Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Bemerkungen zur szenischen Umsetzung von
‘Der fliegende Holländer’ -
Bayreuth 25. Juli / 11. August 2021

   

Die Frau im ausgehenden 18. Jahrhundert und 19. Jahrhundert lebte auf verschiedenen Ebenen:
1.    die Herrschaftsebene der Landesfürsten
2.    die bürgerliche Ebene der Verleger, Fabrikbesitzer
3.    die Ebene der Handwerksbetriebe und Bauern
4.    die Ebene der Landarbeiter, Heimwerker, Kleinhandwerksbetriebe,
       Hauspersonal

Die Herrschaftsebene war durch das Gottesgnadentum nach allen Seiten abgesichert; die Frau aber auch hier verdrängt in den Bereich der Gesellschaftsdame im Haus und die Mutter der Kinder, der allerdings genügend Personal zur Erziehung und Aufzucht der Kinder zur Verfügung stand.
Die bürgerliche Ebene unterschied sich von der herrschaftlichen nur durch die zur Verfügung stehende Geld und Personalmenge.

Die Situation auf der untersten Ebene war die durch die Lebensumstände entschieden schlechteste.
Durch die biologische Tatsache, dass die Frau durch in kürzesten Abständen immer wiederkehrende Schwangerschaften an das Haus oder nur den Hausgarten gebunden war, ergaben sich die grundsätzlichen Arbeitsteilungen zwischen Haus und Außenwelt. Die Frau war ausgeschaltet aus allem, was sich in der Stadt oder Gemeinde an öffentlichen Aufgaben ergab. Die aufkommenden genossenschaftlichen Regulierungen – von den Männern unter sich abgemacht – gaben diesen die Einbildung einer Überlegenheit den Frauen gegenüber. Die hinzukommende Ausgrenzung der Frau durch die Kirche, förderte noch deren Isolierung.

Lernprozesse vollzogen sich neben einer Grundschulbildung nur durch Weitergabe von Selbsterlerntem. Auch hieraus leiteten sich Machtbefugnisse ab, da der Wissende einen höheren Stand hatte.
Die Berufsarbeit in den unteren Ständen bezog sich bei der Frau auf die Heimarbeit, wenn nicht allein, so doch meistens zusätzlich zur Feldarbeit. Eine Diskriminierung der Frau blieb hier weitgehend aus, da es sich bei Ablieferung der Ware aus Heimarbeit nicht auswirkte, ob diese vom Mann oder der Frau hergestellt worden war. Hinzu kam, dass die Frau bei dieser Art von Hausindustrie auch die Kinder beaufsichtigen und aufziehen konnte. Meist war dann der Wohnraum gleichzeitig auch der Werkraum, in dem der Webstuhl, das Spinnrad oder die Werkbank für den Mann als Nebenerwerb stand. Gesundheitliche Schäden durch Einatmen von Leim- oder giftigen Farbdämpfen sowie der Abrieb bei Schieferarbeiten waren der Grund für schwere Erkrankungen und frühen Tod.
Die Situation der Frau in der Gesellschaft veränderte sich besonders durch die mechanische Revolution – die Einführung der Dampfmaschine z.B. mit der Möglichkeit des Betriebs mehrerer Webstühle durch eine Krafttransmission. Der Aufstand der mehr als ein Hunderttausend bedürftigen Weber in Schlesien im Juni 1844 zeigte das ganze Elend der Familien. Die Hungrigen verschmähten weder den Mehlkleister, mit dem das Schlussgarn bestrichen wurde, noch Maikäfer als Suppeneinlage.
Besonders die Einführung der Nähmaschine revolutionierte die Heimarbeit der Frau, da sie die Schneiderei, Putzmacherei, Schusterei unmittelbar beeinflusste.

Richard Wagner kennt also seit frühester Jugend die Situation der Frau. In seiner Familie ist die Mutter auch in Abhängigkeit vom Ehemann Friedrich Wagner, der - ein Polizeiaktuator – schon zum gehobenen Bürgerstand gehört. Der nach dem Tod des Vaters folgende Ludwig Geyer, Schauspieler und Portraitmaler, verstärkt die künstlerische Ausrichtung der Familie deutlich. Den Schwestern eröffnet sich als Berufswahl die Bühne, auch die Brüder gehen zum Theater, einer von ihnen wird Goldschmied.

Durch die Einheirat der Schwestern Ottilie und Luise Wagner in die Familie Brockhaus und Cäcilie in die Familie Avenarius entsteht für diese die direkte Abhängigkeit von ihren Ehemännern im Rahmen eines Großbürgertums.

Wie sah Richard Wagner die Situation der Frau?
Geprägt wurde seine Einstellung selbstverständlich durch sein Umfeld. Die Schwestern sahen nur die Möglichkeit, sich zu verselbständigen in der Aufnahme einer Tätigkteit als Gouvernante, dafür war aber sehr gute Schulbildung und der Hang zu Erziehung und Pflege erforderlich.

Ansonsten blieb nur die fahrende Sängerin oder Schauspielerin sowie die Mutter durch Heirat und im schlimmsten Falle die alleinerziehende Frau.

