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... 26. September 1923
Man hatte im Kaiserreich gedacht, das Deutsche Reich nach Westen
erweitern zu können - Flandern und Nordfrankreich war ins Auge gefasst
worden - nun wurde nach der verlorenen Krieg im Versailler Vertrag
festgelegt, dass Deutschland z. B. die Gebiete links des Rheins
verlieren werde.
Hinzu kamen die Wegnahme der Kolonien, erhebliche Reparationszahlungen,
die auf Dauer von Deutschland nicht aufgebracht werden konnten.
Dieses erkennend, marschierten im Januar 1923 französische und belgische
Truppen im Ruhrgebiet ein, um ihren Anspruch auf finanziellen Ausgleich
zu untermauern.
Die Reichsregierung konnte diesen Überfall nicht akzeptieren, musste
aber von einer militärischen Intervention absehen, da es völlig
aussichtslos war, nach dem soeben verlorenen Krieg die Siegerstaaten zu
attackieren.
Man entschloss sich zu einem passiven Widerstand.
Beamte versahen ihren Dienst nicht, Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe und
Werktätige der Industrie arbeiteten mit zeitlicher oder qualitativer
Verschleppung.
Die Invasoren antworteten mit Ausweisungen oder Verhaftungen. Hinzu kam,
dass die Inflation den Staat sehr belastete, so dass die
Produktionsausfälle beide Seiten belasteten.
Die Aktion wurde am 26. September 1923 seitens der deutschen Regierung,
die die Maßnahmen unterstützt hatte, abgebrochen
Die Intervention der USA und Großbritanniens brachte Frankreich an den
Verhandlungstisch zurück, ein neuer Reparationsplan wurde akzeptiert und
Frankreich und Belgien verließen das Ruhrgebiet.
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Am 26. Mai 1923 erschossen Angehörige eines französischen
Militärgerichts auf der Golzheimer Heide bei Düsseldorf Albert
Leo Schlageter, der im Ersten Weltkrieg und als Angehöriger
verschiedener Freikorps als Soldat auf
deutscher Seite kämpfte.
Er war als Mitglied der verbotenen NSDAP während der
französisch-belgischen Ruhrbesetzung Aktivist. Wegen
Spionage und mehrerer Sprengstoffanschläge wurde er zum Tode
verurteilt und hingerichtet.
Die Beerdigung fand noch am gleichen Tage am Düsseldorfer
Nordfriedhof statt.
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Der französische Ministerpräsident Raymond Poincaré sprach keine
Begnadigung aus. Vermutlich wollte er durch hartes Durchgreifen
die französische Öffentlichkeit beeindrucken und im besetzten
Gebiet ein abschreckendes Beispiel schaffen, vermied aber
weitere Hinrichtungen, da er befürchtete das Beispiel Schlageter
könne Schule machen und wie er weitere gefasste und verurteilte
Deutsche zu Märtyrern machen, denn die Hinrichtung Schlageters
löste eine Sturm der Entrüstung aus.
Die politische Rechte stilisierte Schlageter zum
'Nationalhelden' hoch.
Es entwickelte sich in diesem Teil des politischen Spektrums in
der Weimarer Republik ein 'Schlageter-Kult', der zu zahlreichen
Veröffentlichungen und die rechtsgerichteten Parteien nicht
selten übergreifenden öffentlichen Veranstaltungen führte.
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Hanns Johst schrieb das
Schauspiel 'Schlageter', das er dem 'Führer' mit der Aussage
'Für Adolf Hitler in liebender Verehrung und unwandelbarer
Treue' widmete und das am Geburtstag Adolf Hitlers, dem 20.
April 1933, im im Staatstheater am Gendarmenmarkt in Berlin in
Anwesenheit von Hitler und hochrangigen Vertretern der NSDAP,
der Wehrmacht und aus Kunst und Literatur uraufgeführt wurde.
Der 'Völkische Beobachter' bezeichnete das Stück 'das erste
Drama der deutschen Revolution'.
'Schlageter' wurde für Johst auch zum großen finanziellen
Erfolg. Innerhalb eines Jahres erhielt er rund 50.000 Reichsmark
Tantiemen.
1935 ernannte man ihn zum Präsidenten der
Reichsschrifttumskammer.
Das Stück als antifranzösisch eingestuft, stand zeitweise auf
dem Index der Stücke, die nur mit Sondergenehmigung aufgeführt
werden durften, weil Hitler in den späten 1930er Jahren
zeitweilig aggressives Auftreten gegenüber den Nachbarländern
vermeiden wollte.
Nach dem Krieg schrieb Hanns Johst unter Pseudonym für die
Edeka-Hauszeitschrift 'Die kluge Hausfrau'.
