Theater Regensburg

  
 
     Henrik Ibsen
     'Nora' oder 'Ein Puppenheim'

     Premiere 1.10.2008

      'Penthesilea im Puppenheim'
 

 

 
     
 


Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   04.01.2010 - dradio.de

 
 
 

Announcement Theater Regensburg

Nora - oder Ein Puppenheim
von Henrik Ibsen (1828 -1906)

Inszenierung: Michael Bleiziffer
Bühne und Kostüme: Susanne Ellinghaus

Nora verlässt ihren Mann. Mit Recht. Denn ihre scheinbar glückliche Ehe mit Helmer, mit dem sie drei Kinder hat, hält einer Bewährungsprobe nicht stand. Nora hat sich aufgeopfert für Helmer, hat heimlich Geld beschafft, als er schwerkrank war und sein Leben von einem teuren Aufenthalt im Süden abhing. Deshalb hat sie auf einem Schuldschein die Unterschrift ihres sterbenden Vaters gefälscht. Durch anstrengende Nebenarbeit, von der Helmer nichts ahnte, konnte Nora die Schuldsumme inzwischen bis auf einen kleinen Rest zurückzahlen. Als Helmer zum Bankdirektor avanciert, wird er der Vorgesetzte von Noras Gläubiger, dem verkommenen Advokaten Krogstad, den er wegen eines vor Jahren begangenen Deliktes kündigen will. Krogstad nutzt die Verfehlung Noras, um sie zu erpressen: Sie soll ihren Mann bewegen, ihn nicht aus seiner Stellung bei der Bank zu entlassen.
Nora aber bittet Helmer vergeblich. Sie sieht keine Möglichkeit, sich ihrem Mann offen anzuvertrauen. Während sie in auswegloser Verzweiflung an Selbstmord denkt, macht Krogstad seine Drohung wahr und informiert Helmer über Noras Unterschriftsfälschung. Helmer verurteilt seine Frau gnadenlos und beschimpft sie voller Entrüstung: sie habe ihm Schande gemacht und sein Leben zerstört. Er kann ihr die Schuld, die sie aus Liebe zu ihm auf sich geladen hat, nicht verzeihen. Bürgerliche Konvention und Ehre stehen für ihn höher als Noras Liebe. Als sich das Blatt schließlich wendet und der Erpresser auf gutes Zureden seiner Jugendfreundin hin den verhängnisvollen Schuldschein zurückschickt, hat Nora sich gründlich gewandelt. Schonungslos ehrlich rechnet sie mit ihrem Mann ab. Jetzt muss sie ihren eigenen Weg gehen – hinaus aus dem Puppenheim, in dem sie für Helmer nur ein Spielzeug war, aber keine gleichberechtigte Partnerin.

 

Besetzung      
Torsten Helmer Michael Haake    
Nora Silke Heise    
Christine Linde Silvia Rhode    
Dr. Niels Rank Michael Heuberger    
Lars Krogstad Hubert Schedlbauer    
Kindermädchen NN    
Dienstmann NN    
Übernahme am 7.9.2008

 

 

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Das Schauspiel ‘Nora’ geht aller Wahrscheinlichkeit nach auf eine wahre Begebenheit zurück, die Ibsen dramatisierte.

Seit 1868 wohnte Henrik Ibsen mit seiner Familie in Dresden, wohin er die junge Schriftstellerin Laura Petersen einlud, die 1869 mit einer Erzählung Brands Töchter - einer Fortführung von Ibsens dramatischem Gedicht ‘Brand’ - und die sie ihm gewidmet hatte, debütierte.

1873 heiratete Laura Petersen den dänischen Lehrer Victor Kieler, einen nach außen hoch angesehenen, im Familienleben aber cholerischen Menschen, der vor allem in Geldangelegenheit in seiner aufbrausenden Art, unberechenbar war und der später an einer Lungenkrankheit litt, die nur in warmem Mittelmeerklima kuriert werden konnte.

Um die Reise zu ermöglichen, nahm Laura Kieler Kredite - ohne Wissen des Ehemannes - mit Bürgen auf, die sie dann nicht zurückzahlen konnte. Auch der Bürge fiel aus und sorgte sich um seinen Ruf.

Laura Kieler wandte sich Hilfe suchend an Frau Ibsen, sie möge auf Henrick Ibsen einwirken, dass ein dem Brief beigefügtes Manuskript bei einem größeren Verlag in Dänemark aufgenommen werde.