Bei der Aufnahme der Tätigkeiten spielte das Alter der Frau natürlich eine Rolle.

Nur als junge ließ sich Karriere machen, die dann meistenfalls doch in einer Ehe endete, wenn nicht die ‘komische Alte‘ auf der Bühne noch in späteren Jahren in Frage kam..

Richard Wagner sah seine Frauenfiguren Senta, Elisabeth und Elsa in den heute meist gespielten Werke Holländer, Tannhäuser Lohengrin als junge Liebhaberinnen, die am Rande der Pubertät – damals so spät in der 10-Dekade also bis 19 oder in den ersten Jahren der 20-er sich abspielte.
Für dieses Rollengefüge war Anja Silja die perfekte Protagonistin. Sie sang mit 20 Jahren in Bayreuth die Senta und verkörperte die junge Frau, die ein Bild von einem Mann anschmachtete, den sie sich zum Partner wünschte und für den Sie “treu bis in den Tod“ bleiben wollte.

 

 

Zitat
BR-KLASSIK: Auf der einen Seite ist es nachvollziehbar, dass Sie aufgehört haben, Wagner-Partien zu singen, nachdem Wieland Wagner gestorben war. Dann gibt es eine andere Seite, wo man denkt, Sie haben die ja von Kindesbeinen an gelernt, die sind ihnen ja so nah und vertraut. Diese Rollen müssen Ihnen doch die ganze Zeit im Kopf herumgehen.

Anja Silja: Naja, das ist das Merkwürdige an Wagner, denn er hat ja eigentlich für junge Menschen geschrieben. Das ist ja das große Problem. Isolde, Eva, Senta - das sind ganz junge Menschen mit den Emotionen der Jugend. Das geht für den normalen Menschen irgendwann vorbei, und dann kommen die sogenannten Erwachsenenrollen. Und deshalb ist das abgehakt - nicht nur wegen Wieland. Wir hatten ja auch schon viel anderes gemacht. Dann wurde das natürlich altersgerecht, und damit konnte man sich identifizieren.  
Zitatende
Quelle: https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/anja-silja-sopranistin-artaserse-wiederaufnahme-interview-100.html

 

to top


Der sonderbare, immer wiederkehrende Traum des H.

So der Titel, den der Regisseur auf der Projektionsfläche während der Ouvertüre im Bayreuther Festspielhaus am 11. August 2021 erscheinen lässt.

Dann Auftritt eine Frau mit Kind,




Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

 … das sie nach rechts wegschickt.

Ein Mann – nach unbestätigten Äußerungen von Mitarbeitern der Bayreuther Festspiele soll es sich hier um Daland, einen Seefahrer aus der Gegend handeln - taucht aus dem Hintergrund auf, macht sich an die Frau ran, sie küsst dem Mann die Hände, dann umschlingt er sie und küsst sie auf den Mund, presst sie an die Wand, man windet sich in der Umarmung, das Kind kommt von rechts, sieht die beiden, die Frau erschrickt, zieht das Kind hastig quer über die Bühne nach links ab. Der Mann zündet sich eine Zigarette an, bleibt stehen, geht nach links ab.
 


Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Von links das Kind aus einer der Türen – ohne Kapuzenmantel – tänzelt über die Bühne -eilt nach links ab, als es der Frau, die von rechts auftritt, ansichtig wird.

Sie bleibt stehen, spielt eine Frierende, rennt dem Mann entgegen, der von links wieder auftrat, sie rangeln miteinander – da schmeißt er sie nach rechts zu Boden.



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Der Mann eilt nach rechts ab, die Frau erhebt sich, wischt sich das durch den Sturz zerschundene Knie ab - ….

… als plötzlich aus allen Öffnungen, die der Bühnenbildner  - ein Herr Tcherniakov - gelassen hat, Menschen auftreten. Sie tragen für die Nr. 1 (Seite 21 – KA Edition Peters) Sitzgelegenheiten herbei, auf denen sie flugs Platz nehmen, erheben sich wieder, um ein Tänzchen zu wagen, setzen sich wieder.

Von rechts die Frau, nimmt ganz am Rande der Gruppe Platz, die Gruppe erhebt sich,
setzt sich von der Frau ab, so dass diese – in sich zusammengesunken - isoliert am Rande der Szene verbleibt.

Die Gruppe erhebt sich wieder und geht in bedrohlicher Formation auf die Ausgestoßene zu, diese erhebt sich und die Gruppe zieht sich mitsamt dem von ihr hereingetragenen Mobiliar nach links auf die Hinterbühne zurück.

Die Frau stürzt nach hinten, es öffnet ein Mann eine Tür in der rückwärtigen Hausfassade, der schüttelt den Kopf und lässt die Frau nicht ein.
Lichtwechsel

Die Frau ist abgegangen, rechts am Portal sitzt das Kind.

Aus der Fassade lässt sich die Mutter am Galgen hängend fallen.
Das Kind versucht ihr einen Schuh auszuziehen.
Lichtwechsel

Die Bühne zeigt links einen Kiosk mit Freisitzen, rechts steht ein Mann, der schaut auf die Fassade eines Hauses hinauf.



