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04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages

Uraufführung 'Maria Stuart'


   ... am 14. Juni 1800

Im Dezember 1782 trifft Schiller in Bauerbach auf dem ihm von Frau von Wolzogen zur Verfügungen gestellten Gut ein.
Schon am Tag vorher hat er in Meiningen den Bibliothekar Reinwald getroffen, den er um Literatur u.a. Robertson's 'History if Scotland' für die Studien zur 'Maria Stuart' bittet.

Im März 1783 arbeitet er die erste Szene des Werkes aus, dann legt er die Anfänge zugunsten des 'Don Karlos' beiseite.

Erst im Februar 1799 kommt er wieder in einem Gespräch mit Goethe auf die 'Stuart' zurück und holt sich im April aus der Bibliothek in Weimar Camde's 'Annales rerum angelicarum'.

Im Februar 1800 arbeitet er intensiv an der 'Stuart', muss aber immer wieder Erholungspausen wegen immer wiederkehrender Fieberschübe einlegen.

Mitte März wird der erste Aufzug zur Übersetzung ins Englische an Joseph Charles Mellish, einem bekannten englischen Sprachwissenschaftler, der seine Ausbildung in Eton erhielt, der später den Posten des Konsuls des britischen Königreichs in Louisiana, in Palermo und Hamburg bekleidete und der 1801 offiziell von Schiller autorisiert wurde, die englischen Version der 'Stuart' unter seinem Namen in England zu vertreiben.

Ende März wird die Arbeit fortgesetzt, Anfang April spricht er mit Goethe über das Werk und stellt Iffland die 'Stuart' in wenigen Wochen in Aussicht - 12 Carolin will er von ihm dafür haben.

Anfang Mai 1800 sind Aufzüge 1 bis 4 der 'Maria Stuart' fertig gestellt und werden am 11. Mai Mitgliedern des Ensembles des Weimarer Hof-Theaters vorgelesen.

Der fünfte Akt wird in der zweiten Hälfte des Mai, das Stück Anfang Juni vollendet und Ende Juni an Iffland nach Berlin versendet.

Uraufführung der 'Maria Stuart' mit Karoline Jagemann als Elisabeth - wie von Schiller betrieben - und Friederike Margarethe Voß als Maria mit großem Erfolg im Weimarer Hof-Theater.

Die Besetzung der beiden weiblichen Hauptrollen, Maria und Elisabeth interessierte über Jahrzehnte, da viele, sehr gute Darstellerinnen zur Verfügung standen.

Standen sich doch einmal als Elisabeth und Maria, Käthe Dorsch und Paula Wessely oder Elisabeth Flickenschildt und Antje Weisgerber gegenüber oder Doris Schade und Cornelia Froboess.

Heutzutage wird als Hintergrund irgendwas auf die Bühnen gestellt, weil irgendwas 'anderes' gezeigt werden soll, nur um das Theater im Gespräch zu halten.
Meist auch, um davon abzulenken, dass auf große Darsteller verzichtet werden muss.

Dabei wird auch an 'Peymanns bunter Bühne' bei 'Kabale und Liebe' nicht auf Clownerien verzichtet, die mit dem von Schiller behandelten Thema nichts zu tun haben.

 

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24.7.2003

Theater in der Uni Regensburg

Friedrich von Schiller

Maria Stuart - Posse ohne Gesang

   

 

Wenn der Regisseur den Besuchern der Veranstaltung 'Maria Stuart' am Eingang 'Viel Spaß' wünscht, ist Alarm angesagt. Das Drama als Spaßfaktor anzupreisen - da "ist was faul im Staate Dänemark." Der Truppe 'Die Theatiner' gelang eine Überraschung, als das Stück in einer Weise dargeboten wurde, die dem Stil vergangener Tage und der Mannheimer Uraufführung der 'Räuber' wohl nahe kam, als die Darstellung mit rollenden Augen und Pathos unterstützt wurde.
Hier herrschte der Eindruck vor, Moissi spiele den Mortimer, Kainz den Leicester und es hätte gut Adele Sandrock als Amme Hanna Kennedy hinzu gepasst.
Unfreiwillige
Komik war die Regel. Oder war sie freiwillig und bewusst eingesetzt?
Allein die Szene Leicester - Mortimer strotzte vor Übertreibungen. Einem Jahrmarktsrummel wäre Gerechtigkeit widerfahren. Völlig unverständlich, warum sich Mortimer zeitweilig wie Rumpelstilzchen aufführt.
Was wollte uns der Regisseur damit sagen?



Foto:
Sven Schmalfuß
als Mortimer
Katharina Köhler als Maria


Alles ist Spaß auf Erden?
Das Programmheft spricht eine andere Sprache. Da wird das Stück ernst genommen.

Auf der Bühne ist es für den Zuschauer mehr oder weniger Jokus, auch wenn sich um den Text von einigen bemüht wird.
Allein schon die Elisabeth, ihre Kostümierung ist ein anderes Thema - die Sprache, der Text -

 

vernuschelt, kaum zu verstehen, voller Zickigkeit und Albernheiten die Darstellung, nie war Elisabeth Eins so und die Schiller'sche verdient auch nicht, so auf die Bühne gestellt zu werden.



Foto: Verena Rieser als Elisabeth I

Die Maria bleibt - einigermaßen seriös - in dem Rahmen, bei einem Studententheater zu erwarten. Astrid Schärtl als Burleigh jedoch lässt die Figur erkennen, da mit Ernst und auch Überzeugung vorgetragen.
Warum z.B. nutzt der Regisseur  nicht deutlicher die Möglichkeiten des Raums, statt ein Podium hin und her zu schieben, gäbe es doch hier die  besondere Chance der Simultanbühne durch wechselnde Spielflächen. Vor der Pause jedenfalls läuft das Stück in einer Szenerie ab, als lebten alle in einer Einzimmer-WG.
Wie hätte die Problematik der beiden Frauen unter dem Druck der jeweiligen Glaubensrichtungen vom Regisseur herausgearbeitet werden können.
Scheint aber so, dass er sich nicht getraut hat.

Sieht er als katholischer Religionslehrer an der Wand drohend den Schatten des Dr. Müller?
Schlimm, machte doch der Einfluss dieses Dogmatikers auch vor den Theatern nicht halt.

(Dieter Hansing)
 

 

 

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Auch das Theater Regensburg versuchte sich an dem Werk.
Das Unternehmen misslang.

http://telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_%27Maria_Stuart%27_-_Oberpf._Metropol-Theater_Regensburg_22._September_2017.htm


 

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing