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Tristan und Isolde
Musikdrama von Richard Wagner
PREMIEREN Landshut 08.04.16 Passau (in der
Dreiländerhalle) 14.04.16 Straubing
26.04.16Kaum eine Oper kommt ohne eine Liebesgeschichte aus – einige
enden glücklich, die meisten jedoch tragisch. Wenn es eine Oper
gibt, die dem übermächtigen Gefühl in seiner ganzen Ungreifbarkeit
nahe kommt, dann ist es Tristan und Isolde. Liebessehnsucht
und Liebeskummer werden durch den Sog der Musik ebenso zum Ausdruck
gebracht wie die euphorischen Zustände in der sinnlichen Erfüllung
der Liebe. Es gab wohl mehrere Auslöser für die Beschäftigung
Wagners mit dem Tristan-Mythos. Seine damalige Situation war
deprimierend: Er hatte Geldsorgen, Liebeskummer und steckte in einer
künstlerischen Schaffenskrise. Zugleich übte die weltverneinende
Philosophie Schopenhauers eine große Faszination auf ihn aus. Die
Liebesgeschichte von Tristan und Isolde geht auf einen alten
keltischen Mythos zurück. Wagner entnahm die Grundidee
mittelalterlichen Quellen. Indem er alles Beiwerk reduziert, erfährt
die Handlung eine Ausweitung nach innen, die Musik dringt in die
Tiefen des Unterbewusstseins vor.
Tristan sträubt sich gegen die Liebe zu Isolde; er will sie nicht
wahrhaben. Für ihn ist die Liebe ein Verhängnis, entsprechend
Wagners Auffassung, dass die Liebe eine Qual sei. Isoldes Rache
schlägt um in Liebe. Doch kann keine Sehnsucht erfüllt werden.
Tristan und Isolde ist ein epochales Werk, ein Vorbote der
Moderne. Hier kündigt sich die Musik des 20. Jahrhunderts an. Der
musikalische Stil ist durch eine permanente unauflösbare Spannung
geprägt, jenes „unstillbare, ewig neu sich gebärende Verlangen,
Dürsten und Schmachten“, wie es in Wagners programmatischer
Erklärung des Tristan-Vorspiels heißt.
KURZEINFÜHRUNGEN
Vor allen Vorstellungen (außer Premiere in Landshut und Passau)
bietet das Theater eine kostenlose Kurzeinführung 45 Minuten vor
Beginn der Vorstellung im Foyer an.
VORSTELLUNGSDAUER ca. 4 Stunden 40 Minuten,
inkl. 2 Pausen à 30 Minuten
Video
Florian Rödl Multimedia
Zitatende
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Landestheater Niederbayern
'Wie lachend sie mir Lieder singen'
5. Mai 2016
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Erster Aufzug
Die Bühne wird für ein Kammerspiel hergerichtet, eine Bude wie in einem
Schrebergarten.
Bedienstete befestigen links Gemälde, an der Rückwand wurde bereits mehrere
aufgehängt, davor ein Lotterbett mit einem Wolkenhimmel darüber und eine
Rückwand, die die Handlungen vor dem Bett spiegelt.
Davor Kisten, Kartons und Kasten - Isoldes Umzugsgepäck.
Der junge Seemann hat sein
... Frisch weht der Wind ...
beendet und ist abgegangen.
Die Positionsangabe des Schiffes wird von Brangäne bekanntgegeben, wonach
... auf ruhiger See vor Abend
erreichen wir sicher das Land ...
Isoldes Empörung ist groß, mit einem
... Nimmermehr!
Nicht heut noch morgen! ...
stiefelt sie in weißen Boots aufgeregt über die Bühne.
Die Mannschaft links lässt sich nicht stören und hantiert weiter im
Hintergrund.
Isolde schreit ihre ganze Wut über diese quasi 'Entführung' heraus, muss sie doch
schließlich auch noch das auf 60 Mann aufgestockte Orchester übertönen, das
vor ihr halbhoch sitzt und seinen Instrumentenschwalg vor ihr aufbaut, über
den sie hinweg muss, um das Publikum zu erreichen.
Während der 'Schreierei', gehen die Jungs aus dem Hintergrund ab, nur einer
putzt links einen Glasschrein, in dem etwas aufbewahrt wird.
Bei Isoldes
... Luft! Luft!
Mir erstickt das Herz! ...
ist auch der letzte Junge die Putzerei leid und geht ab.
Leere Koffer und Umzugskartons werden von Mann zu Mann weitergereicht und
nach hinten rechts beiseite geräumt.
Der Seemann gibt wieder mit seinem
... Frisch weht der Wind ...
den Wetterbericht bekannt und kann sich nun einen gemütlichen Abend machen -
schön hat er gesungen.
