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Kurz kommentiert
Theater Regensburg
'Flickwerk
mit heißer Nadel'
Otto Brahm, Präsident des
Theatervereins Freie Bühne, der in Berlin gerade von
Theaterkritikern neu gegründet worden war und sich der Aufführung
sozialkritischer Dramen der Naturalisten verpflichtet hatte, spielte
Stücke der Zeit.
Das erste war 'Gespenster' von Ibsen, 1889 folgte die Uraufführung
von Hauptmanns 'Vor Sonnenaufgang'.
Brahm übernahm 1894 die Leitung des Deutschen Theaters und machte
Hauptmann zu seinem Hausdichter.
Als dieser 1912 seinen 50. Geburtstag feierte, schrieb Otto Brahm an
ihn:
Zitat
Seit diesem Herbsttag von 1889 habe ich fast ein jedes
Deiner Werke auf die Bühne stellen dürfen, ich habe es
hochhalten dürfen im Licht und es dem deutschen Publikum
zuerst offenbaren, und dieses Tauf- und Ehrenamt empfinde
ich als das größte Glück, das in meinem Berufsleben mir
zuteil ward.
Zitatende
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Brahm verschrieb
sich dem Naturalismus, einer Epoche in der
Theatergeschichte,
die von Frankreich und Russland (Stanislawski war ein Vorreiter des
Stils in Russland, der sich dann in den USA im acting-theater
verbreitete) ausging und in Deutschland im Populärjargon als ein „Wie-im-Leben“-Stil
charakterisiert wurde.
Seine Berliner Bühnen führte er als Privattheater, die ohne
Subventionen auskommen mussten.
Er spielte Stücke in einer Mischung aus besonders gängigen und beim
Publikum beliebten Werken und solchen, die anfänglich Mühe hatten,
sich durchzusetzen oder dann doch vom Spielplan genommen werden
mussten, weil das Publikum ausblieb.
Er analysierte den Text eines neuen Stückes, um so die Aufführung
ganz auf die spezifischen Eigenheiten auszurichten.
Die Schauspieler wurden angehalten, nicht – wie bisher üblich – zu
deklamieren, sondern realistisch und psychologisch nachvollziehbar
zu agieren.
Schauspieler zu einem natürlichen Spiel zu bringen, stellte sich als
besonders schwierig dar, da Darsteller und auch Publikum bisher das
große Pathos in Sprache und Gesten gewohnt waren.
Sie hatten nun das star-mäßige Hervortreten (besonders hervorzuheben
hier ist Emil Devrient) zu unterlassen und die Gestaltung des Wortes
und damit der Rolle aus der Handlung in Gebärde, Mimik, Maske,
Haltung und Bewegung nach seinen Vorstellungen und Vorgaben als
Regisseur zu übernehmen.
Er half in den ersten Jahren, bis sein Gestaltungsstil von allen
übernommen wurde, seinen Schauspielern, indem er ihnen die Rollen
vorspielte und damit so übertrieb, dass aus die im Pathos
Festgefahrendsten erkannten, dass sie so nicht mehr in der
Entwicklung des Ensembles weiter kommen würden.
Erinnert sei hier an eine Situation in Berlin, als Adele Sandrock an
den geschlossenen Vorhang trat, durch das Guckloch in den
Zuschauerraum spähte, Schnitzler, mit dem sie einmal eine Affäre
hatte, entdeckte und ihr mit höchstem Pathos und rollendem 'R' ein
entsetztes "Mein Gott, ist der alt geworden!" entfuhr.

Regensburg
folgt einer Mode, in der Werke großer Könner seziert werden, bis
alles Fleisch des Originals entfernt ist, nur noch das Gerippe übrig
bleibt und dann dieses mit meist dünner, neuer Haut überzogen wird.
Man geht da den Weg des geringsten Widerstandes, indem das
Erfolgreiche bestehen bleibt, das auch dem Publikum mit dem großen
Namen in Verbindung gebracht wird, und ihm das absolut Notwendige
überstülpt.
Original Rollen
Zitat
Handelnde Menschen
KRAUSE, Bauerngutsbesitzer
FRAU KRAUSE, seine zweite Frau
HELENE, Krause's Tochter aus erster Ehe
MARTHA, Krause's Tochter aus erster Ehe
HOFFMANN, Ingenieur, verheirathet mit Martha
WILHELM KAHL, Neffe der Frau Krause
FRAU SPILLER, Gesellschafterin bei Frau Krause
ALFRED LOTH
DR. SCHIMMELPFENNIG
BEIBST, Arbeitsmann auf Krause's Gut.
GUSTE, Magd auf Krause's Gut
LIESE, Magd auf Krause's Gut
MARIE, Magd auf Krause's Gut
BAER, genannt Hopslabaer.
EDUARD, Hoffmann's Diener.
MIELE, Hausmädchen bei Frau Krause.
DIE KUTSCHENFRAU.
GOLISCH, genannt Gosch, Kuhjunge.
Zitatende
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Die
sogenannte 'Baseler Dramaturgie' findet sich auch bei der
Regensburger 'Sonnenaufgang'-Produktion. Hier ist das
Original-Ensemble des Stückes bei der Erstaufführung auf sieben
agierende Figuren abgespeckt.
Theater Regensburg
Zitat
Vor Sonnenaufgang
von Ewald Palmetshofer (*1978) nach Gerhart Hauptmann
Berlin, 20. Oktober 1889: Im Zuschauerraum der Freien
Bühne am Lessing-Theater bricht ein tosender Tumult aus.
Menschen schreien durcheinander, leisten sich wahre
Wortschlachten und diskutieren sich die Köpfe heiß; ein im
Parkett sitzender Arzt wirft aus Protest gar seine
Geburtszange auf die Bühne.
Diese Aufregung war der Uraufführung des Sozial-Dramas „Vor
Sonnenaufgang“ geschuldet. Der Skandal machte den jungen
Dramatiker Gerhart Hauptmann über Nacht bekannt und
etablierte den Naturalismus auf den deutschen Bühnen.
Nun hat sich ein ebenfalls junger Dramatiker daran gemacht,
diesen Klassiker des deutschen Naturalismus zu
überschreiben: Der bekannte und preisgekrönte Theaterautor
Ewald Palmetshofer erhielt dafür den Auftrag vom Theater
Basel. Der Stoff eignet sich bestens für eine
Grundüberarbeitung, denn im Original steht die heute nicht
mehr zeitgemäße Determinationslehre rund um das Thema
Alkohol. Palmetshofer möchte den Stoff dem heutigen
Zuschauer nahe bringen: Dafür dringt er zum Kern des Stückes
durch und holt die Grundsituation der Familie Krause in die
Gegenwart. Er konzentriert sich ganz auf die
zwischenmenschliche Ebene.
Der Beginn des Stücks erinnert eher an eine Familiensoap mit
den üblichen Neckereien zwischen den Mitgliedern, doch
schnell wird klar, dass die verschiedenen Protagonisten in
dieser heilen Stubenwelt alles andere als glücklich sind.
Mit klarer und moderner Sprache zeigt sich eine
Familienhölle, in der der Alkoholismus nur noch eine
Begleiterscheinung ist, vielmehr steht das Thema Depression
im Raum. Mit wissenschaftlicher Präzision nimmt Palmetshofer
diese modernen Menschen ins Visier.
Alfred Loth besucht seinen ehemaligen Studienfreund Thomas
Hoffmann, der auf die Niederkunft seiner Frau Martha wartet.
Zwischen dem linken Journalisten und dem
rechtspopulistischen Politiker entbrennt bald ein Streit,
der exemplarisch für unsere auseinanderdriftende
Gesellschaft steht. Während des Besuchs entspinnen sich auch
zärtliche Gefühle zwischen Loth und Marthas jüngerer
Schwester Helene. Palmetshofer hält die Lupe nicht auf die
unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen
Gesinnungen, sondern auf das, was darunter brodelt:
Hoffmanns Hass auf und Angst vor Loth, der seine Karriere
vernichten könnte, ist ebenso greifbar wie Loths feige,
heimliche Flucht kurz vor der Totgeburt, als er vom
Familienarzt vor der gesundheitlichen Lage der Familie
gewarnt wird. Und doch geht am Ende unbarmherzig die Sonne
auf und die Welt dreht sich weiter, so als wäre nichts
geschehen.
Aufführungsdauer ca. 2 Stunden 45 Minuten, inkl.
Pause
Besetzung
Zitatende |
Bei er Uraufführung von 'Vor
Sonnenaufgang' von Gerhart Hauptmann kam es 1889 nachweislich zu
einem Theaterskandal, da zum ersten Mal in Deutschland ein soziales
Drama auf naturalistische Weise präsentiert, also auf eine
zurückhaltende Aufführungspraxis verzichtet, wurde.
Eine schwangere Frau konnte damals auf der Bühne nicht gezeigt
werden. Vor allem wimmernde Laute einer Gebärenden im Hintergrund
irritierten das
Publikum. Über eine Geburt durfte in aller Öffentlichkeit nicht
geredet werden.
Verbote und Zensur bestimmten das Leben im Deutschen Reich.
Die von Bismarck erlassenen Sozialistengesetze, das Verbot der
Sozialdemokratie, verhinderten das
Aufkommen der Opposition.
Der Kanzelparagraph untersagte die Verbreitung von Meinungsäußerungen
innerhalb einer Predigt.
Zitat


Zitatende
Dr. Heinrich Spiero - Gerhart Hauptmann - Verlag Velhagen &
Klasing - 1910
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Die deutsche
Gesellschaft befand sich in einem Umbruch, als durch die sich
ausweitende Industrialisierung Menschen aus den Randgebieten des
Reiches in die Großstädte zogen, um der Verarmung auf dem Land zu
entgehen. Die Konsequenz war hier Ghettobildung, Mietskasernen mit
vielfachen Hinterhöfen, in denen die Menschen in viel zu kleinen
Wohnungen hausten.
Aufgrund geringer Bildung war es ihnen auch kaum gegeben, sich
sozial durch gut bezahlte Anstellungen abzusichern.
Armut und Mangel dann auch hier in den Städten.
Angelehnt hierzu die Determinationslehre, nach der der Mensch nicht
selbstbestimmt und frei in seinen Entscheidungen und Möglichkeiten
ist, sondern entscheidend geprägt und begrenzt wird durch die
Faktoren Vererbung, Milieu und Erziehung.
Hauptmann greift auf aktuelle Ereignisse zurück, bindet den großen
Bergarbeiterstreik von 1889 und die Verfolgung von Sozialdemokraten
im Breslauer Sozialistenprozess von 1887 ein, zeigt an der
Bauernfamilie Krause, die durch Kohlenfunde auf ihrem Landbesitz zu
Vermögen kam, nun aber durch mangelnde Charakterstärke immer mehr
ins Elend abdriftet. Da gibt es den Alkoholismus, der nach der
damaligen Auffassung auf die Nachfahren übertragen wird und zur
Zerstörung der unmittelbar betroffenen und sich im unmittelbaren
Umfeld befindlichen Menschen, wie Angestellte, Hilfskräfte - früher
Gesinde - beiträgt.

Nach Meinung
des Theaters Regensburg - vertreten durch die Dramaturgin
Zinsser-Krys - könne man das Stück in der Originalform mit allen
Facetten des Lebens und dem Verfall einer Familie und ihrer
menschlichen Umgebung in der damaligen Zeit nicht mehr spielen, weil
man es nicht aktualisieren könne.
Hier liegt nun die Fehlbewertung der deutschen Theaterbetriebe, dass
man Klassiker nur in aktualisierter Form spielen könne.
So kommt es zu den Abweichungen in der Gestaltung der Spielpläne,
die Stücke nicht mehr in der Originalform ausweisen, sondern nur -
oder fast ausschließlich - als 'nach Schiller', 'nach Kleist', 'nach
Goethe' etc.
Das gilt natürlich nicht nur für das Schauspiel, sondern auch für
das Musiktheater, bei dem dann die 'Aida' in der Stasizentrale in
Berlin spielt oder die 'Manon' in einem U-Bahnhof oder die 'Rusalka'
in einem Sezierraum einer pathologischen Praxis.
Die Regensburger 'Vor Sonnenaufgang'-Produktion handelt nach den
Vorgaben eines Seziermeisters Palmetshofer, der in Basel
als Dramaturg sitzt und dem Meisterwerk des Gerhart Hauptmann die
neue Haut über das Gerippe des Stückes zieht.
Die Reste des Hauptmann'schen Werkes werden von einem Herrn Teufel
als Regisseur und einem Herrn Lindner als Bühnenbildner in Szene
gesetzt.

Screenshot: Foto Theater Regensburg
Ein leerer Raum
mit wenigen am Boden abgestellten Requisiten, der nur den inneren
Zirkel der Familie zeigt, das übrige Personal - eben das Gesinde -
nicht darstellt.
Es fehlt also das Aufzeigen der Gesamtsituation, so dass ein Gefälle
innerhalb der Gesamtgesellschaft zwischen up and down - hier stellt
sich die Frage, warum TV-Serien wie 'Das Haus am Eaton Place' oder 'Downton
Abbey' so erfolgreich sind - nicht erkennbar wird.
Hierin liegt aber die Spannung innerhalb des Originalwerkes - das Oben und
Unten, das Links und Rechts in der Zeit, in der das Stück vom Autor
angelegt wurde.
Den Darstellern wird in dieser kastrierten Form des Hauptmann'schen
Werkes die Möglichkeit genommen, die Rollen, die Figuren so wie sie
eigentlich vorgegeben sind und so wie sie damals am 20. Oktober 1889
in Berlin präsentiert wurden - und damit den Skandal mitauslösten - von innen heraus zu gestalten
und berücksichtigend:
- Gefängnisaufenthalt Loth's wegen
Gründung des sozialutopischen
Vereins 'Vancouver-Island'
- Alkoholismus schon bei Kindern, da als vererbare Krankheit
weitergegeben
- Schuldige bieten wenig Angriffsfläche für Schuldzuweisungen, da
ihr
Handeln durch die Krankheit eingeschränkt ist
- Inzest als größte
Belastungen der Bauernfamilien
- Loth sieht Sozialismus als Lösung der damaligen sozialen Fragen
- sozialer Stand abhängig vom Milieu der Herkunft
Ausbruch nicht möglich
- Geschlechtsverkehr von Ehefrau mit Neffen, Ehemann mit Tochter,
Schwiegersohn mit Schwägerin
"Es ist zum Beispiel verkehrt, wenn der im Schweiße seines
Angesichts Arbeitende hungert und der Faule im Überdruss leben darf.
- Es ist verkehrt den Mord im Frieden zu bestrafen und den Mord im
Krieg zu belohnen. [...] Verkehrt ist es dann, die Religion Christi,
diese Religion der Duldung, Vergebung und Liebe, als Staatsreligion
zu haben und dabei ganze Völker zu vollendeten Menschenschlächtern
heranzubilden."
(Loth, 2. Akt)
Zitat
DIE UNVOLLENDETE REVOLUTION
Anmerkung zu einem ethischen Problem im sozialen Drama
Hofmannsthals Wort »Die Gestalt erledigt das Problem« gilt
nicht für eine der umstrittensten Bühnenfiguren Gerhart
Hauptmanns. Das ethische Problem, das sich in dieser recht
genau nach der Realität gezeichneten Figur stellt, ist bis
zum heutigen Tage in unserem sozialen Leben nicht gelöst
worden, und es macht auch unseren Dramatikern weiterhin
schwer zu schaffen.
Alfred Loth, nach Paul Fechter »der erste Volkswirtschaftler
der deutschen Bühne«, versagt in der konkreten Situation, in
die er gestellt ist, in zwiefacher Hinsicht: sachlich und
ethisch. Er versagt sachlich, weil er die im Elend
steckenden Grubenarbeiter im Stich läßt. Er versagt ethisch,
weil er, im Wissenschaftsaberglauben seiner Zeit befangen,
ein ihn liebendes Mädchen verläßt, die durch ihn sehend
Gewordene in den Selbstmord treibt. Dem einzigen Menschen
also, dem Loth wirklich helfen könnte, hilft er nicht. Loth
will eine neue, bessere, humane Gesellschaft erkämpfen. Um
dieser hohen Mission willen lehnt er es ab, sich mit dem
leidenden Einzelmenschen abzugeben, ihm Opfer zu bringen.
Alfred Loth ist Fanatiker. Fanatiker als Bühnenfiguren zu
verwenden, bleibt eine problematische, mißliche Sache.
Gerhart Hauptmann wußte das. Er schrieb einmal: ',Fanatiker
sind im Drama nur episodisch zu verwerten: ihr unbewegliches
Wahnsystem ist bald heraus und die Standhaftigkeit, mit der
es behauptet wird, ebenfalls: darüber hinaus gibt es dann
nichts, was dem Leben des Dramas noch förderlich sein
könnte.« Trotz dieser von hohem Kunstverstand zeugenden
Einsicht hat Hauptmann In seinem Drama »Vor Sonnenaufgang«
einen Fanatiker zur Hauptfigur gemacht. Nimmt man zwei
weitere dramaturgische Bemerkungen des Dichters hinzu so
versteht man besser, warum Zuschauer und Kritiker seit der
Uraufführung des Stückes vor nun mehr als siebzig Jahren die
Figur des Alfred Loth immer wieder als problematisch oder
unbefriedigend empfunden haben.
Die erste Bemerkung lautet: »Die Distanz, aus der man ein
Drama sieht, darf sich während der Arbeit nicht
verschieben«, die zweite: »Episodenfiguren können geschaut,
Gestalten des engeren Dramas müssen gelebt sein.« Die Figur
des Loth wurde gelebt. Und hier nun liegt ein doppelter,
ungelöster Widerspruch: der Fanatiker Loth, eigentlich nur
als Episodenfigur geeignet, wurde Hauptfigur und war doch
zugleich ein Teil dessen, was Gerhart Hauptmann in seiner
Jugend gewesen war.
Aus der Biographie und Autobiographie des Dichters wissen
wir, wie sehr die revolutionären Gedanken, die Alfred Loth
äußert, von dem Jugendfreunde Carl und Gerhart Hauptmanns,
dem späteren Rassenhygieniker Dr. Alfred Ploetz, proklamiert
worden waren und wie stark sich der Junge Dichter mit ihnen
verbunden gefühlt hatte.
Zitatende
Kurt Lothar Tank - Jahrhundertfeier Gerhart Hauptmann -
Stadt Köln 1962
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Wo
bleibt das alles in dem Regensburger Flickwerk?
Gezeigt
wird nur die innere Rahmenkonstruktion, ohne die krassen Gegensätze
der beiden Welten dem Publikum vorzuführen, wie sie sich eben am
Ende des 19. Jahrhunderts darstellten.
Hierin liegt aber die Aufgabe eines Theaters, die Situation, das
Elend, die Abhängigkeit der Frauen von den Männern - aber auch Freude in der damaligen Zeit und der Situation zu
präsentieren.
Das Original
ins Heute zerren zu wollen, entspricht nicht dem Bildungsauftrag,
somit ist das Thema 'Vor Sonnenaufgang' in Regensburg verfehlt
dargestellt und öffentliche Gelder wurden verschwendet.
In
dieser Form kann man 'Vor Sonnenaufgang' auch als Hörspiel senden.
Für ein Spiel in einer Szenerie mit Kostümen auf dem Theater besteht
also bei dieser Palmetshofer-Fassung keine Notwendigkeit.
Grundsätzlich ist eine präzisere Sprechweise unbedingt erforderlich,
auf die ja auf den deutschen Bühnen heutzutage verzichtet wird.
Überall nur Genuschel, man will ja authentisch sein.

Die mangelnde Akzeptanz durch das Regensburger Publikum spricht für
sich.
Die Auslastung beträgt nur 70%. Bei der Vorstellung am 2. Juni
2019 befanden sich lediglich sieben Personen im dritten Rang, die
allerdings auch nach der Pause.
Aus dem Archiv:
Thema_des_Tages_24._September_2018_'Fehlstart'.htm
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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