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        Staatstheater Braunschweig

      
     Bemerkungen eines Vollzahlers zur szenischen Umsetzung von
       

       'Falstaff'
         Giuseppe Verdi

            Repertoirevorstellung 17. Juni 2011

          'Glück eines Kusses geht niemals verloren'
     


    Announcement Staatstheater Braunschweig

    Falstaff               von Giuseppe Verdi
                                              Commedia lirica in drei Akten
                               in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
     

    Publikum und Kritik waren verblüfft, als der längst zum Mythos gewordene Verdi im hohen Alter von fast 80 Jahren nochmals mit einem Bühnenwerk an die Öffentlichkeit trat – mit einer »lyrischen Komödie«, einem Genre, das als unvereinbar mit Verdis melancholischem Naturell galt. So wurde die Uraufführung 1893 an der Mailänder Scala mit Spannung erwartet. Vor internationalem Publikum gestaltete sie sich zu einem glanzvollen Premierenereignis.
    Wie Otto Nicolais 1849 uraufgeführte Oper »Die lustigen Weiber von Windsor«, beruht auch Verdis »Falstaff« auf Shakespeares gleichnamigem Lustspiel. Doch im Gegensatz zu Nicolai bietet Verdi weit mehr als einen Schwank über fidele Frauen, die den lächerlichen Ritter Falstaff zum Spielball ihrer Launen machen. Ihm gelingt nicht nur die höchst subtile Ausgestaltung mehrdimensionaler Charaktere.
    Verdi findet in seinem Alterswerk zu einer sich gegenseitig bedingenden wie durchdringenden szenischen, sprachlichen und musikalischen Vielschichtigkeit, die ihresgleichen sucht. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist Falstaff, der seine leeren Taschen durch zwei Liebesabenteuer mit reichen Bürgersfrauen auf zufüllen wünscht. Seine Liebesbriefe setzen ein komödiantisches und turbulentes Verwirrspiel in Gang, in dem eifersüchtige Wut, Paravents, Wäschekörbe, schmatzende Küsse, die Eiche Herne, ein Hirschgeweih, Spott und Revanche sowie falsche und richtige Hochzeiten eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Am Schluss jedoch zieht der heruntergekommene Edelmann mit Überlegenheit selbst das überraschende Fazit: Das durch menschliche Schwächen verwirrte Treiben dieser Welt ist am besten mit gelassener Heiterkeit hinzunehmen – »tutto è burla«: »Alles ist Spaß auf Erden«.
     

    Premiere am 10.06.2011/ Wiederaufnahme am 17.09.2011
    Großes Haus
     
    Musikalische Leitung: Alexander  Joel
    Inszenierung: Wolfgang Engel
    Bühne: Martin Kukulies
    Kostüme: Michael Sieberock-Serafimowitsch
    Chor: Georg Menskes
    Lichtgestaltung: Frank Kaster
    Dramaturgie: Jens Neundorff von Enzberg

    Mit:
    Sir John Falstaff: Oleg  Bryjak
    Ford: Orhan Yildiz
    Fenton: Matthias Stier
    Dr. Cajus: Steffen Doberauer
    Bardolph: Kenneth  Bannon
    Pistol: Selcuk Hakan Tirasoglu
    Mrs. Alice Ford: Tatiana Plotnikova
    Ännchen (Nannetta): Ekaterina Kudryavtseva
    Mrs. Quickly: Evelyn  Krahe
    Mrs. Meg Page: Sarah Ferede
     

     

     
    'Dir verdank ich mein Elend'

    Nimmt man die Autoren ernst, kann man davon ausgehen, dass sie sich mit dem Thema beschäftigt haben, das sie bearbeiten.
    Für den 'Falstaff' von Boito als Textdichter und Verdi als Komponisten gilt Shakespeares Vorgabe aus seinem Heinrich IV., der bis 1413 in England lebte und
    regierte und dessen Sohn, dem späteren Heinrich V., der vom Hof des Vaters nichts wissen wollte und mit Sir John Falstaff durch die Wirtshäuser zog.

    Eher selten kommt Shakespeares Heinrich V. auf Deutschlands Bühnen. Bochum spielte es in einer gekürzten Form, um Heinrich und Falstaff stärker hervorzuheben. Katharina Thalbach war 2005 dort Sir John.

