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        Theater Regensburg

      
     Bemerkungen eines Vollzahlers zur szenischen Umsetzung von
       

       'Falstaff'
         Giuseppe Verdi

            Repertoirevorstellung 01. Juni 2012

          'Bedauernswerte Dilettanten'


       Announcement Theater Regensburg

       Falstaff

    Commedia lirica in drei Akten
    Dichtung von Arrigo Boito
    Musik von Giuseppe Verdi (1813-1901)
    In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
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    Musikalische Leitung: Tetsuro Ban
    Inszenierung: Ernö Weil
    Bühne und Kostüme: Karin Fritz

     

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    Eine Komödie krönt das Lebenswerk des Komponisten, dessen Name für die dramatischsten Tragödien der Opernwelt steht. Nach seinem fulminanten Alterswerk „Otello“, griff Verdi wieder auf eine Vorlage Shakespeares zurück. Schon seit 1849 trieb ihn die Idee einer Oper mit Sir John Falstaff als zentraler Figur um. Shakespeare hatte seinerzeit seine populäre Falstaff-Figur aus „Heinrich IV.“ in den „Lustigen Weibern von Windsor“ wieder aufleben lassen.
    Der alternde Lebemann Ritter John Falstaff ist knapp bei Kasse.
    Hilfe erhofft er von zwei reich verheirateten Frauen, weswegen er ihnen – gleichlautende – Liebesbriefe schreibt. Als die beiden ihm auf die Schliche kommen, schwören sie Rache. Ein Intrigenspiel beginnt, das am Ende kaum einen Beteiligten ungeschoren davon kommen lässt: vermeintlich geprellte Ehemänner, besorgte Väter und falsche Bräute im Verein mit Verkleidungen, Wandschirmen, Wäschekörben und Wassergräben schaffen allerlei Komödiensituationen, bis schließlich unter der Eiche im Park von Windsor der gehörnte Falstaff zur Einsicht kommt, dass auf Erden nichts zu ernst zu nehmen sei.
    Erst die kongeniale und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Arrigo Boito am „Otello“ ebnete der Komödienidee den Weg. Schon dort hatte sich der Dichter als großer Shakespearekenner bewiesen. Als Boito 1890 Verdi das fertige Libretto überreichte, war der Maestro so begeistert, dass er unverzüglich mit der Komposition begann. Mit großer Energie leitete er selbst die musikalische Einstudierung 1893 in der Mailänder Scala. Die lebenskluge Heiterkeit, die den Text des „Falstaff“ durchzieht, hat ihr musikalisches Pendant in einer Klarheit der Form und Charakterisierungskunst. Musikalisch bildet die Schlussfuge „Tutto il mondo è burla“ möglicherweise den Gipfelpunkt im gesamten Schaffen Verdis.
     

    Besetzung      
    Sir John Falstaff Johannes Schwärsky    
    Ford, Alicens Mann Seymur Karimov /
    Adam Kruzel
       
    Fenton Cameron Becker    
    Dr. Cajus Enrico Lee /
    Fritz Steinbacher
       
    Bardolph Michael Berner    
    Pistol Bart Driessen /
    Steffen Rössler
       
    Mrs. Alice Ford Anna Herczenik    
    Nannetta Elvira Hasanagic /
    Theodora Varga
       
    Mrs. Quickly Zuzana Sveda /
    Mihaela Ungureanu
       
    Mrs. Meg Page Kathrin Göring /
    Franziska Rabl
       
           
    Opernchor und Extrachor des Theaters Regensburg      
    Statisterie

     


    'Ich liebe Sir John Falstaff'

    Jeder, der die Produktion am Oberpf. Metropol-Theater Regensburg sehen möchte, sollte vorher das Gespräch von Geli Schüdel mit dem jetzt noch Intendanten des Theaters gehört haben.
    Gleich zu Anfang wird dort ausgeführt, Falstaff habe sich zur Unterstützung seines Auftrittes einen Personenkraftwagen (die Marke darf hier aus Gründen eines evtl. Verstoßes gegen das product placements nicht genannt werden) auf die Bühne stellen lassen. Das Fahrzeug habe eine rote Zulassungsnummer, um zu verdeutlichen, es sei nur vorläufig hier und gehöre nicht dem Träger der Titelrolle, der hat ja nach einem genialen Einfall mit neuem Text nur 'un Mark, un Mark un Pfennig' in der Tasche.

