Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 

   

Thema des Tages


Veit Harlan geboren
 

 

 

 
     
 


22. September 1899

Harlan war anfangs Schauspieler - jugendlicher Held - im Theater am Schiffbauerdamm und am Staatstheater in Berlin, ging dann in die Regie.

Für den Film inszenierte er erfolgreich das Berliner Volksstück 'Krach im Hinterhaus', danach 'Kater Lampe' und 'Der müde Theodor' - und gewann das Vertrauen der Nazis, da er die Themen richtig wählte, die Besetzung stimmte, das Endergebnis gefiel, so dass er mit Preisen geradezu überschüttet wurde.

Er war einer derjenigen, die unter den Nazis Erfolg hatten, ohne sich nazimäßig aufzuführen.
Für 'Flüchtlinge' erhielt er 1933 den Staatspreis der Reichsregierung,
für 'Der Herrscher' den Nationalen Filmpreis,
für 'Jud Süß' das Prädikat staatspolitisch und künstlerisch besonders wertvoll, jugendwert
und für 'Kolberg':
Film der Nation,
staatpolitisch und künstlerisch besonders wertvoll,
kulturell wertvoll,
volkstümlich wertvoll,
anerkennenswert,
volksbildend,
jugendwert.

1949 wurde er im Rahmen der Entnazifizierung vom Vorwurf des Verbrechens gegen die Menschlichkeit vom Vorsitzenden Richter Dr. Tyrolf freigesprochen.
 

to top


Vater Walter Harlan war Staatsanwalt, der seine Beamtenkarriere aufgab und sich er Schriftstellerei widmete. Seine Theaterstücke 'Das Nürnbergisch Ei' und 'Der Jahrmarkt in Pulsnitz' waren erfolgreiche Dauerläufer auf allen deutschen Bühnen.

Dass er mit der Jüdin Dora Gerson verheiratet war, von der er sich 1924 scheiden ließ und die 1943 in Auschwitz ermordet wurde, dass er mit Hilde Körber - Zuckmayer beschreibt sie als großes Talent, das in Rollen von dumpfen, fast tierhaften Frauen besonders hervortrat, ohne an die Qualitäten einer Lucie Höflich, Käthe Dorsch oder Paula Wessely heranzureichen - ab 1929 verheiratet war - Trauzeuge war Fritz Kortner - auch dass sie schon bald Harlan mit Berthold Viertel Hörner aufsetzte, ist wenig bekannt.

Mit der Körber hatte Harlan drei Kinder, Thomas, Maria und Susanne, die der Mutter bei der Ehescheidung zugesprochen wurden, wobei das Gericht die Tatsache nicht berücksichtigte, dass Hilde Körber eine außereheliche Beziehung mit eben jenem Trauzeugen Fritz Kortner hatte.
Als sie erfuht, dass Harlan Chistina Söderbaum heiraten wollte, ließ sie ihn durch Detektive bespitzeln, die der betrogene Ehemann dann auch noch bezahlen  musste,
Sie ließ Material zusammentragen - Harlans Hotelzimmer wurde durch Lauschangriffe per 'Wanzen' abgehört - um die Schuld dem Ehemann Harlan zuschieben zu können

Scheidungsanwalt Dr. Dix wurde ausgerechnet von Joseph Goebbels vermittelt.

Der Reichspropagandaminister wiederum wollte, dass Harlan eine Scheinehe mit der tschechischen Schauspielerin Lida Baarowa einging, die dadurch einen deutschen Pass erhalten hätte und ihm, Goebbels, weiter ohne nationale Schranken als Geliebte zur Verfügung stehen konnte.
Die Körber hatte im ehemaligen Hause Harlans, das er im Rahmen der Scheidung von ihr verloren hatte, ein Liebesnest für Goebbels und die Baarowa eingerichtet.

Mehr Aufmerksamkeit erhielt die Ehe mit seiner dritten Ehefrau - Christina Söderbaum - von 1939, da diese Darstellerin in den meisten seiner Filme auftrat, so in 'Jugend', 'Die Reise nach Tilsit', 'Jud Süß', 'Der große König', 'Die goldene Stadt'. 'Kolberg'.
 

to top

 


Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing

to top