Bebte die Stimme beim ersten Mal vor Aufregung noch, so war die zweite
Strophe perfekt.
Links müssen noch Bilder aufgehängt werden. Ein Aufseher weist darauf hin,
'das Bild hängt schief' und rückt es gerade.
Das Gehample der Hintergrundtruppen stört, bringt aber für die Zuschauer Leben in die Bude zu den
Orchesterklängen vor Kurwenals Auftritt.
In dem Moment, bei Brangänes
... Botschaft von Isolde ...
fährt rechts aus der Budenwand ein Regal mit allerlei Krimskrams in seinem
Inneren heraus.
Brangäne beendet ihre Ansage mit
... Befehlen liess
dem Eigenholde
Furcht der Herrin
ich, Isolde! ...
Nun langt es den Bediensteten, sie stehen zwar noch herum, dann aber räumen
die Reste von Isoldes Gepäck weg, denn bald ist man
... hart am Ziel ...
Interessant hier der eingeblendete Chor
... Hei! Unser Held Tristan,
wie der Zins zahlen kann!
... -
ohne dass sich Personen auf der Bühne aufhalten - doch nicht etwa vom Band.
Inzwischen ist auch das Regal wieder in der rechten Budenwand verschwunden
und man kann sich dem
... Weh, ach wehe!
Dies zu dulden! ...
und dem
... Wie lachend sie
mir Lieder singen, ...
widmen.
Um das Ganze für den Zuschauer optisch aufzupeppen, bedient Isolde einen
Beamer und blendet in die rückseitige Operafolie allerlei Dias ein.
Dies aber lenkt sie nicht ab, zwei propere hohe Hs beim
... gab er es Preis ...
und beim
... mir lacht das Abenteuer ...
dem Publikum zu präsentieren.
Die Projektion zeigt nach diesem stimmlichen Ausbruch den Blick von der
Brücke - das Schiff segelt gen Cornwall, für jeden Zuschauer klar erkennbar,
es geht über Wasser.
... Kennst du der Mutter Künste nicht ...
der - dem Insider bekannte - Koffer mit Spezereien wird hervorgekramt und festgelegt
... der Trank ist's, der mir taugt ...
Danach großes Gewusel auf der Bühne, Mannschaften dringen ein, der Chor
singt aus dem Off.
Nach Isoldes
... grüße mir Vater und Mutter ...
und dem
...gab sie den Todestrank ...
kommt der Liebestrank
... in die gold'ne Schale ...
Mit dem
... Herr Tristan trete nah! ...
nimmt das Unheil seinen Lauf und alles verfällt der von Richard Wagner für
den ersten Akt vorgegebenen Handlung.
... Da die Männer sich all ihm vertragen ...
schnappt sich Tristan das Schwert aus dem Schaukasten links und geht auf den
Lotterpfühl zu, vor dem sich Isolde rechts aufhält. Zum
... War Morold dir so wert,
nun wieder nimm das Schwert
...
hält er es Isolde hin, damit sie ungehindert zuschlagen könnte.
Aber sie lässt es, denn
... was würde König Marke sagen, erschlüg ich ihm den
besten Knecht ...
und es kommt unter allgemeinem Jubel
König Marke Heil
zum Ende des ersten Aufzugs.
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Zweiter Aufzug
Wieder die Bude, wieder der Pfühl, wieder die Bilder an den Wänden.
Diese und die Schaukästen aus dem ersten Aufzug mit Schleiertüchern zugehängt.
Also ähnliche Szenerie wie im ersten Aufzug, obwohl man
ja jetzt in Cornwall ist bei König Marke ist und nicht
mehr auf dem Schiff von Irland nach Cornwall.
Isolde richtet einen cosy Sitzplatz am Fußboden her, so dass der Eindruck einer
gemütlichen Plauderecke in einem Beduinenzelt entsteht.
Projektionen irgendwelcher Himmelskörper im Hintergrund.
Brangäne steht mehr oder weniger herum und wartet auf
... Noch sind sie nah;
deutlich tönt's daher ...
Isolde, aufgeregt hin- und herrennend, dann auf der Kissenlandschaft Platz
nehmend
... ich höre der Hörner Schall ...
dann aber kommt zur flackernden Fackel auf der Operafolie im Hintergrunde
Isoldes Befehl
... Zur Warte du ...
worauf
Brangäne nach links hinten eilig abgeht.
... Tristan, Geliebter ...
wildes Umhalsen, bebend im Takt die Schritte schwingend.
Dann es auf den ausgebreiteten Kissen sich gemütlich machend.
Man wird dann wohl bei mehreren Tassen Tee, in Mengen aus einer
bereitstehenden Kanne ausgeteilt, in Ruhe die Sache ausdiskutieren.