Ibsen lehnte ab, da das Material nur eine ‘Flüchtigkeitsarbeit’ darstelle und ihrem Ansehen schade, sie solle sich an ihren Mann wenden.

Trotz der Situation, dass eine Frau in Dänemark zu der Zeit nicht geschäftsfähig war, also Geldgeschäfte, Kindererziehungsmaßnahmen allein nicht durchführen durfte, unterschrieb Laura Kieler - wieder ohne das Wissen von Victor Kieler - einen Wechsel, der zu Protest ging.
Sie wurde in eine Nervenheilanstalt eingewiesen, das Kind ihr weggenommen. Zwei Jahre später wurde sie zu ihrem Mann entlassen.

Am 21. Dezember 1879 hatte ‘Ein Puppenheim’ Premiere am königlich Theater in Stockholm.

1890 erbat Laura Kieler eine Ehrenerklärung von Ibsen, dass sie nicht die Vorlage für ‘Ein Puppenheim’ sei, denn es war vielen in der literarischen Welt die Ähnlichkeit zwischen dargestellten und lebenden Personen aufgefallen.
Ibsen verweigerte diese mit dem Hinweis, eine Erklärung, dass sie nicht Nora sei, wäre sinnlos und lächerlich, weil er nie das Gegenteil behauptet habe. (nach Kinck)
 

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Das unerwartet und ungewohnt bestimmte Auftreten Nora’s am Ende des Stückes, da sie Mann und Kinder kurz entschlossen verlässt, wollte man dem deutschen Publikum nicht zumuten, auch um zu dokumentieren, es stünde der Frau nicht zu, selbst zu entscheiden, was sie tue.

Am Flensburger Theater, dem Ort der deutschen Erstaufführung Anfang 1880, wurde der Schluss vom dortigen Dramaturgen abgeschwächt, Nora kehrt danach zur Familie zurück. Auch Kiel und Wien spielten die reduzierte form, obwohl Ibsen das Wiener Theater mit Heinrich Laube als Intendant gebeten hatte, seine Originalversion zu aufzuführen.
Da es sich einbürgerte, mal diese, mal jene Fassung des Werks vorzustellen, unternahm es Ibsen, einen eigenen ‘versöhlichen’ Schluss als so genannte ‘Berliner Fassung’ zu schreiben, damit sein Werk nicht von jedermann nach Gutdünken verändert werden konnte, zumal es keine Urheberrechtsverträge zwischen Deutschland und Skandinavien gab.

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Das Unterwerfungsprinzip der Frau bezogen auf den Mann war in Europa allenthalben bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts gültig.

Vornehmlich die katholische Kirche fußte auf dem Über- und Unterordnungsprinzip von Frau und Mann. Sie stützte sich auf die Bibel und führte fort, was Paulus an die Epheser (Eph. 5,24) schrieb, wie die Gemeinde Christo untertan , seinen auch die Weiber den Männern untertan in allen Dingen.

Emanzipation, als Bürgerin, ja - aber aus kirchlicher Sicht, nein. Somit müsste Helmer sich für eine der beiden Möglichkeiten in Bezug auf Nora entscheiden - was er nicht kann. Allerdings sind ihm offensichtlich die bürgerlichen Aspekte wichtiger, denn es geht ihm letztlich darum, nach außen hin die Reste des Ansehens zu wahren.

Ibsen griff auch in Bezug auf die Männergestalten seiner Werke das Problem der Unwahrheit auf, als er seinen Peer das eigene Leben erfindet und dann erzählt, dass er es selber glaubt.

Die Frauen griffen zur Lüge, um sich einen Freiraum zu schaffen. Nora rettet sich aus prekären Situationen, indem sie die Unwahrheit sagt:

Seite 09, Zeile 24 – 28
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Seite 63, Zeile 54 – 16
Seite 80, Zeile 03
(Reclam Nr. 15360 - Übersetzung Linders / Revision Keel)
 

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Das Theater Regensburg, eine Anstalt des öffentlichen Rechts, ein Kommunalunternehmen der Stadt Regensburg, mit Millionen finanziert, vertreten durch den Intendanten Ernö Weil ist ganz offensichtlich nicht in der Lage, ein Update der Internetseite des Theaters zu bewerkstelligen.

Das Internet trägt das Image des Hauses und der Stadt in die Welt.

Herrn Weil ist es wohl egal, wie man über das von ihm vertretene Haus und letztlich über ihn denkt.