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Die Leute am Kiosk singen die Nr. 1 Introduktion ihr
Johohe! hallajo! hohoha! hallojo!


Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Mitten in der Gruppe sieht man einen Herrn – ca. Ende Vierzig sitzen, der mit bemerkenswerter Routine stumme Jule spielt. Es handelt sich - unschwer zu erkennen um Daland, einen Seefahrer, den Richard Wagner vor Beginn der Oper durch einem Sturm hier an Land gespült hat. Dieser Daland meint nun:
Kein Zweifel! Sieben Meilen fort
trieb uns der Sturm vom sich’ren Port.
So nah‘ dem Ziel nach langer Fahrt,
war mir der Streich noch aufgespar’t!

Die Gruppe löst sich auf und die einzelnen Personen gehen jeweils seitlich der Theke ab.
Daland gibt Order:
Nun, Steuermann, die Wache nimmst du wohl für mich?
Gefahr ist nicht, doch gut ist’s, wenn du wachst
.


Ein Teil der Männer bleibt an den Tischen sitzen und trinkt weiter.
Beim nach hinten rechts abgehend bemerkt Daland einen Gast, der schweigsam am Ende eines Tisches sitzt.
Der Steuermann setzt sich links zu den verbliebenen Burschen, klopft an ein Glas und singt sein
Mit Gewitter und Sturm aus fernem Meer,
mein Mädel, bin dir nah!


Die Burschen amüsieren sich und lachen in die Szene hinein.
Der Steuermann fällt vom Stuhl, reißt einen Tisch mit um, der dann mühsam wieder zusammengesetzt werden muss.

Die seitlich der Kiosk-Theke angebrachte Uhr zeigt inzwischen 16.37.

Der Steuermann ist am Tisch eingeschlafen.

Der Fremde am Kopf des Tisches steht auf, geht an die Theke und macht dem Wirt eine Geste, dass er für die verbliebenen Mannen ‘einen ausgibt‘ und die Zeche bezahle. Er kehrt wieder an seinen Platz zurück, setzt sich, zündet sich eine Zigarette an.

Die Mannschaft schaut betreten zu Boden, rutscht auf den Stühlen hin


Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

und her und wartet darauf, dass der Fremde etwas sagt.
Und der hebt an und singt ihnen mit der Arie, der Nr. 2, die Story vom fliegenden Holländer
Die Frist ist um, und abermals verstrichen
sind sieben Jahr.

klappernd bricht der Tisch, an dem der Steuermann schläft, zusammen.

Bei
War ich Unsel’ger Spielwerk deines Spottes,
als die Erlösung du mir zeigtest an?

schlägt der Fremde auf die Tischplatte, dass von der Erschütterung Flaschen zu Boden gehen.
Vergeb’ne Hoffnung! Furchtbar eitler Wahn!
Um ew’ge Treu auf Erden, ist’s getan!

Nun gibt der Fremde dem Wirt ein Zeichen, die Rechnung zusammenzustellen, worauf er
mit dem
Nur eine Hoffnung soll mir bleiben
fortfährt.
Wieder schlägt er – nun nach dem
so lang der Erde Keim‘ auch treiben,
mit der Faust auf den Tisch, setzt dann seine Rede fort, zahlt die Zeche mit Bargeld, als der Wirt ihm die Rechnung bei dem
Ihr Welten, endet eu’ren Lauf!
ew’ge Vernichtung, nimm‘ mich auf!

präsentiert.

Die restliche Mannschaft verabschiedet sich von dem Fremden per Handschlag und verlässt die Szene nach hinten durch die Mitte.
Es bleiben jeweils sitzend - links der dösende Steuermann, rechts der Fremde.


Es ist inzwischen 17.02 Uhr auf der Kiosk-Uhr geworden, als Daland von hinten durch die Mitte die Bühne für die Nr. 3 - Szene, Duett und Chor - betritt und zur Ordnung ruft.
He! holla! Steuermann!

Der rafft sich auf und fragt den Fremden
Gebt Anwort! Schiff und Flagge?

Darauf Daland lachend zum Steuermann
Lass ab! Mich dünk’t, ich seh‘ den Kapitän!

Interessant ist hier, dass Daland auf Geheiß des russischen Regisseurs sofort den Dienstgrad dieses Mannes erkennt, der in einem kurz geratenen Mantel und einem dick-grob gestrickten Pullover mit Jeanshose und Turnschuhen, ohne die üblicherweise innerhalb einer Crew, sei es nun beim fliegenden Personal oder beim schwimmenden an der Adjustierung – es sind auch bei der ‘Aeroflot‘, der russischen Staatsairline, oder in der russischen Seefahrt, die typischen vier Streifen an den Ärmeln des Jacketts und die Goldtrense an der Mütze - gekennzeichnet ist - und den Fremden gleich mit  K a p i t ä n  anspricht:
He! holla! Seemann! Nenne dich! Wess‘ Landes?

