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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Das Ende der Dynastie

   
Es macht den Reiz der Bayreuther Festspiele aus, dass sie noch immer von Nachfahren Richard Wagners geleitet werden. Das könnte bald anders sein.
[…]
Am Ende dieser Rochade könnte stehen, dass Katharina Wagner die längste Zeit Festspielleiterin gewesen ist. Und das wäre das Ende der Dynastie. Denn sie ist die letzte Wagner, die es auf den Grünen Hügel drängt. Nachfahrinnen oder Nachfahren der anderen drei Familienstämme scheinen sich dafür nicht (mehr) zu interessieren.
[…]
Sie »beobachte« das Festspielhaus seit 44 Jahren, sagt Katharina Wagner, »da hat man einfach eine gewisse Erfahrung«. Aber selbst wenn sie einen miserablen Job machte, würde sie kaum hinausgeworfen werden, sagt ein ehemaliges Mitglied des Verwaltungsrats. Die letzte Wagner vom Grünen Hügel zu jagen – dafür wolle niemand die Verantwortung tragen.

Ein Plädoyer für die Qualitäten der amtierenden Festspielleiterin klingt anders. Und es fiele den Angehörigen der Gremien ja leicht, sich lobend zu äußern, notfalls auch hinter vorgehaltener Hand.
Stattdessen: Schweigen, mal mehr, mal weniger beredt. Schon die vorherige Vertragsverlängerung war kein Selbstläufer, ist zu erfahren. Die Frage, wer künftig die Bayreuther Festspiele leiten soll, war noch nie so offen wie heute. Seit 146 Jahren nicht.

Am Ende nimmt Katharina Wagner uns mit in die Probe, auf der Bühne ist der erste Aufzug der /Walküre/ aufgebaut. Klaus Florian Vogt als Siegmund hockt auf dem Stamm der Weltesche, die offenbar durch ein Küchenfenster gekracht ist, Lise Davidsen ist Sieglinde und schwanger und schleppt eine schwarze Kiste mit sich herum, in der eine weiß
leuchtende Plastikpyramide steckt.
Der Stein der Weisen?
Der /Ring des Nibelungen/?

»Das erklärst du mir noch mal, was das ist«, ruft Katharina Wagner dem 33-jährigen Regisseur Valentin Schwarz launig zu, »damit ich nichts Falsches sage, wenn ich gefragt werde!« Und schon bugsiert sie uns wieder hinaus, winkt noch ein paar Bühnenarbeitern zu und zieht sich im Sonnenschein erleichtert die FFP2-Maske vom Gesicht.

Zitatende
Quelle: https://www.zeit.de/2022/27/bayreuther-festspiele-richard-wagner-musik-festival

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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