Am Abend der Premiere zu 'Nora' weist die Internetseite die Besetzung der Rollen 'Kindermädchen' und 'Dienstmann' ein 'NN' aus.

Vielleicht hat Herr Weil es erst zur Vorstellung - die er mit seiner Gattin, Kammersängerin Mechthild Gessendorf, eine im Theaterbereich somit nicht ganz unerfahrene Dame, besuchte - gemerkt, dass die Rollen gestrichen waren und diese Tatsache an seine Schauspieldramaturgie nicht rechtzeitig weitergegeben.

 


Screenshot
01.10.2008
http://www.theaterregensburg.de/


 

 

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"Bei ihr stimmt was nicht"

Susanne Ellinghaus gestaltet dem regieführenden Herrn Oberspielleiter Schauspiel, Michael Bleiziffer, ein kühles, reserviertes Interior wie es in tausenden von Haushalten heute anzutreffen ist.

Mit schnörkelloser Sitzgruppe und Schrankwand in Schleiflack mit Trinkgläsern vollgefüllt, die Fläche der Schrankvorderfront für Projektionen mit Szenen 'aus der heilen Welt' der Familie Helmer bietet und unmissverständlich dokumentiert. Diese Nora in der Greifenhagen/Karasek-Übersetzung (die Herrschaften wollen schließlich an Ibsen etwas verdienen) spielt heute und nicht 1879.

Damit beginnt die Sache schon von Anfang an, am Publikum vorbeizulaufen, denn es ist heute nicht mehr vermittelbar, dass sich eine junge Frau im mittleren Europa freiwillig einem Mann derart unterordnet, lügt, im geschäftlichen Außenbereich Fehler macht und erst zum Ende des Stückes das Nichtvermögen ihres Selbst erkennt und abrupt das Feld räumt.

Die am Premierenabend im Regensburger Haidplatztheater anwesenden Zuschauer fanden den Zugang zum Stück nicht - konnten es nicht, denn das Verhalten der Nora war derart unglaubwürdig, dass
es die Problematik des Stückes nicht erfasst, statt dessen klingelnde Handies abstellt, kichert, unmotiviert laut lacht, Bonbons aus Knisterpapier auspackt, auf die Uhr schaut, sich in Permanenz zueinander neigt und unterhält.
Hinzu kommt, dass - weil nicht ausreichend vorbereitet - die wenigsten wussten, dass es sich hier um ein zeitkritisches Stück handelt - sie gingen wohl davon aus, das auf der Bühne Gezeigte sei alles ein nicht nachvollziehbarer Spuk und damit wohl eine Komödie.

Dass Ibsen die Situation der Frau im 19. Jahrhundert schildert und mit diesem Werk gerade heute dem Publikum vorgeführt werden kann, dass der Weg der Emanzipation der Frau ein langer, steiniger und eigentlich immer noch nicht abgeschlossener ist, konnte mit dieser Bleiziffer-Darstellung nicht realisiert werden.
 


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Bereits der erste Auftritt bringt das Publikum zum Lachen. Nora mit Tüten mehr als bepackt. Sie hat für Weihnachten eingekauft, Geld könnte man sich ja leihen, wenn es knapp werde. Helmer hält ihr entgegen, er fühle sich unfrei mit Geld auf Pump. Die Einkäufe - Dinosaurierbücher, Matchboxautos, Puppe - werden 'aufgetischt'.

Wie sehr Helmer an seiner Nora vorbei lebt, wird hier schon deutlich, als er gleich zu Beginn des Stückes sie erst unmittelbar vor dem Fest fragt, was sie sich denn eigentlich so zu Weihnachten wünsche. Sie, das 'kleine verlogene Biest', das wieder einmal gesündigt habe - geraucht habe sie.

Nora lügt - belügt sich und die Umwelt, macht sich laufend etwas vor, hat nach acht Jahren Ehe mit drei Kindern sich immer noch nicht erkannt.
Immerhin deckt sie ihrer nun plötzlich in die Stadt zurückkehrenden Jugendfreundin Christine Linde auf, dass sie gewisse finanzielle 'Transaktionen' getätigt habe. Dass diese dubios waren, erkennt sie wohl, ist sich aber der Tragweite des Zustandekommens nicht bewusst.
In Zukunft jedenfalls habe sie keine Sorgen mehr, denn ihr Mann sei ja nun dann bald Bankdirektor und verdiene viel Geld - sie sieht wohl die Möglichkeit, die Rückzahlungen des Kredits leichter bewerkstelligen zu können.

Später wolle sie die Sache vielleicht aufklären, wenn sie ihm nicht mehr vortanzen könne und nicht mehr die Doofe spiele müsse.

Hier liegt ein weiteres Problem in der Aktualisierung des Werkes.

Sicherlich gibt es Menschen, die nicht wissen oder nicht wissen wollen, dass die Fälschung einer Unterschrift eine Straftat bedeutet - egal aus welchen Beweggründen sie begangen wird.
Dass in der heutigen Zeit aber eine Frau so naiv sein soll, die Unterschrift für eine Bürgschaft zu fälschen, darüber hinaus noch das Datum der Unterschrift nach dem Tod des Bürgschaftgebers einzusetzen, grenzt - es muss schon gesagt werden - an ausgesprochene Dämlichkeit.

Dies ist gerade noch für das 19. Jahrhundert nachvollziehbar, wenn eine Frau vom Vater de jure in die 'Leitung' durch den Ehemann übergeben wurde - stirbt dieser ist der Bruder der Witwe verantwortlich - sie war in den wenigsten Fällen geschäftsmäßig so geschult, als dass sie die Tragweite ihres Tun erkannt haben könnte.

Nora hat außerdem keinen Überblick, was sie aus dem Kredit bereits zurückgezahlt hat - das mag mit dem heutigen Kreditkartensystem auch noch möglich sein, den Überblick zu verlieren.

Helmer lebt an seiner Frau vorbei, so dass derartige 'Entgleisungen' möglich sind. Das Stück gibt vor, er habe nicht wissen dürfen, woher das Geld für seine Erholungsreise in den Süden tatsächlich stammte, er hätte sich von ihr nicht helfen lassen wollen.

Heutzutage doch wohl kaum fassbar, es werden 160 000 für ein Jahr in Italien mit drei Personen notwendig, dann auch verbraucht und der Herr des Hauses - bezeichnenderweise ein 'Bänker' (heute ein Schimpfwort) - weiß nicht, wie und woher diese Summe für einen derartig langen Auslandsaufenthalt auf sein Konto kommt.
 


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Nora ist wahrlich alles andere als ein zarter, bunter Kolibri, als den Helmer seine Frau tituliert. Bleiziffer ist nicht in der Lage, die Dynamik, die von Silke Heise auf die Bühne gebracht wird, zu steuern und zu reglementieren.

Dies bedeutet nicht, dass sie nicht auch ruhige Momente in ihrer Verzweiflung ausspielen kann, aber diese im Übrigen permanente Überdrehung, die auch nicht aus einer Aufregung aus dem eigenen Wissen um ihre eigenen Fehler abgeleitet werden kann, ist nicht nachvollziehbar und verfehlt die eigentlich zu erzielende Wirkung beim Publikum
.

Die Darstellerin verfällt in ein albernes, übertriebenes, geradezu hysterisches, zum Teil textunverständliches Gekicher - Nora: "da plapper ich so vor mich hin" - Gekreisch und Herumgehample - extrem das Getobe beim Auftritt im 3. Akt - was vom Publikum amüsiert zur Kenntnis genommen wird.
Es kann nicht nachvollziehen, dass eine alle übrigen Darsteller figürlich überragende, die meiste Zeit daher barfuß oder auf Socken agierende, Frau, voller Elan, schnellem Denken - was auf Intelligenz ließen lässt - sich derartig gibt und damit neben der Rolle einer unbedarften Sentimentalen steht.

Hier zeigt sich - und es war dies zu erwarten als bekannt wurde, die hocherfahrene und bestqualifizierte Leitung des Theaters Regensburg habe die Nora mit Frau Heise besetzt - dass dies nicht gut gehen könne und dass man der Darstellerin keinen Gefallen tun werde.
Sie ist nicht in der Lage, sich so zurückzunehmen, dass eine 'noch-immer-nicht-erwachsen-Gewordene' deutlich wird.
Es gehört sehr viel Talent dazu, sich aus einer Heldin auf die muntere Naive, die Doofe  - Frau Linde: "du bist ein Kind" - herunterzuspielen.

Sträflich, Stücke auf den Spielplan zu nehmen, die man nicht besetzen kann, wenn man dies nicht 'fachübergreifend', also 'gegen den Typ' besetzend zu retten gedenkt.