Inzwischen baut der Steuermann den zusammengefallenen Tisch wieder zusammen, was ihm einige Mühe macht.
Man sitzt und macht sich bekannt.
Der Fremde ist Holländer, so behauptet es jedenfalls.

Auch Daland ist durch den Sturm abgetrieben
Mir ging’s nicht besser. Wenig Meilen nur
von hier ist meine Heimat, fast erreicht,
musst‘ ich aufs Neu‘ mich von ihr wenden.


Der Holländer lädt Daland ein, sich zu ihm an Tisch zu setzen. Der Steuermann, der mitkommen will, wird zurückgewiesen.
Daland bestellt beim Wirt Getränke.
Inzwischen beginnt der Holländer seine Schilderung
Durch Sturm und bösen Wind verschlagen,
irr‘ auf den Wassern ich umher;
wie lange? weiss ich kaum zu sagen,
schon zähl‘ ich nicht die Jahre mehr.

Bedeutsam schaut Daland immer wieder zum Steuermann hin, als könne er es nicht fassen, was ihm der Fremde da erzählt. Und auch der zweifelt.

Da winkt der Fremde Daland zu sich heran und fragt
Vergönne mir auf kurze Frist dein Haus,
und deine Freundschaft soll dich nicht gereu’n!

[…]

Mit Schätzen aller Gegenden und Zonen
ist reich mein Schiff beladen; willst du handeln,
so sollst du sicher deines Vorteils sein.

Daland wird neugierig, rutscht näher an den Holländer heran und fragt
Um dir zu frommen, biet‘ ich, was ich kann…
doch darf ich fragen… was dein Schiff enthält?


Und der antwortet:
Die seltensten der Schätze sollst du sehn;
kostbare Perlen, edelstes Gestein.
Blick hin, und überzeuge dich vom Werte
des Preises, den ich für ein gastlich Dach
dir biete!

Daland kann es nicht fassen
Wie? ist’s möglich? diese Schätze!
wer ist so reich, den Preis dafür zu bieten?

Man steckt die Köpfe zusammen, denn nun macht der Holländer klar, was er als Gegenleistung verlangt
.



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Und der Holländer legt die Karten auf den Tisch:

All meinen Reichtum biet‘ ich dir, wenn bei
den Deinen du mir neue Heimat giebst.

DALAND
Was muss ich hören!

HOLLÄNDER
Hast du eine Tochter?

DALAND
Fürwahr, ein treues Kind.

HOLLÄNDER
Sie sei mein Weib!

Das ist natürlich schon erstaunlich und Daland kann nur fragen
Wie? Hört ich recht? Meine Tochter sein Weib

Aber es ist ja, wie es ist!
Man wird handelseinig.
Daland bestätigt den Deal
Mich rührt dein Los; freigebig, wie du bist,
zeigst Edelmut und hohen Sinn du mir;
den Eidam wünscht ich so, und wär dein Gut
auch nicht so reich, wählt ich doch keinen and’ren.


Der Steuermann steht daneben, hört zu und amüsiert sich.



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Daland ist mit dem Handel einverstanden, man setzt sich rund um den Tisch und bekundet
Der nächste günst’ge Wind bringt uns nach Haus‘;
du soll’st sie seh’n; und wenn sie dir gefällt.


Und dann

Ja! dem Mann mit Gut und hohem Sinn
geb‘ froh ich Haus und Tochter hin!



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Plötzlich fällt dem Steuermann auf, dass sich der Wind gedreht hat und die Weiterfahrt möglich ist.



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Eingehakt trollen sich Daland und der Holländer.
Der Freisitz vor dem Kiosk wird geschlossen, eine Jalousie heruntergelassen, Stühle und Tische beiseite geräumt.

Inzwischen ist es auf der Kiosk-Uhr 17.36 geworden.

Bühnenaufbauten drehen sich, geben zum Lied

Mit Gewitter und Sturm aus fernem Meer,
mein Mädel, bin dir nah! hurrah!
Über sturmhohe Flut vom Süden her,

mein Mädel, bin ich da! hurrah!
Mein Mädel, wenn nicht Südwind wär‘,
ich nimmer wohl käm‘ zu dir!
Ach! lieber Südwind, blas‘ noch mehr!
Mein Mädel verlang’t nach mir.
Ho! ho! joloho! hoho hohoho!

den Blick auf einen Dorfplatz - umgeben von Häuserfassaden - frei.
Frauen der Gemeinde strömen herbei, bringen für Nr. 4 –
Szene, Lied und Ballade
eigene Sitzgelegenheiten mit.


 
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Links vorne – in einen grobgestrickten Wollmantel gehüllt – Frau Mary. Sie hängt ihre Tasche über ihre Stuhllehne, setzt sich und fröstelt, denn es scheint ihr kalt zu sein. Dann schlägt einen Klappordner auf. Die Damen vor ihr tun nämliches und beginnen mit ihrem
Summ‘ und brumm‘, du gutes Rädchen,
munter, munter, dreh‘ dich um!


