Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Neues vom Tage

20. Oktober 2014

'Und noch einmal BT'

 


Das Verhalten von Stipendiaten, die ihre Karten, von den RW-Vereinen 'gesponsort', auf dem freien Markt verkaufen, ist zu kritisieren.

Es ist besser, es sagt jemand vorher – wie geschehen – ’was soll ich da, schade um die Zeit, die brauche ich für mein Studium.’

Es gab aber auch den Fall, dass Stipendiaten zurückkamen und reklamierten, wobei einer sagte, es habe ihm szenisch nichts gegeben, was demjenigen dann seitens des RW-Vereines als Undankbarkeit vorgeworfen wurde.

Dass es besonders in den letzten Jahren zu szenischen Exzessen in Bayreuth - unbeanstandet durch RW-Vereine - kommen konnte, liegt an der Aussage von Frau Präsidentin RW-International, der ehemaligen externen Lehrbeauftragten der HMTMH, Eva Märtson.

Im Protokoll der Sitzung des RWVI vom 9. Oktober 2011 heißt es:

Zitat:
Ganz deutlich stellt Frau Märtson allerdings dar, dass der RWVI
den Bayreuther Festspielleiterinnen nicht sagen wird, was sie zu tun haben und was zu lassen!
Die Delegierten bekräftigen diese Aussage durch Applaus.
Auch Herr Weyringer untermauert die Aussagen von Frau Märtson.

Es wäre anmaßend, wenn wir als RWVI in die künstlerischen Belange der Festspiele eingreifen würden!
Zitatende

Wenn sich Frau Märtson dann auch noch anlässlich einer Buchpräsentation von Jürgen Kesting in Hannover hinstellt und coram publico verkündet ’Ich liebe modische Inszenierungen’ – sie sagte nicht moderne, sondern modische Inszenierungen – braucht man sich nicht zu wundern, dass in Bayreuth und anderswo die Produktionen aus dem Ruder laufen.

 

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Erinnert sei an den geradezu lächerlichen Tristan in Braunschweig, der aus einem RW-Verband kommentiert wurde mit:
’Ach so schlimm war es doch nicht.’

Dass die Damen und Herren auf der Bühne alles mitmachen müssen, um bei Regisseuren und Intendanten nicht in Misskredit zu geraten und dann kein Anschluss-Engagement mehr bekommen, wird mit dem Hinweis aus einem RW-Verband kommentiert:
Ach, um die Sänger kümmern sich doch die Personalvertretungen der einzelnen Theater.

Dem ist eben nicht so.
Soloverträge werden einzeln ausgehandelt, es gibt für Solisten keinen Rechtsschutz, es sei denn er/sie geht vor das Bühnenschiedsgericht - mit fragwürdigem Ausgang des Verfahrens.
Hinzu kommt, dass beim Theater als Tendenzbetrieb keine Fürsorgepflicht des Arbeitgebers gegenüber dem singenden/spielenden Mitarbeiter/in besteht, es sei denn er/sie ist im Chor und hat damit Gruppenvertretung.

Hat jemand einmal Camilla Nylund gefragt wie sie sich in Bayreuth als albern herumhampelnde Elisabeth vorkommt und nichts sagen darf, außer:
’Ja, wird mussten uns in dem Bühnenbild zurechtfinden.’

Dass es keine Langfristverträge mehr gibt, wer weiß das, wen kümmert das?
Das Theater Wuppertal gibt bekannt, dass man dort nur noch mit Saisonverträgen arbeiten wird – 15 Jahre Zugehörigkeit zu einem Haus unter drei Intendanten, wer schafft das heute? Niemand!

Wenn ein Heldenbariton an einem deutschen Staatstheater nur von Jahr zu Jahr verlängert wird – wie soll da die Lebensplanung aussehen?

Mecklenburg-Vorpommern kündigt Theaterschließungen an.
Begründung:
Zu wenig Zuschauer, zu hoher Etat zu Lasten der Steuerzahler.
Ein Theater, das einmal geschlossen wurde, wir kaum wieder eröffnet.
Düsseldorf hat eine katastrophale Auslastung von 45 Prozent.
 

Anlässlich einer völlig verunglückten 'Holländer'-Inszenierung unter der Aufsicht des damaligen Chefregisseurs Peter Konwitschny rief Leipzig 2008 die Ost-RW-Vereine zusammen.
Folgende Pressenotiz wurde herausgegeben:

Zitat
'Leipziger Erklärung der Richard Wagner Verbände
der neuen Bundesländer und Berlins
[...]
Die versammelten Richard Wagner Verbände einigten sich
darauf, ein verstärktes Augenmerk auf die Verantwortung
der Intendanzen gegenüber dem Werk Richard Wagners
und der Interpretation durch die Regisseure zu legen.'

Zitatende

Der Erfolg war, der Initiator wurde als Angestellter von der Stadtverwaltung zurückgepfiffen.

Auf den Hinweis, dass derartige Produktionen sich für das Werk Richard Wagners zerstörerisch auswirken, bekommt man aus dem RW-Verband zur Antwort:
’Was ist denn daran zerstörerisch?’

