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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Besuch in Karinhall

   
  ... am 06. Dezember 1944 

Es musste sein, obwohl es ihm eigentlich zuwider war, ihn zu besuchen, den er schon in der Kampfzeit wegen dessen bourgeoisen Anschauungen hasste.
Trotzdem machte er sich auf den Weg. Dort lag in der Schorfheide zwischen Großdöllner See und Wuckersee, in der Nähe von Groß Dölln im Norden des heutigen Bundeslandes Brandenburg die Residenz des Reichsjägermeisters Hermann Göring, erbaut von zunächst Werner March, dem Schöpfer des Berliner Olympiastadions. Später übernahm Friedrich Hetzelt den Bau.

Er traf den preußischen Ministerpräsidenten, der gerade von einer Inspektionsreise eines Fliegerhorstes zurückkehrte, im traulichen Gespräch beim Tee mit älteren Damen, zu denen auch seine Ehefrau Emmy Sonnemann, früher Schauspielerin am Staatstheater am Gendarmenmarkt in Berlin, gehörte. 

Goebbels war seit langer Zeit gegen Göring und versuchte auch immer wieder bei Hitler, die Situation der Luftwaffe mit deutlichen Worten aufzuzeigen, was aber nicht zu der von ihm gewünschten Ablösung des Hermann Göring führte.

Der Reichsmarschall war sich ganz offensichtlich über den desolaten Zustand seiner Luftwaffe bewusst, gab er doch unumwunden zu, dass "die Jäger nicht mehr aufsteigen wollten, dass sie Wetter- oder Material-gründe vorschützen, um in ihren Horsten zu bleiben; kurz und gut, dass das Versagen unserer Luftwaffe zum großen Teil einfach an der schlechten Moral liegt."

Goebbels unterstrich diese Erkenntnis durch die Aussage, dass man Göring den Vorwurf nicht ersparen könne, da er die Luftwaffe falsch erzogen habe. Sie sei von ihm verhätschelt und verwöhnt worden, und jetzt zeigten sich die Folgen.

In einer vierstündigen Unterredung gab Göring Auskunft über das Werden der Luftwaffe und ihren jetzigen Verfall. Ganz offen gab er personelle und fachliche Fehler zu, die auch in seiner Wahl von Udet und Milch als Chefs der Flieger zu sehen sind.

Ernst Udet, ein fabelhafter Flugzeugführer, aber kein guter Verwalter, hatte die technische Entwicklung der Luftwaffe vernachlässigt und die Produktionszyklen neuer Typen verkürzt, indem er sie vor der Serienreife zur Fertigung freigab. Beispiele hierfür sind die Projekte He 177, Me 210 und auch die Ju 188. 

Erhard Milch war vordem Technischer Direktor und Vorstandsmitglied der 1926 gegründeten Deutschen Luft Hansa, ab 1942 deren Aufsichtsratsvorsitzender und Präsident. 

Göring warb ihn ab und machten ihn zum Leiter der technischen Entwicklung und der Rüstungsproduktion der Luftwaffe. Er folgte Udet, nach dessen Selbstmord am 17. November 1941 in Berlin, im Amt des General-luftzeugmeisters.

1943 wurde Milch im Januar von Hitler per Führerbefehl beauftragt, die Versorgung der eingeschlossenen Verbände der 6. Armee in der Schlacht von Stalingrad durch die Luft zu gewährleisten.
Die Aufgabe erwies sich jedoch als unerfüllbar: es gab zu wenig fliegendes Personal, zu wenige Flugzeuge und insbesondere keine geeigneten Flug- und Landeplätze in Reichweite Stalingrads.

Milch hatte zu dieser Zeit den Zenit seiner Karriere überschritten. Die immer stärker werdenden Luftangriffe der Alliierten ab Sommer 1943 auf das Reichsgebiet und der damit einhergehende Verlust der Lufthoheit führten letztendlich zu einem Vertrauens-verlust bei Göring und auch Hitler. Dieser Machtverlust verstärkte sich, als Milch die Jägerproduktion, also den Großteil der deutschen Luftrüstung, Anfang 1944 nach verheerenden Angriffen der Alliierten (Big Week) auf deutsche Städte und Rüstungsziele an den so genannten Jägerstab – sprich das Rüstungsministerium – abgeben musste.

Im Juli/August 1944 wurde er schließlich entmachtet, als das Reichsluftfahrtministerium umstrukturiert und die Luftrüstung vom Rüstungsministerium übernom-men wurde. Milch selbst wurde zwar noch zu einem Stellvertreter Speers ernannt, trat aber bis Kriegsende nicht mehr in Erscheinung.

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Die Lage des Reichs war zu diesem Zeitpunkt bereits erkennbar desolat.
Die Ostfront nicht mehr zu halten, die Russen drangen immer schneller nach Westen vor.
Im Westen waren Amerikaner, Engländer und Kanadier seit dem 6. Juni 1944 auf dem Vormarsch nach Osten und von Süden kamen die Bomber über die Alpen. Sie hatten ja seit dem Sturz Mussolinis im Sommer 1943 genügend Flugplätze in Italien, von denen sie ihre Angriffe auf Süddeutschland und Österreich fliegen konnten.

Der Reichspropagandaminister empfand die Situation an diesem Nachmittag als abartig, sah er doch eine Gruppe von Menschen, die das Geschehen - mit bren-nenden Häusern und Menschen in der unmittelbaren Nachbarschaft zur Reichshauptstadt - nicht zur Kennt-nis nahm.
 

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In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 bombardierten amerikanische und britische Bomber Dresden und zerstörten es fast völlig. 35.000 Bürger der Stadt und in der letzten Zeit in die Stadt Geflohene kamen ums Leben.

Goebbels raste vor Wut, weil ihm seit der Verkündi-gung des Totalen Krieges am 18. Februar 1943, immer wieder die Umsetzung verweigert worden war.

Auch Göring war wieder das Ziel seiner verbalen Angriffe, als er ihn im Beisein von Dr. Werner Naumann - den er am 22. April 1944 zum geschäftsführenden Staatssekretär im Reichsministerium für Volksauf-klärung und Propaganda beförderte - und seinem Mitarbeiter Rudolf Semler als 'Parasit' bezeichnete und ihm die Schuld an dem Versagen der Luftabwehr und damit dem alliierten Bombenterror zuschob.

Der Reichsmarschall sei kein Nationalsozialist, sondern ein 'Sybarit'.  

"Ordenbehänge Narren und eitle, parfümierte Gecken gehören nicht an die ersten Stellen der Kriegsführung. Entweder sie änderten sich, oder sie müssen eliminiert werden."

Quelle: Wikipedia

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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