Frau Mary steht von ihrem Sitz auf, nimmt einen Becher vom Boden mit wohl Trinkbarem, erhebt sich, geht vor den Damen auf und ab und mahnt, sie sollten schön weitermachen, wobei ihr auffällt
Du aber, Senta, schweigst dazu?

Senta – eine kühle Blonde, bei der man mal den Scheitel der Perücke nachbleichen sollte, saß zwischen den übrigen Damen - springt jetzt auf und läuft nach hinten in ein Haus.

Die Damen singen weiter und kommen zu der Textstelle

Fleissig, Mädchen!
Brumm‘! Summ‘!
Gutes Rädchen!

Tra la ra la…


… als Senta hinten wieder aus der Tür tritt, rechts nach vorne kommt, Frau Mary anschaut, die blickt freundlich zurück, schlürft bisweilen aus ihrer Tasse und meint
zu Senta:

Du böses Kind, wenn du nicht spinnst,

vom Schatz du kein Geschenk gewinnst
.
Senta motzig, rotzig, flotzig, provokant, zieht sich die Kapuze ihres braunen Mantels über, hampelt umeinander, tut so als könne sie den Damenchor dirigieren, dann greift sie nach der Tasche von Frau Mary, die ja über der Stuhllehne hängt, greift hinein und holt eine Autogrammpostkarte von einem Männergesicht heraus, das sie herumzeigt.


Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Spöttisch – sie nimmt die ganze Situation nicht ernst – fragt sie Frau Mary

Was hast du Kunde mir gegeben,
was mir erzählet, wer er sei?
Der arme Mann!


Mary
Gott sei mit dir!


Mädchen
Ei, ei! Ei, ei! Was hören wir!
Sie seufzet um den bleichen Mann!

Mary
Den Kopf verliert sie noch darum!

Mädchen
Da sieht man, was ein Bild doch kann!

Mary
Nichts hilft es, wenn ich täglich brumm'!
Komm! Senta! Wend' dich doch herum!

Frau Mary zuckt die Schultern, als wüsste sie nicht, was Senta meint.

Die flegelt weiter, nimmt eine Zigarette aus der Schachtel und fängt an zu paffen.



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Sie wirft die Zigarettenschachtel in die Luft, während die Damen ihr
Sie hört Euch nicht – sie ist verliebt!
Ei, ei! Wenn’s nur nicht Händel gibt!
Denn Erik hat gar heisses Blut –
dass er nur keinen Schaden tut!
Sagt nichts – er schiesst sonst wuth-entbrannt,
den Nebenbuhler von der Wand!
Ha ha ha ha.

von sich geben.

Senta entschließt sich, aus der Nr. 4, die Ballade selber zu singen.

Frau Mary hängt ihre Tasche wieder über die Stuhllehne setzt sich vorne links auf ihre Sitzgelegenheit, nimmt ihren Aktendeckel zur Hand und beginnt darin rumzuschreiben, gelegentlich radiert sie auch wieder was aus, während Senta ihr

Johohohe! johohohe! johohohe! johohe!

und das Folgende singt, wobei sie die Autogrammpostkarte des Holländers (wohl ein Jugendfoto von Herrn Lundgren) aus der Tasche zieht und es herumzeigt.





Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele


Die Damen sind entzückt, auch mal das Autogrammfoto des Baritons in der Hand halten zu dürfen.



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Das nimmt Senta den Damen wieder weg, wedelt damit herum und auch Frau Mary darf es ihr nicht abnehmen.

Senta nimmt die ganze Situation offensichtlich nicht ernst, hampelt umeinander, hat wohl die Situation nicht begriffen und man hat ihr wohl auch die Story nicht verdeutlicht.

Im Gegenteil hat man ihr irgendwas erzählt, so dass die ganze Angelegenheit sich für sie nicht im Sinne Richard Wagners erschließt.
Immerhin singt sie seinen Text mit dem entscheidenden Wortlaut:

Ich sei’s, die dich durch ihre Treu‘ erlöse!
Mög‘ Gottes Engel mich dir zeigen!
Durch mich sollst du das Heil erreichen!

Alles nur eine Marotte?
Weiß sie, was sie singt?

Das Ganze geht eine ganze Zeit gut.
Da erscheint plötzlich Erik hinten auf der Szene, Senta setzt sich plaschtig auf den Boden, raucht sich eine, während Erik vorwurfsvoll fragt:
Senta! Willst du mich verderben?
Nichts andres hat sie vor. So jedenfalls wollte es der Dichterkomponist, aber was schert einen Regisseur eine dramaturgische Vorgabe Richard Wagners.

Erik teilt mit:
Der Vaterkommt,

Senta hebt die Arme, so nach dem Motto: „Na, wenn schon, is mir doch Wurscht!“ :
Der Vater kommt?

Erik bestätigt
Vom Felsen sah‘ sein Schiff ich nah’n.

und die MÄDCHEN jubeln
Sie sind daheim!

Alles wuselt durcheinander - nun sind die Damen beschäftigt, die Willkommensfeier zu gestalten,
Ach! Wie viel hab‘ ich ihn zu fragen!
Ich halte mich vor Neugier nicht.

Die Damen nehmen die Sitzgelegenheiten mit, so dass die Bühne sich auch von Requisiten leert.
Senta sitzt am Boden und pafft Rauchwölkchen in die Luft.

Erik tippt ihr auf die Schulter, sie erhebt sich.

Gelangweilt hört sie Erik zu, ringelt sich um den Laternenpfahl herum.

Bei seinem
Du willst mich flieh’n?

versucht er, sie am Ärmel festzuhalten.
Sie reißt sich los.

Dann hampelt sie links um die Hausecke herum, als langweile sie das alles in höchstem Maße, was Erik mit



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

vorbringt.


Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Die Vorwürfe wegen des Bildes, der Ballade weist sie mit großmächtigen Gesten zurück
Ich bin ein Kind und weiss nicht was ich singe.

Da hüpft sie auf der Bühne herum, als sei sie ein kleines Mädchen, dass von einer Trottoireplatte – ‘Himmel und Hölle‘ - zur nächsten springt.

Sie quält ihn, nimmt ihn nicht ernst, zerrt an seinem Mantel:
wickelt ihn ein.



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Man ringt miteinander, schlägt aufeinander ein
und dann


SENTA
Er sucht mich auf! Ich muss ihn seh’n!

ERIK
Entsetzlich! Ha, mir wird es klar!

Bühnenaufbauten drehen sich.


Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Senta geht nach rechts, lehnt an einen Laternenpfahl.
Will sie sich tatsächlich opfern?
Auf einmal folgt sie den Vorgaben des Autors?
War sie doch vorher voller Spott über die Geschichte des Holländers. Schon während der Ballade und danach zeigte sie in ihrem Verhalten der Frau Mary und dem Chor gegenüber durch theatralische Gestik und übertriebene Mimik, was sie von allem hält.

Nun also
Ach, möchtest du,
bleicher Seemann, sie finden!
Betet zum Himmel, dass bald ein Weib
Treue ihm…

Nr. 6 – Finale
Arie, Duett und Terzett

In der Mitte wird eine Glasveranda – an eine Hausfassade angelehnt – erleuchtet. In ihr tritt der Holländer aus einer Tür, Senta sieht ihn und erschrickt
Ha!

Langes Tacet für das Orchester während dessen sich die beiden stumm anschauen.
Senta zerrt sich den runtergerutschten Mantel wieder hoch. Der Holländer zieht sich wieder in das Innere des Hauses zurück.


Senta bleibt am Laternenpfahl und zieht – als sie Daland durch dieselbe Tür, durch die der Holländer eben abgegangen ist, eintreten sieht – einen Flunsch wie eine ungezogenes Blag.

Dann auf die Frage Dalands

Mein Kind, du siehst mich auf der Schwelle.
Wie? Kein Umarmen, Keinen Kuss?
Du bleibst gebannt an deiner Stelle;
verdien‘ ich, Senta, solchen Gruss?

… führt Senta provozierend einen Hofknicks aus



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Gott dir zum Gruss!
und weiter
Mein Vater, sprich!
Wer ist der Fremde?


Auftritt Frau Mary durch die Tür im Hintergrund der Veranda – sie trägt ein übergroßes Tischtuch herein und beginnt die Tafel für ein Familienessen vorzubereiten.

Dieser Vorgang hält die ganze Zeit über an, während
Daland mit seinem

Mög’st du, mein Kind, den fremden Mann willkommen heissen?
Seemann ist er, gleich mir,
das Gastrecht spricht er an.

erläutert, um wen es sich bei dem Fremden handelt.


Ganz offensichtlich wurde hier eine neue Story eingefügt, denn Frau Mary und Daland sind ein Paar.


Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Auftritt Holländer durch die Tür im Hintergrund der Veranda.
Daland preist weiter seine Tochter Senta in schillerndsten Farben.
Lang‘ ohne Heimat,
stets auf fernen, weiten Reisen,
in fremden Landen er
der Schätze viel‘ gewann.


Und schließlich wird auch der Holländer nach dessen Meinung befragt.

Sagt, hab‘ ich sie zu viel gepreisen?
Ihr seht sie selbst – ist sie Euch recht?
Soll ich von Lob noch überfliessen?
Gesteht, sie zieret ihr Geschlecht?


dann entscheidet Daland
Am besten lass ich sie allein
- was er aber nicht tut, sondern noch Gläser und Wein bringt, Frau Mary die Kerzen anzündet und dann setzen sich beide an den Tisch.
Da nun meint auch Senta die Sache näher betrachten zu müssen, sie betrat zwischenzeitlich die Veranda und nahm gleich vor Kopf des Tisches auf der rechten Seite Platz.

Der Holländer setzte sich bereits, Senta – sie bleibt im Mantel - fummelt an ihren Haaren rum (das macht man heutzutage in BT in Oberfranken so, weil die Haare in der Suppe dort als köstliche Beilage angesehen werden.)

Daland schenkt Wein in die Gläser, Frau Mary gibt aus der Suppenschüssel auf.
Man beginnt zu löffeln, während der Holländer mit dem Duett und dem Text
Wie aus der Ferne längst vergang’ner Zeiten
spricht dieses Mädchens Bild zu mir


Senta mischt sich ein und fragt mit nun plötzlich bewegter Miene als ginge ihr emotional ein Licht auf
Versank ich jetzt in wunderbares Träumen?
Was ich erblicke, ist’s ein Wahn?

[…]

Frau Mary betrachtet die Szene mit steigendem Misstrauen.
Wie wird das gehen mit diesem Fremden?
Ihr ist er unheimlich.

Senta aber meint
Ach, wenn Erlösung ihm zu hoffen bliebe,
All-Ewiger, durch mich nur sei’s!
[…]
Wohl kenn‘ ich Weibes heil’ge Pflichten.
sei drum gestrost, unsel’ger Mann


Der Holländer kommt mit einem Blümchen um den Tisch herum auf Senta zu, die plötzlich – etwas g‘schamig zwar – aber doch freudig bewegt sich zeigt.
Ihr ist inzwischen warm geworden, dass sie den Mantel ausgezogen hat und nun in ihrem Rollkragenpullover da sitzt.



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Frau Mary wird alles zu viel und sie geht dann durch die Tür in der Mitte ab.
Daland ihr nach, um zu schauen, wie ihr ist.
Senta geht hinten um den Tisch herum und auf den Holländer zu



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

… und sendet klare Signale aus:

Was ist’s, das mächtig in mir lebet?
Was schliesst berauscht mein Busen ein?
All-Mächt’ger, was so hoch mich erhebet,
lass‘ es die Kraft der Treue sein!


Daland tritt durch die hintere Tür herein – und stört.

Aber er muss ja beim folgenden Terzett zugegen sein.
Verzeiht! Mein Volk hält draussen sich nicht mehr;
nach jeder Rückkunft, wisset, gibt’s ein Fest.
Verschönern möcht ich’s, komme deshalb her,
ob mit Verlobung sich’s vereinen lässt?


und Senta beschließt den Bund mit dem Holländer
Hier meine Hand! und ohne Reu‘
bis in den Todt gelob‘ ich Treu‘!

Während der Introduktion zum dritten Aufzug löscht Frau Mary noch die Kerzen, das Licht verlischt, Bühnenaufbauten drehen sich.

Für die Nr. 7 - Szene und Chor - kommen Frauen und Männer auf die Bühne, sie bringen wieder jeder eine eigene Sitzgelegenheit mit, so dass daran kein Mangel herrscht.
 
Steuermann! lass‘ die Wacht!
Steuermann! her zu uns!


singt der Chor und versucht, den Steuermann zum Hinsetzen zu bewegen.
Bierkästen werden hereingetragen,
eine Gruppe Männer in blauen Werkstattanzügen versammelt sich vorne rechts und setzt sich räumlich von der übrigen Bevölkerung ab.



Dabei ganz rechts der Holländer, der sich eine Zigarette anzündet.



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Das Volk amüsiert sich, bildet eine Polonaise-Schlange und zieht über die Bühne.
Dann mischen sich die Leute des Holländers ein (Chor im Hintergrund, Statisten auf der Szene)
Nach dem Land treibt der Sturm.
Hui-ssa!
In die Bucht laufet ein!
Schwarzer Hauptmann, geh‘ ans Land!
sieben Jahre sind vorbei!
Frei‘ um blonden Mädchen’s Hand!
Blondes Mädchen, sie ihm treu‘!


Der Holländer zieht eine Pistole, will das Volk von seinen Leuten fernhalten.

Der gesamte Chor und die Statisten ab.
Von rechts Auftritt Senta für das Finale
.

Der Holländer macht im Abgehen ihr gegenüber ein abwehrende Geste.
Senta torkelt herum, als habe sie zu viel getrunken.

Von hinten durch die Mitte: Erik
Gerechter Gott! Kein Zweifel! Es ist wahr!
Welch‘ unheilvolle Macht riss dich dahin?


Kavatine

Willst jenes Tags du nicht dich mehr entsinnen



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

… ja, meinem Schutz vertraute er dich an.

Auftritt Holländer von rechts mit seinem:
Verloren!
Ach! Verloren!



Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Senta hastet zum Holländer.
Erik fängt sie ab

Der Holländer
Segel auf! Anker los!
Sagt Lebewohl auf Ewigkeit dem lande!
Fort auf das Meer trieb’s mich auf’s Neue!
Ich zweifl‘ an dir! Ich zweifl‘ an Gott!
Dahin, dahin, ist alle Treue!
Was du gelobtest, war dir Spott!


Der Holländer stößt Senta weg, die ihn halten will.


Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Von rechts naht Frau Mary mit dem Chor.


Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Senta versucht, den Holländer zu küssen.


Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Erik und der Holländer ringen um Senta.
Allgemeines Gerangel
.


Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele


Frau Mary von rechts - schießt den Holländer nieder.
Senta lacht schallend ob des toten Holländers, geht nach rechts auf die torkelnde Frau Mary zu, nimmt ihr das Gewehr ab, legt es auf den Boden und geleitet Frau Mary zu einer Sitzgelegenheit.

