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Die Entwicklung an der Ostfront sei
viel schneller und krisenhafter vor sich gegangen, als man überhaupt
erwarten konnte.
Der Führer sei sehr ungehalten über den Zusammenbruch der Krim.
Die Heeresführung habe sich in den letzten zwei Jahren nicht gerade
mit Ruhm zugedeckt. Wären dort Kreisleiter am Zuge gewesen, dann
hätten sie sicherlich besser gehalten, aber die Schwächlinge aus den
Generalstäben seien den schweren Belastungen, wie sie die Ostfront
jetzt biete, nicht gewachsen.
Er, der Führer, habe aber die Ostfront gehalten. Die
Rückzugsbewegungen seien zum Stehen gekommen.
Derartige Rückzüge bedeuteten immer die Aufgabe des meist schweren
Materials, aber Truppen ohne Gerät nützten nichts. Man müsse also
versuchen, eine gewisse Zeit bestimmte Punkte zu halten und die
Truppen erst dann zurücknehmen, wenn neues Material zur Verfügung
stehe.
Unter diesem Hängen und Würgen spiele sich der Ostfeldzug seit
eineinhalb Jahren ab.
So sei der Führer entschlossen, Sewastopol zu halten, denn es würden
damit dort 30 Feinddivisionen gebunden, die man auf keinen Fall an
anderen kritischen Punkten zum Zuge kommen lassen dürfe, dort könne
man auf keinen Fall ihrer Herr werden.
An diese Punkte müssten erst neue Waffen gebracht werden, was im
Augenblick noch nicht möglich sei. Erst in ein bis zwei Monaten sei
dies machbar.
Truppen im Osten müssten schwer bewaffnet sein, um der Roten Armee
Paroli bieten zu können.
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Die Sowjets hätten den außerordentlichen Vorteil, im T-34 einen
guten Panzer zur Verfügung zu haben, der bei Kälte, bei Schnee und
bei Schlamm fahre. Für die hoch entwickelten deutschen Panzer sei
dies nicht der Fall. Man konzipiere neues Gerät, das stünde
aber erst später zur Verfügung.
Die Kriegsführung müsse also zäh und verbissen auch verlorene Punkte
halten, es mache keinen Sinn, Menschen zu retten und Material zu
verlieren.
Der Feind dürfe auch nicht ohne Blutverlust vorrücken, überall, wo
er Gelände gewinne, müsse teuer dafür bezahlen, denn sonst stünde er
ja an anderer Stelle wieder mit unverminderter Kraft gegenüber.
Ein Sieg setze sich aus vielen kleinen Siegen zusammen, nur er, der
Führer, habe die nötige Energie und brutale Willenskraft um souverän
Entscheidungen zu treffen.
Wie viele Generäle hätten in den vergangenen Jahren an der Tausende-km-Front die Nerven verloren, es sei daher kein Wunder, dass auch
die Truppen zweifelten und sogar verzweifelten.
Aber jeder sehe jetzt, was das Vorrücken der Bolschewisten bedeute.
Jedes Volk in Europa sei davon betroffen.
Somit trüge Deutschland
nicht allein die Last, den Bolschewismus in Europa zu verhindern.
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Bezüglich einer Invasion im Westen glaube der Führer daran, dass sie
kommen werde, vielleicht schon in diesem Monat. Rommel habe ihm
versprochen, den Westwall bis zum 1. Mai spätestens hergerichtet zu
haben.
Der Führer sei der Auffassung, dass die
amerikanisch-britische-canadische Invasion im Westen unter dem Aspekt
der durchgeführten Abwehr-Vorkehrungen misslingen werde und er die
Alliierten in großem Stil zurückschlagen könne.
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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