Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

'Der Prozess'
nach dem Roman von Franz Kafka
von Stephan Teuwiesen

Theater Regensburg
20. Juli 2016

'Hampeleien auf der Vorderbühne -
Kulissengeschiebe im Hintergrund'

   
Das Theater Regensburg gibt bekannt:

 
 


Zitat

Der Prozess

nach dem Roman von Franz Kafka (1883–1924)

Theater am Bismarckplatz

Inszenierung Mélanie Huber 
Bühne Nadia Schrader
Kostüme Lena Hiebel 
Musik Martin von Allmen
Licht Wanja Ostrower
Dramaturgie
 Meike Sasse
Stückfassung
Stephan Teuwissen



Ein armer Josef wandert und stolpert durch einen kindlich-archaischen Bilderreigen, ist auf der ständigen Flucht vor sich selbst und verheddert sich – einem sich etwas all zu ernst nehmenden Clown nicht unähnlich – in allem, was Alltag heißt. Ständig klingelt das Telefon, meldet sich die Welt mittels verzweifelten Inseraten und vermischten Meldungen. Aus allen Ecken scheint die Umgebung Josef zuzuflüstern: „Aus der Rolle fallen ist längst kein Sündenfall, manche stürzen sich dabei sogar ins Glück!“

Kafkas Roman wandelt sich in der Theaterfassung von Stephan Teuwissen zu einem poetischen und humorvollen Traumspiel voller Slapstick, Gesang, irrwitzigen Grausamkeiten und schrägen Leidenschaften. Und anstelle des geläufig „Kafkaesken“ rücken in Mélanie Hubers Inszenierung unterirdische Geflechte aus zärtlichen Bezügen, Widersprüchen und befremdenden Ähnlichkeiten in den Vordergrund. Gefragt wird hier mal mit Wortwitz, mal musikalisch, mal mit furiosem Agieren: gibt es nicht auch einen liebevollen, tröstenden Blick auf dieses Figurenpanoptikum? Wer ist dieser Josef, bevor er zum empfindlich-tragischen „Josef K.“ apostrophiert wird? Wie inszeniert sich der Prozess, ohne dass die Regie dabei zum Komplizen Kafkas wird?
 


Besetzung

Benno Schulz
Patrick O. Beck 
Gunnar Blume 
Jacob Keller 
Christin Wehner 
Franziska Sörensen
Susanne Berckhemer

Zitatende

 


Das Theater Regensburg bietet gemäß Grundriss Plätze im zweiten Rang an.
 


Loge 5 und 6 liegen in der Mitte des Raumes und verfügen in zwei Reihen über 20 Plätze - 12 in der ersten Reihe, 8 in der zweiten Reihe.

Die erste Reihe ist teilweise nach vorne ausgestellt, so dass Zuschauer, die sich auch noch nach vorne lehnen, die Sicht der Zuschauer in der zweiten Reihe stark einschränken.

Bei der Produktion von Frau Huber wird die Anteilnahme am Spiel für die in der zweiten Reihe Sitzenden völlig unmöglich, da die von Frau Huber vorgegebenen Richtlinien - auch 'Regiekonzept' genannt - für das Verständnis der Produktion nicht eingesehen werden können, weil sich die von ihr vorgegebenen Hampeleien auf der Vorderbühne abspielen und von hinten im zweiten Rang nicht eingesehen werden können.
 

 
MELANIE HUBER Schulstoff Mythos, Labyrinth, Verwobenheit, Unausgesprochenes, Rätsel und absurde Komik. Je tiefer wir uns mit dem Material vor Probenstart beschäftigten, umso mehr entdeckte ich - auch durch die neue Theaterfassung - dass ein Augenzwinkern und eine gewisse Wärme, Liebenswürdigkeit und kindliche Verrücktheit gegenüber den Figuren und auch gegenüber Josef von Nöten sind, um eine Spannung zu erzeugen, um berühren zu können und das Material nicht einfach intellektuell-distanziert vor sich her zu schieben und zu bejahen.

Zitat aus dem Programmheft, Seite 13
 


Allenfalls kann man aus der zweiten Reihe im zweiten Rang erkennen, wie Darsteller gemäß der Weisung von Frau Huber Kulissenteile auf der Hinterbühne hin- und herschieben, das aber reicht nicht.

Fazit:
Auf diesen Sitzen ist der Besuch der Vorstellung 'rausgeschmissenes Geld', somit vertane Steuern.

Wenn man möglicherweise von anderen Plätzen dem Spiel folgen kann, weil man das Geschehen erkennt, dann erschließt sich das Thema von Kafkas Werk überhaupt nicht. Es war eine Fehlentscheidung, Frau Huber zu engagieren.
Da helfen auch die Ausführungen 'Das Stück - Slapstick ist immer auch Rhythmus' der Dramaturgin Sasse nicht, die über das Verfassen dieser Zeilen versäumte, sich während der Probenzeit zu informieren, was sehe ich von welchen Plätzen überhaupt.

 

to top


Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

to top