Folgende Werke sind im Antiquariat noch erhältlich:
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Johst, Hanns
- So gehen sie hin
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Johst, Hanns
- Mutter ohne Tod
-
Johst, Hanns
- Maske und Gesicht
-
Johst, Hanns
- Mutter ohne Tod. Die Begegnung. Zwei
Erzählungen
-
Johst, Hanns
- Consuela. Aus dem Tagebuch einer
Spitzbergenfahrt
-
Johst, Hanns
- Ruf des Reiches-Echo des Volkes
-
Johst, Hanns
- Die Torheit einer Liebe
-
Johst, Hanns
- Meine Erde heißt Deutschland
-
Johst,
Hanns
- Ave Eva
-
Johst,
Hanns -
Kreuzweg
-
Johst, Hanns
- Thomas Paine. Schauspiel
-
Johst, Hanns
- Der junge Mensch
-
Johst, Hanns
- Fritz Todt. Requiem
-
Johst, Hanns
- Schlageter. Schauspiel
-
Johst, Hanns
- Der Einsame
-
Johst, Hanns
- Lieder der Sehnsucht
-
Johst, Hanns
- Ich glaube! Bekenntnisse
-
Johst, Hanns -
Der Ausländer
-
Johst,
Hanns
- Mutter
-
Johst,
Hanns
- Der König
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Das Gesamtwerk umfasst folgende Titel:
1. Dramen
Die Stunde der Sterbenden.
Szene. Leipzig: Verlag der Weißen Bücher, 1914.
Stroh. Eine Bauernkomödie.
Leipzig: Verlag der Weißen Bücher, 1915.
Der junge Mensch.
Ein ekstatisches Szenarium. München: Delphin, 1916.
Der Ausländer.
Ein bürgerliches Lustspiel. Leipzig: Kurt Wolf, 1916.
Der Einsame.
Ein Menschenuntergang. München: Delphin, 1917.
Der König.
Schauspiel. München: Langen, 1920.
Propheten.
Schauspiel. München: Langen/Müller, 1922.
Wechsler und Händler:
Komödie. München: Langen, 1923.
Die fröhliche Stadt.
Schauspiel. München: Langen, 1925.
Der Herr Monsieur.
Nach Holbergs Jean de France. München: Langen, 1926.
Marmelade.
Komödie. München: Langen, 1926.
Thomas Paine.
Schauspiel. München: Langen, 1927.
Schlageter.
Schauspiel. München: Langen/Müller, 1933.
2. Lyrik
Wegwärts.
Gedichte. München: Delphin, 1915 [1916].
Rolandsruf.
München: Langen, 1919.
Mutter.
Gedichte. München: Langen/Müller, 1921.
Lieder der Sehnsucht.
München: Langen, 1924.
Die Strasse.
Gedichte und Gesänge. Potsdam: Stichnote, 1941. Schriftenreihe der
Presseabteilung des Reichsministers Dr. Todt. Bd. 1.
Im Tal der Sterne.
Liebeslieder. Mutterlieder München: Münchner Buchverlag, o. J. [1943].
Reihe "Münchner Lesebogen" Nr. 123, hg. von Walter Schmidtkunz.
3. Romane, Erzählungen, Novellen
Der Anfang.
Roman. München: Delphin, 1917.
Kreuzweg.
Roman. München: Langen, 1922.
Tohuwabohu.
Hg. von W. Klöpzig. Bielefeld: Velhagen & Klasing, 1929.
So gehen sie hin.
Ein Roman vom sterbenden Adel. München: Langen, 1930.
Die Torheit einer Liebe.
Roman. Bielefeld: Velhagen & Klasing, 1930.
Ave Eva. Erzählung.
München: Langen, 1932.
Mutter ohne Tod.
Die Begegnung. Zwei Erzählungen. München: Langen/Müller, 1933.
Kunterbunt.
Besorgt von Siegfried Casper. Bielefeld, Leipzig: Velhagen & Klasing,
1941.
Gesegnete Vergänglichkeit.
Roman. Frankfurt/M.: Pandion, 1955.
4. Kulturtheoretische, politische und
Propagandaschriften, Reden, Reiseberichte
Dramatisches Schaffen.
Eine Ansprache. Chemnitz: Gesellschaft der Bücherfreunde, 1922.
Wissen und Gewissen.
Hg. von Rolf Gunz. Essen: Otto Schlingloff, 1924.
Consuela:
Aus dem Tagebuch einer Spitzbergenfahrt. München: Langen, 1925.
Briefe und Gedichte von einer Reise durch Italien und die Wüste.
Chemnitz: Gesellschaft der Bücherfreunde zu Chemnitz, 1926.
Ich glaube!
Bekenntnisse. München: Langen, 1928.
Standpunkt und Fortschritt.
Schriften an die Nation 58. Hg. von Werner Beumelburg. Oldenburg:
Stalling, 1933.
Maske und Gesicht.
Reise eines Nationalsozialisten von Deutschland nach Deutschland.
München: Langen/Müller 1935.
Ruf des Reiches - Echo des Volkes!
Eine Ostfahrt. München: Franz Eher Nachf., 1940.
Fritz Todt.
Requiem. München: Franz Eher Nachf., 1943.
5. Textsammlungen
Meine Erde heißt Deutschland. Aus dem Leben und Schaffen des Dichters.
Berlin: Büchergilde Gutenberg, 1938.
Erkenntnis und Bekenntnis: Kernsätze aus den Werken und Reden.
Ausgewählt von Georg von Kommerstädt. München: Langen/Müller, 1940.
Hanns Johst spricht zu dir.
Eine Lebenslehre aus seinen Werken und Reden. Hg. von Siegfried Casper.
Berlin: Nordland, 1942.
Erzählungen.
Die Torheit einer Liebe. Consuela. Mutter ohne Tod. Die Begegnung.
München: Langen/Müller, 1943.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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