Regensburg - Theater
im Velodrom
Anlässlich der Einführung in das Werk
am 7. Mai 2006 stellte Frau Chefdramaturgin Bernau fest, das Theater
Regensburg habe sich einen Ruf mit Musical-Produktionen erarbeitet,
sowohl bei den Musicals, die man häufig auf den Spielplänen der
Stadttheater finde, z.B. 'Anatevka' oder 'Der Mann von La Mancha', 'Cabaret'
oder in besonderen Produktionen wie 'Me and my Girl' wie auch in
dieser Spielzeit 'Les Misérables'.
Der 'Jesus Christ' sei eine große Produktion, nehme eine
Sonderstellung im Spielplan ein und man sei seitens des Hauses
gespannt, auf die Reaktionen des Publikums.
Dass man solche Stücke aufführen könne, dass man sich dran wagen
könne, hänge von den Regieteams ab, die man verpflichten könne und
sie freue sich, dass sie als Regisseur wieder einmal Gerhard Platiel begrüßen
könne, der in den letzen Spielzeiten in jeder Spielzeit in
Regensburg zugegen gewesen sei.
Dieser kommentierte:
Es gebe schöne Theater in hässlichen Städten und in schönen Städten
....
-
in RBG müsse man das Stück im Velodrom machen, wo es nur ein nach vorne
gebe, aber nicht zur Seite und auch nicht nach oben.
Den
'Jesus Christ', habe er nach eigenem Bekunden schon 12 mal inszeniert. Konzeptänderungen
gebe es nicht, nur die Umstellung auf eine andere Bühne machte
Überlegungen nötig
und er arbeite wieder mit Walter Perdacher als
Bühnen und Kostümbildner zusammen.
Die Frau Chefdramaturgin führte weiter aus:
Die Möglichkeit, solche Produktionen zeigen zu können, hänge auch
damit zusammen, dass im Theater Regensburg Mitglieder eines Ensembles
vorhanden seien, die als große Aufgabe, Oper zu singen, Operette zu
singen, übernommen hätten und dies in einer Doppelbegabung kombinieren
könnten mit wunderbarem Musicalgesang, der sich doch sehr vom
Operngesang unterscheide.
Zum Ensemble hinzu engagiert worden sei der Darsteller des Judas:
Previn Moore für den Judas und Chris Murry für den Jesus:
Die Vita des Judas-Darstellers wurde von der Chefdramaturgin des
Theaters Regensburg dargestellt. Dieser habe in den USA studiert und
sei dann von Thomas Bayer - einem ehemaligen Ensemblemitglied in
Regensburg, der dann Intendant in Lüneburg war und der Mitte der
90er das Ohnsorg-Theater in hamburg in eine Krise führte - eben von
dem nach Lüneburg
als Darsteller auch im Musical geholt worden sei und dort schon den
Judas interpretiert habe.
Danach habe er am Theater des Westens, St.
Pauli-Theater, Bruck an der Laitha und Graz und St. Gallen Musical gemacht.
Herr Murray sei Dozent am Konservatorium in Wien, er unterrichte dort
Schauspiel-Gesang außerdem leite er Meisterklassen im
Musical-Bereich.
Man habe das Glück, durch Gerhard Platiel, auch Chris Murray in
Regensburg als Jesus zu haben. Er werde auch in Tecklenburg und in
Schwerin die Rolle spielen.
Auch habe er eine CD aufgenommen, die während der Vorstellungszeit
in RBG verkauft werde und die überall in Deutschland und in Amerika
und in Österreich angeboten werde.
'Jesus
Christ Superstar' im Theater-RBG werde nicht mit dem
philharmonischen Orchester gespielt, sondern man greife auf eine
Rock-Band, die Piu-Piu-Band zurück und außerdem werde unter Nutzung
der deutsche Sprache
aufgeführt, da man der Meinung sei, der Zugang zum Stück sei so
unmittelbarer.
Geradezu begeisternd
mit welchem Selbstverständnis und nicht der Spur eines
Selbstzweifels, die Chefdramaturgin
vermied, weiter darauf einzugehen, in welcher
Hinsicht Regensburg sich einen Ruf in Bezug auf Musicals
erarbeitet habe - also, wie das mit dem Ruf zu verstehen
sei.