Brangäne naht von links hinten, stellt sich neben die Kissenlandschaft, gibt ihr
... Einsam wachend ...
von sich und geht langsamen Schrittes wieder nach links hinten ab.
Unabwendbar naht das
... O sink hernieder,
Nacht der Liebe ...
was bei Isolde mit erhobenen, dramatischen Armen gipfelt, den Auftritt Markes
mit Melot nebst Mannen vorbereitend.
Großflächige, wabernde Projektionen im Hintergrund.
Die Mannschaften ziehen die Abdeckungen von den Schaukästen ringsum und Marke
singt vorwurfsvoll sein
... Tatest du's wirklich ...
Da, mitten in der Rede beim
... meiner Ehren ...
hat er sich ganz unvermittelt oben herum entblößt und steht nun beim
... warum mir diese Hölle ...
halb-nackert da.
Warum nicht ganz, das wär' doch was, obwohl es das alles schon
gab. Zur Erinnerung 'Entführung' an der KO in Berlin mit dem wamperten Osmin
nackert unter einer Dusche.
Melot klagt an, dann Tristan
... Wehr dich, Melot! ...
Das 'ins Schwert fallen' klappte nicht, da der eine Tenor dem anderen
offensichtlich den Abgang vermiesen wollte
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Dritter Aufzug
Mitten auf der leeren Bühne stehend:
Tristan, der an sich schwer Verwundete, sich vor der Wolken darstellenden
Operafolie suchend umblickend.
Rechts die Umrisse eines Bootes erkennbar.
Schiefhängende Bilderrahmen an den Wänden von Kareol.
Eine Figur erscheint in der Projektion. Soll das Isolde sein?
Das Englischhorn ruft.
... um für immer zu verscheiden …
Kurwenal und Tristan noch immer nebeneinander stehend mitten auf der Bühne.
Der Held hat sich in der Landshuter Fassung nach dem Schwertstreich Melots glänzend erholt. Er lebt nicht nur, er steht freihändig auf der Bühne.
... Die alte Weise ...
... Wo bin ich ...
... Meiner Väter ...
und schon wird das Kinderzimmer Tristans mit Kinderbett - nur ein Teddybär fehlt
– auf die rückwärtige Folie projiziert.
Ein Konversationsstück im Vordergrund der Bühne, Tristan und Kurwenal beide
stehend. Kein hinfälliger, allenfalls ein wenig torkelnder Tristan ist
zu sehen.
Kurwenal, der scheint erschöpft, jedenfalls sitzt er anfangs rechts auf einem
Schammerl.
... Wann wird es Nacht im Haus ...
Projektion: das Meer, das Licht
... Das Schiff!
Dort streicht es am Riff!
Siehst du es nicht? ...
... Noch ist kein Schiff zu seh'n ...
Da kommt plötzlich ein Kind ins Spiel, das im Besetzungszettel als 'Tristan als
Kind' ausgewiesen ist und Luca mit Vornamen heißt und wohl der Sprössling der
Intendanten-Familie ist.
Kurwenal hatte es hinten rechts aus der Kulisse geholt, nun sitzt es da auf der
Bühne in seinem blauen Anzüglein und wartet und spielt mit einem Kreisel, der
nicht recht laufen will.
Bevor es dem Kleinen zu langweilig wird, bringt ihn Kurwenal wieder nach hinten
rechts um die Ecke.
Tristan torkelt umeinander
... Verflucht, wer dich gebraut! ...
und fällt hin.
Kurwenal nun bei dem Hinfälligen
... der wie keiner geliebt und geminnt ...
.... Er regt sich, er lebt ...
.... Das Schiff? Siehst du's noch nicht? ...
.... es kann nicht lang mehr säumen ...
Kinderzimmer in der Projektion.
Beim
... Siehst du sie noch nicht? ...
kommt der kleine Tristan links aus der Kulisse angestapft. Von hinten links
erscheint beim
... Wie sie selig,
hehr und milde ...
Isolde auf die Bühne, geht zum kleinen Tristan links und legt ihm die Hand auf
die Schulter und den Scheitel.
Indessen greift sich Tristan im Traum, im Fieberwahn, im Traum verfangen, an den
Kopf, wohl zweifelnd er an seinem Tun in dieser Inszenierung.
Kurwenal sitzt derweilen rechts auf seinem Schammerl, schaut dem Treiben
zu und wundert sich wie auch das Publikum im Theaterzelt in Landshut.
Isolde umarmt den kleinen Tristan, geht mit ihm zum großen Tristan in die Mitte
der Bühne und beim
... Labung zu ...
erhebt sich der große Tristan, umarmt den kleinen Tristan und Isolde.
Dann gleich führt Isolde den kleinen Tristan nach links und geht mit ihm in die
Gasse ab.
