Niccolò
Paganini - "der große Geiger" - wie die
Fürstin von Lucca ihn besingt, war es in
den Jahren 1797 bis 1801 wegen der
kriegerischen Verwicklungen innerhalb
Italiens nicht möglich, größere Reisen
in seinem Heimatland zu unternehmen. So
blieb er in Genua und Livorno.
1801 spielte er bereits in Lucca mit so
großem Erfolg, dass er in das neu
gegründete Nationalorchester als erster
Geiger verpflichtet wurde. 1806 übernahm
ihn die Fürstin Anna Maria Elisa in das
Orchester und als Theaterleiter an ihrem
Hof. Er blieb mit seinem Bruder, auch
als das Orchester aufgelöst wurde,
unterrichtete den Fürstensohn Felix und
ging 1809 nach einer persönlichen
Missstimmigkeit mit der Fürstin auf
Reisen. Ab 1813 begann seine
internationale Karriere als
Violin-Virtuose. Die Jahre seines
höchsten Ruhmes waren die von 1828 bis
1834, die sich zum großen Teil im
Ausland abspielten. Ehrungen vom Kaiser
von Österreich und dem König von Preußen
zeugen davon.
Sein kompositorisches Erbe zeigt
hauptsächlich Bravourstücke, dem
jeweiligen Tagesgeschmack entsprechend,
die seine außerordentlichen
Möglichkeiten auf der Violine zeigen.
Andere Violinspieler waren und sind
nicht in der Lage, diese Kompositionen
aufzuführen, so verloren sie sich im
Laufe der Zeit.
Paganini war mit einem ausgeprägten
Gehör ausgestattet, das ihm in
Verbindung mit seiner Technik ein
äußerst exaktes Spiel und durch Pflege
der Scordatura, einem 'Verstimmen' der
Saiten, damit ungewöhnlichere
Accordgriffe, eine Veränderung der
Klangfarbe und einen kräftigeren und
glänzenderen Klang einer Violine -
erlaubte.
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Niccolò Paganini
geboren 27.10.1782 in Genua
gestorben 27.5.1840 in Nizza
Von 1805 bis 1810 war er
Soloviolinist und Kapellmeister
bei der Fürstin von Lucca,
Anna Maria Elisa Baciocchi,
einer Schwester Napoleons.
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Paganinis
Auftritte waren immer mit äußerster
innerster Erregung verbunden - hatte
dadurch auch auf das Publikum eine
elektrisierende Wirkung. Das
exzentrische Wesen, die Erfolge - auch
in gesellschaftlicher Hinsicht - prägten
die Erinnerung an den größten
Geigenvirtuosen, dem kaum jemals jemand
nachfolgen, geschweige denn,
gleichkommen konnte.
Franz Lehár, Sohn
eines Militärmusikers und späteren
Hornisten am Theater an der Wien, wurde
bereits mit 12 Jahren wegen seiner
großen Musikalität auf das Prager
Konservatorium aufgenommen.
Dem Wunsch des Vaters entsprechend,
studierte er zunächst Violine, als er
aber Anton Dvorak eine Komposition
vorlegen durfte, empfahl dieser ihm,
besser Komposition zu studieren. Er
absolvierte jedoch sein begonnenes
Violinstudium, erhielt ein Engagement an
den Vereinigten Theatern
Elberfeld-Barmen, wo er bald zum
Konzertmeister berufen wurde.
Der Dienst erlaubte ihm nicht seiner
Neigung als Komponist in dem Umfang
nachzugehen, wie er es sich vorstellte.
Er verließ den Dienst und ging als
Musiker zum Militär. Im Laufe seiner 12
Dienstjahre als Militärkapellmeister
komponierte er neben Liedern, Tänzen und
Märschen auch die Oper ‘Kukuschka’, die
im November 1896 in Leipzig erfolgreich
uraufgeführt wurde.
1902 quittierte Franz Lehár den
Militärdienst, der ihn als letzte seiner
Verpflichtungen nach Wien geführt hatte.
Hier hätte er im Theater an der Wien
Operetten dirigieren können, wenn nicht
zwei eigene Werke neben dem Walzer ‘Gold
und Silber’ seinen Namen bekannt gemacht
hätten.
Binnen 30 Tagen kamen 1902 die Operetten
‘Wiener Frauen’ und ‘Der Rastelbinder’
mit dem Ohrwurm "Wenn zwei sich lieben"
heraus.
Diese beiden Werke überwanden eine
gewisse Stagnation in der Entwicklung
der ‘leichten’ Oper, die durch den Tod
von Ziehrer und Heuberger entstanden
war.
