Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Neue Reichskanzlei

   

Die alte Reichskanzlei passe zu einem Seifenkonzern, er wolle ein neues Gebäude haben, das ihm 'einem der Größten der Geschichte' adäquat sei.

Für diesen Komplex stellte der 'Führer' seinem 'Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt' am 11. Januar 1938 die gesamte Voß-Straße in Berlin zur Verfügung. 

Die Häuser 2 bis 10 waren schon ab 1937 abgerissen worden, nach der Beauftragung folgten 11 bis 19.
Der Weg war damit frei für ein Gebäude mit mehr als 400 Metern Länge.

 


Hitler verlangte eine kurze Bauzeit, zwei Jahre seien schon zu lang, der nächste Diplomatenempfang müsse dort bereits stattfinden.

 

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Mehr 4.000 Menschen waren auf er riesigen Baustelle in zwei Schichten beschäftigt, hinzu kamen einige tausend Mitarbeiter von Firmen als Zulieferer.
 


 

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Speer nutzte die Länge des Grundstückes zu eine Aneinanderreihung von Räumen, die ihm und seinem Auftraggeber die Möglichkeit gaben, zu imponieren, wenn die Gäste sich dem Büro des Reichkanzlers nähernd, eine Distanz von Meter um Meter - einen Ehrenhof durchquerend, über eine große Freitreppe, in einen kleineren Empfangssaal, durch einen kuppelüberwölbten runden Raum und dann die Marmor-Galerie von 145 Metern - länger als der Spiegelsaal in Versailles - zu durchschreiten hatten.

 



 

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Zwei Tage vor offiziellem Übergabetermin kam Hitler am 7. Januar 1939 aus München nach Berlin und erwartete eine Baustelle, auf der noch Staub und Abraum und Gerüste zu beseitigen waren.

Albert Speer hatte einige Tage Karenz eingebaut, so dass tatsächlich am 9. Januar 1939 das Gebäude übergeben werden konnte.

Dem Führer gefiel der lange Anmarsch, den Diplomaten zurücklegen mussten, ehe sie im eigentlichen Empfangssaal ankamen.
Und der war im dann zu klein, so dass er eine Vergrößerung um das Dreifache anordnete.

'Was es kostet, ist mir gleichgültig' - meinte er Speer gegenüber.

Die Reste des Baus, dessen Erstellung seinerzeit 90 Millionen Reichsmark verschlang - heute etwa 1 Milliarde Euro - durchwanderte Winston Churchill achtundsiebzig Monate später.
Bald darauf wurden auch die Trümmer abgetragen und daraus das sowjetische Denkmal im Treptower Parkt von Berlin gebaut.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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