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... am 22. und 23. September 2018
Es sollte ein Neubeginn am Theater Regensburg werden.
Die Zeit der Frau Junge, die als Schauspieldirektorin am Oberpfälzer
Metropol-Theater Regensburg ihr Unwesen trieb, sollte endgültig ad acta
gelegt werden können.
Viele Produktionen missfielen in den fünf Jahren dem Publikum, gingen in
der Gestaltung am Bildungsauftrag vorbei, wurden darob
von Schulen abgelehnt.
Und - das Schlimmste - der Theaterdirektor griff nicht oder zu spät ein.
Nun soll es ein erfahrener Schauspielmann aus Nürnberg - dort lange
Oberspielleiter - richten.
Für die ersten beiden Produktionen holte er ehemalige Mitarbeiterinnen
als Inszenatorinnen.
Das 'Käthchen von Heilbronn' setzte Julia Prechsel, immerhin schon
26-jährig, in den Sand, die zweite, Christina Gegenbauer, scheiterte an
der Produktion 'Die Domäne'.
In beiden Fällen trugen das Bühnenbild bzw. Bühnenaufbauten zum
Nichtverstehen bei.
Beim 'Käthchen', ein riesiger Klapperatismus, der ein Eigenleben führte,
somit dem Stück ein Bein stellte.
Allerdings sehr praktisch, denn in diesem Bühnenbild lässt sich alles
von Schiller, Goethe, Shakespeare, Verdi, Puccini, Wagner spielen. Auch
'Blume von Hawaii' ginge sehr gut oder 'Die Rose von Stambul'.
Bei der 'Domäne' - hier auf der kleinen Bühne am Haidplatz -
ebenfalls ein riesiger Aufbau an Bauklötzen auf denen das Stück von der
Schauspieltruppe des Oberpfälzer Metropol-Theaters Regensburg dargeboten wurde.
Der normale Betrachter lässt sich in beiden Fällen auf ein Wagnis ein.
Beim 'Käthchen' ein Stück, das Kleist 1807 als großes deutsches
Ritterschauspiel schrieb, das 1810 in Wien uraufgeführt wurde und seit
dem nur noch gelegentlich auf den Bühnen im deutschsprachigen Raum zu
sehen ist.
In der Regensburger Szenerie - Bühnenbild und Kostüme - eine merkwürdige
Fassung, die noch im Programmheft mit einer Spielzeit von 2 Stunden und
50 Minuten ausgewiesen ist, lässt bei einer effektiven Spielzeit von 2
Stunden und 30 Minuten darauf schließen, dass noch im letzen Moment
erheblich gekürzt wurde.
Das heutzutage unwissende Publikum nimmt das Dargebotene hin, ist nicht
irritiert, dass die Produktion zum Beispiel nicht vermitteln kann,
- dass die Burg Thurneck in Brand gerät,
- dass Kunigunde das 'Käthchen' bittet, das für sie wichtige Bild des
Verlobten, in dessen Futteral die Besitzurkunden für die strittigen
Ländereien sind, aus den Flammen zu retten,
- dass sie hofft, das Mädchen damit in den sicheren Tod zu schicken
oder bei Erfolg des Auftrages die Schenkungsbriefe wiederzuer-
langen,
- dass 'Käthchen' eine illegitime Tochter des Kaisers ist - erinnert sei
an die Regensburger Geschichte der Barbara Blomberg als Geliebte
von Karl V. und Mutter des Don Juan d'Austria.
Die Kostüme passen - wie 'Käthchens' Baby-Doll-Hemdchen und die tuntige
Aufmachung des Kaisers - nicht zum Stück.

Beim zweiten Werk zum
Spielzeitauftakt - 'Die Domäne' - trägt alles, was sich abspielt und was
an Bühnenbild gezeigt wird, zum Unverständnis beim Publikum bei. Gefasel
um einen Wert des Ganzen, Drumrumgerede, was das Publikum als Deppen
hinstellt.
Was die Bauklötze, die die Bühne am Boden einnehmen und die an der Decke
fortgesetzt werden, sollen, erschließt sich nicht.
Angeblich ermöglicht das Programmheft hier Aufklärung.
Die Lektüre eines Beiblattes zu einer Produktion kann aber nicht
akzeptiert werden.
Das Bühnengeschehen muss das Werk erschließen.
Die modische Einrichtung, nach dem Motto:
Wie zerre ich das Stück ins Heute, ist nicht die Aufgabe des Theaters.
Dafür werden heute Stücke geschrieben, die das Jetzige wiedergeben.
Wenn nicht gelingt, zu zeigen,
- was wollte der Autor?
- wann spielt das Stück, wo spielt es, unter welchen Umständen
spielt es?
muss die Regie und die Theaterleitung im Sinne einer richtigen
Verwendung von Steuergeldern gerügt werden.
Dies hat im Falle der beiden Schauspiel-Produktionen zum Beginn der
Spielzeit 2018/2019 zu geschehen.
Management, wie im Falle des Regensburger Theaterdirektors, reicht nicht
aus.
Es gilt die Entwicklung der Produktionen während der Probenzeit zu
kontrollieren und nicht wie im Falle 'Black Rider' sich hinterher drauf
rauszureden, man habe sich zu der Zeit zu viel um das Stück 'Die
'Banalität der Liebe' kümmern müssen.
Und wie war es beim Regensburger
'Woyzeck'?
Da soll im letzen Moment und somit viel zu spät durch den Intendanten
gestrichen worden sein, was dann die Regisseurin bewog, ihr Leid
öffentlich zu machen und verzweifelt, die Hände ringend, die Tränen
trocknend, durch die Stadt zu laufen.
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Außerordentlich befremdlich das von Kollegen des Ensembles
angestimmte Beifallsgejohle am Ende der beiden Vorstellungen,
was die nichtsahnende Presse wie auch die Theaterleitung dazu
verleitet, zu meinen, es handle sich hier um einen
Publikumserfolg.
Neben mir saß eine, die bei der 'Domäne' permanent unmotiviert
lauthals lachte, bis ich sie fragte, ob es ihr nicht gut gehe
und ob ich einen Arzt rufen solle.
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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