Dass die Stücke stattfinden, kann ja nicht den Ruf eines
Erfolges hervorzaubern.
Dass mit 'erfahrenen' Regisseuren gearbeitet wird, die
dem Herrn Theaterdirektor Ernö Weil seit Jahrzehnten
bekannt sind und die sicher sein können, dass die
Besetzung die Inszenierung schon retten wird - kann
nicht den Ruf eines erfolgreichen Theaters begründen.
Regensburg darf wohl davon ausgehen, dass bis ins
nächste Jahrzehnt auf die bewährte Altersriege
zurückgegriffen wird und so eben dieser Ruf gewahrt
bleibt.
Besonders stellte die Chefdramaturgin den 'Sänger' des
Herodes heraus, der
bei der Kostprobe seiner Kunst anlässlich der
Einführung in das Werk am 7.5. schon in der 3. Reihe
nicht mehr zu hören, geschweige denn, textlich zu
verstehen war. Dass er am privaten
Konservatorium in Wien Unterricht gibt, stellt den
Beobachter vor das Rätsel Österreich. Dass Josef Köpplinger ihn immer wieder holt, lässt keine besonderen
Zweifel aufkommen, hat Herr Moore schon im Theater des
Westens bei Herrn Baumann und am Tivoli-Theater bei Herr
Littmann gearbeitet - nun, da ist St. Gallen eine
entsprechende Schlussfolgerung und Klagenfurt wird wohl
folgen.
Ob nun Herr Moore in Kisuaheli oder Taiwanesisch seine
Rolle ablieferte, war nicht zu erkennen - das Publikum
hörte nur einen Einheitsbrei - mehr oder weniger
aufgeschäumt - zu verstehen war nichts.
Auch seine Bewegungen sind nicht weltbewegend, er steht
da, schreit wie am Spieß und sieht aus wie 'der Mops im
Paletot'.
Auffallend, wie sehr die Stimme von Karsten Münster
im Laufe der Zeit des Ernö Weil als Regensburger
Theaterdirektor gelitten hat - aber vielleicht gibt es irgendwo einen
Platz für ihn, dass er sich nicht "Durch Gewitter
und Sturm" herumplagen muss. So jedenfalls geht es nicht
weiter für ihn, die Stimme klingt rau, heiser und
verbrüllt. Inzwischen hat er ja den Jesus zurückgegeben.
Aber die Chefdramaturgin meinte doch, es sei in
Regensburg so toll, wie die Opernsänger auch Musical machen
können. Wenn die Stimmen kaputt sind, interessiert das
doch die Chefdramaturgin nicht mehr.
Immerhin ist Karsten Münster der dritte Tenor, der in
der Weil'schen Regensburg-Zeit, Probleme bekommt, um nicht zu
sagen, Schaden nimmt.
An was mag das nur liegen, Herr Direktor oder denken
Sie: Ach Gott, "was kümmert's mich?"
Und der nächste Tenor begibt sich schon auf die
Abschussliste: unser kleiner Matteo und Ottavio als
Petrus - kaum etwas von ihm ist zu vernehmen: war da die
analoge Mikroport-Anlage ausgefallen oder hatte man für
ihn kein Set. Bedauernswert wie er sich mühte.
Ilonka Vöckel als MM-chen - da denkt man eigentlich an
etwas anderes, gewichtigeres und nicht an so ein Pupperl
mit den schönen Beinen. Sie wenigstens konnte sie mit
ihren Nummern etwas Stimmung ins einheitliche Gedröhne
bringen, allerdings geben ihr die Arrangements die
Möglichkeit dazu und man ließ sie auch. Da ihr Geschrei
erspart blieb, war auch vom Text etwas zu vernehmen.
Einigermaßen Format zeigten die Bässe, Martin-Jan Nijhof
und Jóhann Smári Saevarsson, die aus dem Stimmcharakter
und ersterer auch in der Erscheinung eine Figur
vermitteln konnten, bei letzterem war gelegentlich ein
Endkonsonant zu vernehmen..
Herr Saevarsson durfte mit seinen beiden Bimbitzen durch
die Mitte auftreten und auch dort wieder abgehen, nur
einmal kamen alle drei von rechts. Und was für ein
Einfall: der eine durfte mit einem Jojo spielen -
einfach genial und Herr Nijhof rollte mit einem
Motorradl rein und raus - wie verwegen.
Chris Murray als Jesus ist ein agiles Manderl, das
kraftvoll ohne die Spur von Heiligkeit die Rolle angeht.
Wie der allerdings 'Jünger' gewinnen soll, bleibt
schleierhaft, so dynamisch ist er eher der Vorspieler
einer Fußballmannschaft oder Turnerriege, den Body hat
er und den darf er auch zeigen. Stimmlich bringt er die
Rolle dem Publikum zu Gefallen über die Rampe. Ein
wilder Revolutionär, der die antiautoritäre Erziehung
erfunden haben könnte - zumindest aber ihr Promotor war.
Von Beseelung der Figur keine Spur. Lauthals kloppt er
Sprüche und stöhnt orgiastisch, dass es auch alle
mitbekommen - "das war's."
Der Chor durfte gelegentlich über die Bühne schreiten,
sich im Takt wiegen, seitlich abgehen, die Podesttreppen
besteigen, die Arme heben und wieder senken, aber sonst
teilnahmslos rumstehen.
Ach nein doch, auch durfte mal einer einem anderen den
Arm um die Schulter legen.
Nun gut, Karl Andreas Mehling war nur für die
musikalische Einstudierung zuständig.
Olaf Schmidt sandte seine Balletttruppe ins Rennen,
diese sorgte für gezielte Bewegung - Atmosphäre schuf
sie auch nicht.
Die ganze Produktion macht den Eindruck einer
Wäscheleine, auf die Einzelstücke gehängt wurden, aber
nicht zwei Teile mit einer Klammer aneinander, sondern
schön jedes Teil wenigstens einen halben Meter entfernt
vom anderen.
So reihte der Regisseur auch Stück für Stück - mit
Pausen - nebeneinander. Es hätte einiger Fantasie
bedurft, eine Rahmenhandlung mit den Massen von Leuten
auf der Bühne zu erfinden, ohne Herrn Webber ins Gehege
zu kommen, aber die war nicht gegeben. So fehlte die
Bindung zwischen den einzelnen Nummern völlig - man trat
auf, stand im Licht, ging ab, das Licht ging aus und so
weiter.
Trotz alledem - oder gerade deswegen verließen die
Regensburger in der Pause das Haus, die Empore leerte
sich.
Die Multiplikatoren der Statisten und Sonstigen auf der
Bühne schrieen sich die Kehlen aus dem Hals und sorgten
für den Eindruck eines Erfolges.
Hoffentlich hat Herr Falcón nicht aus falsch
verstandener Kollegialität mitgebrüllt und sich die Voce
verrenkt. Bei dem Tenorverschleiß unter der Leitung von
Theaterdirektor Ernö Weil geht es um jede noch
funktionierende Stimme.
So gelangweilt wie in der Einführungsmatinee stand der
Solotänzer von 1971 - er nannte sich damals noch Gerhard
Platièl, den accent grave ließ er später weg - während
des ersten Teils auf der Empore im Velodrom, schaute
sich sein Stückwerk an und raunte dem Regiepult zu: "...
im September komme ich wieder!"
Es bleibt einem als Abonnent am Theater Regensburg und
damit als zahlender Kunde der Stadt unter der Direktion
von Ernö Weil auch nichts erspart.
Und das bis 2012?
Die Personen
und ihre Darsteller,
der am 11. Mai 2006 besuchten
Vorstellung
|
Jesus von
Nazareth |
Chris Murray
|
Maria Magdalena |
Ilonka Vöckel |
Judas Ischariot |
Previn Moore |
Pontius Pilatus |
Martin-Jan
Nijhof |
Kaiphas,
Priester |
Jóhann Smári
Saevarsson |
Hohepriester
Annas |
Arpad Vulkan |
Hohepriester
Ananias |
Marek Marzecki
|
Simon Petrus |
Kalle
Koiso-Kanttila |
Herodes |
Karsten Münster
|
Simon Zelotes |
Brent L. Damkier |
Maid by the fire |
Anna
Dohnicht-Pruditsch |
|
|
Regie |
Gerhard Platiel |
Musikalische
Leitung |
Joseph L.
Trafton |
Bühne und
Kostüme |
Walter Perdacher |
Choreographie |
Olaf Schmidt |
Chor |
Karl Andreas
Mehling |
Licht |
Klaus Herbert
Welz |
'Jesus Christ' Theater-RBG
Maria Magdalena cremt
Jesus vorsichtig-zärtlich das Gesicht ein, während beide
am Boden kauern. Dann betritt ein wütender Judas die
Szene, schnappt sich die Cremedose und schleudert sie weg.
Nach dieser "Heldentat" stemmt er mit Mühe die Töne des
folgenden Songs über einen viel zu breit wuchernden
Klangteppich.
Eine kurze Szene nur, irgendwann aus dem ersten Teil
dieses "Jesus Christ Superstar", und doch symptomatisch
für eine Aufführung, die fast alle ihre Chancen auslässt.
Denn auch wenn Webbers Erfolgsmusical inzwischen etliche
Jährchen auf dem Buckel hat 'Jesus Christ' und auch die
Hippie- und Flowerpower-Bewegung nur noch, entweder
sentimentale oder verhasste Erinnerung ist, so könnte doch
die Geschichte dieses Menschen aus Nazareth immer noch
interessieren, vielleicht auch faszinieren, wenn sie denn
erzählt würde.
Genau das aber verweigert die Inszenierung von Gerhard
Platiel. Stattdessen bietet sie eine Nummernrevue ohne
nennenswerte Übergänge oder Verbindungen. Ist zu Beginn,
nach dem ein wenig dem Tempo der Musik hinterherhinkenden
Auftritt des Balletts, noch so etwas wie eine Einführung
zu ehen: In einem Tor hinten auf der scheußlich kargen
stahlgrauen Bühne (Walter Perdacher, auch Kostüme) lange
blonde Haare, vor dem allein schon die Gottesanbeter zu
Boden sinken. Dann erscheint Jesus, ganz in weiß mit
bunter Strickweste, und lässt die Knieenden sich wieder
erheben. Ah ha, gut, eine Geschichte von Anbetung soll
erzählt werden. Doch dazu bleibt leider nicht die Zeit,
denn ein Song muss gesungen werden. Für eine Handlung, ein
Schauspielen bleibt da kein Raum.
Nun ist ein Musical kein differenziertes Kammerspiel, der
Texter Tim Rice ist kein Shakespeare und Andrew Lloyd
Webber nicht Mozart.
Aber ein klein wenig Logik und Geschichte möchte doch
schon sein. Nicht aber hier: Die Musical-Nummern werden
an- und wieder ausgeknipst, manchmal sogar im Wortsinn:
Dunkle Bühne, stumme Lautsprecher, ehe es weitergeht. Hier
werden Songs, Hits wie auf dem Klemmbrett abgearbeitet,
Haken dran, der nächste, das Dazwischen interessiert
nicht.
Und wenn Platiel dann einmal Regie führt, kommt dabei ein
Pontius Pilatus auf der Harley Davidson heraus (blaues
Licht und Motorröhren inklusive), die Szene mit der
Cremedose oder schulterklopfende Jünger, die sich um Jesus
scharen.
Warum Jesus mit wahrhaft heiligem Zorn die Lasterhöhle
leerfegt, bleibt hier völlig unverständlich: Bustier und
knielanger Seidenunterrock sind schon das Verruchteste.
Manchmal ist auch nur unsinnig, was da vorgeht: Ein
Hohepriester führt ein rotblinkendes Jojo spazieren, gerne
werden auch mächtige, mit Lämpchen dekorierte Säulen
umhergefahren, Nebelschwaden sind auch unterwegs. Wie
unsinnig und unstimmig solche Szenen werden können, zeigt
die Festnahme Jesu: Zwei wie Sondereinsatzkommando
Soldaten Vermummte packen Jesu, schleifen ihn einmal durch
die Menge rund um die Bühne, Maria Magdalena prallt kurz
gegen den Gefangenen, der dann fast an derselben Stelle
wieder abgelegt wird, wo man ihn hergeholt hat. Das ist
purer Aktionismus, um Handlung vorzutäuschen, wo keine
geboten wird. Und so wird der Blitz-und-Pulverdampf-Abgang
des wohlbeleibten Judas denn im Publikum mit einem
trockenen "Jetzt isser geplatzt" kommentiert. Doch selbst
solche Aktivitäten die Ausnahme, meist stehen die Sänger
rum und singen sich oder die Rampe an. Das tun sie in
deutsch, aber es wäre auch völlig egal, wenn sie in
englisch oder einer anderen Sprache singen würden: Man
versteht kaum ein Wort, manchmal nicht mal eine Silbe.