Michael Haake hat - wie nicht erwünscht - seine Schwierigkeiten neben Silke Heise, der damaligen Penthesilea, den toughen Typ zu spielen. Der Achill war schon problematisch, hier gelingt es ihm zumindest, dem Helmer die Überlegenheit des aktiven Berufstätigen der Nora gegenüber zu geben - ein fast ständig mitgeführter Laptop, auch als Steuerungselement für Projektion und Ton, soll dies wohl unterstreichen.
Helmers Entscheidung, er müsse Krogstad kündigen, da der das einmal vereinbarte intime 'Du' schamlos ausnutze, zeigt wie unsicher dieser Mann ist, er zittert, Dominanz, Autorität wird auf diese Weise kaum deutlich, er sieht überall Schwierigkeiten, Probleme, die ihn zu Fall bringen könnten.

Nora verlässt ihn, da 'das Wunderbare' nicht eintrat, er spricht ihr, ob ihres Verhaltens, Geld ohne sein Wissen aufgenommen zu haben, die Kinder ab - vor jedem Familiengericht würde er heute damit scheitern - sie dürfe im Haus bleiben, alles müsse vertuscht werden.
Jubelnd vernichtet er dann Krogstads Mitteilung mit dem Schuldschein.
Offen bleibt, ob die geliehene Summe nun vollständig zurückgezahlt wurde oder der Kreditgeber auf die Restzahlung verzichtet.
Helmer reduziert seine Reaktion auf den Abgang der Nora, er kann das wohl nicht so ohne Weiteres fassen. Sie begegnen sich noch einmal, laufen aufeinander zu, haben sich aber nichts zu sagen und gehen auseinander.


Christine Linde - gespielt von Silvia Rhode - ist die Abgeklärte, Vernünftige, die eine Möglichkeit sucht, ihren Pflegetrieb auszuleben zu können und sich ganz schnell des Loser's Krogstad bemächtigt.
'Ruhig und besonnen' steht sie neben der aufgeregten Nora im Leben, weiß um Grenzen und mahnt Krogstad, den Brief an Helmer nicht zurückzunehmen, man könne sich den verlogenen Ton in diesem Hause nicht vorstellen, Helmer müsse die ganze Wahrheit erfahren, Nora's Heimlichtuerei müsse endlich ein Ende haben.
Nora und Helmer müssten nun miteinander reden.

Hubert Schedlbauer will als Lars Krogstad nach geschäftlichen Fehlleistungen , zurück in die Gesellschaft, Nora soll ihm helfen, dass Helmer als neuer Bankdirektor ihm nicht kündigt. Er setzt ihr zu, sie erfährt von ihm, dass man auch nicht aus Liebe mit dem Strafgesetzbuch in Konflikt kommen darf.
Er kann das Einschleimen, Druck ausüben deutlich machen, dass Nora in Panik gerät und dann meint, sich doch noch alles schönreden zu können.
Der unter dem 'Liebesgeständnis' der Frau Linde zustande kommende plötzliche Zusammenbruch seiner harten Haltung, ist schon vom Stück her kaum nachzuvollziehen und ebenso kaum glaubwürdig darzustellen - Flucht in Tränen soll dann den Wandel dem Zuschauer verdeutlichen.

Michael Heuberger kann den Zuschauern den sterbenskranken Dr. Rank nicht vermitteln - er trippelt ohne irgendwelche körperliche Einschränkung, Schwäche, wie immer über die Bühne - Liebe zu Nora bleibt außen vor. Glänzend allerdings wie er da mit in jeder Hand eine Zigarette balancierend auf der Couch sitzt. Das nebenbei als Busfahrer Kurt unterwegs sein, der jede Kurve kriegt, ist dem Nimbus eines Ausnahmeschauspielers abträglich.
 

Das Publikum gelangweilt, reagiert entsprechend, honoriert allenfalls die Gedächtnisleistung mit Applaus.
Da dies bemerkt wird, befeuert das auf Einreichkarten fast vollständig erschienene Rest-Ensemble des Schauspiels den Beifall.
 
 
 

Als Premieren-Abonnent Theater Regensburg und Abnehmer von Karten aus dem freien Verkauf
dieses und anderer Theater veröffentliche ich auf dieser privaten Homepage meine Meinung.
Ich
verstehe die Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf nach meiner Auffassung zu Geglücktem oder Misslungenem.
Neben Sachaussagen enthalten die Texte auch Überspitztes und Satire.
Für diese nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in Anspruch.
In die Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um Kommentare herauszufordern.
Dieter Hansing

 

 


 

 


 

http://www.br-online.de/bayern4/frequenzen/index.shtml

 



 

 



 

 



 

 

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