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zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Damals am

18. August 1941

Totale Fehleinschätzung

 
Am 3. Juli 1941 hatte Generalstabschef Halder in seinem Tagebuch vermerkt, es sei wohl nicht zuviel gesagt, wenn er behauptete, dass der Feldzug gegen Russland innerhalb von 14 Tagen gewonnen werde.

Bekanntermaßen dauerte er bis zum 8. Mai 1945, weil Politik und Militär die Situation im Sowjetreich völlig falsch einschätzten.

 

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Am 15. Juni 1941, also sieben Tage vor dem Überfall, stellte Goebbels fest, dass der Feldzug in Griechenland Menschen und Material stark mitgenommen habe und deswegen das 'Unternehmen Barbarossa' nicht - wie geplant - schon im Mai begonnen werden konnte.

Er vermerkte, Russland habe wohl 180 bis 200 Divisionen zur Verfügung, das entspreche dem, was das 'Deutsche Reich' aufstellen könne, aber die Militärtechnik der Sowjets sei schlechter und man müsse sich somit keine Sorgen machen.
'Der Führer' schätze die Länge der Aktion auf vier Monate Dauer, er selber meine, es ginge schneller, Russland niederzuringen.

Am 22. Juli 1941 hatte das OKW die Lage im Osten so beurteilt, dass die Durchbruchsoperationen der deutschen Wehrmacht und ihrer Verbündeten die sowjetische Verteidigungsfront in zusammenhanglose Gruppen zerrissen habe, so dass eine einheitliche Führung des Feindes nicht mehr zu erkennen sei.

Tags darauf, dem 23. Juli, begannen russische Truppen starke Gegenangriffe gegen die Flanken und Flügel der Heeresgruppe Mitte bei Smolensk.

Daraufhin entschied Hitler, man solle in die Verteidigungsposition übergehen, womit der entscheidende Vorstoß in der Mitte angehalten wurde.

 

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Die Führung des 'Reichs' musste erkennen, dass sie die militärischen Schwierigkeiten beim Kampf gegen Russland in dem Umfange nicht vorausgesehen hatte.

Es sei in den vergangen Wochen im Juli und jetzt bis in die Mitte August 1941 manchmal sehr kritisch gewesen, da man die sowjetische Stoßkraft und die Ausrüstung der Armee gänzlich unterschätzt habe.

'Der Führer' habe gemeint, die Russen hätte nur 5.000 Panzer zur Verfügung, während es in Wirklichkeit 20.000 gewesen seien.

Bei den Flugzeugen sei es ähnlich gewesen, 10.000 hatte man geschätzt, jedoch 20.000 hätten zur Verfügung gestanden.

Es sei aber gut gewesen, diese Erkenntnisse nicht zur Verfügung gehabt zu haben, sonst wäre man unter Umständen vom Entschluss einen 'Präventivkrieg' zu führen, abgekommen.

 

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Zum Monatsende des August wollte man nach Süden vorstoßen, um Odessa in den folgenden Tagen zu nehmen und damit die ganze Westukraine in seinen Besitz zu bringen.

Im Norden hoffte man, schneller, als man es im Moment für möglich halte, vorzustoßen, wobei man Petersburg und Kiew nicht mit Waffengewalt nehmen wollte, sondern auszuhungern trachtete.

 

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Es ist erstaunlich, mit welchem Leichtsinn der Krieg mit Russland begonnen wurde, als habe es keine Möglichkeiten zu klimatologischen und geographischen Studien, wann beginnt die Regenzeit, wann ist mit Frösten zu rechnen, wie sind die Straßen-, Wege- und Flächenverhältnisse, gegeben.

Wenn man dann auch noch das Potential des Gegners so gravierend unterschätzt, dann muss ein solches Unternehmen zum Desaster führen.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing