|
... am 30. April 1812 geboren
Im Januar 1833 reist Richard Wagner von Leipzig ab, "[...] um für einige
Zeit meinen damals in Würzburg beim Theater angestellten ältesten Bruder
Albert zu besuchen.[...]" Er kommt auch nach Bamberg und lernt dort die
"[...] Geschichte von Caspar Hauser, der damals noch großes Aufsehen
machte und welchen, wenn meine Erinnerung mich nicht täuscht, man mir
persönlich zeigte, mit großem Interesse kennen. [...]" (ML Seite 81)
Martin Gregor-Dellin geht davon aus, dass RW Kaspar Hauser nicht kennen
gelernt haben kann, da dieser zu dieser Zeit Schreiber in Ansbach war.
(Martin Gregor Dellin: Richard Wagner, Sein Leben, Sein Werk, Sein
Jahrhundert, München, 1980, S. 96)
Ob RW sich irrte oder er tatsächlich direkten Kontakt hatte, lässt sich
zwar nicht nachweisen, RW müsste aber doch bei diesem Besuch in Bamberg
mit der Geschichte der Luise Freiin Geyer von Geyersberg, die später als
Gräfin Hochberg geadelt und in zweiter Ehe mit Markgraf Karl von Baden
verheiratet war, vertraut gewesen sein.
Diese ließ – den Forschungen nach – den am 29. September 1812 geborenen
Erbprinzen von Baden verschwinden, um ihrem eigenen Sohn Leopold auf den
Thron von Baden zu verhelfen.
1832 veröffentlichte der Jurist Paul Johannes Anselm von Feuerbach,
Neubegründer der deutschen Strafrechtswissenschaft und Hauptverfasser
des bayerischen Strafgesetzbuches, in Ansbach seine Schrift über 'Kaspar
Hauser – Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen'.
Feuerbach, bayerischer Staatsrat und Präsident des Appellationsgerichts
für den Rezatkreis Asbach, hat 1828 den ersten Kontakt zu dem Findling
Kaspar Hauser, bemüht sich um Aufklärung des Falles und stellt die These
auf "[...] Kaspar Hauser ist das eheliche Kind fürstlicher Eltern,
welches hinweggeschafft worden ist, um Anderen, denen er im Wege stand,
die Succesion zu eröffnen. [...]" und weiter "[...] das Kind, in dessen
Person der nächste Erbe, oder der ganze Mannstamm seiner Familie
erlöschen sollte, wurde heimlich beiseite geschafft, um nie wieder zu
erscheinen. [...]"
(Anselm Ritter von Feuerbach: Kaspar Hauser, Beispiel eines Verbrechens
am Seelenleben des Menschen, Ansbach, 1832)
Interessant ist die Geschichte des Kaspar Hauser als Entführtem in
diesem Zusammenhang insofern, dass hier für RW – Feuerbachs Buch war ein
Jahr vor RWs Reise nach Würzburg in Ansbach erschienen, also 1833 ihm
bekannt – 1845 bei der Abfassung des Textes zum 'Lohengrin' die
motivische Anregung bei der Schaffung der Figur der Ortrud aus der
Gräfin Hochberg und der Entführung von Gottfried durch sie zu finden
ist.
 |
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
|
|