Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 

   
Thema des Tages:

20. Januar 1942

 'In Ergänzung der Ihnen bereits mit Erlaß
vom 24.1.39 übertragenen Aufgabe ....
 

 

 

 
 
 


 .... die Judenfrage in Form der Auswanderung oder Evakuierung einer den Zeitverhältnissen entsprechend möglichst günstigen Lösung zuzuführen, beauftrage ich Sie hiermit, alle erforderlichen Vorbereitungen in organisatorischer, sachlicher und materieller Hinsicht zu treffen für eine Gesamtlösung der Judenfrage im deutschen Einflußgebiet in Europa.
[...]'

 

 

 
 

Das war nun nicht die Order, die Heydrich im Rahmen der Wannseekonferenz vom 20. Januar 1942 erteilte und an untergeordnete Behörden weitergab, sondern dies war der Auftrag, den Hermann Göring schon am 31. Juli 1941 Heydrich zugestellt hatte.

Bereits einen Tag nach dem Überfall auf die Sowjetunion durch Hitler-Deutschland erschossen deutsche Polizisten am 23. Juni 1941 Hunderte von Juden in den Gebieten unmittelbar hinter der deutsch/russischen Grenze.
Die Opfer hatten vorher Gräber auszuheben, in die sie nach dem Todesschuss stürzten, ihr Hab und Gut hatten sie vorher abgeben müssen.

Die Nazis begründeten ihre Aktionen damit, dass die Regierung in Moskau von Juden unterwandert sei und das Weltjudentum durch den Bolschewismus die Weltherrschaft anstrebe.

Schon früh war in Deutschland die Vernichtung der Juden vorbereitet worden - die Bevölkerung sah Filme wie 'Jud Süß' oder 'Der ewige Jude' -  den Juden im Reich war die Auswanderung verboten. Ihr Vermögen wurde über die Finanzämter eingezogen, die Menschen deportiert.

Als die Wehrmacht im September 1941 vor Kiew stand, hielt man in einem Bericht fest:

'Bei den ersten Aktionen 1.600 Festnahmen.
150.000 Juden vorhanden.
Maßnahmen eingeleitet zur Erfassung des gesamten Judentums.'

Da die Lager - etwa das in Minsk -  sich schnell füllten, war durch Erschießungen schnell Platz zu schaffen. Da hier immer nur kleine Gruppen durch diese Einzelmaßnahmen vernichtet werden konnten, mussten andere Verfahren entwickelt werden, um schneller eine größere Anzahl von Personen zu eliminieren.

Und der Generalgouverneur für die besetzten Ostgebiete gab gegenüber seinen Mitarbeitern bekannt:

"Wir haben im Generalgouvernement schätzungsweise 3,5 Millionen Juden.
Diese 3,5 Millionen können wir nicht erschießen, wir können sie nicht vergiften, werden aber trotzdem Eingriffe vornehmen können, die irgendwie zu einem Vernichtungserfolg führen."
 

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Da es sich um eine jüdische Bevölkerungsgröße von sechs Millionen Menschen im Osten Europas handelte, meinte man anfänglich, diese über den Ural drängen zu können.

Durch die Veränderung der Kriegslage im Herbst 1941 - der Vormarsch der Nazis war vor Moskau zum Stocken gekommen - musste die Beseitigung der Juden beschleunigt werden, man konnte sie nicht mehr über den Ural treiben.

Goebbels notierte in seinem Tagebuch und bezieht sich auf eine Rede Hitlers am 12. Dezember 1941:

"Bezüglich der Judenfrage ist der Führer entschlossen, reinen Tisch zu machen. Er hat den Juden prophezeit, daß, wenn sie noch einmal einen Weltkrieg herbeiführen würden, sie dabei ihre Vernichtung erleben würden. Das ist keine Phrase gewesen. Der Weltkrieg ist da, die Vernichtung des Judentums muß die notwendige Folge sein. Diese Frage ist ohne jede Sentimentalität zu betrachten. (...) Wenn das deutsche Volk jetzt wieder im Ostfeldzug an die 160.000 Tote geopfert hat, so werden die Urheber dieses blutigen Konflikts dafür mit ihrem Leben bezahlen müssen."

Auf die Wannseekonferenz wurde alle maßgeblichen Abteilungen eingeladen, die  Vernichtungslager und Vergasungsanlagen zu koordinieren. Mit einem "kontinuierlich arbeitenden Leichenverbrennungsofen" hoffte man, dem 'Ansturm an Delinquenten' gerecht werden zu können.
 


 

Das Protokoll der Besprechung führte Adolf Eichmann.
Als zuständig für die zentrale Organisation der Deportationen und die Federführung wurde bei Himmler und Heydrich vermerkt.

Von diesem Protokoll ist ein Exemplar durch die Alliierten 'gerettet' worden, alle anderen konnten die Nazis noch im letzen Moment 1945 vernichten. Dieses eine war dann auch mitwirkend beim Wilhelmstraßenprozess.

Als Teilnehmer der Wannseekonferenz sind auch Männer vermerkt, die das Ende des Zweiten Weltkrieges zum Teil weit überlebten:
 


Otto Hofmann (1896-1982),
SS-Gruppenführer - Rasse- und Siedlungshauptamt

Gerhard Klopfer (1905-1987),
SS-Oberführer - Parteikanzlei

Georg Leibbrandt (1899-1982),
Reichsamtsleiter - Reichsministerium f. d. besetzt. Ostgebiete

Wilhelm Stuckart (1902-1953),
Staatssekretär - Reichsministerium des Inneren

Quelle: dhm
 

 

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Um 'Missverständnisse zu vermeiden:

Ich verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing

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