Thema des Tages
'Der große
Kurfürst'
.... am 09. Mai 1688 verstorben
Friedrich Wilhelm von Brandenburg, geboren
1620 in Cölln bei Berlin, tritt 1640 die Nachfolge seines Vaters Georg
Wilhelm von Brandenburg an und übernimmt einen zerrütteten Staat.
Um den Bestand Brandenburgs über die Erbfolge
zu sichern, wird für den 7.Dezember 1646 die Vermählung mit Louise
Henriette von Nassau-Oranien angesetzt.
Aus Gründen der Staatsräson entsagte
Friedrich Wilhelm seiner Jugendliebe Ludovike Holandine von der Pfalz
- und auch die geplante Verbindung mit Christine von Schweden kam nicht
zustande.
1648 lässt er einen Postdienst einrichten,
der ihm die Möglichkeit geben soll, über die Verhandlungen zum Ende des
30-jährigen Krieges in Münster und Osnabrück informiert zu sein.
Durch geschickte Bündnispolitik gelingt es
Friedrich Wilhelm, den Status Preußens als souveränes Herzogtum zu
stabilisieren.
Im Kloster Oliva bei Danzig erkennen am 3.
Mai 1660 Österreich, Polen und Schweden die Souveränität Preußens als
brandenburgischen Besitz an.
Hatte schon seine Ehefrau Louise Henriette
ihre Landsleute nach Brandenburg, die dann nördlich von Cölln Sümpfe
trocken legten, Gemüse anbauten und das Schloss Oranienburg
vergrößerten, so holte er Juden aus Österreich.
Das Verbot für Juden, sich in Brandenburg
niederzulassen, wurde erstmals mit dem Edikt vom 21. Mai 1671
aufgehoben. Reiche Wiener Juden mit einem Mindestvermögen von 10.000
Talern sollten auf diesem Wege angeworben werden, damit sie ihre Mittel
ins Land bringen.
Der Kurfürst verspricht sich dadurch eine
Belebung des Handels und der damit verbundenen Staatseinnahmen. Gegen
Zahlung von beträchtlichen Schutzgeldern werden den Juden bescheidene
Privilegien eingeräumt. Auch die Befreiung von der Pflicht gegen Zahlung
von 8000 Talern, zum Zeichen ihrer Herkunft, den gelben Fleck oder den
roten Hut tragen zu müssen.
Im Sommer 1675 fällt die schwedische Armee in
das ungeschützte Brandenburg ein. Am 28. Juni stehen die Brandenburger
in den Niederungen bei Hakenburg, in der Nähe von Fehrbellin, der
Kurfürst und sein 70-jähriger Dragonergeneral Georg von Derfflinger
schlagen die Schweden vernichtend. 4.000 Tote müssen die Gegner
zurücklassen, bei den Brandenburgern sind es 500.
Tausende schwedische Soldaten flüchten oder
desertieren.
Die Nachricht von den Ruhmestaten der
brandenburgisch-preußischen Armee bei Fehrbellin und ihres Anführers
verbreitet sich in Europa. Flugblätter preisen den grandiosen Sieg und
seinen Helden, auf den man stolz ist.
Bald wird Friedrich Wilhelm 'der Große
Kurfürst' genannt.
Sein Edikt von Potsdam von 1685 richtet sich an die französischen
Hugenotten. Sie - wie der Kurfürst Anhänger des Reformators Calvin -
wurden als religiöse Minderheit im katholischen Frankreich, in dem das
Prinzip “un roi – une loi –
une foi“ (ein König – ein Gesetz – ein Glaube) galt, verfolgt. Im
Oktober 1685 hatte der französische
König Ludwig XIV. auf Druck der katholischen Kirche den Hugenotten mit
dem Edikt von Fontainebleau die Ausübung ihres Glaubens verboten.
Eine Auswanderungswelle setzte ein.
Brandenburgs Kurfürst versprach sich von der Zuwanderung viele Vorteile.
Seine durch den 30-jährigen Krieg entvölkerten Länder benötigten
dringend neue Siedler. Riesige Landstriche lagen brach, viele Siedlungen
waren verwüstet. Zudem verstärkten die Zuwanderer die calvinistischen
Minderheit, der er ja selbst angehörte.
Von den 30.000 Hugenotten, die nach
Deutschland kamen, gingen z.B. 20.000 nach Brandenburg-Preußen, in
Magdeburg siedelten 1375.
Auch ins preußische Königsberg wanderten 500
ein und in Berlin blieben über 5000 “Réfugiés“, wie sie hier genannt
werden. Ihrem Einfluss ist es mit zu verdanken, dass aus der
Provinzstadt eine respektable absolutistische Residenz mit
westeuropäischem Flair wurde.
Sie brachten neue Berufe in die Kurmark.
Darunter Hutmacher, Seidenweber, Buchbinder, Maler, Emailleure,
Weißgerber, Seifenhersteller, Tapezierer, Pastetenbäcker, Caffetiers.
Auch Kaufleute, Ärzte, Chirurgen, Apotheker,
Beamte und Richter waren unter ihnen. Französische Bankiers und
Kaufleute, gaben der kurmärkischen Wirtschaft beträchtliche Impulse. Die
brandenburgische Armee erhielt durch 600 französische Offiziere und 1000
Soldaten Verstärkung.
Ein segensreiches Wirken, das in seinen
Anfängen kaum so zu erwarten war, da Friedrich Wilhelm aus lauter
Rücksichtnahme, Räte es Vaters, vor allem Adam Graf von Schwarzenberg,
der ihn wie ein Schatten verfolgte und seine eigenen Rechte durchsetzen
wollte, im Amte hielt.
Erst dessen Tod 1641 'befreite' Friedrich
Wilhelm und machte die persönliche Entfaltung möglich.
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