    Tatsächlich steht dann ein weißes KFZ mit Doppelscheinwerfern, vier Türen auf grünem Untergrund im so genannten Club House wie es die Schrift im Hintergrund dem Zuschauer und natürlich auch der Zuschauerin zu suggerieren sucht. Es wird heftig von Bardolph und Pistol bespielt, Kratzer im Lack dürften die Folge sein und den Spender der PKW-Zurverfügungstellung weniger erfreuen.
    Die Theaterleitung gibt im Programmheft an, wem sie diese großzügige Geste zu verdanken hat, nicht jedoch steht der Name auf dem Fahrzeug für alle diejenigen, die kein Programmheft kauften.
    In diesem Zusammenhang darf auf die Produktion vom 'Besuch der alten Dame' hingewiesen werden, als ein Geländefahrzeug im schweizerischen Güllen auftauchte, beklebt mit einem Hinweis, dieses Gefährt habe ein Autohaus vom Sarchinger Weiher bei Regensburg großzügig bereit gestellt.

    Dieses weiße Vehikel dann nach der ersten Szene wieder von der Bühne zu bekommen, bedeutet, die Zeit zwischen den beiden Szenen bei geschlossenem Vorhang wird lang und länger - gefühlte fünf Minuten sitzt das Publikum da im leicht illuminierten Zuschauerraum und schaut auf den Deko-Vorhang.

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    'Schwatzen und Schmachten'

    Und wenn der sich dann wieder hebt, zeigt sich auf der Bühne wieder der Rasen aus dem ersten Bild. Hier nun als angedeutetes Golfareal mit geländemäßigem up-and-down einer solchen Anlage.
    Alice, Meg, Quickly und Nannetta erscheinen mit Golf-Caddies und Schuhen mit hohen Absätzen - was den Betreiber eines Golfplatzes besonders erfreut. Man schlägt herumliegende Golfbälle planlos in der Gegend herum und gruppiert sich für die Briefszene an der Rampe.
    Das Quartett hat es in sich - trotz des möglichen direkten Blicks auf den Dirigenten ist ein gewisses Klappern nicht zu überhören.

    Die den Damen nach erfolgreichem Abgang an die Rampe folgenden Herren Ford, Pistol, Bardolph, Dr. Cajus und Fenton leger adjustiert - die jedenfalls dem sportlichen Event eher angepasst - auch hier ist Achtung gegenüber dem am Pult geboten.


    Nannetta und Fenton auf frischen Grün - gestört vom plötzlichen Auftritt der rachelüsternen Damen - stieben auseinander - treffen wieder zusammen, werden nun von den Herren Ford. Bardolph, Pistol und Dr. Cajus gestört. Für das Ensemble werden von Bediensteten Getränke gereicht, deren offensichtlicher alkoholischer Gehalt dann verwirrt, denn nur wenige der Herrschaften auf der Bühne folgen dem Winken des Dirigenten.
    Fenton wirft vor Freude über die von ihm getroffenen Töne Golfbälle in die Luft und geht wie dann auch die übrigen Kollegen mit Männerstimmen nach rechts ab.
    Die Damen verweilen noch einen Moment, um den Akt mit kräftigem 'Addio' zu beenden.

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    'Geh, alter John'

    Zweiter Akt, erste Szene
    Vestibül auf der Vorderbühne, genannt LOUNGE, eines wohl anzunehmenden größeren dahinter liegenden Raumes - zwei Sessel, jeweils daneben ein Katzentischchen zum Ablegen von Handtäschchen oder Abstellen von Gläsern.

