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04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages

'Der große Kurfürst'


   .... am 09. Mai 1688 verstorben

Friedrich Wilhelm von Brandenburg, geboren 1620 in Cölln bei Berlin, tritt 1640 die Nachfolge seines Vaters Georg Wilhelm von Brandenburg an und übernimmt einen zerrütteten Staat.

Um den Bestand Brandenburgs über die Erbfolge zu sichern, wird für den 7. Dezember 1646 die Vermählung mit Louise Henriette von Nassau-Oranien angesetzt.

Aus Gründen der Staatsräson entsagte Friedrich Wilhelm seiner Jugendliebe Ludovike Holandine von der Pfalz - und auch die geplante Verbindung mit Christine von Schweden kam nicht zustande.

1648 lässt er einen Postdienst einrichten, der ihm die Möglichkeit geben soll, über die Verhandlungen zum Ende des 30-jährigen Krieges in Münster und Osnabrück informiert zu sein.

Durch geschickte Bündnispolitik gelingt es Friedrich Wilhelm, den Status Preußens als souveränes Herzogtum zu stabilisieren.

Im Kloster Oliva bei Danzig erkennen am 3. Mai 1660 Österreich, Polen und Schweden die Souveränität Preußens als brandenburgischen Besitz an.

Hatte schon seine Ehefrau Louise Henriette ihre Landsleute nach Brandenburg, die dann nördlich von Cölln Sümpfe trocken legten, Gemüse anbauten und das Schloss Oranienburg vergrößerten, so holte er jetzt Juden aus Österreich.

Das Verbot für Juden, sich in Brandenburg niederzulassen, wurde erstmals mit dem Edikt vom 21. Mai 1671 aufgehoben. Reiche österreichische Juden mit einem Mindestvermögen von 10.000 Talern sollten auf diesem Wege angeworben werden, damit sie ihre Mittel ins Land Brandenburg bringen.

Der Kurfürst verspricht sich dadurch eine Belebung des Handels und der damit verbundenen Staatseinnahmen. Gegen Zahlung von beträchtlichen Schutzgeldern werden den Juden bescheidene Privilegien eingeräumt. So auch die Befreiung von der Pflicht, gegen Zahlung von 8000 Talern, zum Zeichen ihrer Herkunft, den gelben Fleck oder den roten Hut tragen zu müssen.

Im Sommer 1675 fällt die schwedische Armee in das ungeschützte Brandenburg ein. Am 28. Juni stehen die Brandenburger in den Niederungen bei Hakenburg, in der Nähe von Fehrbellin, der Kurfürst und sein 70-jähriger Dragonergeneral Georg von Derfflinger schlagen die Schweden vernichtend. 4.000 Tote müssen die Gegner zurücklassen, bei den Brandenburgern sind es 500.

Tausende schwedische Soldaten flüchten oder desertieren.

Die Nachricht von den Ruhmestaten der brandenburgisch-preußischen Armee bei Fehrbellin und ihres Anführers verbreitet sich in Europa. Flugblätter preisen den grandiosen Sieg und seinen Helden, auf den man stolz ist.

Bald wird Friedrich Wilhelm 'Der Große Kurfürst' genannt.

 

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Sein Edikt von Potsdam von 1685 richtet sich an die französischen Hugenotten. Sie - wie der Kurfürst Anhänger des Reformators Calvin - wurden als religiöse Minderheit im katholischen Frankreich, in dem das Prinzip “un roi – une loi – une foi“ (ein König – ein Gesetz – ein Glaube) galt, verfolgt. Im Oktober 1685 hatte der französische König Ludwig XIV. auf Druck der katholischen Kirche den Hugenotten mit dem Edikt von Fontainebleau die Ausübung ihres Glaubens verboten.

Eine Auswanderungswelle setzte ein. Brandenburgs Kurfürst versprach sich von der Zuwanderung viele Vorteile. Seine durch den 30-jährigen Krieg entvölkerten Länder benötigten dringend neue Siedler. Riesige Landstriche lagen brach, viele Siedlungen waren verwüstet. Zudem verstärkten die Zuwanderer die calvinistischen Minderheit, der er ja selbst angehörte.

Von den 30.000 Hugenotten, die nach Deutschland kamen, gingen z.B. 20.000 nach Brandenburg-Preußen, in Magdeburg siedelten 1.375.

Auch ins preußische Königsberg wanderten 500 ein und in Berlin blieben über 5.000 “Réfugiés“, wie sie hier genannt werden. Ihrem Einfluss ist es mit zu verdanken, dass aus der Provinzstadt eine respektable absolutistische Residenz mit westeuropäischem Flair wurde.

Sie brachten neue Berufe in die Kurmark. Darunter Hutmacher, Seidenweber, Buchbinder, Maler, Emailleure, Weißgerber, Seifenhersteller, Tapezierer, Pastetenbäcker, Caffetiers.

Auch Kaufleute, Ärzte, Chirurgen, Apotheker, Beamte und Richter waren unter ihnen. Französische Bankiers und Kaufleute, gaben der kurmärkischen Wirtschaft beträchtliche Impulse. Die brandenburgische Armee erhielt durch 600 französische Offiziere und 1000 Soldaten Verstärkung.

Ein segensreiches Wirken, das in seinen Anfängen kaum so zu erwarten war, da Friedrich Wilhelm aus lauter Rücksichtnahme, Räte es Vaters, vor allem Adam Graf von Schwarzenberg, der ihn wie ein Schatten verfolgte und seine eigenen Rechte durchsetzen wollte, im Amte hielt.

Erst dessen Tod 1641 'befreite' Friedrich Wilhelm und machte die persönliche Entfaltung möglich.

 

 

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Dieter Hansing