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... vom 26. bis 30. April 2017
26.04.2017
Regensburger Gespräche
Die MZ meinte am 28. April 2017, der langjährige geschäftsführende
Direktor des Deutschen Bühnenvereins sehe die Theater in der Pflicht,
angesichts des immer rarer werdenden Vertrauensvorschusses, den die
Menschen in gesellschaftliche Institutionen zu investieren bereit seien,
sich einzubringen. Somit falle dem Theater (Herr Geiger von der MZ
erwähnt nur die Schauspielhäuser in seinem o.a. Artikel) in diesem
empfindlichen Punkt anzusetzen und die Stadtgesellschaften (die Menschen
auf dem Land nicht, Herr Geiger?) zu impfen gegen die Gefahren
grassierenden Glaubwürdigkeitsverlustes.
Sollte Theater politisch ein?
Es ist es per se, denn die Werke von Euripides über Bernhard bis Melle
haben eine politische Komponente.
Da ist Karl von Moor, der meint, nach dem siebenjährigen Krieg die Welt
geraderücken zu müssen, aber am Theater Regensburg
völlig die Orientierung verliert, da
ist die
kriegsgefangene Aida, die sich in
Regensburg ins Vorzimmer von Herrn Mielke verirrt, da finden sich
Tristan und Isolde neben dem
Regensburger Schneewittchensarg wieder, da klettert in BER am DT
Ferdinand von Walter auf Steigeisen die
Wände hoch, da ihm die gesellschaftspoltischen Regelungen die Verbindung
mit einer Bürgerlichen verbieten.
Da sind der Mord am Vater und die Ehe mit der Mutter, da ist der
Theatermacher, der sich einbildet in Utzbach als größter
Menschendarsteller aufzutreten, da ist der Regensburger
Woyzeck, der über die Bühne spurtet, da
die Regisseurin dem Textheft entnimmt, ‘er sieht immer so verhetzt aus‘.
Die Podiumsdiskussion am 26. April 2017 befasste sich auch mit der Frage
der Findung von Theaterleitern, und dem Bau von Theaterbauten.
Die Aufforderung: ‘Mischt euch endlich ein!‘ –wurde nicht abgearbeitet.
Wer sollte sich auch wo und wie einmischen!
Das Thema somit verfehlt.
27.04.2017
"Als ich noch Prinz war von Arkadien"
Warum Mikroport beim ‘Orpheus in der Unterwelt‘, der dann auch noch in
der Lautstärke so aufgedreht war, dass man den Arnulfsplatz hätte
beschallen können. Mikroport wollte Fallheier für die ‘Lady‘ und bekam
ihn nicht, woraufhin er abreiste. Nun kam der Verstärker zum Einsatz.
Es wurde miserabel gesprochen, dass der Übertitel
angebracht war.
Hat das bei der Korrepetition keiner gemerkt?
Auch hätte man den Ablauf gestalten und manch Manko auffangen können,
wenn der Theaterdirektor zu dem schon vorhandenen Defizit noch etwas
Geld locker gemacht hätte, um Frau Dubiel als Öffentliche Meinung die
Möglichkeit zu geben, mit ‘Witz, heitrer Laune‘ mittels evtl. gekaufter Extemporés durch das Stück zu führen. Das Publikum konnte die
Handlungsstränge mit Solisten, Chor und Tänzern so 'nackert' kaum
nachvollziehen. Erinnert sei hier an die 'Nacht in Venedig', da die drei
Senatoren der Baesler-Inszenierung, die mit eigenen Texten dem ganzen
Pfiff gaben. Jonas Kaufmann war damals Caramello, seine erste
Bühnenrolle.
28.04.2017
‘Bilder von uns‘ - von Thomas Melle
Da ist in Regensburg für dieses Schauspiel eine
Szenerie aufgebaut, die dem Zuschauer das Stück nicht erschließt und den
Eindruck der völligen Beliebigkeit vermittelt, so nach dem Motto ‘mir
ist da noch was eingefallen, das könnten wir doch auch machen.‘
Der Erfolg ist, dass für das Publikum der Eindruck einer Planlosigkeit
entsteht, wer kommt wann plötzlich von links oder rechts oder gar aus
der Mitte.
Und wer ist wer?
Wo bin ich?
Willkürlich Projektionen, einfach so - damit nichtssagend!
Auf dem Bühnenboden etwas, das unter dem Titel laufen könnte:
"Ich hab‘ ein grau-weißes Gummiboot"
- das erschließt sich ja noch nach dem Motto
"mir schwankt der Boden",
aber was sollen die Raumanzüge in die Löcher geschnitten werden und die
langärmeligen Plastikhandschuhe?
Deren Einsatz die Regisseurin nur auf Zuruf zwar bestätigt, aber
vergisst zu erläutern, wozu diese Dinger in diesem Stück taugen.
Warum fügte sie diese ein?.
"Niemand kann es sagen!"
Was sollen die Videoeinblendungen - sie sind nicht zuzuordnen, nur
Geflimmer.
Warum werden Lilien gestreut?
Waren die noch aus dem Otello mit Susan Salms-Moss und Christian Franz
aus der Neuner-Produktion übrig und mussten nun dringend verbraucht
werden?
Will man der Produktion überhaupt etwas abgewinnen, muss man sich im Vorfeld mit ihr
und dem Text beschäftigen oder sie mehrfach ansehen.
Mit Mätzchen bei der Personenführung und der hier gezeigten
Bühneneinrichtung wie den Kostümen macht sich das Theater grundsätzlich
- und in Regenburg speziell - weiter unglaubwürdig.