    1834 war die Oper 'La gioventù di Enrico V' -  'Die Jugend Heinrichs IV.' in Mailand uraufgeführt worden. Saverio
    Mercadante, ein italienischer Komponist zwischen Rossini und Verdi, schrieb immerhin 21 Opern, unter ihnen nahm er sich auch Schillers 'Räuber' zum Thema. 1836 wurden 'I Briganti' in Paris zum ersten Mal gespielt. 
    Verdi zog hier mit 'I masnadieri' nach.

    1849 stellte die Königliche Oper in Berlin Otto Nicolais 'Die lustigen Weiber von Windsor' mit dem Text von Salomon Hermann Mosenthal dem Publikum vor. Hier spielt das Werk an einem europäischen Königshof im 17. Jahrhundert.

    1879 bat Verdi seinen bewährten Librettisten Arrigo Boito, ihm einen Text zu einer heiteren Oper zu schreiben. Es dauerte immerhin noch zehn Jahre bis mit der Komposition des 'Falstaff' begonnen werden konnte.
    1892 fand die Premiere in Mailand statt und Rossini wurde ad absurdum geführt, der ja gemeint hatte, Verdi werde keine komische Oper schreiben können.

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    Dass die Braunschweiger Produktion des 'Falstaff' nicht den Vorgaben der Autoren in szenischer Hinsicht folgt, war zu erwarten, trotzdem konnte der kritische Beobachter sich glücklich schätzen, das Stück ohne überflüssige Beigaben erkennen zu können - eben so, dass unter einer sonst üblichen Übersättigungsbeilage der Kern der Sache erkennbar blieb.

    Der designierte Regensburger Theaterdirektor, Jens von Enzberg, hatte als zuständiger Dramaturg selber Hand an die Texte der Übertitel gelegt, so dass Rückbezüge auf die Originalzeit der Handlung vermieden wurden - er spricht beispielsweise nur vom Pagen - das kann ein Hotelboy oder ein Zimmerkellner - muss also nicht der Page des Herzogs von Norfolk sein.

    Sollte also Herrn von Enzberg ab 2012 sich selber um die Texte der Übertitel kümmern und diese Angelegenheit nicht einer Dame - die hier nicht genannt sein will - überlassen, dann darf wohl für das Regensburger Publikum davon ausgegangen werden, dass es im Übertitel bei 'Carmen' nicht heißt: 'Närrisches Volk um her sich treibt' oder
    'Lasst uns wieder seh'n nach Leuten, die vorüber geh'n' 
    - und dann ist von Volk auf der Bühne nichts zu sehen.

    Kommentar_'Carmen'_-_Eine_Nachlese.htm



    Kritik_Wiederaufnahme_'Carmen'_3.12.05_Theater_Regensburg


    Schlimmer noch 'Maskenball':
    Text im Übertitel: 'Der König kommt' - Page Oscar sang aber: 'Il conte'.


    Betrachtungen_zu_'Ein_Maskenball'.htm

     

    Kritik_'Ein_Maskenball'_-_Wiederaufnahme_11.11.2006.htm
     

    Kritik_'Maskenball_14.02.2007'.htm
     

    Ja, ja - das kommt davon, wenn Oberbürgermeister Johannes Schaidinger dem ehemaligen Kulturreferenten nicht in die Parade fährt, wenn der in einer öffentlichen Veranstaltung von sich gibt: das Theater Regensburg brauche nicht in den überregionalen Feuilletons zu glänzen.

     


    Mittelbayerische Zeitung - 26.4.2007

    "Wir müssen in der Kulturpolitik Ermöglicher sein", sagte Schaidinger.
    Das Wort Plan nehme er in Zusammenhang mit 'Kultur' nicht in den Mund. Es gehe um Perspektiven. Und bei der Diskussion künftiger Schwerpunkte auch darum, die Latte was die Qualität betrifft, höher zu legen.

    "Natürlich müsse man auf Qualität achten", bestätigte Meyer.
    Es sei aber nicht Aufgabe der Politik, diese zu definieren. Genauso wenig wie es Aufgabe des Regensburger Theaters sei, in überregionalen Feuilletons zu glänzen, erteilte Meyer Händlers Kritik eine Absage.

    Der Autor hatte wiederholt angeprangert, dass das Theater Regensburg,
    das immerhin rund ein Drittel des städtischen Kulturetats verschlingt,
    überregional so gut wie nicht wahrgenommen werde."

     


    So wird das nie was - es hat auch keinen Sinn, zu hoffen, dass es besser wird.
    Die Aussichten sind schlecht - sehr schlecht.

    Man schaue sich nur die politische Situation in Regensburg an - glaubt da jemand, es würde sich
    bis zum Wahltag 2014 eine/r um das Theater kümmern.

     


    '
    Was ist die Ehre? Füllt sie etwa den Magen?'


    Braunschweig verlegt die Szenerie in einen Biergarten, vier Klapptische mit Klappstühlen - leichter Umbau gewährleistet - im Hintergrund aufrecht Toblerone-Verpackungen, die auf der Drehbühne stehend in sich gedreht werden können und auf den sie umfassenden Bespannungen Baumsegmente dargestellt sind, die, wenn zur Fläche zusammengeschoben, einen ganzen Hain erkennbar machen.

    Diese Toblerone-Segmente werden weiter noch vielfach verwendet, so dass mit einfachen Mitteln bemerkenswerte optische Effekte erzielt werden können - so spielt das Bühnenbild mit und steht nicht nur herum und muss evntuell mühsam umgebt werden.


    Falstaff mit seiner Horde an Biertischen - es wird auf diesen gelümmelt - Falstaff haut mit der Faust auf den Tisch, dies nimmt der Dirigent zum Anlass, mit der Erfüllung seiner Aufgabe zu beginnen, Musik nach Noten zu machen, das Orchester folgt unverzüglich seinem Kommando.

    Die Truppe benimmt sich rüpelhaft, was Wunder, scheint doch Falstaff ein versprengter Höllen-Engel zu sein - sein 'Motorradl' hat er nicht dabei, es würde zu seinem Outfit mit zopfbewährter Frisur passen.

    Der Wirt erscheint mit einem Wischhader, knallt die Rechnung auf den Tisch, Dr. Cajus entflieht Drohungen, stürzt und kehrt zu Falstaff an dessen Tisch zur Ausstoßung weiterer Vorhaltungen zurück, entschwindet, nachdem er sich in seiner Trotteligkeit neben einen Stuhl gesetzt hat und dabei stürzte, nach hinten.

    Die Rechnung wird geprüft 'das ist mein Reich hier' - die Damen Alice und Meg werden Post von ihm erhalten, aber Kuppler will die Begleitung nicht sein, es steht die Ehre im Weg.
    Die Briefe werden einem Mitläufer ausgehändigt, große Solo-Szene 'ich brauch keine Ehre' -
    - Falstaff wirft Stühle um,
    - Bedienstete stürmen herein, räumen die Requisiten weg,
    - die Bühne dreht sich.
    - Die auf ihrer dreieckigen Grundfläche aufrecht stehenden Toblerone-Segmente rotieren, zeigen jetzt das Innere mit den Beleuchtungskörpern, werden verschoben - man entfernt sich.
    Zurück bleibt links vorne ein Gartentisch.

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    'Ein Paar zu dritt'

    Zwischen den sich drehenden senkrecht auf ihrem Dreieck stehenden Toblerone-Bühnensegmenten, nahen die wahrlich entzückenden Damen: Alice mit Tochter Nanetta gleich vorne an dem verbliebenen Biertisch, von rechts die Meg und - man fragt sich, ist die Weigel auferstanden - Mrs. Quickly. Diese eilt zu Nannetta, die sich gerade aufmachte, sich mutzig auf den Tisch zu lümmeln, um sie zu umhalsen.
    Man gruppiert sich zwanglos um den Gartentisch, um den Ablauf der nächsten Szene auszuhecken.
    Mrs. Quickly fängt an, sich einen Glimmstengel ins Gesicht zu rammen, raucht doch tatsächlich,  die eingegangene Post wird untereinander ausgetauscht und entsetzt festgestellt, dass Alice und Meg wortgleiche Briefe bekommen haben. Da trumpft die Viererbande auf, sie werden es ihnen schon heimzahlen, dem Falstaff und dem eifersüchtigen Ford.
    Die Damen eilen nach vorne auf den feststehenden Teil der Bühne, hinter ihnen dreht die Scheibe. Zwischen die Toblerone-Segmente wurde ein Podest über mehrere Etagen geschoben - der Zuschauer fragt sich: doch bitte nicht wieder so ein Gerüst wie im Giovanni - auf dem die Herren-Solisten Aufstellung genommen haben. Die Damen enteilen hurtig zwischen den Toblerone-Segmenten.
    Während die Herren über die Taktik diskutieren, kehren die Damen vorsichtig um sich schauend zurück, da fährt aus dem Bühnenhimmel ein Transparent herunter, was einen Hirschkopf und Zielringe zeigt, wie bei einem Schützenfest.

    Fenton und Nannetta kommen rechts zum Plausch zusammen, während Alice und Meg links die Situation besprechen, um sich dann alle vorne in das noch eben von Männern beherrschte Gerüst setzen.
    Alles besprochen - von Speck ein Gebirge - wir tauchen ihn ins Wasser - die Damen gehen ab, Nannetta bleibt mit Fenton für den kurzen Plausch, dann - sie kommen, addio! -
     


    'Von halb zwei bis um drei'

    Die Bühne dreht für den zweiten Akt, die Toblerone-Segmente werden von Hilfskräften rotiert, der Wald wird wieder sichtbar, wieder der Biergarten, Falstaff unter einem nun geöffneten Sonnenschirm - Bardolf, Pistol sehr zögerlich dem großen Meister zu begegnen - Heim kehrt der Mensch zum Laster - gleich werden sie weggeschickt, denn
    da erscheint sie, mit großmächtiger Stimme, jede Lage, auch später, wenn es aus der ganz tiefen Tiefe hinauf geht, alles in edles samtiges Timbre gehüllt, mit ihrem - Reverenza - und wie sie die Verbeugung austanzt, sie, die schon auswärts als Erda absolut überzeugte. Und dann circt die Quickly so vehement, dass Falstaff nur ausrufen kann - povera donna.  Wenn sie abgeht, sieht man, sie machte sich 'n Schlitz ins Kleid und find' sich wunderbar.

    Falstaff hüpft umeinander Alice mia! - Geh' alter John - er meint, er hätte es wieder mal ereicht.
    Auftritt Bardolf, Pistol - später Ford - für diesen entkorkt er eine Fasche Begrüßungs-Trunk, riecht am Korken, es scheint ein guter Tropfen zu sein.
    Ford nimmt Platz - Bardolf und Pistol werden weggeschickt und sie verschwinden, denn Ford wedelt plötzlich mit einem Bündel Scheine, was die beiden ja nicht unbedingt sehen müssen.
    Man diskutiert die Lage der Nation, Ford liebt Alice, was ja auch stimmt und er ist rasend eifersüchtig. Die Lieb' die Lieb - sie lässt uns nicht in Ruh' -
    Der feiste Falstaff im bedruckten T-Shirt wird auf sie angesetzt - von halb' zwei bis um drei - hat er Zugang - man wird sich handelseinig - erwartet mich hier, will in Staat mich werfen - aber nur ja die Flasche mitnehmen, Ford könnte sie ja während seiner Abwesenheit austrinken - Körperbewegungen exakt auf die Musik gesetzt.

    So träum ich -
    große Szene Ford,
    Heilige Ehe, du Hölle!!
    Frauen, ihr Teufel!!
    ein Jago ist's - fulminant, von oben bis unten durchgängig - er überzeugt.

    Herein schlendert
    aufgehübscht, Falstaff - tändelt auf die Musik, will sich von seiner besten Seite zeigen und komplimentiert sich gemeinsam mit Ford gegenseitig nach ihnen, hinaus.

    Umbau auf offener Szene - Sonnenschirm zusammenfalten, Toblerone-Module drehen - einer der Gartentische - ein Paravent wird herein getragen, rechts am Portal positioniert, sonst nichts, außer den Damen der Handlung und der Phantasie des Publikums.
    Erzählung der Quickly, sie an den Tisch gelehnt - was hat diese Frau für eine Ausstrahlung und dazu diese Stimme - lass die einer mal die Carmen singen! 

    Nannetta wird getröstet, sie will den Dr. Cajus nicht.

    Dann großes Gewusel - die Technik bringt den Waschkorb, einen Blechkasten mit Wäsche und zieht Wäscheleinen über die Bühne - die Quickly bringt einen Gartenstuhl, Nannetta die Laute für Alice
    - und da den Paravent hier - riesige Wäschestücke werden von den herbeigeeilten Mannen über die gespannten Leinen geworfen.
    Probesitzen der Damen auf den Gartenstühlen hinter dem Paravent, die Verschwörung wird schunkelnd erörtert.
    Jetzt gilt's!

