 
Wie oben dargestellt,
wurde Sebastian Knorr vom Projektbüro 2010 präsentiert. Und wer in
Regensburg etwas auf sich hält, ist donnerstags im kultuRklub - wie
jetzt bei Sebastian Knorr, um zu sehen und zu hören, wie ein
Hiesiger sich in der Welt der Architektur etabliert hat. Für
Singapur, Taiwan, aber auch Duisburg oder Dresden plant und baut er.
Mutig seine Entwürfe, eher in Amerika oder Asien realisierbar - denn
im vorsichtigen, fast ängstlichen Europa. Und doch entstand auch in
Deutschland mal eine Kongresshalle oder die Philharmonie als ein
damals futuristisches Objekt. Heute aus Berlin nicht mehr
wegzudenken. Oder das Olympiastadion, die Banktürme oder das
BMW-Gebäude in München.
Interessant wie Sebastian Knorr auch mit Materialien 'spielt', sie
klimabezogen einsetzt oder Baukörper den örtlichen Gegebenheiten
nachempfindet, dann in abgewandelter Form 'nachbaut'.
Ein interessanter, aufschlussreicher Abend.
Was wird nur mit dem kultuRklub 2010, sollte Regensburg mit seiner
Bewerbung um den Titel Kulturhauptstadt 2010 scheitern? Der Vertrag
mit Lindinger und Schmid läuft nur bis zum 11.3. - dann müsse neu
verhandelt werden, meldete der Bund Regensburg als eine der zwei
Kommunen nach Brüssel?
War einmal von vier Städten die Rede, über die BRU den Stab brechen
müsse, soll jetzt die Vor-Entscheidung in Deutschland getroffen
werden und es solle nicht den europäischen Behörden angelastet sein,
wer nun Kulturhauptstadt Europas sein soll.
Der Jury, die Regensburg als letzte Stadt begutachtete, musste
reiner Wein eingeschenkt werden. Sie musste erläutert bekommen, dass
Regensburg in Bezug auf Kultur Defizite hat, die auch nicht in fünf
Jahren auszugleichen sind. Vergleiche mit den Mitbewerberinnen
Ruhrgebiet oder Bremen sind hier schon völlig unangebracht. Welche
Fläche von Duisburg bis Dortmund, wie viele Konzertsäle, Theater,
Museen in diesem großen Gebiet.
Oder der Stadtstaat Bremen. Was für eine Theatertradition in dieser
Hansestadt mit dem Appendix Bremerhaven. Hier war Kurt Hübner
Theaterintendant. Er holte Peter Zadek, Wilfried Minks, Peter Stein,
Hans Neuenfels, Johannes Schaaf, Götz Friedrich nach Bremen und
baute im Schauspiel ein Ensemble auf mit Edith Clever, Hannelore
Hoger, Jutta Lampe, Rosel Zech, Traugott Buhre, Bruno Ganz, Peter
Hallwachs, Michael König.
Regensburg schlief am Rande der 'Zone' und im tschechischen
Grenzgebieter vor sich hin. Für die meisten westlichen
Bundesrepublikaner war Deutschland nach Osten an der Autobahn
Nürnberg - München zu Ende. Wer wusste in Köln oder Frankfurt etwas
von Cham, Amberg oder auch von Regensburg.
Erst 15 Jahre ist es her, dass die Grenzen aufgingen, es keine
Transitstrecke mehr gibt und man ungehindert von Nürnberg nach
Berlin oder über die neue Autobahn von Regensburg nach Chemnitz oder
Dresden fahren kann.
Nur ist in den letzten 10 Jahren der Regentschaft Schaidinger im
kulturellen Bereich kaum etwas geschehen, so dass, als sich die
Stadt die Bewerbung Kulturhauptstadt Europas 2010 überstülpte, kaum
Inhalte in kultureller Hinsicht vorhanden waren.
Das Stadttheater seit 1988 unter der Leitung einer Intendantin von
Everdings Gnaden. Sie hatte allerdings noch ein Gespür für das
Musiktheater, kam sie selber aus dem Service-Bereich der Münchener
Staatsoper, bei einem Vater, der dort Leiter des Künstlerischen
Betriebsbüros war.