Es gibt Situationen, die man auf der Bühne nicht darstellen kann. Das
musste man auch 1994 bei 'Herrmann kommt' erfahren.
Warum wird Melle überhaupt gespielt, warum wurde von der
Noch-Schauspieldirektorin Junge kein Auftrag erteilt, ein Stück über die
Angelegenheit
Riekofen zu verfassen.
Alles ist Lüge am Theater, nicht aber das damalige Verhalten des Dr.
Gerhard Ludwig Müller.
Ansonsten: Alles Lüge!
Natürlich wird Salome nicht erschlagen, natürlich wird Gustaf von
Schweden nicht erstochen, natürlich verbrennt die Hexe nicht.
Alles Lüge!
Und gerade deswegen erwartet der Zuschauer Ehrlichkeit bei der
Darstellung der Werke und nicht planlos ‘Kram und Schmäh‘ und
Albernheiten, die das Werk – unterstützt durch meist auch noch
aufwändige Bühnenbilder zu Lasten der Steuerzahler – verfälschen.
Die Darsteller in Regensburger ‘Bilder von uns‘ zum Teil auch noch
hinter den hängenden Folien ‘verborgen‘, waren schon in der zweiten
Reihe Seite nicht mehr zu verstehen. Unterspielen und möglichst säuseln.
Von Artikulation keine Spur. Einzig Haake, der mit bekannt guter Technik
rüberkam.
Das Quietschen der Schuhsohlen auf den Oberflächen des Gummibootes war
deutlicher zu vernehmen als der auswendig gelernte und
heruntergehaspelte Text des Werkes.
Frau Heise damals am Haidplatz – da war sie keine
Nora, Haake als Helmer wurde von ihr an
die Wand gespielt, sie war
Lina Rose im Velodrom, sie war
Frau Nothnagel am Bismarckplatz, sie
war vor allem
Penthesilea wieder im Velodrom. Eine
Eboli hätte sie sein können und eine
Milford, beide im Velodrom – da aber war sie nur Frau Heise.
29.04.2017
Rathauskonzert
Eine gute Entscheidung die Truppe
für den Schubert-Abend zu engagieren.
Ein heller Tenor: Sebastian Kohlhepp, ein dunkler Tenor: Benjamin Bruns,
ein hoher Bass: Daniel Schmutzhard, ein tiefer Bass: Christian Immler.
Sie brachten in den verschiedensten Konfigurationen Schuberts Lieder und
begeisterten die Regensburger.
Besonders fiel das Verhalten dieses Publikums auf, dass einem den Eindruck
vermittelte, hier besonders fachmännische Auditoren zu haben.
Still, aufmerksam saß man da und genoss dieses seltene Ereignis, das ja
so gut besucht war und auch entsprechend ankam.
Man erinnert sich besonders gerne an das Konzert mit Inga Nielsen, das
sie - für Cheryll Studer einspringend – seinerzeit gab.
30.04.2017
Einführungsveranstaltung 'Salome'
Und dann auch noch ‘Frau Brigitte‘.
Die Produktion angeblich aus Innsbruck - aufgewärmt. Bei voller Gage?
Eingebaut ein stummer ‘Julerich, über den sie sich in der Theaterzeitung
nicht auslässt. Der sei der Dreh- und Angelpunkt ihrer Konzeption. Mehr
wolle sie an dieser Stelle noch nicht verraten. Ja, warum kommt man zum
Einführungsvortrag, wenn man nur Informationen erhält, die in jedem
Opernführer stehen?
Bei der Dramaturgie durch Frau Schmidt. Bald ist sie
unkündbar. Hoffentlich merkt das einer rechtzeitig.
Man reist für die Einführungen extra an, aber unter den heutigen
Umständen, anlässlich derer die Veranstaltung durch maßloses Ausbreiten
von theoretischem Wissen (Frau Fassbaender ist ausdrücklich nicht
gemeint) unnötig in die Länge gezogen wird, sind Kurz-Kommentare vor
den Vorstellungen besser.
Die musikalischen Abhandlungen des Herrn Arad wären sehr interessant
gewesen, hätte man sie akustisch verstehen können. Aber statt das
Mikrofon richtig zu benutzen, wedelte er damit herum und nicht einmal
vor seinem Mund, so dass in der letzten Reihe alles an den Zuhörern
vorbei ging.
Das Publikum ist zu höflich oder auch verklemmt, um in den Saal zu rufen:
"Benutzen Sie bitte das Mikrofon oder sprechen sie auf der Stütze!"
Zweifelsfrei kann Herr Arad das, was Herr Ban nicht konnte und nicht
kann, zu artikulieren und sich in Szene zu setzen.
Warten wir auf das Dirigat von Herrn Arad. Er wird doch wohl nicht etwa
Nachfolger des jetzigen GMD?
Verwöhnt durch ihn, wird man sich schwer tun,
die Zustimmung des Orchesters bei der Besetzung der Planstelle zu
erreichen.
Fazit
Die Theaterfreunde könnten Einfluss nehmen, daher hofft man, es wird
etwas unternommen, Herrn von Enzberg als Theaterdirektor zu halten.
Er bekommt jedenfalls in keiner der größeren Städte Möglichkeiten die
ihm Regensburg wie die Walhalla, Kalkbergwerk, Jahnstadion zur Verfügung
stellt oder jetzt im Hafen bietet. Je größer die Städte, desto weniger
Entfaltungsmöglichkeiten hat er für die Bevölkerung.
Wenn er schlau ist, versucht er die Position von Herrn Unger zu
bekommen, der ja nun um zwei Jahre als Kulturreferent verlängert wurde. Dann hätte er alles
in der Stadt in seiner Hand.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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