Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Conrad Ekhof

   
  ... am 12. August 1720 geboren 

Nach mehreren Tätigkeiten als Schreiber, die der Sohn eines Hamburger Schneiders annahm, erfuhr er von der Suche des Johann Friedrich Schönemann nach jungen Schauspielern für ein Theaterunternehmen in Lüneburg.
Er wurde engagiert und am 15. Januar 1740 gab er im Rathaus der Lüneburger Ritterakademie sein Schauspieldebüt in der Rolle des Xiphares in Racines Trauerspiel 'Mithridates'.

Während seiner Zeit bei der Schönemann'schen Truppe erwarb er sich ein großes Repertoire und viel Erfahrung, dass er zu einem Menschendarsteller heranreifte.

Sein Äußeres war allerdings für Liebhaberrollen weniger geeignet. Er war kleinwüchsig, die Schultern hochgezogen, der Knochenbau eckig. Wenig Anmut also, auch in seinen Gesichtszügen, die aber mit zunehmendem Alter einen energischen Ausdruck annahmen.

Er war also zwangsläufig auf die Macht des Wortes festgelegt, keine Gefälligkeit der Erscheinung in Haltung und Bewegung kam ihm zu Hilfe. Bemerkenswert eindringlich sei die Wirkung seiner Augen gewesen - so jedenfalls Iffland, dem Schauspielerkollegen, der dann, als die Truppe in Gotha aufgelöst wurde nach Mannheim ging und dort unter Dalbergs Theaterleitung die Schiller'schen Werke der ersten Epoche auf die Bühne brachte: 'Die Räuber', 'Fiesco', 'Kabale und Liebe'.

Dies Erscheinungsbild erklärt, dass Ekhof besonders in Rollen des französischen Lustspiels, in denen er häufig auftrat Erfolg beim Publikum hatte wie auch besonders bei der ernsten Gattung des Schauspiels, den Charakterrollen.

Die Schönemann'sche Truppe wurde an den Hof von Mecklenburg-Schwerin fest engagiert, erhielt also ein festes Gehalt und konnte das Wanderleben aufgeben.
Man hatte Zeit für Proben, für die Vorstellungen und konnte sich auch den sozialen Problemen der Schauspieler widmen.
Zunächst gründete man am 28. April 1753 eine Akademie, um in gründlicher und genauer Untersuchung festzustellen, wer, welche Rollen, wie spielen könnte.
Trotz aller segensreicher Überlegungen, die Schauspieler zu einer ernstlichen und gründlichen Betrachtung ihrer Kunst zu führen, scheiterte das Projekt, Ekhof trat am 15. Juni 1754 vom Vorsitz zurück und die Akademie wurde aufgegeben.

Schönemann jedoch räumte Ekhof Freiräume bei der Leitung seiner Truppe ein, ließ ihm freie Hand bei der Spielplangestaltung und der Probenplanung. Gestört wurde die Arbeit durch einen Herrn Löwen, der als Schriftsteller um die Tochter Schönemanns warb und somit nicht entfernt werden konnte.
Im Juni 1757 verließ Ekhof die Schönemann'sche Truppe und ging nach Danzig zu Franz Schuch, der ein festes Repertoire bevorzugte und nicht seine Leute drei neue Stücke in einer Woche spielen ließ. Lange ließ sich dieses Format nicht durchhalten, denn das Stehgreifspiel zog immer wieder das Publikum an. Alles schwelgte wieder in Zügellosigkeit.
Aber die Triumphe der Gemeinheit waren nicht von Dauer, bald war das Publikum den groben Unfug satt und blieb den Possen fern.

1764 wandte sich Ekhof der Konrad Ernst Ackermann Gesellschaft zu. Die Truppe war so erfolgreich, dass sie sich in Hamburg ein eigenes Schauspielhaus - anstelle des alten Opernhauses am Gänsemarkt - errichten ließ, welches am 31. Juli 1765 eröffnet wurde. Mit der Eröffnung 1767 kam es auch zu einer äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen dem als Dramaturg für das Theater tätigen Aufklärer Gotthold Ephraim Lessing und Ekhof, welcher hier den Höhepunkt seines Schaffens erreichte. Allerdings ging das Theater in Konkurs und die Truppe musste das Wanderleben fortsetzen.

Eine Zwischenstation war Weimar, wohin die Schauspieler auf Einladung der Herzogin Anna Amalia verpflichtet wurden. Der Schloss- und Theaterbrand vom 6. Mai 1774 beendete die große Zeit am Weimarer Musenhof.

Am 2. Oktober 1775 gründete Herzog Ernst II. in Gotha das erste deutsche Hoftheater mit einem festen Schauspielerensemble, dem Conrad Ekhof und Heinrich August Ottokar Reichard als Theaterdirektoren vorstanden und in dem August Wilhelm Iffland seine Schauspielkarriere begann. Hier wollte Ekhof auch eine Pensions- und Sterbekasse, die erste Altersvorsorge für Schauspieler überhaupt, einrichten. Sein Tod im Jahre 1778 - dem Vater der Schauspielkunst - verhinderte die Umsetzung der Pläne.

 

to top


Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

to top