Seit 2002 ist ein Theaterdirektor zu Gange, der von Coburg über die
Provinz Pforzheim nach Regensburg kam und auch von dort noch
Ensemblemitglieder mitbrachte. So blieb es beim Niveau dieser
Baden-Württembergischen Kleinstadt. Keine herausragenden
einfallsreichen Abende - wobei die des Theaterdirektors eigenen
Inszenierungen noch die am wenigsten geglückten sind, siehe
Mahagonny, Fidelio, Don Carlos - und der geht ja nun, wohin? - nach
Pforzheim mit Bühnenbild und Inszenierung.
Von da kommt auch der Dirigent des 'Mefistofele'. Jari Hämäläinen
ist in Pforzheim Operndirektor - einen richtigen Intendanten leistet
sich die Stadt schon gar nicht mehr, nachdem sie mit dem letzten so
auf den Bauch gefallen ist und ihn nach wenigen Wochen abservierte.
Sicherlich ist der Etat des Theaters Regensburg zu niedrig
angesetzt, aber es liegt vornehmlich an der Leitung des Hauses und
an der Stimmung im Ensemble. Absagen durch Krankmeldungen sind immer
ein bedenkliches Zeichen und spiegeln die Lage des 'Unternehmens
Theater' wieder. Kommen dann noch Ausfälle wegen Stimmschäden hinzu,
muss Alarm geschlagen werden. Die Schwierigkeiten der beiden
Haustenöre - beide von Pforzheim nach Regensburg geholt - zeichneten
sich dort bereits ab. Aber man umgibt sich natürlich gern mit
willfährigen Leuten. Wie jetzt auch wieder mit dem Dirigenten für 'Mefistofele'
oder den vorher schon geholten 1. Kapellmeister - auch natürlich aus
Pforzheim. Fast ein Jahr hat es gedauert, dass sich Orchester,
Oberbürgermeister und Intendant auf einen neuen Generalmusikdirektor
einigten.
Interessant in dem Zusammenhang, dass noch im Bürgerbuch der
Bewerbung 2010 - Redaktionsschluss 30. November 2004, verteilt das
Buch seit 2.2.05 - der GMD mit Guido-Johannes Rumstadt angegeben
wird, obwohl der schon seit Juli 2004 nicht mehr im Amt war.
Hat das Büro 2010 hier geschlafen oder bewusst der Jury und der
Bevölkerung etwas vorgemacht?
Auf Befragen teilte das Büro 2010 mit, man habe sich beim Erstellen
des Ergänzungsbandes zur Bewerbung auf die Aussagen der jeweiligen
Institutionen verlassen. Und beim Querlesen merkt keiner, auch kein
Kulturreferent, dass hier etwas Entscheidendes falsch ist?
Nebenbei: Herr Unger bleibt Kulturreferent. Heute, am 24.2.05,
stimmten von 46 Stadträten 28 für ihn, 14 Stimmen waren ungültig.
Man mache sich seinen Reim darauf.
Eines muss dem Projektbüro 2010 zugestanden werden, sie versuchen,
Aufmerksamkeit zu erregen. Schlingensief, von Lindinger und Schmid
engagiert - plantscht, um Schaum zu schlagen, der das eigene
Unvermögen verdecken soll oder von Helikoptern werden Würstchen,
Brezen und Senf auf die Bevölkerung der Mit-Bewerberstädte
herabgelassen.
"Die Hauptsache ist der Effekt" - ob's auf das Bekehren der Jury in
Bezug auf Regensburg als Kulturhauptstadt Europas 2010 Einfluss
haben kann,
steht auf einem ganz anderen Blatt.
Viel gebracht hat allen, die da waren, der Abend mit Sebastian
Knorr. Und dass Lindinger und Schmid ihn einluden, dafür sei Ihnen
gedankt, aber sie verstehen eben "... die feine Kunst, aus nichts
etwas zu machen ...", was nicht auf den global player Sebastian Knorr
aus Regensburg bezogen ist.
Der kann, was er tut.
DH |