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Thema des Tages
Claire Waldoff
... gelingt am 15. Februar 1907 der wichtigste Auftritt.
In Gelsenkirchen als Clara Wortmann und Tochter eines Gastwirtsehepaares
geboren, wohnt sie in der Zeit ihres Schulbesuches bis zum Abitur in
Hannover bei den Eltern von Theo Lingen.
Der Wunsch Ärztin zu werden muss aufgrund der mangelnden finanziellen
Ausstattung unerfüllt bleiben.
Als Chansonsängerin, mit Kritik an der Politik nicht sparend, schafft
sie es mit kleinen Auftritten ins Kabarett, zieht 1906 nach Berlin in
die Hauptstadt allen künstlerischen Wirkens.
Der geplante Auftritt mit Liedern des zu damaliger Zeit populären
Dichters Paul Scheerbart - Ernst Rohwolt verlegte als eines seiner
ersten Bücher dessen Gedichtsammlung 'Katerpoesie' - stießen auf Kritik,
da sie sich gegen den Militarismus wandten und zudem noch von einer Frau
im Hosenanzug vorgetragen werden sollten.
Die Situation konnte entschärft und die Vorstellung gerettet werden, als
Walter Kollo, der Großvater des Tenors René Kollo, für sie die Musik zu
einem Text von Hermann Frey komponiert, das noch heute unter dem Titel
"Das Schmackeduzchen" die Geschichte eines liebestollen Erpel
Bestandteil von Programmen Berliner Diseusen ist.
Erfolge hatte die Waldoff mit Berliner Texten - sie war 'eng' mit
Heinrich Zille und seinem 'Miljöh' - mit Berliner 'Dialekt', den die 'Kodderschnauze'
so schnell gelernt hatte, dass sie als die Berliner 'Jöre' durchging.
Das
http://youtu.be/tBKfoccNzDQ
"Wer schmeißt denn da mit Lehm,
der sollte sich was schäm'
der sollte doch was and'res nehm'
als ausgerechnet Lehm"
war der Schlager der Saison, das 'Hermann heeßt er' von 1913 wurde von
den Berlinern später deutlich auf den 'Reichsjägermeister' gemünzt und
weitergedichtet:
[....]
"Hermann heeßt er":
"Rechts Lametta,
links Lametta
und der Bauch wird immer fetta
und in Preußen ist er Meester -
Hermann heeßt er!"
[....]
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Goebbels sah die Gefahr, die von ihr ausging.
Sie erhielt Auftrittsverbot, trat aber dann der RKK - hier
Reichskulturkammer bei, nicht zu verwechseln mit RKK, dem Namen
für die geplante Stadthalle in Regensburg - und durfte wieder
auf die Bühne.
An der Truppenbetreuung 'durfte' sie sich dann allerdings doch
beteiligen, 1942 sang sie im besetzten Paris.
Ihr Rückzug aus dem Show-Geschäft ergab sich dann mit dem Ende
des Krieges - die Zeit des Kabaretts kam zwar mit den
'Insulanern' wieder, aber nicht mehr mit dem Star der 20-er
Jahre.

Die Gedenktafel hängt in Berlin, am Haus 33,
ausgerechnet in der
Regensburger Straße.
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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