Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 

   

Kommentar des Tages
23.11.2012

Was geschrieben stand
über
’Die Räuber’ in Regensburg

 

 

 
     
 

Kaum Resonanz in den Printmedien am ersten Werktag nach der Premiere von Schillers 'Die Räuber' am 17.11.12 im Theater Regensburg.

Während sich die eine Kritik in Pseudosozilogengeplauder erging, meinte die andere – für die Interessierten vor Ort geschrieben – dass es sich bei der Produktion offensichtlich um einen Reinfall handele, gingen doch genügend Besucher in der Pause weg, wollten sich wohl das Trash-Theater in Regensburg nicht gefallen lassen.
Verbliebene hätten sich lauthals geäußert, gaben Unmut kund.

Es wurde kolportiert, dass auch der Herr Ober-Bürgermeister in der Pause das Weite gesucht habe, blieb doch sein Sitz nach der Unterbrechung leer .
Hatte er sich irgendwohin zurückgezogen, auf dass man seine Reaktionen auf das Gebotene nicht registrieren solle und warum er angesichts dieses aktuellen 'Räuber'-Fiaskos sich ausgerechnet für den ehemaligen Operndirektor von Braunschweig für den Posten des Regensburger Theaterdirektors entschieden hatte.
Es tut einem der Mann schon leid - sinnierte er vielleicht über die letzen 15 Jahre und zusätzlich über die unter Herrn Viehbacher, über nicht gebaute 'RKK' am Donaumarkt, die nicht gebaute Ersatzbrücke - West oder Ost, das Elend wie in der Stadt täglich mit Alt und Neu, trotz oder wegen Welterbestatus umgegangen wird, die Feinstaubproblematik bei eingeflossener Kaltluft, die offene Frage nach dem Flüsterasphalt - und, und und.
 

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I
n der einen Rezension wird ausgeführt, das Theater Regensburg habe ’endlich wieder Anschluss an den Standard des aktuellen deutschen Sprechtheaters’ gefunden und ’durch Ulk und Slapstick’-Elemente sei alles vom ’Klassikerschwulst’ unbelastet gewesen. Auf diese Weise – und dies sei ein Gewinn - sei einem wieder einmal ’Schillers Sprach- und Gedankenwucht’ bewusst gemacht worden.

Die Buhs aus dem Publikum’ – von woher sonst, von der Hinterbühne, aus den Kulissen? – hätten gezeigt, dass der Regisseur ’einen Nerv’ getroffen habe – na klar, den der Steuerzahler, die einen solchen Schmarrn nicht sehen wollen.
Immerhin wird resümiert, dass der gebotene Nonsens ’das Chaos auf der Bühne’ beschreibe.
Und überhaupt, dass der Regisseur die ’Akteure in strenge Sprachdisziplin’ genommen habe, das sei eine ’Mordsleistung des Ensembles.’

Bezug hergestellt wird zum MGT in Berlin.
Dort nur drei auf der Bühne – Franz, Karl und Amalia.

Die - nach eigener Beobachtung vom 15.11.12  - hampeln eine Dressur herunter, dass der Eindruck entstehen muss, es handle sich um Improvisationsübungen von Erstsemestrigen an einer Schauspielschule, die statt rollendeckend zu agieren, mehr als Conferenciers in Permanenz das Publikum anspielen, so nach der Machart:
Seid ihr alle da?
Man hätte, um den Publikumserfolg zu sichern, populäre Comedians und KabarettistenInnen engagieren können.
Herr Waalkes als Franz wäre sicher glänzend gewesen oder Herr Nuhr als Karl - absolut überzeugend.
Nicht zu vergessen, der wandlungsfähige Herr Priol als Amalia.
Warum nicht hier ein Mann als Frau, wenn nun auch in Regensburg eine Frau einen Mann spielt. War doch beim Stückl die Hobmeier als Spiegelberg zu sehen.
 

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An anderer Stelle heißt es, ’schon nach der Pause’ seien etliche Sitze im Theater am Bismarckplatz leer geblieben.
Wann sonst?
Schon vor der Pause?

Es seien ’durch Doppelbesetzungen Bezüge, Zusammenhänge, auch Polaritäten’ verdeutlicht worden.
Hier irrt das Blatt, es handelt sich nicht um Doppelbesetzungen, sondern um Doppelrollen, ein/e Darsteller/in in zwei oder mehreren Rollen.
Unter Doppelbesetzungen versteht man die Besetzung einer Rolle mit zwei oder mehr Darstellern/innen.

Dies nur hier und nur so weit.
 

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Tage drauf, dann weitere Meinungsäußerungen.
Das Vorhaben ’Die Räuber’, in dieser langweiligen Form und dann auch noch in Regensburg, wird in Frage gestellt.
Zwar behauptet man, es sei die Premiere 'gefeiert' worden, was sich aber als Irrtum herausstellt, denn es heißt dann weiter:
'Wohl nicht jeder war mit dem Ergebnis zufrieden. Leere Plätze nach der Pause und Buhrufe für den Regisseur verdeutlichen den Unmut des Regensburger Publikums.'

Es könne den Machern nicht viel vorgeworfen werden, man habe versucht, das Stück zu verdichten, auch in Bezug auf Personal.
Dass man 'Die Räuber' am Oberpf. Metropol-Theater Regensburg
* ohne Zukauf nicht geben kann, wusste auch Herr Zollner im Jahr 1993. Er aber kam nicht auf die Idee, Darsteller in verschiedenen Rollen in gleichen Kostümen auftreten zu lassen.
Hier und heute tat man es wohl auch, um Kostüme zu sparen - oder wo ist da der Ansatz - einer für alle und eine für alle - oder wie?

Den Schauspielern sei es 'um das sinnliche Erleben der Texte gegangen'. Dass diese Worte Schillers offensichtlich durch mangelnde Sprechtechnik 'unten' nicht ankamen, nicht gehört werden konnten, ist wohl bei den Proben niemandem aufgefallen.

Einer von den Mimen soll gesagt haben, natürlich gäbe es Leute, denen das Stück nicht gefalle - hier geht es darum, dass dem Stück und damit dem Autor durch diese Regensburger Inszenierung Zwang angetan wurde. Im Schlusssatz der Besprechung heißt es dann sinngemäß, wenn der Darsteller hinter dem stehe, was er gemacht habe, könne ihm die Meinung der Öffentlichkeit egal sein.
Das ist ja toll - ich mache was mit Überzeugung und dann ist es gut und ich kann mich beruhigt zurücklehnen, selbst wenn es offensichtlich absolut falsch und schlecht ist?

Wo war und ist die Schauspieldirektorin?
Bis zum Ende der letzten Spielzeit genügte ein 'Oberspielleiter Schauspiel', jetzt muss es eine 'Schauspiel-Direktorin' sein oder hat das mit Frauenquote in Leitungspositionen zu tun?
Lächerlich dieses 'upgrading'.

Eines ist ’finally’ festzuhalten:
Das Publikum opponierte lauthals und das sei 'ja irgendwie dann auch schon wieder ein Erfolg'.
Das ist tatsächlich seit der Gürbaca-Inszenierung 'Cavalleria/Bajazzo' 2005 nicht mehr vorgekommen.

Bemerkungen zu 'Cavalleria - Bajazzo' Theater Regensburg

Wie soll der Regensburger Theaterdirektor gefragt haben?
'Warum machen wir es nicht so wie in Braunschweig?'

Ja, da ging einiges unter seiner Operndirektion in den Teich, warum sollte das hier in der Welterbestadt nicht fortgesetzt werden.
Man ist auf dem besten Wege, warte man die folgenden Produktionen ab.
 

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Zitiert
wurde aus:

Nachtkritik: http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=7464:die-raeuber-marcus-lobbes-fragt-am-theater-regensburg-in-einem-verwirrspiel-nach-der-individuellen-verantwortung&catid=38:die-nachtkritik&Itemid=40

MZ: http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/kultur/artikel/kaum-aus-dem-schlummer-geruettelt/851463/kaum-aus-dem-schlummer-geruettelt.html#851463

Donaupost: http://www.christian-muggenthaler.de/index.php?article_id=178

Rundschau: http://epaper.donau.de/edition-mbz/data/20121121/pages/RS_R.35_21.S.5120600.jpg?&leer=&artikel=true

Oberpfalznetz:
http://www.oberpfalznetz.de/onetz/3466769-131-kaum_nachvollziehbarer_schiller,1,0.html

 

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*
Statement
des Regensburger Oberbürgermeisters Johannes Schaidinger am 17.3.2005:
'Wir wollen mehr sein als die Metropole der Oberpfalz.'
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing

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