Der folgende ‘Göttergatte’ und ‘Die
Juxheirat’ blieben erfolglos, während
die 1905 folgende ‘Lustige Witwe den
Durchbruch für Franz Lehár bedeutete.
Die ‘Witwe’ eigentlich für Richard
Heuberger als Komponist vorgesehen,
ermöglichte Lehár nach der
schöpferischen Flaute im Anschluss an
die ‘Rastelbinder’ eine seiner
herausragendsten Leistungen, das Thema,
die Leichtlebigkeit beim Kampf um eine
reiche Frau, findet heute Zugang in die
großen Häuser wie ‘Deutsche Oper Berlin’
mit Gwyneth Jones als Hanna Glawari und
René Kollo und Siegfried Jerusalem in
den beiden großen Tenorpartien. Neben
der Strauss’schen ‘Fledermaus’ ist sie
das meist aufgeführte Werk und
begründete auch den finanziellen Erfolg
von Franz Lehár.
1909 folgte ’Der Graf von Luxemburg’, -
die Lebenslust setzte Lehár auch in
diesem Werk in Musik. Paris, Karneval,
die Bohème und die französische Halbwelt
mischen sich zu einer effektvollen
Darstellungsmöglichkeit für renommierte
Bühnen.
1910 ‘Zigeunerliebe’, 1914 ‘Schön ist
die Welt, 1916 ‘Libellentanz’, 1918 ‘Wo
die Lerche singt’, 1923 ‘Das Land des
Lächelns’, 1924 ‘Cloclo’.
Das Sujet zu ‘Paganini’ hatte sich Paul
Knepler ausgedacht und auch für sich als
Komponist vorgesehen. Als er jedoch von
dem Interesse Franz Lehár’s an dem Stoff
erfuhr, gab er ihn gerne an den großen
Kollegen ab.
Lehár übergab das Buch an den damals
erfolgreichsten Tenor als Co-Autor
weiter: Richard Tauber, der die von 1923
stammende jetzt umgearbeitete ‘Gelbe
Jacke’ 1929 am Metropoltheater in Berlin
herausgebrachte und als Prinz Sou-Chong
‘Das Land des Lächelns’ zum Welterfolg
führte.
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Franz Lehar über Richard Tauber:
"Die Stimme, die ich beim
Komponieren höre."
Richard Tauber: " .. in meinen
freien Tagen fuhr ich von
Salzburg nach Ischl zu meinem
Freunde Franz Lehár, der damals
gerade an seinem 'Paganini'
arbeitete. Ich wohnte bei ihm in
seiner reizenden Villa, und er
spielte mir - man kann sagen
alle paar Stunden - etwas neu
Komponiertes aus dem 'Paganini'
vor. |
Schon fast gemeinsam
entwickeln Lehár und Tauber 'Paganini'.
So kommt es am 12. August 1924 zum
denkwürdigen Abend als der Komponist den
Hit der Zwanziger komponiert und Tauber
- "und die Tinte noch nass" - das "Gern
hab' ich die Frau'n geküsst" vom Blatt
singt.
Am 30. Oktober 1925 zeigte das Johann
Strauß-Theater in Wien zum ersten mal
die Operette ‘Paganini’.
Eine wenig gelungene Produktion, da der
Sänger des Paganini nicht tanzen konnte.
Dieses Manko wurde durch den Einschub:
"Niemand liebt dich so wie ich" mehr als
wettgemacht.
Nach der erfolglosen Wiener-Uraufführung
wollte der Produzent Heinz Saltenburg
von der Übernahme nach Berlin
zurücktreten - er hatte für die Stadt
fünfzig Vorstellungen garantiert -
kündigte den Vertrag, aber Tauber war
von 'seinem Paganini' überzeugt, man
klagte, die GDBA setzte sich mit den
Klägern Lehár und Tauber durch und ein
Kompromiss beendete der Sache zunächst -
nicht fünfzig, sondern 30 Aufführungen
wurden von Saltenburg garantiert.
Nun hing in Berlin das gesamte Risiko an
Richard Tauber, der Opernsänger, in
Berlin weitgehend unbekannt. Alles auch
noch unter dem Aspekt, dass Berlin
längst neue Reize für sein Publikum
entdeckt hatte: Revuen, Kabarett,
Schwänke. Und nun diese erfolglose
Wiener Operette.
Doch Tauber gelang es, das Publikum zu
packen, zu berühren, zu verzaubern. Der
Abend wurde zu einem rauschenden Erfolg,
Tauber musste seine Soli mehrfach
wiederholen - am nächsten Tag wurde
klar, dass 'Paganini' für mehrere Monate
das Theater füllen würde.
Es folgten 150 Vorstellungen diesem
denkwürdigen Abend.
So brachte die Berliner Aufführung den
Durchbruch für dieses musikalische Werk
des einflussreichsten Komponisten der
leichteren Musik am Beginn des 20.
Jahrhunderts.
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Richard Tauber als Paganini
am 30. Januar 1926 in Berlin
Die vorhergegangene Uraufführung
am 30. Oktober 1925 in Wien
hatte wegen der Besetzung der
Titelrolle nur marginalen
Erfolg.
Erst durch die Aufführung mit
Richard Tauber erzielte die
Operette den nachhaltigen und
internationalen Erfolg. |
Richard Tauber -
eigentlich Ernst Seiffert und Sohn des
späteren Generalintendanten des Theaters
Chemnitz - studierte Dirigieren, Klavier
und Komposition am Hoch’schen
Konservatorium in Frankfurt am Main. Als
Neunzehnjähriger begann er mit dem
Gesangstudium in Freiburg und debütierte
1913 als Tamino in Chemnitz, allerdings
angeblich sehr linkisch und mit
vernehmbaren Lispler.
Mit ungeheurem Fleiß arbeitete er an
sich und sang bis auf das Wagner-Fach
fast alles, was für einen Tenor
geschrieben wurde. Außergewöhnlich war
die Gestaltung des Don Ottavio im
‘Giovanni'. Tauber gelang es, die Rolle
aus der Lethargie zu führen, die oftmals
der Interpretation der Partie anhaftet.
Über die Art des Singens gibt es die
unterschiedlichsten Aussagen. Viele
jubelten ihm zu, er soll ein perfektes
Legato besessen haben – Lieder von
Schubert und Schumann hat er quasi im
Inneren gefühlt und mustergültig
wiedergegeben, was aber Einzelne nicht
über sein Herunterdrücken der
Zungenwurzel und übermäßiges Anheben des
Gaumensegels hinwegtäuschte.
Marcel Prawy berichtete im Vergleich von
Jan Kiepura gegenüber Richard Tauber:
"Der eine hielt strahlend klar das hohe
C und holte es je nach Bedarf wieder
hervor, der andere holte es sich nur im
Falsett und alle hielten seinen
As-Schnörkel fürs hohe C."
Lehár ließ sich weiter inspirieren von
Richard Tauber und komponierte die
Tenor-Partien in seinen Operetten
‘Zarewitsch’, (1927) ‘Friederike’ (1928)
- mit Käthe Dorsch, die anfangs ihrer
Karriere auch Soubrettenrollen spielte -
in der Titelpartie und eben den
Chinesischen Prinzen in der Umarbeitung
und nun ‘Land des Lächelns’ von 1929 für
Richard Tauber.
Lehár’s letztes Werk für die Bühne -
‘Giuditta’ - wurde 1934 an der Wiener
Staatsoper mit Richard Tauber als
Hauptmann Octavio unter der
musikalischen Leitung des Komponisten
uraufgeführt.
Theater
Regensburg -
15.10.05 -
Premiere
'Paganini'
Die Schwarzen |
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Musikalische
Leitung |
Geogios Vranos |
Inszenierung |
Gerhard Platiel |
Bühne / Kostüme |
Walter Perdacher |
Choreographie |
Olaf Schmidt |
Chöre |
Karl Andreas
Mehling |
Licht
|
Klaus Herbert
Welz |
Dramaturgie |
Friederike
Bernau |
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Die Personen und
ihre Darsteller |
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Fürstin Maria
Anna Elisa |
Katharina E.
Leitgeb |
Fürst Felice
Bacciocchi |
Jin Ho-Yoo |
Niccolò Paganini |
Charles Hens |
Bartucci |
Georg Schießl |
Pimpinelli |
Karsten Münster |
Gräfin de
Laplace |
Iliana Caradimas |
Bella Giretti |
Melanie
Schneider |
Marco |
Stefan Kollmer |
General
Hédouville |
Mirko Loderstedt |
Philippo |
Marek Marzecki |
Foletto |
Arpad Vulkan |
Beppo |
Thomas Brinkel |
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Es gab in
letzter Zeit keine Premiere im
Musiktheater RBG ohne Jubelschreie aus
dem dritten Rang - dass heute Charles
Hens Zuschauer beiderlei Geschlechts zu
Akklamationen hinriss, ist
nachvollziehbar - bewegt er sich doch
ganz selbstverständlich und natürlich
auf der Bühne - kein Wunder, sieht man
so aus. Allerdings von Exzentrik des
richtigen Teufelsgeigers keine Spur -
alles eher etwas niederländisch
unaufgeregt. In den Finali mischte er
sich sängerisch unters Volk, in den Soli
verstand er es, Klippen zu umschiffen.
Seine Weiterentwicklung bleibt
abzuwarten: José, Ottavio, Erik - ein
Spagat. Geht der Stimmenmord in
Regensburg weiter? Allein zwei Tenöre in
der letzten Spielzeit angeschlagen oder
gar ausgezählt. Falsche Rollen, zu früh,
zu viel. Und dazu meint der Oberste
Regensburgs - Kultur ist ja Chefsache -
es sei tragisch.
'Tragisch' ist nach der philosophischen
Definition nur, wenn jemand schuldlos,
schuldig wird. Hier aber überforderte
der Regensburger Theaterdirektor Ernö
Weil die Sänger schon von Pforzheim
kommend mit den falschen und zu häufigen
Einsätzen.
Charles Hens verfügt über eine
kraftvolle, wie dunkler Bordeaux
timbrierte Stimme, die allerdings mit
der Höhe ab dem G flach wird. Beim
Paganini hilft ihm die alte
Tauber-Technik des Falsettierens, aber
wie soll das beim Erik gehen. Es
bereitet Sorge, denn es stellt sich die
Frage, wer hat ihm was an Technik
beigebracht?
Auffällt auch, dass er sich
offensichtlich bei Singen gern selber
zuhört - "Mein Gott wie bin ich heute
wieder gut bei Stimme" - so kommt es,
dass die Tempi verschleppt werden. Schon
beim Auftrittslied 'Holdes Italien'
atmet er zu spät, so kommt schon der
erste Ton hinterher und so geht es dann
mehr oder weniger auffällig weiter -
leider. Seine Gänge auf der Bühne
leichtfüßig, hurtig - was zu der Rolle
des Stehgeigers in der Operette passt,
aber für den José und den Erik braucht
er anderen Gang und Stand. Aus letzterem
wird die Figur entwickelt. Beim
Regensburger 'Turiddu' - dem
Dorf-Casanova - war das Trippeln noch
akzeptabel, aber ein dramatischer Sänger
gibt sich anders. Sein Vorgänger,
Michael Suttner, hatte eine ähnliche
Art, sich zu bewegen. Für
'Hochzeitsnacht im Paradies' in Leipzig
nächstes Jahr ist das richtig. Ute
Grundmann wird die Sache beobachten und
für uns berichten.
Auf einer CD ist Anneliese Rothenberger
als Anna Elisa zu hören. Sie ist die
elegante damenhafte Protagonistin.
Hält man hier Anny Schlemm dagegen, so
ist der Hörer vom ersten Moment an
elektrisiert, sie ist 'dran', egal
welche Rolle sie singt, alles hat etwas
Unbeschreibliches, z.B. in Paganini ihr
"Mein lieber Freund, ich halte viel auf
Etikette". Diese ungeheure Ausstrahlung
ist immer zu spüren, sah der Chronist
Frau Schlemm dann noch auf der Bühne,
war er fasziniert von der Präsenz ihrer
Ulrika in Augsburg, Mimi in Hamburg,
Quickly in Frankfurt, Klytämnestra oder
Dolly in Hannover, Desdemona, 'Braut'-Marie,
'Pique-Dame'-Gräfin an der Komischer
Oper in Berlin und vor allen dort als
die von keiner erreichte Verkörperung
der Boulotte in Felsensteins 'Blaubart'-Inszenierung.
Vergleicht man gerade letztere Rolle mit
der Nachfolgerin Uta Priew oder gar mit
Joana Rueffer in Regensburg - schweig
mir von der.
Katharina Leitgeb ist in Regensburg die
Anna Elisa. Sie - die am 31. März 2006
kommende 'Arabella' - schon auch hier
den Schöngesang pflegend, dass aber
"Feuersglut lodert heiß in meinem Blut"
darf bezweifelt werden. Sie ist einfach
zu wonnig - dass Regensburger
Neidhammeln irgendwas behaupten. Sie ist
ja keine Martina Arroyo, Jessie Norman
oder Luana DeVol.
Die Töne sind wohl eingebettet in
Rundungen und gelingen unter Mitnahme
des Timbres bis ins Dramatische und in
die hohe Lage. Hoffentlich bleibt sie
bei den Rollen, nimmt sich die
Schwarzkopf oder Margaret Price als
Beispiel und nicht unbedingt die
Janowitz, die dann Fidelio-Leonore
singen wollte.