Von Beginn an sind die Klänge der (unsichtbaren) Musiker
so laut aufgedreht, dass der Boden des Velodrom vibriert.
Dagegen kämen nicht mal gute Sängerstimmen an. Ein lauter
Klangbrei wird da serviert, der musikalische Leiter Joseph
L. Trafton als Taktgeber auf die Hallenrückwand
projiziert. Gegen diesen Dauerlärm haben die Sänger
(Darsteller sind sie kaum) wenig Chancen. Bei Previn Moore
(Judas Ischaroit) ist manchmal zu ahnen, dass er wohl eine
ganz gute Soul-Stimme und ein Gefühl für Gospel hat. Doch
meist ist er viel zu sehr damit beschäftigt, seine Töne
über den Musiklärm zu stemmen.
Nur manchmal, etwa am Ende in der Trauer und Reue über
Jesu Tod, bekommt man eine Ahnung, was dieser Sänger
vielleicht könnte, wenn man ihn denn ließe. Und das geht
den meisten Solisten so, der Chor ist kaum besser dran
(obwohl dieser von Karl Andreas Mehling offenbar gut
einstudiert wurde). Ob der Chor live oder aus dem Off
singt, er klingt immer wie vom Band, gleichförmig,
undifferenziert, breiig. Schade um die jungen Sänger.
Ilonka Vöckel als Maria Magdalena, natürlich in "sündiges"
Rot gewandet, gelingt es immerhin, sich Ansätze einer
Figur, einer Person zu erspielen und zu ersingen. Die
Geradlinigkeit ihrer Gefühle, das Mitleiden und Mutmachen
kommt trotz der oft klischeehaften Texte gut an. Und auch
Johann Smari Saevarsson, mit tiefschwarzem, sonorem Bass,
gelingt es, seinem Kaiphas soetwas wie eine, wenn auch
finstere, Geschichte mitzugeben.
Damit kann Chris Murray als Jesus von Nazareth leider
selten dienen. Natürlich, auch er hat an der
undifferenzierten Lautstärke der Musik zu leiden, muss
allzuoft stemmen statt zu singen und zu gestalten. Wenn
mal nur das Klavier oder eine sachte Gitarre begleitet,
ist etwas von seinem Stimmvermögen zu ahnen (in "Scarlett
Pimpernell" in Halle war er sehr überzeugend). Hier in
Regensburg aber liefert der routinierte und reisende
Jesus-Darsteller ein Spiel der Klischees ab, das auch in
jeder anderen Inszenierung stattfinden könnte. Sein
Repertoire bewegt sich in Standardgesten und -bewegungen:
flehend ausgestreckte Arme, mal knieend, mal stehend.
Warum dieser langmähnige Hippie-Typ seine Jünger so
fasziniert, seine Gegner zu so tödlichem Hass provoziert,
bleibt unerklärlich und ungeklärt. Und dann passieren am
Ende einer musikalisch wie szenisch völlig
unbefriedigenden Aufführung noch drei Peinlichkeiten, die
irgendwie in den Rahmen passen. Mitten in der Sterbeszene
bimmelt da im Publikum ein Handy.
Karsten Münster zieht als Herodes (ganz in Weiß mit
Borsalino) eine tuntige "Cabaret"-Nummer ab. Und der
wiedererstandene (?) Judas, also Previn Moore, nun als
Traumschiff-Kapitän gewandet, macht aus dem Titelsong eine
Gospelshow, so mal eben zwischen Geißelung und Kreuzigung
- da swingt dann sogar Kaiphas.
U.G.
(Ute Grundmann, Leipzig, schreibt auch für 'Die Deutsche
Bühne' und 'Mannheimer Morgen')
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