|
... am 01. November 1894
Die russischen Zaren lebten im 19. Jahrhundert nicht ungefährdet.
Die Bevölkerung erwartete Reformen, wie sie sich in andern europäischen
Ländern sehr langsam durchsetzten. Je weiter die Menschen in dieser Zeit
kamen, desto mehr erwarteten sie.
Alexander II. war am 13. März 1881 dem Zorn der Bevölkerung zum Opfer
gefallen und in St. Petersburg auf offener Straße mit Sprengstoff
getötet worden.
Er hatte sich Preußen gegenüber zurückhaltend gezeigt, weder im
Deutsch-Österreichischen Krieg von 1866 noch im Deutsch-Französischen
Krieg von 1870/71, hatte er interveniert.
Sein Sohn Alexander III. war verständlicherweise besorgt um das Laben
seiner Familie. Alle zögerlichen Reformpläne des Vaters revidierte er,
stärkte die Polizei mit ihren Maßnahmen, intensivierte die Zensur.
Während seiner Regentschaft entwickelte sich die Industrie, das
Eisenbahnwesen brachte die Verbindung in den Osten des Landes.
Aber auch er wurde das Ziel eines Attentäters. Während einer Zufahrt
explodierte eine Bombe und der Zug entgleiste. Die Zarenfamilie kam mit
dem Leben davon, da der Zar selber sich verwendete und Waggonteile
anhob, damit verschüttete Menschen entkommen konnten.
Er zog sich sehr bald aus dem Leben zurück und starb am 1. November 1894
in Liwadija auf der Krim.
Nikolaus II. folgte ihm auf den Thron.
Schon Vater Alexander III. hatte sich gegen die Juden gewandt, nun
erließ der neue Zar die Maigesetze, die die Freizügigkeit der Juden in
Russland weiter einschränkten. Grund hierfür war die Annahme, dass sie
hinter den Attentaten auf die Zarenfamilie steckten.
Jede Art von Liberalisierung wurde aufgehoben, Nikolaus wollte ganz nach
dem Prinzip des Gottesgnadentums seine Regentschaft verwalten,
Volksvertretungen gab es nicht, Minister und andere hohe Beamte waren
nur dem Zaren verpflichtet, da kein Parlament mit Volksvertretern als
Regulativ zur Verfügung stand.
Seine Härte ergab sich auch daraus, dass er mit nur 26 Jahren auf den
Thron kam und sich so nicht ausreichend auf die Aufgabe vorbereitet
fühlte.
Die Unterdrückung forderte die Widersacher heraus, die Russland-internen
Schwierigkeiten im Ersten Weltkrieg auch der Einfluss Rasputins auf die
Zarin spielten eine erhebliche Rolle in Bezug auf den Niedergang der
Monarchie und die Abdankung des Zaren von 1917.
Die Ermordung der ganzen Familie 1918 durch die Bolschewiki in
Jekaterinburg beendete die Herrschaft der Romanows und eröffnete die
Möglichkeiten für einen republikanischen russischen Staat.
 |
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
|
|