiftung ist eine der bedeutendsten Kulturstiftungen 
	Deutschlands und es ist angesichts ihrer internationalen Bedeutung 
	vollkommen inakzeptabel, dass so viele ungeklärte Verhältnisse – auf Grund 
	einer juristisch fragwürdigen, handwerklich schlecht gemachten, faktisch 
	nicht praktikablen und völlig unzeitgemäßen Stiftungssatzung – die Zukunft 
	dieser weltbedeutenden Kultureinrichtung weiter paralysiere. Wir sind es dem 
	Gründer der Bayreuther Festspiele und seinem Vermächtnis schuldig“.
	
 
Der Vorstoß zur Satzungsänderung kommt wieder aus den Reihen der Festspiele GmbH. Toni Schmid ist in Pension, jetzt greift die amtierende Vorsitzende des Stiftungsrats dieses Thema wieder auf. Nun wurde bereits ein Arbeitsausschuss gegründet, der Vorschläge zur Änderung der Satzung erarbeiten soll. Aus dem Kunstministerium kommt – wie bereits zuvor erläutert – gleichzeitig die Mitteilung, dass der Arbeitsausschuss ungestört arbeiten soll und dass man deshalb eine öffentliche Diskussion vermeiden will. Mit anderen Worten: Nachrichtensperre! Zensur! Weiteres Gemauschel? Im gleichen Absatz wird der Stiftung aber auch bestätigt, dass sie eine „rechtlich selbstständig handelnde juristische Person“ sei.
Merke: Bürger haben ein Anrecht darauf, Fragen zu einer, „rechtsfähigen, öffentlichen Stiftung bürgerlichen Rechts“ beantwortet zu bekommen.
Das Vorhandensein der Richard-Wagner-Stiftung ist der Dorn im Auge der Festspiele GmbH.
Das geht auch aus verschiedenen Äußerungen von Stiftungsratsmitgliedern hervor, die in einigen Sitzungsprotokollen nachzulesen sind. So regte vor Jahren der damalige stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, Herr Dr. Wolfgang Wagner in einer Diskussion über den Haushaltsplan für das Richard-Wagner-Museum an, das Museum zu schließen und die „Stiftung aufzulösen“! – Wenn das so einfach ginge! Katharina Wagner riet der Stiftung sogar „Insolvenz anzumelden“. Während einer anderen Sitzung äußerte sie sich folgendermaßen: „Wenn die Stiftung kein Geld hat, kann man sie ja gleich auflösen“! Auch warf sie mal die Frage in die Runde, ob die Stiftung überhaupt noch lebensfähig sei.
Herr Eifler, der selbst Mitglied des Verwaltungsrates der Festspiele GmbH ist, hat ja schon häufig den Begriff verwendet, dass die „Festspiele GmbH große Probleme habe“, die es zu beseitigen gelte. Ich glaube eher: Die Bayreuther Festspiele GmbH ist selbst das eigentliche Problem. Überspitzt formuliert sehe ich das folgendermaßen:
	Die Bayreuther Festspiele GmbH und ihr 
	Tochterunternehmen BF-Medien GmbH haben ihr Unternehmensziel nicht erreicht. 
	Das Hauptprodukt, die Festspiel-Inszenierungen, sind längst nicht so 
	gefragt, wie man sich das vorgestellt hatte. Auch der erhoffte Werbeeffekt 
	durch die Verbreitung dieser Inszenierungen im Fernsehen oder die 
	Übertragung der PremierenVorstellung in die deutschen Kinos war nicht so 
	erfolgreich wie ursprünglich erhofft. Der mäßige Absatz von CDs oder DVDs 
	ist auch kein Geschäft. Um sich nicht zu blamieren, wird jetzt abgelenkt, 
	indem man erneut Änderungen an der Stiftungssatzung verlangt. 
 
Die Stiftungssatzung soll geändert werden, ehe ihr wichtigster Paragraf, der mit der Nummer 8 – in dem die Wahl des Festspielleiters geregelt ist – erstmals wirksam angewendet wird!
	Die Stiftung hat mit Sicherheit kein Verschulden, 
	wenn die GmbH Probleme hat. Die Stiftung hat sich auch nie in die Geschäfte 
	der GmbH eingemischt. 
	 
Nach den Worten von RP Online klingt das aber so. Dort heißt es, „es gehe bei der Reform der Stiftungssatzung um „die Stiftung selbst sowie deren Leistungsbeziehungen zur Bayreuther Festspiele GmbH“. Hier möchte ich gerne noch einmal etwas unmissverständlich klären: Das Wort Leistungsbeziehungen stößt mir gewaltig auf:
Die Richard-Wagner-Stiftung schuldet der Bayreuther Festspiele GmbH nichts.
Die Richard-Wagner-Stiftung ist der Inhaber und Rechtsnachfolger des materiellen und ideellen Besitzes der vier Zweige der Familie Wagner in der Erbfolge rückwärts über Siegfried zu Richard Wagner. Die Stiftungsurkunde und die Stiftungssatzung drücken den Stifterwillen aus, die Satzung hat Gesetzeskraft.
	Ein wichtiger Paragraf der Stiftungssatzung ist der 
	mit der Nummer 8. Er sagt, dass der Festspielunternehmer (gemeint ist damit 
	der künstlerische Leiter der Festspiele) vom Stiftungsrat gewählt wird. 
	Dieser Paragraf ist schlecht abgefasst, nicht eindeutig formuliert und 
	bedarf einiger Richtigstellungen, schon der Begriff Festspielunternehmer ist 
	stark umstritten. Auch fehlt eine eindeutige Aussage, über welchen 
	(begrenzten Zeitraum) eine Amtsperiode des gewählten Festspielleiters 
	andauert, wie sie verlängert werden kann oder ob die Stiftung beschließt, 
	einen neuen Festspielleiter zu suchen (z. B. über eine Ausschreibung o. Ä.). 
	Einen Festspielleiter auf Lebenszeit soll es ja nicht mehr geben! 
	 
In der Pressenotiz von RP Online äußert sich auch Daphne Wagner, die den Familienzweig Wieland Wagners im Stiftungsrat vertritt: Daphne Wagner erkennt an, „dass die Satzung veraltet ist und dass ihre Überholung ein langwieriger Prozess werden könnte“. Es ist ihr besonders wichtig zu betonen, „dass die Familie nicht einfach rausdividiert werden kann, immerhin sind wir die Stifter-Familie“. Auch – so betont sie besonders – muss das Festspielhaus ausschließlich der Aufführung der Werke ihres Urgroßvaters vorbehalten bleiben.
Und noch etwas: Die Richard-Wagner-Stiftung wurde 1973 gegründet, sie war also schon vorhanden, als an eine zu gründende GmbH noch niemand einen Gedanken verschwendete. Ihre Satzung hat Gesetzeskraft, ihr Text ist verbindlich!
	Die eigentlich völlig überflüssige Bayreuther 
	Festspiele GmbH wurde (offiziell) gegründet, um die Festspiele zu 
	veranstalten, tatsächlich aber diente (und dient) sie der Machterhaltung der 
	Familie Wolfgang Wagners, der mit Vertrag auf Lebenszeit die Festspiele 
	leitete und der erst von seinem Posten als Festspielleiter zurückgetreten 
	ist, nachdem er die sichere Gewissheit bekam, dass seine beiden Töchter die 
	Festspielleitung übernehmen werden. Hier geht es ganz eindeutig um eine 
	Vererbung des Festspielleiterpostens und nicht um eine demokratische Wahl. 
	Außerdem ist Wolfgang Wagner von seiner immer wieder geäußerten Ansicht, 
	dass „niemand im Familienkreise die Festspiele leiten könne“ (aus ganz 
	egoistischen Gründen) abgerückt. Und – damit das in Zukunft so weitergehen 
	kann – muss § 8 (Wahl des Festspielleiters) geändert oder – so die Absicht 
	der Festspiele GmbH – (möglichst) aus der Stiftungssatzung entfernt werden. 
	In der jetzigen Fassung der Stiftungssatzung hat die Familie ein Erstrecht 
	auf die Besetzung des Festspielleiterpostens. Wenn der Paragraf 8 
	verschwindet, ist die Familie ihrer Rechte beraubt! 
	 
	Es ist allerhöchste Zeit, dass die Festspiele GmbH 
	das Recht des Stiftungsrats, den Festspielleiter zu wählen, anerkennt und 
	auch nicht erneut versucht, den Stiftungsrat auszuschalten. Herr Toni Schmid 
	hat den Stiftungsrat 2008 – mit Duldung bzw. Mithilfe des Vorstands und der 
	Geschäftsführung der Stiftung – kaltgestellt. Er hat das Gremium, dem er 
	vorstand, um das Recht, den Festspielleiter zu wählen, betrogen. Ob das 
	Satzungsbruch und Untreue gegenüber dem Gremium ist, darüber kann trefflich 
	gestritten werden. 
	 
	Als allerspätestens 2013 feststand, dass die 
	Festspiele unter der Leitung von Katharina Wagner und ihrer Halbschwester 
	schweren Schaden nehmen, hat er trotzdem einen neuen Vertrag mit Katharina 
	für den Zeitraum 2015 bis 2020 abgeschlossen. Und wieder ist niemand Toni 
	Schmid in den Arm gefallen, um das zu unterbinden. Und weil das ja zweimal 
	so gut gelaufen ist, hat er – ehe er pensioniert wurde – das Ganze ein 
	drittes Mal für die Jahre 2020 bis 2025 durchgezogen. 
	 
Die Anzahl der Kartenwünsche ist weiterhin gefallen. Seit 2015 gibt es zu den meisten Vorstellungen noch Karten an der Abendkasse (vorwiegend natürlich die der teuren Segmente).
	Zukünftig will also weiterhin die Festspiele GmbH – 
	so deren Pläne – die Festspiele veranstalten, mit der Tochtergesellschaft 
	die mangelhaften Produkte (die Festspielaufführungen) meistbietend 
	verscherbeln, damit gleichzeitig die schlechtest- mögliche Werbung betreiben 
	und dann auch noch den Festspielleiter wählen, obwohl sie dafür (z. B. mit 
	den Herren von Waldenfels oder Herrn Martin Eifler) über keine kompetenten 
	Fachleute verfügt. Kann man sich eigentlich noch mehr blamieren? 
	 
	Es ist äußerst bedenklich, dass Toni Schmids 
	Nachfolge in der Position des Stiftungsratsvorsitzenden eine Beamtin aus dem 
	gleichen Ressort angetreten hat. Ich möchte allerdings versichern, dass ich 
	Frau Angelika Kaus nicht unterstelle, dass sie jetzt Ähnliches plant. Gerne 
	hätte ich mit Frau Kaus einmal telefoniert, das kam leider nicht zustande. 
	Selbst der bayerische Kunstminister Sibler hat sich nicht für mich 
	verwendet. Selbst eine Dienstaufsichtsbeschwerde über Frau Kaus– eingereicht 
	beim bayerischen Ministerpräsidenten Söder – wurde weitergereicht an das 
	Personalreferat des Kunstministeriums, das mir bestätigte (nach einer 
	Rücksprache mit Frau Kaus), „dass ein Fehlverhalten der Beamtin nicht 
	festgestellt werden konnte“! Es ist sehr schade, dass man mit den 
	zuständigen Sachbearbeitern nicht einmal telefonisch Kontakt bekommt, wenn 
	man zu diesem Themenpaket etwas Substanzielles beizutragen hat. 
	 
Zurück zu den angestrebten Änderungen der Stiftungssatzung:
Gewiss, es gibt Dinge in der Satzung bzw. ungeschickte Formulierungen darin, die einer Änderung bedürfen. So zum Beispiel: die Überschrift des § 8, der heute lautet: „Vermietung des Festspielhauses an den
Festspielunternehmer“. Das ist irreführend. Die Überschrift müsste lauten: „Wahl des Festspielleiters und Vermietung des Festspielhauses an den gewählten Festspielleiter für die Dauer seines Festspielleiter-Vertrages“.
Die Wahl des Festspielleiters ist eine künstlerische Entscheidung. Das geht ganz eindeutig aus dem Text des § 8 (3) hervor, der sich ausdrücklich mit Fragen der Qualifizierung eines Kandidaten, der sich für den Posten des Festspielleiters bewirbt, ergibt.
Als Änderung wäre auch das Hinzufügen der Laufzeit der Festspielleiter-Verträge sinnvoll. Wenn die spätere Leistung des gewählten Festspielleiters nicht überzeugt, dann ist es die logische Folge und die Pflicht und das Recht des Stiftungsrates, einen neuen Festspielleiter zu wählen! Dies wiederum ist die einzige Möglichkeit, einen Missbrauch der künstlerischen Freiheit (die derzeit nachweislich zur schweren Schädigung der Bayreuther Festspiele führt) durch eine Nichtverlängerung seines laufenden Vertrags bzw. durch die Wahl eines neuen Festspielleiters dauerhaft abzuwenden.
	
	Und noch ein Aspekt in diesem neuen Versuch, die Stiftung zu schwächen, ist 
	hier zu nennen: 
	
	Die Stiftung hat ja nicht nur das Festspielhaus und seine Nebengebäude 
	übernommen sowie die Verpflichtung, den Festspielleiter zu wählen und ihm 
	das Haus zu vermieten. Daneben geht es ja auch noch um das Haus Wahnfried 
	bzw. um das Richard-Wagner-Museum mit Nebengebäuden und Park, um das 
	Siegfried-Wagner-Haus und um das Richard-Wagner-Archiv (einschließlich 
	Bibliothek und Zubehör). Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die 
	Festspiele GmbH – sollte sie das Recht erhalten, selbstständig den 
	Festspielleiter zu wählen oder seinen Vertrag beliebig zu verlängern – sehr 
	schnell das Interesse an einer Mitwirkung im Stiftungsrat verliert, denn 
	ihre Geschäftsgrundlage ist ja einzig die Durchführung der Festspiele und 
	die Gewinnerzielung mit Hilfe der BF-Medien GmbH. Der Rest der Stiftung bzw. 
	des Stiftungsrates kann sich dann ja mit diesen umfangreichen und wirklich 
	schwierigen Problemen des Museums, des Archivs usw. herumschlagen. Auch dazu 
	könnte ich eine Stichpunkte-Sammlung zur Verfügung stellen. 
Und so stehen die Festspiele, immer noch mitten in der Corona-Pandemie und vor der nächsten Ring-Inszenierung, fast ohne Zuschauer da. Sie meinen, ich übertreibe?! Bestimmt nicht: Für die 25 Vorstellungen dieses Jahres standen 22.775 Karten zur Verfügung. Nicht einmal die konnten alle verkauft werden. Ein Bekannter von mir war außer am Eröffnungstag täglich im Kartenbüro und an allen diesen 24 Tagen waren noch Karten zu haben. Erinnern Sie sich noch? Im Jahre 1997 hätten 357.513 Karten verkauft werden können, und nun dieses Ergebnis.
Meine Bayreuth-Freunde und ich gehen nun von der Voraussetzung aus, dass alle (die Stiftung mit ihren Organen, die Festspiele GmbH und deren Verwaltungsrat sowie die Gesellschafter der Festspiele GmbH) mitbekommen haben, dass die Bayreuther Festspiele auf der Rangliste der besten Wagner-Aufführungs-Opernhäuser nicht mehr zu finden sind. Mit anderen Worten: Die Festspiele GmbH mit ihrer Leiterin hat weder künstlerisch noch kaufmännisch ihr Unternehmensziel erreicht. Zudem hat sie ihr Stammpublikum von ca. 500.000 Besuchern nahezu vollständig verloren. Erschwerend hinzu kommt, dass die Eintrittspreise im Durchschnitt niemand mehr aufbringen kann. Dazu kommt die miserable Werbung durch die Übertragung der Inszenierungen in die deutschen Kinos und ins Fernsehen. Nun werden dafür Schuldige gesucht und man hat auch gleich einen gefunden, die Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth, und die soll nun durch eine Änderung der Stiftungssatzung dafür büßen.
Jetzt haben Sie gelesen, wie sich das außerhalb der Festspiele und ihrer Organe und Gremien darstellt. Es ist jetzt an der Zeit, dass Sie alle, ob Sie nun daran mitgewirkt haben oder ob Sie nur „duldender“ Mitarbeiter waren, handeln. Es gilt jetzt, die von Toni Schmid ausgesuchte und durchgesetzte äußerst schwache Festspielleiterin, die seit 13 Jahren diesen Notstand, ja man könnte fast sagen, diesen Missstand nach außen hin sichtbar gemacht hat, auf Dauer zu beseitigen. Das ist nur möglich, wenn Sie bereit sind zu akzeptieren, dass zukünftig die Bereiche innerhalb der Festspiel-Organisation die Aufgaben und Zuständigkeiten erledigen, die ihnen von jeher zugewiesen waren, d.h. als Erstes: Der Stiftungsrat wählt zukünftig den Festspielleiter.
Also, wir wünschen uns, dass sich die Stiftung mit neuem Selbstbewusstsein aufrappelt und zunächst im Sinne von Iris Wagners Appell an Herrn Wenning im Jahre 2012 (Sie erinnern sich auch daran?) alles in die Wege leitet, um einen personell hochwertigen Stiftungsrat mit neuen, den Festspielen und Bayreuth verbundenen, vielleicht sogar mit Fachwissen ausgestatteten Personen zu installieren, die loyal zu Bayreuth und seinen Festspielen stehen und die dann, wenn der neue, 24-köpfige Stiftungsrat gebildet ist, aus deren Mitte einen Vorsitzenden wählen, der ebenso loyal zur Stiftung und zum Stiftungsrat steht. Zukünftig sollen im Stiftungsrat keine Personen mehr vertreten sein, die schon in einem anderen Wirkungskreis der Festspiele arbeiten.
	
	Das umzusetzen ist eine echte Aufgabe und sie kostet Zeit. Das bedarf 
	einiger zusätzlicher Sitzungen für Diskussionen, Befragungen von Bewerbern, 
	Abwägungen und Beschlüssen, bis zum Schluss – in demokratischer Abstimmung – 
	ein neuer Festspielleiter gewählt wird, von dem man schon zuvor erfahren 
	hat, wie er die Festspiele zu leiten gedenkt. In Abänderung eines bekannten 
	Spruches würde ich sagen: Vertrauen ist gut, Wissen ist besser. Bestimmte 
	Parameter sollten schon im Vertrag verankert sein, dann hat man bei der 
	Vergabe der „künstlerischen Freiheit“ ein ruhigeres Gewissen. 
	 
	Ein neues Selbstbewusstsein muss in der Stiftung 
	bzw. auch im Stiftungsrat herrschen. Dieses Gremium darf nicht länger am 
	Gängelband der Festspiele GmbH hängen, sein Vorsitzender muss loyal zur 
	Stiftung und zum Stiftungsrat stehen. Sorgen Sie dafür, dass diese Maßnahmen 
	umgehend in Angriff genommen werden, denn nach 13 Inszenierungs-Pleiten in 
	den letzten Jahren, haben Sie von Katharina Wagner nichts Besseres mehr zu 
	erwarten. 
	 
Die Festspiele benötigen (spätestens zum 1. September 2025) als neuen Leiter einen erfahrenen Künstler mit Führungskraft, mit Kenntnis des Wagnerschen Werkes, der auch umfassende Kontakte zur Branche besitzt. Nur so kann gewährleistet werden, dass wieder hochwertige Besetzungen und die besten Dirigenten die Festspiele qualitativ an die Leistungen der 1950er-, 60er- und 70er-Jahre und damit auch wieder an die Weltspitze heranführen können.
Schaffen Sie neue Strukturen, nehmen Sie bewährte Traditionen wieder auf, erwecken Sie die berühmte „Bayreuther Dramaturgie“* (siehe unten) zu neuem Leben, sorgen Sie für gute Abteilungsleiter, die mit großem Engagement ihre Bereiche führen, machen Sie Kassensturz und senken Sie die Eintrittspreise und – last but not least – ermöglichen Sie wieder unvergleichliche und einzigartige Vorstellungen, Sie werden sehen, wie die Festspiele wieder aufblühen!
Wenn sich jetzt immer noch nichts tut (weil vielleicht München das so will), dann sieht die nahe und die mittelfristige Zukunft der Bayreuther Festspiele noch düsterer aus als zurzeit. Und damit hätten sich auch meine Sorgen um diese einstmals so großartige kulturelle Einrichtung leider bestätigt. Ich will es nicht glauben, dass es so kommt, denn ich hoffe auf mutige Entscheider.
Zum Schluss also noch einige wenige Hinweise, die sich bisher nicht in die vorangegangenen Sachthemen einarbeiten ließen:
Sorgen Sie bitte dafür, dass der Stiftungsauftrag ernst genommen und erfüllt wird!
Die Handlungen (d. h. der sichtbare Teil des Musikdramas, Bühnenbild, die Bewegung der Chöre und der Solisten im Ablauf der Handlung) gehören ebenso zum Gesamtkunstwerk wie der Text, die Musik oder die Akustik im Zuschauerraum.
Wieland Wagner, der aus der Partitur heraus inszeniert hat, der z. B. die
	Poesie, die im Text und in der Musik vereinigt sind, 
	in Bühnenbilder, in Licht, Formen und Farben umgesetzt hat, er hat Bayreuth 
	großgemacht. Künftige Regisseure und Bühnenbildner mögen ihm nacheifern. 
	 
Der Stiftungsauftrag (der durch einen Vertrag an den gewählten Festspielleiter vergeben wird) beinhaltet auch einen Bildungsauftrag. Stiftungsurkunde und Stiftungssatzung enthalten diesen Auftrag in § 2 / Stiftungssatzung, Punkt 3 und 4: § 2 / Stiftungszweck: „Der Zweck der Stiftung ist es, im Sinne des gemeinschaftlichen Testamentes von Siegfried und Winifred Wagner vom 08. März 1929 …
Punkt 3: Die Richard Wagner Forschung zu fördern, und …
Punkt 4: Das Verständnis für die Werke Richard Wagners insbesondere bei der Jugend und beim künstlerischen Nachwuchs zu fördern“.
Als sehr schmerzlich empfunden wird das jegliche Fehlen von Publikationen der Bayreuther Festspiele, die – die Festspiele begleitend – Themen aufgreifen, die mittelbar oder unmittelbar mit der Geschichte der Festspiele, ihren Aufführungen, den Künstlern, die verpflichtet werden, oder anderen interessanten begleitenden Ereignissen zu tun haben. Dazu gehört auch eine sofortige Qualitätssteigerung der Programmhefte, die aktuell ein Niveau erreicht haben, dass unter dem eines Kinoprogramms liegt.
Eine Wiederauflage des „großen Festspielbuches“ und ein interessantes Heft mit Vorschau zum Jahresende werden schmerzlich vermisst.
Und damit komme ich zur Erklärung, was ist (oder was war) die „Bayreuther Dramaturgie“?
Wieland Wagner begründete sie in der Epoche von Neu-Bayreuth (also ab 1951) und gab ihr auch ihren Namen.
Wieland Wagner war der Vordenker, seine Inszenierungen standen für
Innovation, sie waren richtungsweisende Interpretationen, Vorbild und Diskussionsgrundlagen für die Wagner-Deutung, allgemein und weltweit (streng nach Oswald Georg Bauer).
Demgemäß enthielten die Publikationen Bayreuths (z.B. das große Festspielbuch) Beiträge bedeutender Schriftsteller, Theaterwissenschaftler, Musiker oder Philosophen usw. zu Parallelthemen zu den jeweils auf dem Spielplan erscheinenden Musikdramen oder Beiträge zu aktuellen kulturellen, politischen oder gesellschaftlichen Themen der Gegenwart. In diesen Beiträgen wurden auch die Erfahrungen mit den Festspielen in über einhundert Jahren verarbeitet. Ebenso wurde mit den Programmheften oder den kleinen Heften zum Jahreswechsel verfahren, die immer gern gelesene Beiträge enthielten.
	Bleibt meine Frage: Warum wird dieser Reichtum 
	Bayreuths nicht wieder hervorgeholt? Warum wird nicht z. B. in 
	Zusammenarbeit mit der Theaterwissenschaftlichen Fakultät der Universität 
	Bayreuth eine „neue Bayreuther Dramaturgie“ entwickelt? 
	 
Und wenn jetzt immer noch Zweifel bestehen, wie die Musikdramen Wagners in Bayreuth aufzuführen sind, der sollte sich an Richard Wagners Ausspruch erinnern, der da lautet: „Gar nichts liegt mir daran, ob man meine Sachen gibt: mir liegt einzig daran, dass man sie so gibt, wie ich's mir gedacht habe, wer das nicht will und kann, der soll's bleiben lassen“! Richard Wagner schrieb dies in einem Brief im Jahre 1852 an Ferdinand Heine.
	Die Bayreuther Festspiele gehen auf Richard Wagner 
	zurück. Der Begriff „Festspiele“ wurde von Wagner selbst eingeführt und 
	benutzt. Da diese Musik-Festspiele bewusst auf Bayreuth fixiert sind, heißen 
	sie also logischerweise „Bayreuther Festspiele“. Ursprünglich zur Aufführung 
	des „Ring des Nibelungen“ erdacht, wurde dieses Theater bewusst in Bayreuth 
	gebaut. Die Wahl dieser Stadt hat mannigfaltige Gründe, die in dieser 
	Betrachtung keine Rolle spielen. Mit der ersten kompletten Aufführung des 
	„Ring des Nibelungen“ konnte Wagner 1876 sein Werk als gelungen betrachten. 
	Geplante weitere Aufführungen (ab 1877 jährlich) scheiterten aus 
	finanziellen Gründen. Sein letztes großes Musikdrama, das von ihm selbst als 
	Bühnenweihfestspiel bezeichnete Musikdrama „Parsifal“, konnte er 1882 selbst 
	noch in seinem Theater uraufführen. 
	 
Als Richard Wagner 1883 (knapp 70-jährig, eigentlich zu diesem Zeitpunkt unerwartet) starb, hat er kein Testament hinterlassen, das über die Weiterführung von Festspielen Auskunft gegeben hätte. Er hatte selbst zwar schon Spielpläne für die unmittelbar folgenden Jahre ausgearbeitet, aber mit seinem Ableben war der Weiterbestand dieses Unternehmens zunächst sehr fraglich. Einzig seiner Witwe Cosima ist es zu verdanken, dass die Festspielidee allumfassend erhalten und durch die Nachfolgegenerationen bis in die heutige Zeit hinübergeführt wurde. Einzigartig auf der Welt hat Deutschlands bedeutendster Opernkomponist sein Werk (inkl. des eigenen Theaters) der Nachwelt hinterlassen. Über dieses Gelingen gibt mein zuvor erstellter Bericht umfassende Auskunft. Der letzte, männliche Festspielleiter, Wagners Enkel Wolfgang, hat aus Berufung und mit großem Verantwortungsbewusstsein die Festspiele über 50 Jahre lang hochklassig bis ca. zum Jahre 2000 geführt. Warum es dann bis zum Jahre 2007/2008 so sehr viel schlechter wurde – auch darüber gibt mein Bericht Auskunft.
Mit der Wahl eines neuen Festspielleiters im Jahre 2008 hätte eine grundlegende künstlerische Erneuerung einsetzen müssen. Warum das nicht gelungen ist, wurde auch auf vielen Seiten erklärt. Als selbst der letzte Verantwortliche innerhalb der Festspielhierarchie festgestellt haben musste, dass da vieles ganz falsch angepackt wurde, und als es offenkundig wurde, dass die große Masse der langjährigen Festspielbesucher Bayreuth längst den Rücken gekehrt hatte, änderte sich nichts! Und dieses „Nichtreagieren“ – oder so tun, als sei alles in bester Ordnung – das hat einen Grund: Es geht nicht mehr darum, dem Publikum das bestmögliche Ergebnis zu präsentieren, sondern es geht um Geschäftemacherei.
Die Bayreuther Festspiele GmbH verkauft Karten für ihre Vorstellungen mit dem Aufdruck, dies seien Werke Richard Wagners, z.B. „Tannhäuser“ oder „Der fliegende Holländer“ usw. Den Besuchern wird also – wenn sie dann im Zuschauerraum sitzen – absichtlich etwas Anderes geboten, als sie zuvor eingekauft hatten. Sie können sich aussuchen, wie man solche
Manipulationen in Deutschland nennt! Noch offensichtlicher wird das, wenn diese Inszenierungen in deutsche Kinos übertragen oder von deutschen Fernsehanstalten ausgestrahlt werden. Die Festspielleitung verkauft dies alles lauthals als großen Erfolg. Welchen Erfolg meint sie denn da? Einen künstlerischen Erfolg kann sie ja damit nicht gemeint haben, denn immer weniger Menschen wollen diese Art von Inszenierungen sehen, also geht es doch wohl um den finanziellen Erfolg der BF-Medien GmbH! Es wird schon lange nicht mehr für das Publikum inszeniert!
Eine oft zitierte Redewendung unserer obersten politischen Repräsentanten möchte ich noch einmal aufgreifen: So z. B. äußerten sich auf Fragen von Journalisten nach der staatlichen Unterstützung solcher Kultureinrichtungen wie den Bayreuther Festspielen unsere bayerischen Regierungschefs sinngemäß übereinstimmend: „Die Bayreuther Festspiele sind das kulturelle Aushängeschild Bayerns, ja sogar der Bundesrepublik, und die genießen unsere volle Unterstützung“. Genauere Angaben zu der zugesagten Unterstützung wurden nie gemacht. Die finanzielle Unterstützung ist deutlich wahrnehmbar, ihr Ausmaß wird derzeit ja mal unter die Lupe genommen. Bezieht sich diese Aussage aber auch auf ein bestimmtes Maß an Schutz (egal ob auf Angriffe von außen oder von innen)? Oder kann die Unterstützung auch noch ganz anders aussehen?
Der große Erfolg der Bayreuther Festspiele rührt doch auch daher, dass in Bayreuth Wagners Musikdramen als Gesamtkunstwerke aufgeführt wurden, so wie sie der geniale Komponist geschaffen hatte. Dass gerade eine direkte Nachfahrin Wolfgang Wagners, seine Tochter Katharina, allen seinen Werken die Handlung entzogen hat, ist eine Respektlosigkeit, für die es keine Worte gibt. Und das alles finden die heutigen Unterstützer richtig, niemand schreitet da ein, die Stiftung resigniert, die Förderer merken nichts? Was ist bloß aus diesem wunderbaren Lebenswerk Richard Wagners in Bayreuth geworden?
Die demokratischen Regeln sind außer Kraft gesetzt und niemand lehnt sich gegen diesen Zustand auf! Wenn ich als Besucher eine Eintrittskarte z. B. für den „Parsifal“ kaufe, dann möchte ich dieses Werk – gemäß den Anordnungen Richard Wagners – entsprechend in Regie und Bildern wiederfinden, die das Werk eindeutig wiedergeben. Darauf erhebe ich konkret Anspruch!
An allen diesen Aspekten wird sich nichts ändern, solange die Festspiele ideologisch von der Politik gesteuert und künstlerisch von Katharina Wagner geleitet werden.
Hiermit fordere ich Sie, die Verantwortungsträger in der Festspiele GmbH und in der Richard-Wagner-Stiftung zur Stellungnahme genau zu diesen Themen auf. Brechen Sie doch jetzt Ihr Schweigen und antworten Sie doch einmal auf diese Vorwürfe! Es ist doch auch Ihnen nicht entgangen, dass die Zuschauer ausbleiben, aber die Kosten rasant steigen. Zeigen Sie doch einmal eine sachbezogene Reaktion!
	Schließen möchte ich mit einem 
	Ausspruch Christian Thielemanns, den dieser häufig in Gesprächen über die 
	Bayreuther Festspiele, ihre Mitwirkenden, ihre speziellen Eitelkeiten oder 
	ihre Allüren benutzte. 
	
	Er lautet: 
	
	In diesem Hause gibt es 
	nur einen Star – 
	und der ist 1883 gestorben.
	
	Als ich – gerade mal 33-jährig – an zwei 
	aufeinanderfolgenden Tagen im Juli 1971 die Bayreuther Festspiele 
	kennenlernte, war ich schon seit 14 Jahren Mitarbeiter der Kölner Oper (im 
	technischen Bereich). Die Begeisterung für die klassische Musik, besonders 
	aber für die Oper, hatte schon mein Vater in mir geweckt. Knapp ein Jahr 
	nach dem Abschluss meiner Berufsausbildung zum 
	Industrie-Starkstromelektriker begann ich meine Tätigkeit bei der Kölner 
	Oper (im gerade eröffneten neuen Opernhaus am Offenbachplatz) als 
	Betriebselektriker im Bereich Instandhaltung, Bedienung der elektrischen 
	Antriebe im Bühnenbereich, gelegentlich auch als Aushilfe in der 
	Beleuchtungsabteilung. Ich hatte also meinen Beruf mit meiner Liebe zur Oper 
	sinnvoll verbinden können. Richard Wagners Opern lernte ich (bis auf 
	„Tristan und Isolde“) alle kennen. Von ganz besonderer Bedeutung war dabei 
	die durch Wieland Wagner in den Jahren 1962/63 erfolgte Inszenierung des 
	„Ring des Nibelungen“. Wie ich später erfuhr, bildete diese (als 
	inoffizielle Generalprobe deklarierte) Inszenierung die Grundlage für 
	Wieland Wagners zweiten (und letzten) „Ring“ in Bayreuth. 
	 
	Bayreuth kannte ich bisher nur durch die 
	Rundfunkübertragungen der Premieren-Vorstellungen, durch Erzählungen 
	verschiedener Kollegen aus dem technischen Bereich, die jedes Jahr Ende 
	August von ihrer (freiwilligen) Mitwirkung bei den Festspielen 
	zurückkehrten, sowie aus gelegentlichen Gesprächen mit Orchester- oder 
	Chormitgliedern oder auch mit Solisten, die in Bayreuth dabei waren. 
	Manchmal berichtete im Kino auch die Wochenschau über die Eröffnung der 
	Bayreuther Festspiele. 
	 
	Als ich mich nun am Vormittag des 19. Juli 1971 beim 
	Ostpförtner des Festspielhauses nach einem bestimmten Kölner Kollegen 
	erkundigte, der mir versprochen hatte, mir den Betrieb einmal zu zeigen, 
	ahnte ich nicht, wie beeindruckend die nächsten Stunden auf mich einwirken 
	würden. Man zeigte mir den ganzen Betrieb, das Bühnenhaus mit der 
	Elektromotorik, die sehr umfangreiche Bühnenbeleuchtungsanlage, das 
	Zuschauerhaus, den Zuschauerraum, den Orchestergraben (dieses Wunderwerk) 
	sowie die Werkstätten und die Probebühnen. Kurz, alles, was für den 
	reibungslosen Proben- und Vorstellungsablauf von Bedeutung war. Man stellte 
	mich auch einigen wichtigen Personen im Hause vor und gestattete mir, einer 
	„Rheingold“-Bühnenprobe mit Orchester, Beleuchtung, in Kostüm und Maske auf 
	der Bühne beizuwohnen. Ehe ich das Haus verließ, überreichte man mir zwei 
	Generalprobenkarten für die am nächsten Tag stattfindende 
	„Lohengrin“-Generalprobe. 
	 
	Am nächsten Tage erlebte ich also zusammen mit 
	meiner Frau, in der 6. Reihe sitzend, erstmals eine Aufführung in Bayreuth 
	als Zuschauer und Zuhörer. Die unglaublich tolle Akustik und die Wirkung der 
	den gesamten Bühnenraum nutzenden Bühnenbilder war sehr beeindruckend. 
	 
Die Eindrücke der beiden Tage zusammengefasst: Ich war einfach begeistert vom gesamten Betrieb, der in einer positiven Stimmung schnell und reibungslos ablief. Man spürte überall die Begeisterung, mit der das gesamte Personal hier zu Werke ging. Die Generalprobe vermittelte mir, warum so viele Freunde der Wagnerschen Werke diese immer wieder in Bayreuth erleben wollten. Und dann, von einem Moment zum anderen, verspürte ich den Wunsch, auch hier arbeiten zu können, auch wenn ich mir momentan noch nicht vorstellen konnte, wie ich das bewerkstelligen könnte.
	Doch die Verwirklichung dieses 
	Wunsches erfolgte schneller als gedacht. Im Herbst sprach mich der Kölner 
	Beleuchtungschef Kurt Winter, der diese Funktion seit einigen Jahren auch in 
	Bayreuth erfüllte und der meinen Besuch im Festspielhaus mitbekommen hatte, 
	an und fragte mich, ob ich eventuell Interesse daran hätte, im nächsten 
	Sommer mal in Bayreuth in der Beleuchtungsabteilung mitzuarbeiten. Meine 
	Antwort lautete: Selbstverständlich! 
	
	1972 war ich dann zehn Wochen in Bayreuth und zu Beginn des Jahres 1973 
	wechselte ich als festangestellter Elektromaschinenmeister zu den Bayreuther 
	Festspielen. 
	 
Zum Ende der Spielzeit 1981 verließ ich die Festspiele aus ganz persönlichen Gründen und schweren Herzens und ging in die freie Wirtschaft zu einem süddeutschen Großverlag nach München. Bayreuth jedoch blieb ich eng verbunden, dem Hause, Wolfgang und Gudrun Wagner, meinen früheren Mitarbeitern und dem ganzen Betrieb dort. Ich besuchte in den nächsten 22 Jahren zahlreiche Generalproben und Vorstellungen. Und immer wieder war eine solche Vorstellung ein überwältigendes Erlebnis, denn jede Aufführung dort ist einzigartig. Bayreuth wurde also in den Jahren nach der Wiedereröffnung der Festspiele nach dem II. Weltkrieg im Jahre 1951 zur wichtigsten und authentischsten Aufführungsstätte der Werke Richard Wagners. Als ich 2003 in Rente ging, zogen meine Frau und ich nach Bayreuth zurück, wo ich hautnah miterlebte, was ab diesem Zeitpunkt in Bayreuth geschah. Im Jahre 2018 hat es uns dann aus familiären Gründen nach Malente in Schleswig-Holstein verschlagen.
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	Verteiler:
	
	Frau Claudia 
	Roth, Staatsministerin für Kunst und 
	Medien, Vertreterin des
	Gesellschafters Bundesrepublik Deutschland
	
	Herrn Dr. Markus Söder, Ministerpräsident des Freistaates Bayern
	
	Frau Heidrun Piwernetz, Regierungspräsidentin von Oberfranken und 
	1. Vorstand der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth
	Herr Markus Blume, 
	Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Vertreter des Gesellschafters 
	Freistaat Bayern
	
	Herr Thomas Ebersberger, Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth, Vertreter des 
	Gesellschafters Stadt Bayreuth und Geschäftsführer der 
	Richard-Wagner-Stiftung
	
	Herr Freiherr Dr. 
	Georg von Waldenfels, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth 
	e.V., Vertreter des Gesellschafters 'Freunde von Bayreuth' und 
	Verwaltungsratsvorsitzender der Bayreuther Festspiele GmbH
	
	Frau Angelika Kaus, Ministerialdirigentin im Bayrischen Kunstministerium und 
	Stiftungsratsvorsitzende in der Richard-Wagner-Stiftung
	
	Bayerischer Oberster Rechnungshof München, 
	c/o Fran Braatz
	Herr Christian 
	Thielemann, Dirigent, Sächsische 
	Staatskapelle Dresden
	Herr Senator Dr. 
	Carsten Brosda, Präsident des Deutschen Bühnenvereins
	Herr Markus Kiesel, Theaterwissenschaftler, Heidelberg
	
	Herr Oswald Georg Bauer, Theaterwissenschaftler
	
	Frau Daphne Wagner
	Frau Dr. Nike Wagner
	Herrn Wolf-Siegfried Wagner
	
	Frau Brigitte Merke-Erbe, Oberbürgermeisterin a.D. und Herr Thomas Erbe
	
	Kanzlei 34, Herr RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht. Hannover
	
	Richard Wagner-Vereine im deutschsprachigen Raum
	
	Medien
| Augsburger Allgemeine | |||
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| Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co KG | |||
| Zweites Deutsches Fernsehen | |||
  
	 
	
	
	Zuschrift
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 | ZitatRichard-Wagner-Verband Ortsverband Chemnitz e. V. Vorsitzender Matthias Ries-Wolff, Bauernweg 90, 09117 Chemnitz, den 09.06.2021 Liebe Mitglieder des Chemnitzer RWV, in der Neuen sächsischen Galerie ging man am 21.06.2022 um 19:30 Uhr der Frage nach, ob sich jedes graphische Werk eignet, um auf einer vertieften und analytischen Basis Grundlage musikalischer Ereignisse zu werden. Von aktueller Druckgrafik ließ sich Enrico Olivanti inspirieren, um Livemusik und Elektronik zu schaffen. Etwas weniger experimentell ging es am 03.06.2022 im Opernhaus Chemnitz anlässlich der Uraufführung von „Spuk unterm Riesenrad" zu. Das Publikum war insbesondere von dem Bühnenbild beeindruckt, während die Musik von Ostermann von vielen als seicht empfunden wurde. Gleichwohl zeichnet sich hier ein großer Publikumserfolg ab. „Drei Wochen Unendlichkeit" – so nennt GMD und Intendant Ulf Schirmer sein Projekt am Opernhaus Leipzig, sämtliche Opern von Richard Wagner in chronologischer Reihenfolge der Entstehung auf die Bühne zu bringen. Das Projekt begann am 20.06.2022. Die Intendanz in Leipzig übernimmt zum 01.08.2022 Tobias Wolff, während Ulf Schirmer sich zukünftig allein aufs Musizieren beschränken wird. Auch an der Berliner Staatsoper dreht sich das Personalkarussell: Ab 2025 wird Elisabeth Sobotka neue Intendantin, nachdem sie bereits von 2002 bis 2007 dem Haus als Operndirektorin verbunden war. In Regensburg hat der GMD das Handtuch geworfen und die Intendanz wurde von einer wahren Flutwelle an Bewerbungen überrannt. In Chemnitz sprachen sich mehr als 70 % der Orchestermitglieder gegen eine Vertragsverlängerung des GMD aus, sodass nun auch hier händeringend zum 01.08.2023 ein neuer musikalischer Leiter gesucht werden muss. 
	Am 12.06. hob sich an der Deutschen Oper 
	Berlin der Vorhang zu einer Neuinszenierung von DIE MEISTERSINGER VON 
	NÜRNBERG. Die Regie lag in den Händen von Jossi Wieler & Sergio Morabito, 
	während Sir Donald Runnicles krankheitsbedingt die musikalische Leitung an 
	Markus Stenz übertragen musste. Der früher mal großartige Günther Groissböck 
	wird als Nachtwächter zu erleben sein, allerdings wird seine Stimme vom Band 
	eingespielt... Als Stolzing ist Klaus Florian Vogt zu erleben, der gerade 
	dabei ist, sich eine neue Partie zu erarbeiten:  
	In Dortmund begann der RING in einer 
	Neuinszenierung von Peter Konwitschny nicht mit RHEINGOLD, sondern mit 
	WALKÜRE, irgendwie erwartungsgemäß:  Der Richard Wagnerverband Ammersee hat jedenfalls genug von solchem Klamauk. DER FLIEGENDE HOLLÄNDER wird in der Regie von Georg Rothering, der weiß Gott kein Stückezerstörer ist, am 15. und 16.07.2022 in Schondorf aufgeführt. Weitere Informationen gibt es unter www.rwv-ammersee.de Kurzentschlossene fuhren nach Jena, wo um 20.00 Uhr im Volkshaus „Ring – Ein Orchesterabenteuer“ von Henk de Vlieger aufgeführt wurde. Das sinfonische Werk aus dem Jahr 1991 ist ein Querschnitt durch den RING mit Überleitungen im Stile Wagners. Seien Sie herzlich gegrüßt! 
	Matthias Ries-Wolff | 
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 | Zitat Vorsitzender Matthias Ries-Wolff, Bauernweg 90, 09117 Chemnitz, den 09.08.2022 Volksbank Chemnitz e.G., IBAN DE87 8709 6214 0021 2916 92 Liebe Mitglieder des Chemnitzer RWV, Festspielzeit ist auch immer Beitragszeit. Deshalb werden wir in den nächsten Tagen die Mitgliedsbeiträge einziehen. Diejenigen, die nicht am Lastschriftverfahren teilnehmen, werden gebeten, den Mitgliedsbeitrag in Höhe von 25,00 € auf das o.g. Vereinskonto zu überweisen. Bei dieser Gelegenheit erlauben wir uns den Hinweis, dass der Mitgliedsbeitrag seit Bestehen des Ortsverbands noch nie angehoben wurde, dass aber die Kosten, nicht zuletzt auch die Portokosten in der gleichen Zeit davongelaufen sind. Um auch weiterhin neue Mitglieder nicht durch einen zu hohen Beitrag abzuschrecken, setzen wir auf freiwillige Spenden aus dem Kreis der Mitglieder. Sicher haben Sie alle von dem Unfall bei der Premiere von WALKÜRE in Bayreuth gehört, als im 2. Akt Wotan nach dem Streit mit Fricka sich genervt in den Sessel setzen wollte und dessen Lehne genau in diesem Moment ihr zeitliches Ende segnete. Die Inszenierung von Valentin Schwarz ist so krude, dass viele Besucher dieses zunächst für einen Regieeinfall gehalten hatten und erst durch die Ansage, dass ein anderer Sänger die Partie des Göttervaters im 3. Akt übernimmt, eines Besseren belehrt wurden. 
			Krude, also unverdaulich und 
			unausgegoren – mir fällt kein anderes Wort zu den „Regieeinfällen“ 
			ein: Bei RHEINGOLD spielt eine Kindergartentruppe mit. Das 
			Bühnenbild hat den Charme eines Einfamilienhauses aus den 50er 
			Jahren. Freia stirbt und liegt bei WALKÜRE aufgebahrt. Sieglinde ist 
			von Anfang an schwanger, nicht von Hunding, den sie hasst, und nicht 
			von Siegmund, den sie erst lieben lernt, sondern von ihrem Vater 
			Wotan! Die Walküren treffen sich auf einer Schönheitsfarm. Da es 
			auch kein Schwert, sondern eine Pistole gab, ist bei SIEGFRIED 
			nichts zu schmieden. Der Wanderer bringt eine Krücke, in der sich 
			ein Schwert verbirgt. Gebraucht wird es nicht, denn Fafner liegt im 
			Bett und stirbt an einem Herzinfarkt, nachdem Siegfried ihm den 
			Rollator weggenommen hat. Das wichtigste Requisit ist ein Pappbecher 
			mit Nudeln to go  Es fällt mir schwer, Ihnen diesen RING in Bayreuth zu empfehlen, denn auch musikalisch hat man wahrlich Besseres erlebt. „Gesang an der Grenze zum Geschrei“ (HAZ) und „laut und leidenschaftlich reicht nicht“ (BR 06.08.). Aber es gibt ja auch Schönes in Bayreuth: Oxana Lyniv wirkte in der Ouvertüre zum FLIEGENDEN HOLLÄNDER etwas gehetzt, ihr ist aber danach der ganz große Wurf gelungen! Die Herren Zeppenfeld, Cuttler, Glaser (etwas zittrig bei den hohen Tönen) und Mayer sangen in der besuchten Vorstellung am 06.08. gut bis sehr gut, während Frau Teige die Senta gestresst und mit viel Druck sang und Frau Weissmann nicht bei Stimme war. Der LOHENGRIN (besucht am 07.08.) unter Christian Thielemann war insgesamt eine großartige Ensembleleistung, die zu recht mit 30-minütigen Standing Ovations belohnt wurde. Es wäre ungerecht, aus dem Team von Vogt, Nylund, Ganter, Lang, Zeppenfeld und Welton einen herauszugreifen, denn alle sangen auf höchstem Niveau. Ein Traum! Im Richard-Wagner-Museum gibt es eine neue Ausstellung mit dem Titel „VolksWagner“, bei der es, so der Untertitel, um „Popularisierung, Aneignung, Kitsch“ geht. Man erfährt unter anderem von Karl Marx, Radeberger Bier, französischem Weichkäse, Hollywood und allerlei Kriegsgeschrei. Und Kuriositäten: So erhielt die Sektkellerei Söhnlein 1876 das Privileg, dass deutsche Kriegsschiffe nur mit der Sektmarke „Rheingold“ getauft werden. Vielleicht haben Sie ja auch noch Gelegenheit, etwas von den Bayreuther Festspielen mitzubekommen. Schreiben Sie uns Ihre Eindrücke! Im Namen des Vorstandes grüße ich Sie alle sehr herzlich, 
			Matthias Ries-Wolff    | 
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 | Zitat Es hat schon bessere Familienserien im Fernsehen gegeben als dies bei dem ähnlichen Versuch, das auch auf der Bühne des Festspielhauses zu schaffen, gelungen wäre. Die erfolgreichen Fernseh-Familienserien hatten eine schlüssige Handlung, passende Texte und – in der Regel – eine 'ins Ohr gehende Musik'. Von alledem kann bei der auf der Festspielhausbühne gezeigten 'Seifenoper in vier Teilen' keine Rede sein. Wildes hin und her Gerenne in undefinierbaren Bildern, die Handlung an den Haaren herbeigezogen, die Texte (weil von Wagner gestohlen) passen überhaupt nicht. Bei der Musik fragt man sich mit Recht, wem eigentlich die Idee gekommen ist, Wagners Ring-Musik für diesen Abklatsch zu verwenden. Man sollte sich über die Gültigkeitsdauer der Gesetzgebung zum Urheber-Rechtsschutz ernsthaft Gedanken machen. Bayreuth hat damit eindeutig die Zeit hinter sich, als Jahr für Jahr Werke des Komponisten Richard Wagner festlich, großartig und eindeutig als das erkennbar, was auf der Eintrittskarte und im Programmheft angekündigt war, zur Aufführung gelangten. Die Einzigartigkeit der Bayreuther Aufführungen gibt es nicht mehr. Nach jeder neuen Pleite denkt man, es kann nicht noch schlimmer werden und jedes Mal wird es noch schlimmer. Die vier 'Ring' – Teile waren nun die Nummern 14, 15, 16 und 17 der Entgleisungsserie seit 2010. Die Festspielleiterin, die diese Abwendung zu verantworten hat, erfüllt weder den Stiftungsauftrag, noch den Bildungsauftrag, den Bayreuth ebenfalls zu erfüllen hat. Dem Vernehmen nach überlegen schon einige Richard Wagner Verbände, ob sie noch Stipendiaten nach Bayreuth entsenden sollen, das diese vor Ort nicht mehr Wagners Werk kennen lernen. Die Jugend hat Wagner durch diese Art der Interpretation schon längst abgeschrieben. Arme, erbärmliche Bayreuther Festspiele! Und ganz große Kopfschmerzen sollten sich die Personen und Gremien machen, die Katharina Wagner – ob nun dafür zuständig oder nicht – weiter im Amt halten. Heribert A. 
			Bludau, Malente | 
	 
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 | Zitat Thema des Tages 12. Juli 2022 
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		Zitat | 
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 | ZitatBayreuth: Das Corona-Virus hat die Wagner-Festspiele im GriffAuf der Bühne 
		ist Georg Zeppenfeld ein Ereignis, darüber sind sich Rezensenten in 
		exotischer Einmütigkeit einig. Am Telefon freilich - auch wenn es dafür 
		weniger Niederschläge in den internationalen Feuilletons gibt - ist 
		dieser Mann nicht so viel weniger Anlass für Gänsehaut. Dieser Bass, man 
		weiß nicht, ob man dem Reflex stattgeben soll, den Apparat einen 
		gesunden Meter von sich weg zu halten; oder sich genau dem Gegenteil 
		hingibt. Was jedenfalls klar ist dieser Tage: Anders bekommt man 
		Zeppenfeld gerade nicht her. "Ich habe Besuch vom Virus", röhrt es. 
		
		Zitatende | 
	
 
These und Tabu: Meyerbeer nach Bayreuth!
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 | Zitat STAND , 9:14 Uhr Maria Ossowski Spielt Meyerbeers Werke auf dem Grünen Hügel! Die Grand Opéra gehört ins Festspielhaus von Bayreuth! 
 , 25.7.2022 10:05 Uhr, SWR2 Treffpunkt Klassik, SWR2 Zitatende | 
	
		
 
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 | Zitat Ein Neustart ohne Mut und Signalwirkung06:06 Minuten 
 Wetzel, 
		Marie-Dominique · 28. Juli 2022, 23:44 Uhr | 
  
  
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			Leserbriefe
			an die | 
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			Zitat | 
Letzte Meldung
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Kardinal Gerhard Ludwig 
	Müller betonte, er sei nicht dafür, 
	den Synodalen Weg komplett aufzugeben.
	Foto: dpa 
Die deutschen Katholiken geben sich mit ihrem Reformprozess nach Meinung von Kardinal Gerhard Ludwig Müller einer Illusion hin.
	Die im Rahmen des Synodalen Wegs angestrebten Neuerungen hätten keinerlei 
	Chance auf Umsetzung, sagte der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation 
	und frühere Bischof von Regensburg der Deutschen Presse-Agentur in Rom. „Der 
	Grund dafür ist nicht, dass wir hier in Rom diktatorisch auf unseren 
	Überzeugungen beharren oder Macht ausüben wollen. 
	Der Grund ist, dass die Kirche von Jesus Christus eingesetzt und 
	entworfen worden ist. Wir haben keine Vollmacht, diese Ordnung zu 
	verändern.“
Über was andere schrieben
	
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 | ZitatGeorg Anastasiadis
			Der Skandal erschüttert das System des 
			öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland, weil er dessen 
			Schwächen gnadenlos offenlegt: das oft unterentwickelte 
			Kostenbewusstsein, die mangelhafte Aufsicht und die Arroganz einer 
			Institution, die sich aus zwangsweise erhobenen Gebühren finanziert 
			und niemandem Rechenschaft ablegen zu müssen glaubt. Diese Arroganz 
			passt gut zu dem in manchen Sendehäusern gepflegten 
			Erziehungsjournalismus, der strenge Maßstäbe am liebsten bei anderen 
			anlegt und dessen Herz im Zweifel links schlägt. | 

	
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 | Zitat
			Gebührenfinanzierter Kontrollverlust:  | 
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 | Zitat
			
			Der 
			Schlesinger-Rücktritt und seine Folgen: Mit den Vorgängen in der RBB-Chefetagen wird wieder die Frage gestellt, ob die Gebühren für die öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehsender noch gerechtfertigt sind. Seit Jahren sehen sich ARD, ZDF oder das Deutschlandradio, die weiterhin eine sehr hohe Verbreitung und hohe Nutzerzahlen haben, Rechtfertigungsdruck ausgesetzt. Sie werden durch Rundfunkbeiträge von jährlich rund 8 Milliarden Euro finanziert. Die Beitragserhöhung auf monatlich auf 18,36 Euro im vergangenen Jahr war kein Selbstläufer - Sachsen-Anhalt hatte blockiert. Das Bundesverfassungsgericht setzte das Ganze vorläufig durch. Die AfD setzt beim Thema öffentlich-rechtlicher Rundfunk auf Konfrontation, auch aus den Reihen der Union gibt es immer wieder Unmut. Die nächste Runde für die Finanzierung steht für die Sender im Herbst an, sie werden sich wieder in kritischeren Länderparlamenten rechtfertigen müssen. Die Bundesländer wollen zudem perspektivisch die Finanzierung des Rundfunksystems reformieren, das ist in einem Staatsvertrag geregelt. All das hätte Schlesinger verhandeln müssen. Nach den Vorwürfen undenkbar. Das muss nun zunächst ihr Vorgänger als ARD-Chef übernehmen, WDR-Intendant Tom Buhrow. Die 
			Gefahr, die von den Affären um Schlesinger ausgeht, sehen viele. Der 
			RBB-Medienjournalist Jörg Wagner sagte im RBB-Inforadio gar: „Das 
			ist die stärkste Krise, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk 
			gerade durchmacht.“ | 

  
	
 
 
	
	Schlussbemerkung
	
	Selbstzweck:
	Unterhaltung
	
	Sich zu freuen und herzhaft zu lachen ist eine 
	überaus gesunde Lebensäußerung.
	Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein:
	ein schönes Geschenk, die Belohnung für etwas Gelungenes, das Wiedersehen 
	mit einem lieben Menschen, das Staunen über einen beglückenden Anblick.
	Auch ei guter Witz, der mit seiner Pointe genau trifft, ist ein Lachen wert.
	
	Was aber ist Unterhaltung?
	Für mich bringt dieses Wort die Verbindung zur Vorstellung, dass jemand mich 
	hält, indem er mit seiner Hand unter meine Sitzfläche greift wobei ich das 
	gar nicht will.
	Unterhaltung drängt sich also auf, wir können ihr nicht entkommen.
	Sie plappert und kichert in der Werbung, sie übergießt uns mit süßlichen 
	Bildern, belügt uns mit Illusionen, weckt Vorstellungen vom sorgenfreien 
	Leben, von ewiger Gesundheit und Schönheit zu niedrigen Preisen.
	Sie ist eine riesige verlogene Industrie.
	Sie hat sich so in den Köpfen eingenistet, dass unsere Theaterleitungen der 
	Meinung sind, die großen Werke in der Form, wie sie von den Autoren gemeint 
	sind, dem heutigen Publikum nur noch zur Unterhaltung anbieten zu müssen:
	Verdreht, verfälscht, verjuxt mit sinnlosen Aktionen aufgepeppt.
	
	Siehe Tannhäuser in Bayreuth, 
	siehe Lohengrin in Hamburg, 
	siehe Ring in Berlin, 
	siehe Rosenkavalier in München, 
	siehe Aida in Regensburg, 
	siehe Fledermaus in Frankfurt, 
	siehe Tristan in Landshut, 
	siehe Otello, 
	Figaros Hochzeit wie Onegin 
	in Hannover  
	
	und so weiter, und so weiter, und so weiter.
	
	Viele gehen nicht mehr hin und die noch hingehen, lassen sich durch 
	‘Äktschn‘ ohne Rücksicht auf das Werk zum Kreischen vor Lachen, zum 
	Klatschen auf die Schenkel verleiten.
	
	Das ist dann Erfolg durch Unterhaltung.
	Rechtfertigt das die Millionen, die als Subventionen den Steuerzahlern aus 
	der Tasche gezogen werden, ohne dass auch nur im Mindesten der 
	Bildungsauftrag erfüllt wird.
	
	Die Frau Geschäftsführerin der Nds. Staatsoper Hannover GmbH anlässlich der 
	Vorstellung des Spielplanes 2022/2023:
	
	Zitat
	„Als Amerikanerin, ich mag Unterhaltung!“
	Zitatende
 
ML Gilles
Impressum

	…. erscheint als nichtkommerzielles Rundschreiben zu
	
	
 - ausgezeichnet 
	mit dem Kulturförderpreis der Stadt Regensburg
    
	- ausgezeichnet 
	mit dem Kulturförderpreis der Stadt Regensburg
	
	kulturjournal  
	–  Büro 93047 Regensburg – Wahlenstraße 17 –
	
	info@kulturjournal-regensburg.de
	Verteilung: 
	Direktversand an ausgewählte Leserschaft u.a. 
	Mitglieder der 
	Bürgerinitiative-Opernintendanz - 
	
	
	http://bi-opernintendanz.de/
	
	Niedersächsischer Landesrechnungshof,
	Niedersächsische Landesregierung, 
	Aufsichtsrat der Nds. Staatstheater Hannover GmbH,
	Politische Parteien im Nds. Landtag,
	Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, 
	Bund der Steuerzahler, 
	Öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten,
	Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger,
	Deutscher Bühnenverein, 
	Richard-Wagner-Vereine, 
	Feuilletons von Tageszeitungen,
	Pressestellen von Theatern im deutschsprachigen Raum.
	
	RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover
	RA Markus von Hohenhau, Fachanwalt für IT-Recht, Regensburg
	RA Prof. Dr. Ernst Fricke, Fachanwalt für Bühnenrecht, München/Landshut
	
	Wir verstehen diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der 
	Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach unserer Auffassung - 
	Geglücktes oder Misslungenes. Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch 
	Überspitztes und Satire. Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach Artikel 
	5, Grundgesetz, in Anspruch.
	
	Wir benutzen Informationen, hauptsächlich aus eigenen Unterlagen vom 
	Regionalfernsehen Regensburg, telezeitung-online.de und aus dem Internet u.a. 
	den Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Museums, der 
	Preußen-Chronik, Wikipedia u.ä..
	
	Texte werden paraphrasiert wiedergegeben oder als Zitate kenntlich gemacht.
	
	Fotos wurden Buch- und CD-Einbänden entnommen. Beiträge aus der Rubrik 
	‘Musiktheater‘ wurden als Zitate aus dem Hermes Handlexikon übernommen.
	Leserbriefe stellen die Meinung des jeweiligen Verfassers dar.
	
	Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir auf 
	Differenzierung und geschlechtsneutrale Formulierung. Entsprechende Begriffe 
	gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. 
	Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und beinhaltet keine 
	Wertung.

