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... am 06. Dezember 1944
Es musste sein, obwohl es ihm eigentlich zuwider war, ihn zu besuchen,
den er schon in der Kampfzeit wegen dessen bourgeoisen Anschauungen
hasste.
Trotzdem machte er sich auf den Weg. Dort lag in der Schorfheide
zwischen Großdöllner See und Wuckersee, in der Nähe von Groß Dölln im
Norden des heutigen Bundeslandes Brandenburg die Residenz des Reichsjägermeisters Hermann Göring, erbaut von
zunächst Werner March, dem Schöpfer des Berliner Olympiastadions. Später
übernahm Friedrich Hetzelt den Bau.
Er traf den preußischen Ministerpräsidenten, der gerade von einer
Inspektionsreise eines Fliegerhorstes zurückkehrte, im traulichen
Gespräch beim Tee mit älteren Damen, zu denen auch seine Ehefrau Emmy
Sonnemann, früher Schauspielerin am Staatstheater am Gendarmenmarkt in
Berlin, gehörte.
Goebbels war seit langer Zeit gegen Göring und versuchte auch immer
wieder bei Hitler, die Situation der Luftwaffe mit deutlichen Worten
aufzuzeigen, was aber nicht zu der von ihm gewünschten Ablösung des
Hermann Göring führte.
Der Reichsmarschall war sich ganz offensichtlich über den desolaten
Zustand seiner Luftwaffe bewusst, gab er doch unumwunden zu, dass "die
Jäger nicht mehr aufsteigen wollten, dass sie Wetter- oder
Material-gründe vorschützen, um in ihren Horsten zu bleiben; kurz und
gut, dass das Versagen unserer Luftwaffe zum großen Teil einfach an der
schlechten Moral liegt."
Goebbels unterstrich diese Erkenntnis durch die Aussage, dass man Göring
den Vorwurf nicht ersparen könne, da er die Luftwaffe falsch erzogen
habe.
Sie sei von ihm verhätschelt und verwöhnt worden, und jetzt zeigten sich
die Folgen.
In einer vierstündigen Unterredung gab Göring Auskunft über das Werden
der Luftwaffe und ihren jetzigen Verfall. Ganz offen gab er personelle
und fachliche Fehler zu, die auch in seiner Wahl von Udet und Milch als
Chefs der Flieger zu sehen sind.
Ernst Udet, ein fabelhafter Flugzeugführer, aber kein guter Verwalter,
hatte die technische Entwicklung der Luftwaffe vernachlässigt und die
Produktionszyklen neuer Typen verkürzt, indem er sie vor der Serienreife
zur Fertigung freigab. Beispiele hierfür sind die Projekte He 177, Me
210 und auch die Ju 188.
Erhard Milch war vordem Technischer Direktor und Vorstandsmitglied der
1926 gegründeten Deutschen Luft Hansa, ab 1942 deren
Aufsichtsratsvorsitzender und Präsident.
Göring warb ihn ab und machten ihn zum Leiter der technischen
Entwicklung und der Rüstungsproduktion der Luftwaffe. Er folgte Udet,
nach dessen Selbstmord am 17. November 1941 in Berlin, im Amt des
General-luftzeugmeisters.
1943
wurde Milch
im Januar von Hitler per
Führerbefehl beauftragt, die Versorgung der eingeschlossenen
Verbände der
6. Armee in der
Schlacht von Stalingrad durch die Luft zu gewährleisten.
Die Aufgabe erwies sich jedoch als unerfüllbar: es gab zu wenig
fliegendes Personal, zu wenige Flugzeuge und insbesondere keine
geeigneten Flug- und Landeplätze in Reichweite Stalingrads.
Milch hatte zu dieser Zeit den Zenit
seiner Karriere überschritten. Die immer stärker werdenden
Luftangriffe der Alliierten ab Sommer 1943 auf das Reichsgebiet und
der damit einhergehende Verlust der
Lufthoheit führten letztendlich zu einem Vertrauens-verlust bei
Göring und auch Hitler. Dieser Machtverlust verstärkte sich, als Milch
die Jägerproduktion, also den Großteil der deutschen Luftrüstung, Anfang
1944 nach verheerenden Angriffen der Alliierten (Big
Week) auf deutsche Städte und Rüstungsziele an den so genannten
Jägerstab – sprich das Rüstungsministerium – abgeben musste.
Im Juli/August 1944 wurde er
schließlich entmachtet, als das Reichsluftfahrtministerium
umstrukturiert und die Luftrüstung vom Rüstungsministerium übernom-men
wurde. Milch selbst wurde zwar noch zu einem Stellvertreter Speers
ernannt, trat aber bis Kriegsende nicht mehr in Erscheinung.

Die Lage des
Reichs war zu diesem Zeitpunkt bereits erkennbar desolat.
Die Ostfront nicht mehr zu halten, die Russen drangen immer schneller
nach Westen vor.
Im Westen waren Amerikaner, Engländer und Kanadier seit dem 6. Juni 1944
auf dem Vormarsch nach Osten und von Süden kamen die Bomber über die
Alpen. Sie hatten ja seit dem Sturz Mussolinis im Sommer 1943 genügend
Flugplätze in Italien, von denen sie ihre Angriffe auf Süddeutschland
und Österreich fliegen konnten.
Der Reichspropagandaminister empfand
die Situation an diesem Nachmittag als abartig, sah er doch eine Gruppe
von Menschen, die das Geschehen - mit bren-nenden Häusern und Menschen in
der unmittelbaren Nachbarschaft zur Reichshauptstadt -
nicht zur Kennt-nis nahm.
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In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 bombardierten
amerikanische und britische Bomber Dresden und zerstörten es
fast völlig. 35.000 Bürger der Stadt und in der letzten Zeit in
die Stadt Geflohene kamen ums Leben.
Goebbels raste vor Wut, weil ihm seit der Verkündi-gung des
Totalen Krieges am 18. Februar 1943, immer wieder die Umsetzung
verweigert worden war.
Auch Göring war wieder das Ziel seiner verbalen Angriffe, als er
ihn im Beisein von Dr. Werner Naumann - den er am 22. April 1944
zum geschäftsführenden Staatssekretär im Reichsministerium für
Volksauf-klärung und Propaganda beförderte - und seinem
Mitarbeiter Rudolf Semler als 'Parasit' bezeichnete und ihm die
Schuld an dem Versagen der Luftabwehr und damit dem alliierten
Bombenterror zuschob.
Der Reichsmarschall sei kein Nationalsozialist, sondern ein
'Sybarit'.
"Ordenbehänge Narren und eitle, parfümierte Gecken gehören nicht
an die ersten Stellen der Kriegsführung. Entweder sie änderten sich, oder sie
müssen eliminiert werden."
Quelle:
Wikipedia
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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