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... am 09. Oktober 1907 geboren
Er stand Goebbels nahe –
man hatte die gleichen Ideale.
1929 war der Gauleiter von Berlin angetan
von einer Rede, die Parteigenosse Wessel hielt – er sei einer braver
Junge‚ der mit einem fabelhaften Idealismus spreche. Wessel beklagte in
dem nachfolgenden Gespräch den Mangel an Aktivismus. Goebbels befand
sich im Zwiespalt, ein zuviel an Umtrieben könne unter Umständen sehr
schnell zum Verbot führen - durch 'Isidor' wie er den damaligen
Polizeivizepräsidenten Dr. Bernhard Weiß nannte.
Horst Wessel studierte anfangs als Bielefelder Pfarrerssohn
Rechtswissenschaften in Berlin, brach aber nach vier Semestern das
Studium ab, betätigte sich als Taxifahrer und als Tagelöhner beim
Berliner U-Bahnbau.
1926 Beitritt zur NSDAP und zur SA, nachdem er vorher Bünden wie
Alemannia und Normannia angehörte.
Innerhalb eines Kommandos Friedrichshain war er am Aufspüren und
Verjagen von Sozialdemokraten und Kommunisten beteiligt.
Durch diese Aktivitäten trat er als deutlicher Akteur der
nationalsozialistischen Ideale hervor, trat Andersdenkenden mit seinen
SA -Trupps brutal entgegen.
Zu Parteiveranstaltungen in Berlin häufig mit Goebbels unterwegs - so
auch nach einer solchen zum direkt im 'Fischerkiez' gelegenen SA Lokal
'Zur fürstlichen Wagenschmiede'.
Die lag nun im Bereich des Zugriffs 'der Roten' und außerdem im
'Tummelplatz des Lasters' - eine erhebliche Bedrohung für einen SA Mann
der jeden Abend sein Leben riskiere, wenn er tagsüber 'für die Bewegung'
seine Pflicht tue. Goebbels zollte ihm Hochachtung.
Seine Tätigkeit führte zu einer höchsten Gefährdung, als er am 14.
Januar 1930 in seiner Wohnung in der großen Frankfurter Straße in Berlin
von Albrecht Höhler, einem Mitglied des 'Roten Frontkämpferbundes' ,
beim Öffnen der Tür zu Zimmern, die er mit einer Prostituierten
bewohnte, einen Schuss in den Kopf erhielt. Host Wessel starb am 23.
Februar 1930 an den Nachwirkungen der Verletzung - letztendlich an einer
Sepsis.
Goebbels besuchte die Mutter, deren einer Sohn Werner - auch SA-Mitglied
- Ende Dezember 1929 nach einer Skitour im Riesengebirge erfror. Dann
fährt er ins Krankenhaus in Friedrichshain, sieht das zerschossene
Gesicht des Parteifreundes und hört ihn sprechen - man müsse aushalten.
Den Besuch in der Klinik nutzt Goebbels für einen Propaganda-Artikel im
'Angriff' am 21. Januar 1930.
Neben Albrecht Höhler werden auch Erwin Rückert sowie weitere 16
Mittäter verhaftet. Im September 1930 begann der Prozess gegen die
Attentäter, der mit Gefängnis- und Zuchthausstrafen endet.
Die
Verteidigung von Angeklagten übernahm die später in der so genannten
'DDR' tätige Hilde Benjamin - auch als 'Rote Hilde' bekannt.
'Ali' Höhler holten SA Leute nach der Machtübernahme aus dem Gefängnis
und töteten ihn auf bestialische Weise.
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Horst Wessel wird zur 'Heiligenfigur' der Bewegung - er werde in
der Partei weiterleben und mit den Nationalsozialisten siegen -
Goebbels treibt den Kult voran - schon die Trauer wird vom Gau
14 Tage lang zelebriert - eine Trauerfeier wird offiziell
verboten, nur das Begräbnis darf am 1. März 1930 stattfinden.
Hitler kam nicht zur Beerdigung.
Der Weg zum Marien-Friedhof säumte dann doch eine große Zahl von
Sympathisanten, KPD-Miglieder hielten dagegen, die am Friedhof
ein Transparent anbringen ließen: Dem Zuhälter Wessel ein
letztes 'Heil Hitler!'
Die Nazis standen an seinem Grab, nahmen seinen Geist mit 'in
den lauten Tag' - dann am 20. Januar 1933 die
Horst-Wessel-Parade am Bülow-Platz
Später gibt es immer wieder Diskussionen mit Mutter Wessel, die
auch Hitler so sehr irritiert, dass er bei Rednerauftritten nur
schwer überzeugen kann.
Sie fordert das von der Partei zur zweiten Hymne erhobene
'Horst-Wessel-Lied' für sich, will es privatisiert sehen.
Goebbels lehnt das kalt ab, das Lied gehöre der Nation, sie, die
Mutter sei unausstehlich, sie verdiene diesen heldenhaften
Jungen gar nicht.
Der Kult um Horst Wessel setzte sich nach der Wende fort, als
Neonazis ihn für sich wiederbelebten, das Grab wurde zur
Pilgerstätte.
Die Feier am Grab zum 70. Todestag Horst Wessels wurde verboten
- ein Aufgebot von 500 Menschen konnte nicht geduldet werden.
Gegendemonstrationen führten zum Beschmieren des Grabsteins, der
erst im Jahr 2013 entfernt wurde.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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