    Falstaff in Rocker-Lederjacke mit Rosen-Busch unter dem Arm - nun lass dich pflücken - die Jacke aus, Alice lehnt sich lockend an den Tisch,
    - als Page - schlüpfte durch ein Ringlein - entzückend, entzückend, entzückend!
    Er entwindet ihr schon mal den Gürtel
    -
    da hinter den Wäschestücken, die Quickly mit der Botschaft
    - da ist Frau Meg, die will euch sprechen
    -
    Falstaff schnell hinter den Wandschirm,
    - Meg schlägt auf die zurückgebliebene Falstaff'sche Lederjacke ein,

    -
    die Damen jubeln über die gelungene Aktion und stellen die Szene um,
    - Falstaff bewegt selber den Paravent
    - die Quickly wirft den Rosenstrauch hinter den Wandschirm
    - Auftritt Ford mit Gesellen
    - er durchsucht den Wäschekorb,
    - die Damen voller Unschuld um den Tisch sich gesellend
    - die Herren ab
    - da schnell den Falstaff in den Wäschekorb.
    Auf dem Weg dorthin fällt er noch die Meg an - dann aber unter die Wäsche.

    Weiter aus dem Stenogramm:
    - Fenton und Nannetta hinter den Wandschirm -
    - Ford und Dr. Cajus umkreisen ihn -
    - Auftritt Männerchor -
    - Meg und die Quicly am Wäschekorb, legen Wäsche zusammen, halten Falstaff ruhig -
    - das Wandschirmversteck wird geöffnet -
    - Ford reißt seine Tochter an sich -
    - sie reißt sich los und rennt durch die Mitte ab -
    - Gerangel Ford mit Fenton -
    - der auch nach hinten weg -
    -
    Herren nach hinten ab -
    - einer re-arrangiert die Wäsche wieder auf den Leinen -
    - Herren von links aus der Gasse, kümmern si
    ch um den Wäschekorb.

    Dieses sich kümmern führt auf Anweisung des Regisseurs zu einer Aktion, mit der er sich ein Bein stellt und damit der Produktion schadet.
    Der Korb mitsamt dem Abschied winkenden Falstaff wird nach oben in den Schnürboden gezogen - aber es kommt noch schlimmer:
    Auftritt Mannen von hinten durch die Mitte, alles starrt nach oben -
    da saust auf einer Wäscheleine der Korb mit einer schäbigen Falstaff-Puppe von links oben am Portal über die Wäschestücke nach
    hinten unten in die Bühnentiefe.
    Soll das witzig sein?
    Scherze im ehemaligen Zonen
    randgebiet!




     

    'Hör ich nicht zarte Schritte?'

    Dritter Akt.
    Biergarten - vier Tische,
    Toblerone-Bühnenbildsegmente mit Waldszene -
    Falstaff bebend nach der Musik, eingehüllt in eine dünne Tischdecke.

    Wer das Stück nicht kennt, fragt sich, warum friert der Mann. Dass er in die Themse geworfen wurde, wird nicht klar, denn der Korb an der Seilbahn macht ja nichts deutlich, sondern verwirrt mit einem nicht gekonnten Gag.

    Cameriere - Falstaff fordert Glühwein -
    und hätt' mich nicht getragen mein Bauch wie eine Blase , wär' ich ersoffen!

    Die Quickly tritt durch den Toblerone-Wald und voll ist die Bühne, überzeugt auch, wenn sie sich nicht einmal bewegt. Ihr
    natürliches Spiel als Reaktion auf des Falstaff's Aktionen
    - sie lockt mit einem Brief,
    - Falstaff flieht vor dem Wisch,
    - er hat Erfahrungen mit Geschriebenem, doch er greift nach ihm, kann ihn
      garnicht   schnell genug öffnen,
    - hinten treten die Damen aus dem Toblerone-Wald,
     Kaum dass die Glocke Mitternacht geschlagen
    - Falstaff wanzt sich an die Quckily ran - ein Klaps auf den Po, sie juchzt im
      Abgehen.

    - Verschwörung
    - Du wirst erscheinen als Königin der Feen -
    - Wir rücken ihm zu Leibe

    Die Damen mit einem fröhliche 'Addio' durch den 'Wald' nach hinten ab.

    Ford und Dr. Cajus um den Gartentisch hockend, besprechen die weitere Vorgehensweise.
    Niemand als du heiratest meine Tochter
    Quickly, die Lauscherin den beiden nach.

    Verwandlung

    Die Bühne rotiert, die Toblerone-Segmente werden von rührigen Technikern gedreht -
    die Pause wurde zum Aufbau einer dörflichen Jahrmarktsbühne genutzt.
    Ein alter Baum - die Eiche - eine Schnur zum Aufhängen des Vorhanges - so spielte man früher Theater - Caroline Neuber lässt grüßen oder soll das Shakespeare sein als Hinweis auf Windsor?

    Fenton entflieht ein Lied in weite Runde - ein Tenor von hohen Graden, kein Gedrücke, kein Genäsel - kein Runterdrücken der Zungenwurzel, die keusche Jünglingsstimme wie man sie sich wünscht - das muss ein Evangelist sein.

    Die Herrschaften zeigen sich in ihren Kostümierungen -
    Falstaff der Höllen-Engel erscheint mit Motorradhelm, drauf ein Spießergeweih.

    Die Geister, die Feen in großer Helligkeit - keine Spur von Mitternacht.
    Ähnelt auf fatale Weise dem Lohengrin in BT, damals noch Wagenführer in der Titelrolle, die Watson als Ortrud:
    'Hoch im Mittag steht schon die Sonne' - schwarz-finster war es auf der Bühne.

    Nannetta mit ihrem gut geführten, leicht ansprechendem Sopran (bitte nicht forcieren, ist nicht nötig) dann wunderschöne, anrührende Diminuendi -
    Auf sanften Zephyrs Welle
    Damenchor - von der Podest-Bühne
    liegend -

    Falstaff ist entdeckt -
    - wird hervorgezerrt
    - Flakscheinwerfer, die Szene zusätzlich erhellend
    - Damen von der Podest-Bühne ab -
    - Luken öffnen sich im Boden -
    - Hervorquetschen eines blau-kopferten Herrenchores aus den Löchern -



    'Kitzelt ihn, stichelt ihn'

    Prügelszene
    - Falstaff versucht, zur Seite zu entrollen -
    - Quickly rettet mit einem Cavaliere
    - Falstaff erwidert mit Reverenza

    Nur ich, nur ich, nur ich weck ihre Geister!


    Ford traut ein Paar -
    - auch er der Gefoppte, gab er doch Bardolf und Dr. Cajus zusammen - warum nicht

    - zweites Paar, das Nannettchen mit ihrem Fenton -
    - Ford traut auch sie - notgedrungen - nein, in anderen Inszenierungen trüge sie vielleicht schon einen 8-Monatsbauch durch den Abend.

    Die Fuge am Grabenrand - wie üblich, dass kein Durcheinander entstehe.

    Der Chor deckt das Podest ab, da entkriecht ihm der Bühnenmeister, setzt sich auf des Podestes Rand und wartet darauf, dass sich Regisseur Engel wieder als Strippenzieher entpuppt, der verantwortungsvolle Bühnenmeister hängt Falstaff, der nach seinem
    Alles Gefoppte
    nach hinten an das Podest gegangen ist, an die vom Schnürboden heruntergelassenen Züge und der entschwebt so in den Bühnenhimmel.

    Warum ?
    Niemand kann es sagen!

     


    'Alles ist Spaß auf Erden'


    Facit:
    BSG immer im Schatten der Landeshauptstadt.
    Eines aber steht fest, den schlüssigeren 'Falstaff' hat - bis auf die Sache mit den Seilzügen - Braunschweig, die Stadt beidseits der Oker.
    Mehr als die 15 Besucher im dritten Rang hätte die dritte Vorstellung der Produktion schon verdient gehabt.

    Leider ist das Programmheft wieder mehr als kläglich. Was nützen dem Besucher der Vorstellung die Szenenfotos oder der Schriftverkehr Verdis.
    Aussagen des begleitenden Dramaturgen wären angebrachter.

    Trotzdem, mit einem solchen Ensemble - einschließlich Orchester - ist leicht ansprechendes Musiktheater zu machen, kommt aber ein Herr Erath und wehrt ihm der Operndirektor nicht, dann ist alles 'ganz vertan' - siehe unten:


    http://heerrufer.de/Bemerkungen_zu_'Don_Giovanni'_im_'Staatstheater_Braunschweig'.htm

     

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    Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

     

     

    Ich verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
    Geglücktes oder Misslungenes.

    Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

    Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

     

     

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