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Am 3. Juli 1941 hatte Generalstabschef Halder in seinem Tagebuch
vermerkt, es sei wohl nicht zuviel gesagt, wenn er behauptete, dass der
Feldzug gegen Russland innerhalb von 14 Tagen gewonnen werde.
Bekanntermaßen dauerte er bis zum 8. Mai 1945, weil Politik und
Militär die Situation im Sowjetreich völlig falsch einschätzten.
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Am 15. Juni 1941, also sieben Tage vor dem Überfall, stellte
Goebbels fest, dass der
Feldzug in Griechenland Menschen und
Material stark mitgenommen habe und deswegen das 'Unternehmen
Barbarossa' nicht - wie geplant - schon im Mai begonnen werden
konnte.
Er vermerkte, Russland habe wohl 180 bis 200 Divisionen zur
Verfügung, das entspreche dem, was das 'Deutsche Reich' aufstellen
könne, aber die Militärtechnik der Sowjets sei schlechter und
man müsse sich somit keine Sorgen machen.
'Der Führer' schätze die Länge der Aktion auf vier Monate Dauer,
er selber meine, es ginge schneller, Russland niederzuringen.
Am 22. Juli 1941 hatte das OKW die Lage im Osten so beurteilt,
dass die Durchbruchsoperationen der deutschen Wehrmacht und
ihrer Verbündeten die sowjetische Verteidigungsfront in
zusammenhanglose Gruppen zerrissen habe, so dass eine
einheitliche Führung des Feindes nicht mehr zu erkennen sei.
Tags darauf, dem 23. Juli, begannen russische Truppen starke
Gegenangriffe gegen die Flanken und Flügel der Heeresgruppe
Mitte bei Smolensk.
Daraufhin entschied Hitler, man solle in die
Verteidigungsposition übergehen, womit der entscheidende Vorstoß
in der Mitte angehalten wurde.
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Die Führung des 'Reichs' musste erkennen, dass sie die
militärischen Schwierigkeiten beim Kampf gegen Russland in dem
Umfange nicht vorausgesehen hatte.
Es sei in den vergangen Wochen im Juli und jetzt bis in die
Mitte August 1941 manchmal sehr kritisch gewesen,
da man die sowjetische Stoßkraft und die Ausrüstung der Armee
gänzlich unterschätzt habe.
'Der Führer' habe gemeint, die Russen hätte nur 5.000 Panzer zur
Verfügung, während es in Wirklichkeit 20.000 gewesen seien.
Bei den Flugzeugen sei es ähnlich gewesen, 10.000 hatte man
geschätzt, jedoch 20.000 hätten zur Verfügung gestanden.
Es sei aber gut gewesen, diese Erkenntnisse nicht zur Verfügung
gehabt zu haben, sonst wäre man unter Umständen vom Entschluss
einen 'Präventivkrieg' zu führen, abgekommen.
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Zum Monatsende des August wollte man nach Süden vorstoßen, um Odessa in
den folgenden Tagen zu nehmen und damit die ganze Westukraine in
seinen Besitz zu bringen.
Im Norden hoffte man, schneller, als man es im Moment für
möglich halte, vorzustoßen, wobei man Petersburg und Kiew nicht
mit Waffengewalt nehmen wollte, sondern auszuhungern trachtete.
Es ist erstaunlich, mit welchem Leichtsinn der Krieg mit
Russland begonnen wurde, als habe es keine Möglichkeiten zu
klimatologischen und geographischen Studien, wann beginnt die
Regenzeit, wann ist mit Frösten zu rechnen, wie sind die
Straßen-, Wege- und Flächenverhältnisse, gegeben.
Wenn man dann auch noch das Potential des Gegners so gravierend
unterschätzt, dann muss ein solches Unternehmen zum Desaster
führen.
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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