Diejenigen, die Einfluss nehmen konnten, sagten nichts.
Außer:
Dieter-David Scholz - Musikjournalist, Rezensent und „Spezialist“ in Sachen Musiktheater im Allgemeinen und Richard Wagner im Besonderen – der 2010 in einem Artikel für die 'Deutsche Welle':
schrieb:

Zitat

Wolfgang Wagner habe 'mit seinem Werkstattgedanken den künstlerischen Niedergang der Festspiele' eingeleitet.
Zitatende

Dass Steuergelder vergeudet werden, wer fragt danach, was das Bühnenbild im 'Tannhäuser' oder im 'Ring' in Bayreuth gekostet haben, die aber auch gar nichts mit dem Stück zu tun haben.
Gibt es bei Bayreuther Herheim-Produktion Verbindungen zu den Intentionen Richard Wagners und seinem Bühnenweihfestspiel ’Parsifal’?

Was sollen die Pappschachteln mit den Ventilatoren im 'Holländer' und die Fäkalienhebeanlage im 'Tannhäuser' in Bayreuth.

Den dauernd missverstandenen und in falschem Zusammenhang zitierten Satz Richard Wagners:
'Kinder, macht Neues', der in einem Brief an Liszt vom 8. September 1852 gerichtet war - er bezieht sich auf Berlioz, den er kritisiert, der solle besser ein neues Werk zu schreiben, statt jahrelang an seinem Benvenuto Cellini herumzubasteln - nahm eine Gruppe von Theatermachern, Redakteuren, Dramaturgen, die seit Ende der Siebziger sich breit machen als Legitimation, vornehmlich Werke Richard Wagners völlig umzukrempeln, sie auf den Kopf zu stellen, Falsches überzustülpen und jedes Bühnenstück nur noch als Rohstoff für ihre wirren Ideen, privaten Probleme und Mätzchen zu benutzen.

Und Bayreuth, diese Oberfränkische Spielstätte macht auch noch Reklame damit, dass sie es falsch einsortieren, so jedenfalls 2012:
 


Aber was will man denn dort erwarten.
Und so war dann auch das Ergebnis:

Bemerkungen zu 'Der_fliegende_Hollaender'_-_'Buehne_fuer_Oberfranken'_13.8.2013_rev.10-14

Gestützt von der gelangweilten und erlebnisgierigen Journaille, erfreut durch das Buh-Geschrei des Publikums - 'Na, endlich haben wir unseren Skandal, der uns bekannt macht'.

Der Wagner-'Interpret' Barrie Kosky, der in Hannover den 'Ring' in den Sand setzte (ein Hauptsponsor meinte, wenn wir das gewusst hätten, was dabei herauskam, hätten wir unser Geld dafür nicht gegeben), steht in Bayreuth vor der Tür, dazu Jonathan Meese, dessen Geschmiere und seine Hitler-Gruß-Performance für die 'Diktatur der Kunst' stehen, wird sich im Festspielhaus breit machen.
Wie meinte ein RWV-Vorsitzender kürzlich in Bezug auf das Kommende in Bayreuth:
Da werden wir ja dann realen Analverkehr auf der Bühne erleben können!

Politiker und der Bund der Steuerzahler sind auf den Plan gerufen.
Baden-Württemberg ist aufgrund einer Untersuchung durch den Rechnungshof aufgefordert, 550 Studienplätze und 50 Professorenplanstellen an staatlichen Musikhochschulen einzusparen, weil es keine adäquaten Beschäftigungsverhältnisse gibt - bei Instrumentalisten nicht und für meist stimmproblematische SängerInnen schon garnicht.

 

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Solange die RW-Vereine und vornehmlich der RWVI sich vom Statement, man dürfe die künstlerische Leitung in Bayreuth nicht kritisieren, nicht distanzieren, wird es schwer, irgendetwas zur Veränderung zu unternehmen, zumal – eben durch die Maßgabe aus der Sitzung vom 9. Oktober 2011 - der den RW-Verbänden umgehängte Maulkorb schwer wiegt – und sie ließen es unter Beifall geschehen – so dass keine Möglichkeit besteht, aufzubegehren.

Dass diese Aussage – man dürfe sich nicht einmischen - auch auf andere ’normale’ Theater durchschlägt, ist leicht nachzuvollziehen, denn die Freiräume, die durch Nichtstun geschaffen wurden, werden die Theater so schnell nicht wieder hergeben, zumal sie – solange die Budgets mit Hinweis wegen Nichterfüllung des Bilddungsauftragen nicht zusammengestrichen werden – mit dem Begriff der Freiheit der Kunst hantieren.
'Das ist modern - Bayreuth macht das auch so' - gesprochen von einem Intendanten eines deutschen Stadttheaters.

Immerhin wies Frau Märtson anlässlich des 'Holländer' in Würzburg’ am 22. September 2002 - damals war sie noch nicht RWVI-Präsidentin - darauf hin, dass es in Bezug auf 'Freiheit' Grenzen gebe.

Bewegt hat das nichts.

Bayreuth leidet unter der Festspielmisere.
Die Bevölkerung merkt an den Kommentaren der Festspielbesucher, dass die Akzeptanz schwindet.
Es gibt Karten, Sitze bleiben leer.
Die Stadt nimmt keine Rücksicht und sperrt den Hohenzollernring, die Hauptzufahrt in die Stadt während der Festspielzeit.
Man wendet sich – wie ich aus der Verwaltung der Stadt höre – ab.
Man möchte mit den Festspielen - wie sie jetzt praktiziert werden - möglichst wenig zu tun haben.

Neues_vom_Tage_29._August_2014_'BT-Festspiele'

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing