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Nachdem sich das Kriegsglück zu
Gunsten des Reiches nachweislich zum 27. Mai 1941 wendete - das Unternehmen Merkur war am 20. Mai 1941
angelaufen - konnte Goebbels die Bevölkerung von den Problemen ablenken,
die ihm die Angelegenheit Rudolf Heß eingebrockt hatte.
Der 'Stellvertreter des Führers', Reichsminister ohne
Geschäftsbereich und Obergruppenführer der SS war am 10. Mai 1941 von
Augsburg aus nach England geflogen, hatte das Flugzeug am Boden
zerschellen lassen, nachdem er vorher mit dem Fallschirm abgesprungen
war.
Man mutmaßte, dass es ihm darum ging, noch einmal zu versuchen, England
auf die Seite des Reiches zu bringen, wobei ja für den 22. Mai 1941 das
Unternehmen Barbarossa gestartet werden sollte und Hitler immer versucht
hatte, sich den Rücken im Westen bei dem Vormarsch nach Osten
freizuhalten.
Das Experiment scheiterte, im 'Reich' wurde Heß daraufhin als Verrückter
gebrandmarkt, der dem Führer in den Rücken gefallen war.
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Durch die Erfolge
bei den Blitzkriegen 1939 bei den Invasionen in Norwegen und Dänemark,
den Überfällen in Polen, Belgien, Holland, Luxemburg, Frankreich war die
Reichsleitung der Meinung, man könne sich auch sonst wo in der Welt
einmischen.
Österreich wurde schon 1938 annektiert, das Sudetenland, die Tschechei.
Dann kam Nordafrika hinzu.
Am 28. Oktober 1940 begann Italien von Albanien aus Griechenland
anzugreifen und die griechische Regierung erbat von London Hilfe.
Die Briten besetzten Kreta, um Einfluss auf das griechische Festland,
Ägypten und Malta nehmen zu können.
Italien
konnte seine Kriege weder in
Äthiopien oder Griechenland, noch in
Nordafrika zum Erfolg führen und
deutsche Soldaten mussten
helfen.
Der Vertreibung der Briten aus Griechenland, nachdem Jugoslawien von der
Wehrmacht überrannt worden war, folgte die Besetzung von Kreta, die bis
1945 anhielt, da auch von dort die Briten sich gänzlich zurückziehen
mussten.
Malta wurde durch die Luftwaffe bis 22. Mai 1941 mit 530 Tonnen Bomben
angegriffen, der eigentliche Kampf um die Insel fand aber erst ein Jahr
später statt.
Die seit Mai 1941
in Mossul stationierten deutschen Flugzeuge flogen Angriffe gegen
Habbaniya, am rechten Ufer des Euphrats etwa 80 km westlich von Bagdad
und auf halber Strecke zwischen Falludscha und Ramadi gelegenen
britischen Stützpunkt im Irak.
Das bedeutete, dass deutsche Gefechts- und sonstige militärische wie
auch Verwaltungs-Truppen von Narwick in Nordnorwegen
bis nach Benghasi und Tobruk in Libyen, im Mittelmeer auf Kreta und im
Osten bis in den Irak stationiert waren und in die lokalen kriegerischen
Auseinandersetzungen eingriffen.
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Überall kam es zu Nachschubschwierigkeiten und im Reich mussten die
Fleischrationen gekürzt werden.
'Wir begrenzen sie auf die Sommermonate. Hoffentlich können wir das
Versprechen auch einhalten - notierte Goebbels für den 15. Mai 1941 in
seinem Tagebuch.
Auch wurden die Nachschubprobleme nach Nord-Afrika immer größer.
Britische Flugzeugen und Schiffe attackierten deutsche Transportschiffe
von Italien und Griechenland kommend immer wieder.
Der Hafen von Benghasi wurde so sehr zerstört, dass als Nachschubmengen
zeitweilig nur 15.000 Tonnen Waffen und Gerät entladen werden konnten.
Die benötigten Nachschubmengen von 45.000 Tonnen für das deutsche
Afrikakorps und 100.000 Tonnen für die Italiener - Libyen war ein
italienischer Kriegsschauplatz - konnten keinesfalls
geschafft werden.
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Und Goebbels meinte: 'Der Sieg in Kreta hat die Herzen erhoben
und die Gemüter entflammt' und weiter 'Dem deutschen Soldaten
ist nichts unmöglich.'
Aufgrund der Erfolge beim kurzfristig angesetzten Jugoslawien- und
Griechenland-Feldzug, wie auch der Besetzung von Kreta sah sich der Chef
der Luftflotte 4, Oberst Günther Korten, zu Überlegungen berechtigt, die
britische Ost-Mittelmeer-Nahost-Stellung aufzulösen und der deutschen
Wehrmacht damit den Weg von Kreta über Beirut, Alexandria, Damaskus zum
indischen Subkontinent, dem Zentrum des Britischen Empire, zu
ermöglichen.
Und Generalleutnant Erwin Rommel, seit 15. Februar 1941 Oberbefehlshaber
über das Deutsche Afrikakorps in Libyen, konstatierte am 18. April 1941
gegenüber Erhard Milch, General der Flieger und Generalinspekteur der
Luftwaffe, beim Betrachten einer Lagekarte von Nordafrika:
"Sehen, Milch, das ist Tobruk! Das nehme ich .... Das ist der
Suez-Kanal, nehme ich auch! Und da ist Kairo, nehme ich auch!"
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Wegen dieser
Fehleinschätzungen, trotz erkannter erschwerter Umstände
war man kurz davor, auch noch die Sowjetunion zu überfallen.
Die Kämpfe konnten wegen der Gesamtlage aber erst am 22. Juni 1941 beginnen.
129 Jahre nachdem Napoleon in der Nacht zum 24. Juni 1812 in Russland
einmarschierte.
Napoleon wie auch Hitler
scheiterten an der eigenen Selbstüberschätzung, den klimatischen
Bedingungen und der mangelhafte Ausrüstung der Streitkräfte, dem
Nachschub, im Herbst
und beginnenden Winter eine militärische Auseinandersetzung mit
Russland zu wagen.
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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