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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Antwort auf:

  Re: Opernzauber erleben und verschenken

Date: 11/21/2025 (02:29:46 PM UTC)
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Guten Tag,
was soll ich denn jemandem anbieten?

Der Besuch der Nds. Staatsoper Hannover erschreckt doch jeden, der etwas vom Musiktheater versteht.

Nur mal so am Rande:
Im Spielplan fehlt gänzlich die klassische Operette und die deutsche Spieloper. Dafür zeigt man die Missgriffe der Frau Berman.

‘Tosca‘ – nichts stimmt. Das Stück spielt am Tag der Schlacht von Marengo. Davon hatte Frau Palmai offensichtlich noch nichts gehört. Sie ließ den Regisseur jedenfalls laufen.
Es werden Balkendiagramme auf modernen Monitoren gezeigt, die Lage Napoleons in der Schlacht darstellend.
Und Cavaradossi fotografiert – ganz heutig –mit Blitzlicht den Mesner mit dem gefallenen Kind. Über der Würstchenbude hängt das Schild ‘Merry Christmas‘, Scarpia ist auch der Schließer usw.

‘Otello‘ – inzwischen aus dem Spielplan – völlige Verdrehung, der Held wird zum traumatisierten Krüppel, Desdemona, die meist-beschützte Bürgerin Venedigs, wird als Trampel (dargestellt durch lautstarkes Rumgestakse auf hohen Schuhabsätzen) gezeigt, die Kinder in der Schlussszene – was soll der Quatsch und wo kommen die Blagen her?

‘Rosenkavalier‘ – wieder aufgenommen – Oberammergauer Theaterdirektor Stückl, der selber bei der Einführung einräumte, Oper nicht zu lieben – ein Missgriff als Regisseur.
Beispiel:
Die silberne Rose, ein Symbol. Stattdessen ein Feldblumenstrauß, wohl am Rande des Rollfelds am Flughafen Langenhagen gepflückt. Überreicht in einem Schwimmbad und nicht im Faninal’schen Stadtpalais.
Das Problem der Lage der Frau zur Zeit Maria-Theresias wird nicht behandelt. Verhökerung der Sophie an den Adeligen Ochs nur des Faninal’schen Status wegen.
Wo bleibt die Erfüllung des Bildungsauftrages?

‘Lohengrin‘ – ein Sammelsurium von szenischen Unmöglichkeiten. Hauptsache, es bewegt sich was und wenn sich nur die Bühne dreht.
Brautgemach = Kantine in einer Kaserne oder ist es ein Gefängnis?

Messerstecherei am Ende des Stücks. Warum, wieso - Antwort wohl in Frankreich, deren Einwohner ja damit auch beglückt werden.

‘Giovanni‘ – neu – eine Unverschämtheit den Solisten gegenüber. Die “reißen sich den Arsch auf“ mit ihren schwierigen Rollen, die können doch machen, was sie wollen, wenn hinter ihnen auf einer Großleinwand Kritzeleien vom Gesang ablenken.

Ich möchte mal Bodo sehen, wenn er – wie gestern bei der Nylund wohlgesetzte Ansagen macht und hinter ihm jemand Kniebeugen oder sonstige Tollereien fabriziert.

Und über alle dem schwebt der musikalische Oberleiter, dem es nur um sein Orchester und dessen lautstarken Wohlklang geht. Das sängerische Casting läge im Hannover im Argen – meint ein Direktor herausragenden Amtes.

Somit alles Murks – und den soll man weiterempfehlen?
Da blamiert man sich ja selber.

Die Saarbrücker ‘Walküre‘ hätte Falko Mohrs spätestens zeigen müssen, was auf Hannover zukommt. Aber war jemand mal dort, um sich da was anzusehen? Allerdings wer kann das in der hiesigen Verwaltung überhaupt beurteilen, wenn ein Puhlmann (nicht verlängert nach einer Periode), ein Dr. Klügl (verlängert, weil Kosky den ’Ring‘ auf seiner Do-Liste brauchte und ihn bei Klügl bekam) und eine Berman (zur Halbzeit aus verschiedensten Gründen nicht verlängert) engagiert wurden. War’s nicht die Schwandner? Und welcher Minister hat sich je drum gekümmert?

Lembruck *– Abt. 3 / 33 hätte schon ein wachsames Auge haben müssen!

Mit den allerbesten Empfehlungen –
Dieter Hansing – kulturjournal-regensburg.de
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* Der kriegt Kopie per Post.
 

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Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
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Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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