Noch hat Regensburg keine 'Amelia' - man
wird sie doch nicht etwa fragen? Am
Regensburger Theater ist vieles möglich.
'Leichtsinn wär' die Parole.'
Dass Frau Leitgeb der Rolle der Anna
Elisa folgend mal nach dem schönen
Charles Hens als Paganini schielt, ist
verständlich, denn Jin-Ho Yoo als ihr
angetrauter Fürst Felice macht weder von
der Statur noch vom Singen her eine gute
Figur. Was soll er an der Staatsoper
Hannover denn an Rollen bekommen? "Merkwürd'ger
Fall."
Er quetscht die Stimme in den
umgehängten Kaiser-Bart. Schön klingt
das nicht. Und der soll 'Giovanni' am
10. Februar 2006 sein?
Die Bühne füllend, wenn auch
gelegentlich stark an der Grenze zur
Klamotte: Karsten Münster. Ihm kann der
Regensburger Theaterdirektor geben, was
er will, KM ist der Tanzbuffo,
füllt ganze Abende - erinnert sei an 'Me
and my girl' - die Szene mit dem Umhang.
Neben ihm mit etwas viel soubrettigem
Gejuchze, die Bella von Melanie
Schneider.
Musikalisch bemerkenswert, dass Georgios
Vranos zwar unten dirigierte, auf der
Bühne man tempomäßig gelegentlich aber
anderer Meinung war. Und im zweiten Rang
klingt das Orchester unter ihm so
nackert und breit und direkt, dass man
sich in einen Kurgarten versetzt glaubt.
Dass im Ablauf alles einigermaßen
annehmbar wurde, ist erstaunlich, wo
doch das Regieteam am 1.10. schnell noch
in Pforzheim 'Nacht in Venedig'
herausbringen musste. Aber Ernö Weil
erlaubte ja auch den Schwarzen, in
Regensburg 'Holländer' und gleichzeitig
in Prag 'Jenufa' zu machen.
Regisseur Gerhard Platiel nahm Rücksicht
auf den von Karl-Andreas Mehling wohl
studierten Chor, ließ Damen und Herren
gemütlich rasten, so dass die
Konzentration auf das Musikalische
nicht behindert wurde.
Dialoge und Anschlüsse hatten Längen, so
dass es dem Publikum schwer fiel,
Atemlosigkeit beim Fortgang des Spiels
aufkommen zu lassen. 'Nur net hudeln.'
Es ist zu hoffen, dass sich die Sache
noch einspielt und die Folgetexte schon
begonnen werden, wenn auch noch die
letzten Chordamen abgehen. Und bei den
Dialogen ist aufzupassen und nicht mit
eigenem Text loszulegen, nach dem Motto:
"es sagt ja keiner was, da bin ich wohl
dran."
Bühne - Kostüme von Walter Perdacher im
Stil der Zeit - den Werkstätten ein Lob
- hübsch anzuschauen, wenn auch die
Haartracht von Karsten Münster ihm das
Aussehen einer rausgezogenen Rübe gab.
Aber den kann das nicht irritieren - so
war er den Abend Tragende.
Es gibt eine Reihe von Paganinis, die
auf Schallplatte oder auf CD erschienen
sind. Eine Aufnahme aus dem Jahr 1977
präsentiert Nicolai Gedda in der
Titelrolle. Der geht am Ende des Werkes
ab mit seinem "Hinaus in die Welt" auf
dem hohen H. Das ist ein Schlusspunkt -
in Regensburg verschwindet Charles Hens
mit seinem Impresario Georg Schießl
einfach in Prosa in der Gasse. Der
Darsteller des Bartucci wird
erfreulicherweise immer wieder als
knalliger Buffo verpflichtet, obwohl er
aus der Zeit von Marietheres List
stammt.
Und Iliana Caradimas merkt man die
Broadway-Erfahrung als Hofdame de
Laplace einfach an.
Das Finale ist mit der auf heute
gequälten Ankündigung Paganinis
deplaziert. Jörg Plewa, als hier stark
umnebelter Primgeiger scheint sich auf
der Bühne in der Rolle des
Violin-Doubles ausgesprochen wohl zu
fühlen - er lächelt deutlich erfreut
beim Applaus. Mit die anderne Hoar
schaut er richtig guat aus.
Dem Publikum hats trotz der Olaf Schmidt
unüblich spartanischen Balletteinlage
g'freit und hoffentlich gehn anderne
Leit a hie, dass im Theater Regensburg
net allerweil so laar is. |
DH |