Mit dem
... du blöder Wicht ...
schickt Tristan den Kurwenal zum Ausschauhalten nach einem Schiff, mit dem
Isolde ja kommen soll, weg.
Da man aber in Landshut beim Niederbayerischen Landestheater keine Warte hat,
nimmt Kurwenal sein Schammerl, auf dem er kürzlich saß, steigt auf das Schammerl
und er hat noch garnicht den Blick richtig in die Ferne schweifen lassen
können, da ertönt das Signal des vermeintlichen Untergangs von Isolde, Tristan torkelt hin und her
... verloren ...
Kurwenal steigt von der Warte, dem Schammerl, herab
... Hilf meiner Frau! ...
verlangt Tristan.
Kurwenal aber nimmt das Schammerl und geht nach rechts ab.
Gleißende Sonne in der Projektion.
... Die Leuchte verlischt!
Zu ihr, zu ihr! ...
Kurwenal hat ein Ruderboot, dessen Bug man schon länger sah, auf die Bühne
gezerrt, er zieht eine Seide bei Isoldes
... Tristan Geliebter ...
schwungvoll vom Boot und verstaut sie hinter demselben.
Tristan und Kurwenal verharren in der Mitte der Bühne, irgendwie unbeteiligt,
während Isolde aus dem Off singt
... nur eine Stunde bleibe mir wach! ...
In der Projektion ein Zimmer in einem Krankenhaus.
Kurwenal links am Portal nach hinten rechts schauend, wo Isolde im Ruderboot
liegend sich
auf den Liebestod vorbreitet.
Beim
... Kurwenal! Hör! Ein zweites Schiff ...
wird ein Teewägelchen hereingerollt, auch von links kommt ein Mensch mit einen
Servierwagen.
Brangäne von links
... Isolde! Herrin! ...
Rechts hinten wird Melot gemordet.
Dann fällt Kurwenal tot um.
Brangäne stürzt zum Ruderboot in dem ja Isolde liegt.
Marke tritt auf
... Tristan! Tristan! Isolde! ...
... Tot denn alles! Alles tot! ...
Brangäne
... Sie wacht, sie lebt ....
... Vernimmst du die Treue nicht?
Rechts Brangäne, Marke
links stehend Tristan, in der Mitte Isolde mit dem
... Mild und leise ...
Und nun das Wunder von Passau, Straubing, Landshut (das Kloster Kaltenthal liegt
in der Nähe) und 'Um Himmels Willen' stehen alle soeben Hingeschiedenen wieder
auf, umringen Isolde und lauschen dem, was sie mit hoch erhobenen Armen singt
... nur diese Weise, die so wundervoll und leise ...
Es werden - (es ist nicht zu fassen) - gefüllte Gläser von den Servierwägelchen
den wieder Lebenden auf der Bühne gereicht, die kräftig zulangen.
In der Projektion fällt ein Tropfen auf ein Blatt, Knospen öffnen sich an einem
Ostbaumzweig, was sich zu einem Baby im Kinderwagen entwickelt.
Beim
... ertrinken,
versinken ---
unbewusst ---
höchste Lust! ...
stehen alle Protagonisten weißgewandet - in so Art Raumanzügen, ohne Helm
allerdings - an der Rampe, heben die Gläser
und denken sich möglicherweise:
'H o c h d i e T a s s e n' und
'P r o s t M a h l z e i t'
Das Publikum, die reichen Gäubodenbauern, jubeln, als hätte der FC Landshut die
Fußballweltmeisterschaft gewonnen.
Und der zuständige Intendant überlegt, bei solch einem Erfolg:
Was mach ich als nächstes, wie kann ich das, mit was bei den Zuschauern noch
toppen?
Die neueste Masche ist doch das Verschränken von Werken
mit- und ineinander, siehe Regensburg
'Iphigenie'.
Da böte sich doch für den Tristan im Niederbayerischen
Landestheater am Ende des dritten Aufzugs die Verbindung
mit der 'Fledermaus' an:
'Champagner hat's verschuldet - tralalerlalala!'
Am Tristan versuchte sich jüngst
Regensburg, die Metropole der Oberpfalz und
Braunschweig, die Stadt im ehemaligen Zonenrandgebiet, heute
die mit der Atomuhr.
Aber was war das gegen 'Tristan in Landshut'?
Die Ehrenvorsitzende des Richard-Wagner-Vereins Hannover
würde jubeln, sähe sie diese Produktion, liebt sie doch
'modische Inszenierungen' und trägt sie doch damit zum
Niedergang der Theaterkultur nach Kräften bei.
Anlässlich der außerordentlichen
Delegiertenversammlung
des Richard-Wagner-Verbandes International e. V. am
Sonntag, 09.10.11 in Frankfurt am Main hing sie doch den
RW-Vereinen einen Maulkorb um.
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