    Bardolph und Pistol genießen den Auftritt der Quickly - der Kneipenbedienstete, eben noch Getränk dem Falstaff nachgießend, ist mitsamt einem Eleven vorher abgegangen.
    Bardolph und Pistol verschwinden auf des Falstaffs Geheiß und die Quickly - unvergessen 'die Schlemm* in der Rolle in Frankfurt als Bertini Intendant war, die Oper abbrannte und sie als Botschafterin d'amour im Frankfurter Schauspiel agierte - kann nun in Ruhe die Angel mit dem Köder 'von halb zwei bis um drei' auslegen, an den Falstaff auch, wie vorgegeben, geht, und auf das 'Va, vecchio John' er ein Tänzchen
    probiert.
    Mr. Ford erscheint auf Bardolph's Ankündigung - übergibt den - von Weitem gesehen - eleganten Mantel (die Machart der Knopflöcher ist nicht erkennbar) - einem Diener. Pistol und Bardolph feixen wegen des nun von Ford betriebenen Spektakels, auf das ihr Herr Falstaff reinfällt. Er jagt sie förmlich von hinnen.

    Die große Szene des Ford scheint Herrn Karimov - 'unser Star aus Baku' - stimmlich und von der Darstellung her besonders gut zu liegen.
    Nach Silvano, Masetto, Malatesta, Figaro, Barbier, dem szenisch unsäglichen Onegin, dem wenig ergiebigen Zschuppan, dem gelungenen Heerrrufer - nun hier etwas Vorzeigbares.
    Wie wird der Amonasro?
    Leider folgt Herr von Enzberg (Jens Neundorff von Enzberg soll angeblich nicht der eigene, sondern ein Künstlername sein - also von uns aus in Zukunft, 'der so genannte Herr von Enzberg') dem Schema, 'Her mit dem Counter' und lässt den Orpheus von einem solchen singen.
    Hier könnte Karimov sich in Schöngesang beweisen.

    Na, ja - Regensburg muss ja, laut ehemaligem Kulturreferenten Meyer und unwidersprochen vom Noch-OB Johannes Schaidinger, in den überregionalen Feuilletons nicht glänzen.
    Man fragt sich, warum wird das Oberpfälzer Metropol-Theater (Regensburgs OB am 17.3.2005, 'Wir wollen mehr sein, als die Metropole der Oberpfalz')  mit eigenem 3-Sparten-Ensemble dann nicht aufgelöst, ein Gastierbetrieb eingerichtet und das übrig bleibende Geld dem Fußballverein 'Jahn Regensburg' gegeben, der gute Spieler einkaufen und der Zweiten Liga auf Dauer gerecht werden könnte.
    Wo ist die SPD?
    Frau Sozialdemokratin Neuner, die schon Ernö Weil zu verantworten hat, entschied sich für den 'so genannten Herrn von Enzberg'.
    Geht das Gemurkse, was der
    als Operndirektor in Braunschweig aufführte, in der Metropole der Oberpfalz so weiter, dann 'Gute Nacht - Theater Regensburg!'

    Bemerkungen_zu_'Don_Giovanni'_im_'Staatstheater_Braunschweig'.htm

    Bemerkungen_zu_'Tristan_und_Isolde'_im_'Staatstheater_Braunschweig'.htm
     

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    'Entzückend, entzückend, entzückend!'

    Zweiter Akt, zweite Szene

    Aufruhr im Hause Ford - elegantes Interieur, teures Bühnenbild, teuere Kostüme - wir haben es ja, alles muss raus, soll der nächste Theaterleiter sehen, wie er klar kommt.
    Vor allem mit den Massen an Überstunden, die in der jetzigen Spielzeit anfallen.

    Ein Umzugscontainer wird hereingetragen - kein 'Korb' wie die Göhring'sche Übertitelung weis machen möchte, auf die Alice in rotem Gewand mit einer Laute in aufreizender Pose Platz nimmt.
    Meg und Quickly stellen einen 'kleinen Wandschirm' auf, verbergen sich dahinter - schüchterner Auftritt Falstaff's, der kaum handgreiflich geworden, schon hinter dem Paravent, dann im Umzugscontainer, verschwinden muss, da Ford und eine Jagdgesellschaft mit großen Échauffement und mit Schusswaffen ausgestattet, die Bühne von links bevölkert.
    Die Suche nach Falstaff beginnt,
    'hier ist er nicht, da ist er nicht - wo verbirgt sich der schändliche Wicht?'

