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... am 31. August 1897 geboren
In der auf fünf Bände gekürzten Ausgabe der Goebbels'schen Tagebücher,
vom Piper-Verlag veröffentlicht, erscheint der
NS-Pressechef mit 60 Einträgen.
Er, der ewige Kontrahent des
Reichspropagandaministers.
Am 21. Oktober 1936 vermerkte der im Tagebuch:
'Er kann nichts, er leistet
nichts!'
Dabei studierte Otto Dietrich Staatswissenschaften und promovierte zum
Dr. rer. pol., war lange Jahre bei diversen Zeitungsverlagen tätig, trat
der NSDAP bei und kam 1931 in die unmittelbare Nähe zu Hitler, der ihn
zum Reichspressechef ernannte.
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Erst am 31. März 1945 konnte Goebbels für den 30. März 1945 vermerken, dass der
'Führer' - unter dem Eindruck den Goebbels selbst vermittelt - Dr. Dietrich habe
sich gegen die vom Propagandaministerium eingeleitete Beeinflussung des
Volkes 'wie seinerzeit der Greuelpropaganda dem Bolschewismus gegenüber'
entgegengestellt.
Da endlich entschloss sich Hitler 'stehenden Fußes dazu', Dr.
Dietrich zu entlassen und durch Heinz Lorenz, dem stellvertretende
Pressechef, zu ersetzen.
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Am 9. Oktober 1941 verkündete Dietrich vor den versammelten Korrespondenten
der Weltpresse in Berlin den Krieg gegen die Sowjetunion für gewonnen.
Eine völlige
Fehleinschätzung der Lage, denn schon
am 26. August 1941 hatte Hitler eine OKW-Denkschrift gebilligt, in der
beschrieben wurde, der Krieg gegen die UDSSR könne im Jahr 1941 nicht
mehr beendet werden.
Am 7. September notierte Goebbels, die militärische Entwicklung sei
nicht so, wie man es sich gewünscht habe.
Es könne nicht damit getan sein, sich auf die Effektivität des
Westfeldzugs zu berufen, um danach auch den Ostfeldzug durchzuführen.
Für den müsse man sich schon was anderes einfallen lassen.
Und bereits Mitte Oktober
1941 geriet der Vormarsch auf die russische Hauptstadt ins Stocken, war dann
am 5. Dezember 1941 zu Ende, so dass Hitler am 15. Januar 1942 den
Rückzug befehlen musste.
Nach Meinung von Goebbels hätte sich Hitler schon Anfang Oktober 1941 sofort
von Dietrich trennen müssen.
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1955 gab der Atlas-Verlag in Köln die Erinnerungen von Dr. Otto
Dietrich unter dem Titel 'Zwölf Jahre mit Hitler' heraus, die er 1948,
bevor die große Memoirenflut einsetzte, verfasste.
Er selber wollte nicht, dass dieser Rückblick zu seinen Lebzeiten
erscheine, um nicht den Eindruck einer Selbstreinigung zu erwecken.
Bis Ende der 40er Jahre gab es nur Akten und sonstige schriftliche
Zeugnisse, wie Verhandlungsunterlagen von Gerichten.
Die Berichte von Augenzeugen - wie die von Dr. Dietrich - erlaubten nun
Ergänzungen zu schaffen, zu dem was in den Akten und auch was bis dahin
noch nicht festgehalten wurde.
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Auch die Nähe zu Hitler enthob Dr. Dietrich nicht, Fehler in seinen Ausführungen
zu machen.
So schreibt er auf Seite 178 seiner 12 Jahre mit Hitler:
Er, Hitler, habe in dem kleinen Städtchen Neumarkt in der Oberpfalz
regelmäßig das Grab des dort geborenen Dietrich Eckart besucht.
Ein Fehler des Autors Dr. Dietrich:
Eckart starb in Berchtesgaden und wurde auch dort beerdigt.
Goebbels vermerkte für den 18. Juli 1926 während seines
Aufenthaltes in Berchtesgaden:
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Ich stehe am Grabe Dietrich Eckarts. Ein breiter Hügel, mit Geranien
und Vergissmeinnicht übersät. Darunter ... Eckart!
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Hier ein weiterer Irrtum:
Hitler habe früher häufig die bayerischen Schlösser besucht, auch die
Walhalla bei Regensburg,
die Ludwig II. erbaut habe, dem er sich innerlich verwandt fühlte und
von dem er überzeugt war, dass er nicht in geistiger Umnachtung im
Starnberger See Selbstmord beging, sondern ein Opfer seiner
politisch-klerikalen Gegner wurde.
Richtig ist, dass Ludwig I. von Bayern die Walhalla erbauen ließ und am
18. Oktober 1842 eröffnete.
Der Märchenkönig wurde erst am 25. August 1845 geboren und war also 1842
noch garnicht am Leben.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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