... am 12. Mai 1900 geboren
1929 gab sie Kurse in Sprech- und Atemtechnik an der
marxistischen Arbeiterschule in den Räumen eines
Fabrikgebäudes in Berlin-Kreuzberg.
Die Gruppe gefiel ihr selber so gut, dass sie meinte,
auch Brecht, mit dem sie verheiratet ist, müsste die
jungen Leute kennenlernen. Auch Hanns Eisler vertrat die
Meinung, doch Brecht war nicht interessiert.
1931 wurde eine Brecht-Revue vorbereitet, die sich die
Reichtagswahlen vom September 1930 zum Thema wählte.
Diese von den Nazis so genannte 'demokratische
Veranstaltung' hatte zum Ergebnis, dass Hitler mehr als
die Hälfte der Stimmen aus dem Lager der Mittelschicht,
der durch nach dem Ersten Weltkrieg veramten Handwerker,
Bauern und Angesellten erhielt.
Gerade diese Gruppe von Wählern wollte die Weigel
aufrütteln und den Leuten zeigen, dass eine
Einheitsfront gegen die Nazis gebildet werden müsse.
Lieder wie 'Die Ballade vom §218', 'Das
Solidaritätslied' und 'Das Lied vom SA-Mann' steuerte
Brecht bei. Die Kompositionen stammten von Kurt Weill,
Friedrich Hollaender, Hanns Eisler.
Vorgetragen wurden sie unter Kontrolle der Polizei von
Laien wie von Berufsschauspielern wie Lotte Lenya, Ernst
Busch, Helene Weigel und der Tänzerin Valeska Gert unter
dem Titel 'Wir sind ja soooo zufrieden' nur viermal in
Räumen über die Stadt verteilt, aber mit bis zu 1200
Zuschauern, wie am 17. November 1931 im Berliner
Bachsaal in der Lützowstraße 76.
Trotz politischer Repressalien spielte man weiter.
Die Kontrollbehörden schoben allerlei Hinderungsgründe
vor, die sich den Abend über permanent veränderten, so
dass die Vorstellung nur schleppend voranging.
Mal sollten die Darsteller nicht spielen, sondern nur
sprechen - dann wurden zuviel Gänge und Gesten gemacht,
die aus feuerpolizeilichen Gründen abgelehnt wurden.
Dann setzten sich die Vortragenden vor den Vorhang und
lasen das Stück. Auch das war noch zu viel - die
Veranstaltung war zwar genehmigt, sollte aber doch nicht
stattfinden.
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'Die Mutter' sollte in Moabit gegeben werden, die Weigel
in der Hauptrolle, neben ihr als Pelagea Wlassowa -
Margarete Steffin.
Diese Margarete Steffin war eine der vielen amourösen
Seitenarabesken der Ehe Brecht / Weigel, unter der die
Weigel litt.
Aber es war nicht die einzige Frau, die seinem Charme
verfiel - obwohl Brecht wahrlich nicht schön war,
schüchtern und dazu noch ungepflegt wirkte. Irgendetwas
musste an ihm dran sein, dass es auch noch eine
Elisabeth Hauptmann, eine Ruth Berlau geben konnte, die
als 'Entourage' mit auf der Flucht vor den Nazis durch
Europa zogen.
Es ist zu bewundern wie Helene Weigel diese Kränkungen
über Jahre aushielt und zu Brecht stand, auf sich lud,
Kinder aufzuziehen, Häuser/Wohnungen einzurichten und
wieder weiterzuziehen über Land und Meer und auf der
Bühne zu stehen, um Bertolt Brecht zu propagieren und
letztlich durchzusetzen.
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