Danach geht sie auf den links wartenden Erik zu, lässt sich auf eine der herumstehenden Sitzgelegenheit fallen.

Der Vorhang fällt.

Senta lebt, Frau Mary lebt, Erik lebt – der Holländer ist tot.
Und damit erlöst?
Gestorben, was ihm ja bisher immer nicht vergönnt war - durch eine Frau – durch Frau Mary?

Einfach so? Hat sie ihn durch ihre Ballerei vom Fluch der bösen Tat erlöst?
Oder starb er nur so, doch unerlöst, weil die Liebe der Frau fehlt?
Aber vielleicht hat Frau Mary ihn doch heimlich geliebt und durch den Schuss erlöst?
Man weiß es nicht und es wird einem auch nicht erläutert.

"Es ist zu hoffen, dass Text und Musik irgendwann wieder die ihnen vom Schöpfer zugedachten und folglich zustehenden Rollen in der Wagner-Rezeption erhalten werden."
schreibt Dr. Klaus Billand im Neuen Merker.

Das Problem ist, dass vor Jahren ein Kommentator vom Nordbayerischen Kurier forderte, der Text der Stücke müsste endlich von der aktuellen – vom Regisseur erfundenen - Handlung auf der Bühne getrennt werden. Das ist der Mensch, der dann zur SZ ging und nun mit Igor Levit das Buch ‘Hauskonzert‘ schrieb.
So kommt das Gemurkse zustande.

Christian Stückl machte in Oberammergau bei seinem ‘Holländer‘ eine Chor-Singprobe aus der Spinnstube und ließ die Mary singen: "Ich singe fort".

Und Herr Tcherniakov übernimmt das von Stückl, lässt sie aber singen: "Ich spinne fort", wobei der wohl hier die weitere psychische Entwicklung der Frau Mary in seiner Inszenierung meint.

Da erklärt die Senta – die ja ein Kind ist und nicht weiß, was sie singt – in der Ballade die ganze Story und dann kommt einer, der den neuesten ‘Freischütz‘ in München verbrochen hat, lässt sie eine 'Rötzgöre' spielen. Was will dieser 'wildgewordene Handfeger' denn mit dem alten Lundgren?

Richard Wagner hat seine Frauenfiguren: Senta, Elsa, Elisabeth, Isolde aus seinem damaligen Frauenverständnis entwickelt. Braucht man alles nicht zu erzählen, der Tante Dramaturgin sollte man das alles aber um die Ohren hauen.

Frau Mary knallt den Holländer ab, sie kriegt draufhin offensichtlich einen Anfall (….……ich 'spinne' fort….) und Senta setzt sich erstmal.

Dass sie sich da keine Zigarette anzündet, ist völlig unverständlich, wo sie doch vorher, wo gar nichts los ist, eine nach der anderen qualmt.

Unklar ist auch, wie die Sache weitergeht:
Da Senta am Leben bleibt, nimmt sie sich doch den Erik.

Der Vorhang zu und alle Fragen offen?

Leute!

Es ist doch alles klar:


Dieses ‘Herzigbuberl‘ aus der bespielten Ouvertüre ist der Sohn von Daland, den er mit der Frau hat, die von ihm und der Bevölkerung während der Ouvertüre verstoßen wird
 


Mama und Sohn
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

                               



















Das ‘Herzigbuberl‘

Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

 


 


 

- und die sich aus dem Fenster stürzt …...und sich erhängt -….


 Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

(- tolle Leistung der Statistin,
da ins Leere zu springen – man erinnere sich an den Unfall in der Kölner Oper, wo damals Wolfgang Anheisser angegurtet ins Leere stürzte und der ganz Plafond mit runterkam. Das hätte hier auch passieren können -),

 … der das Vaterhaus verlässt, der um ein Kap segelt, der die Welt verflucht, der alle sieben Jahr an Land gehen darf, damit er sich eine Frau suchen kann, die ihn erlöse.

Und jetzt kommts:

Frau Mary ist schon lange mit dem Daland zusammen, die erkennt sie Zusammenhänge, weiß wer ‘der Holländer‘ ist – nämlich Sentas Halbbuder, also ein Produkt aus einer früheren Beziehung von Daland, bevor sie – Frau Mary - als Sentas Amme als deren Ersatzmutter in Dalands Haus kam.

Sie erschießt ihn, um zu verhindern, dass ‘der Holländer‘ und Senta ein Paar werden und sich des Inzest schuldig machen. Man erinnere sich, sie sang hier an dem Abend anfangs:
Das fehlte mir!

Schon da ging ihr ein Licht auf.

Fazit:

Man fasst es nicht, was hier - an den Haaren Herbeigezogenes, das Originalstück Verfälschendes - zu Lasten des Steuerzahlers unter Nichtbeachtung des Bildungsauftrages fabriziert wird.

Kommt nicht hier sehr wohl § 266 StGB zum Ansatz, bedenkt man auch:

http://www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zu_Hollaender_BT_Festspiele_2013.htm

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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