    Die Rettung bietet der als Waschkorb bezeichnete Container, Falstaff birgt sich in ungewaschener Wäsche und wird - um die Lage zu klären - aus dem angeblichen Korb in den (laut Übertitel) den 'Kanal' geworfen.

    Gott, was kann man schon erwarten?!?
    Übertitel stimmt nicht mit Szene überein, war doch Dank Frau Sozialdemokratin Neuner alles schon da.
    Beim Regensburger 'Maskenball' stimmte ja auch nichts.
    Und dafür wird für 'teures Geld' eine Operndramaturgin beschäftigt, die auch noch vom 'so genannten Herrn von Enzberg' übernommen wurde.

    Matinée_zum_'Maskenball'.htm

    Betrachtungen_zu_'Ein_Maskenball'.htm

    Kritik_'Ein_Maskenball'_-_Wiederaufnahme_11.11.2006.htm

     

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    'Der Triller dröhnt durchs Weltall!!!'

    Vorspiel zum dritten Akt, erste Szene bei geschlossenem Vorhang

    Falstaff als jammervolle Gestalt, in eine Decke gehüllt, vor einem Clo-Häuschen für 'Ladies & Gents'.

    Ist das nicht ein entzückender Einfall - doch gemach, es kommt noch besser.
    Nicht ein Wirt erscheint und bringt dem Durchnässten Labung - n e i n - ein Clofräulein, mit 'Wischhoader' und Eimer bewaffnet, tröstet mit einem Getränk aus einer Thermosflasche.


    Es ist reizend, nicht?

    Die Einladung in den Wald von Windsor, von Quickly überbracht,  zur Geisterstunde - man macht sich zu schaffen hinter Säulen, verschwindet am Clo, glaubt, nicht gesehen zu werden, beschwört Falstaff, zu kommen.

    Präpariert die Maskerade - rein ins Clo, raus aus dem Clo - tolle Personenführung!

    Am Schluss bleibt die Tür zum Männerclo offen, ein heller Lichtschein fällt lockend auf die sonst abgedunkelte Bühne.
    Na! Na! - was soll denn das bedeuten?

     

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    'Alles ist Spaß auf Erden'

    'Ein Wald' frei stehender Säulen - der bläulich beleuchtete Spukraum wird erfüllt von  einem schön und un-genäselt und un-gequetscht und un-geknödelt gesungenen 'Dem Mund entflieht ein Lied'.
    Mit dem eingesprungenen Alfred
    Kommentar_zum_Tage_30-11-2011.htm
    war dieser Fenton an die Grenze des für ihn Möglichen geraten - hoffentlich kommt nicht einer auf die Idee und gibt ihm den 'Radi' in der 'Aida'.
    Möglich ist in der 'Metropole der Oberpfalz' vieles - da nahmen schon ganz andere Tenöre Schaden.

    Pompöse Verkleidungen - riesige Masken - Mummenschanz auf Feinste.
    Kann ja nicht genug kosten.

    Falstaff irrt umeinander - Nannettas und der Frauenstimmen
    Sang aus den Hintergrunde, Auftritt Elfen - Kinder mit eingeschalteten Grubenlampen am Kopf 'irrlichtern' effektvoll umher - Kinder sind da, fehlten noch Tiere auf der Bühne und die Produktion ist von Erfolg gekrönt.

    Das turbulente 'pickt ihn und zwickt ihn' - der gepiesackte Falstaff, die vermeintliche Vermählung von Dr. Cajus mit Bardolph, das dann endlich glückliche Paar Nannetta - Fenton.

    Zur 'Fuge' legen die Damen und Herren die Überwürfe aus der Maskerade ab und stehen als Bürger an der Rampe
    - lauter Gefoppte.

    Fazit:
    Bühne und Kostüme von Karin Fritz - bei jeder Produktion 'die halbe Miete'.

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    Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

    Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer
    von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

    Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes
    und Satire.

    Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
    in Anspruch.

    Dieter Hansing
    im Bund der Steuerzahler Bayern

     

     

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