Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Das Theater Regensburg hatte für den 14. November 2018
zu einer Diskussion zum Thema

„Ist das Kunst oder kann das weg? –
  Kunst im Rechtfertigungszwang“

eingeladen.

Die Veranstaltung wurde abgesagt.

 

Vorwort

Die Durchführung hätte die Kritik des Publikums aufzeigen können.
Da hierfür nun die Möglichkeit nicht gegeben wurde, hier einige Beispiele, was auf deutschen Bühnen an Dämlichkeiten dem heutzutage meist unbedarften Publikum geboten wird:

’Aida’ spielt in einem Einheitsbühnenbild im Vorzimmer von Herrn Mielke in der Berliner Stasi-Zentrale.

In ’Kabale und Liebe’ klettert Ferdinand von Walter den ganzen Abend an Steigeisen Wände rauf und runter. In einem anderen Theater in Berlin ist die Rolle des Hofmarschalls von Kalb einfach gestrichen.

’Eugen Onegin’ wird in einem U-Bahnhof vorgeführt, Puccinis ’Manon’ endet nicht in einer Wüste, sondern in einer Kneipe, wo Trinkbares in Flaschen in genügender Anzahl zu Verfügung steht, Des Grieux aber stückgemäß hinausläuft, um Wasser für Manon zu suchen.

Am Ende eines ’Lohengrin’ ersticht Gottfried seine Schwester Elsa. In einem anderen Theater geht am Ende des Stückes Elsa mit ihrem Bruder Eis essen.

’Der fliegende Holländer’ wird in einem Einheitsbühnenbild – einem Einkaufszentrum – gezeigt.

Der Gipfel der geschmacklosen Verfälschung eines Werkes ist die 'Salome' an einem deutschen Provinztheater. Das Stück spielt im Wohnzimmer von Oscar Wilde. Permanent wuselt ein Tänzer über die Bühne, diesen darstellend.
Am Ende des Stückes liegt Jochanaan (mit Kopf) am Boden. Herodias schiebt ihm ein Tablett unter den Kopf. Auf das Stichwort des Herodes:
"Man töte dieses Weib!"
erhebt sich Jochanaan und erwürgt die neben ihm stehende Salome, die röchelnd zu Boden sinkt.

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Artikel 5 Grundgesetz gibt die Freiheit der Kunst vor.
Zweifelsohne dürfen die Theater damit gemäß dieser Vorgabe - auch in jeder schamlosesten Form - gerecht werden.

Nirgendwo ist allerdings festgelegt, dass die Finanzierung in jeder Höhe und in jedem Falle von der öffentlichen Hand bestritten wird.

Müssten die Theater frei finanzieren, gäbe es Auswüchse, wie die jetzt überall zu beobachten sind, nicht.

 

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Zitat

[...]

Der Bumerang des Regietheaters

Viele Regisseure (oder besser: Regie-Teams, zu denen auch Bühnen- und Kostümbildner gehören) betrachten die Werke des Sprech- und Musiktheaters als ihre persönliche Spielwiese zur Verwirklichung ihrer Konzepte (von denen manchmal ein Zipfel zum Stück passt, und der große Rest des Stücks wird für das Konzept passend gemacht) und zeigen wenig bis keinen
Respekt vor den Werken der Vergangenheit, von denen sich viele mit Recht
den Status von Klassikern erworben haben. Sie werden unterstützt von
großen Teilen des Feuilletons, dessen Aufgabe als Kunstwächter mehr und
mehr der des Werbeagenten für Innovation gewichen ist. Nicht mehr das
Wahre, Gute und Schöne gilt als bewahrenswert, sondern das Zeitgemäße,
das politisch Korrekte und, vor allem, das Neue wird als besonders förderungswürdig erklärt.
Dabei treten die aufzuführenden Werke immer mehr in den Hintergrund
oder werden als Folie für noch nie Dagewesenes in punkto Regie missbraucht. Der aktuelle Trend zur Beliebigkeit in allen gesellschaftlichen Bereichen (die aber dreist als Toleranz dargestellt wird) gibt dieser Praxis den Anschein von Berechtigung. Entsprechend werden die Freunde und Bewunderer der Klas-
siker, die naturgemäß auf einem werkgerechten Aufführungsstil bestehen,
nicht als Hüter von Qualität gesehen, sondern als Ewig-Gestrige und Reaktionäre verächtlich gemacht. Sie fallen dem medial verstärkten Etikettenschwindel von cross-over und Pseudotoleranz zum
Opfer und schrumpfen durch chronische Diskriminierung zur bedrohten Art.
Doch der Dauerbeschuss der Mahner mit der bewährten Waffe der gezinkten Begriffe könnte nach hinten losgehen und, wie jeder Bumerang, die Heckenschützen selber treffen. Es ist sogar die einzige reale Chance dieser mundtot gemachten Randgruppe. Wie soll das funktionieren?
Wenn der Modetrend des Regietheaters in seiner nächsten Runde, die abseh-
bar ist, die letzten Tabus des Geschmacks beiseite geschoben haben wird, werden sich auch die Geduldigsten unter den Zuschauern nicht länger für
dumm verkaufen lassen. Sie werden sich entweder endlich den Protestierern anschließen und lernen, warum (und wie!) man 'Buh' ruft - oder sie werden
dem Theater samt Oper den Rücken kehren und zu Hause bleiben.
[...]
Zitatende

Textbeitrag von Johannes Schenke - Auszug aus seinem Buch 'Stirb und singe!' - Invoco-Verlag
 

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Am 5. Oktober 2018 veröffentlichte die HAZ eine Aufforderung vom Bund der Steuerzahler an das Land Niedersachsen, die Subventionen für die Nds. Staatstheater zu kürzen.
Grundlage hierfür sind Untersuchungen, die ausweisen, dass vornehmlich das Haus der Nds. Staatsoper Hannover weder den Bildungsauftrag erfüllt, noch wirtschaftlich ordnungsgemäß geführt wird.

Im September 2018 stand das Haus der Nds. Staatsoper in Hannover an 18 Tagen leer:
 

 

Belegung Nds. Staatsoper Hannover

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2018

Belegung

 

Szene

 

 

Konzert

 

September

 

Nr.

 

Nr.

 

 

Nr.

 

 

 

 

 

 

 

 

01.09.

 

 

 

 

 

Festkonzert

1

02.09.

 

 

 

 

 

Eröffnungskonzert

2

03.09.

leer

1

 

 

 

 

 

04.09.

leer

2

 

 

 

 

 

05.09.

leer

3

 

 

 

 

 

06.09.

leer

4

 

 

 

 

 

07.09.

leer

5

 

 

 

 

 

08.09.

leer

6

 

 

 

 

 

09.09.

leer

7

 

 

 

 

 

10.09.

leer

8

 

 

 

 

 

11.09.

leer

9

 

 

 

 

 

12.09.

leer

10

 

 

 

 

 

13.09.

leer

11

 

 

 

 

 

14.09.

leer

12

 

 

 

 

 

15.09.

 

 

Marilyn

1

 

 

 

16.09.

 

 

Tristan

2

 

 

 

17.09.

leer

13

 

 

 

 

 

18.09.

leer

14

 

 

 

 

 

19.09.

leer

15

 

 

 

 

 

20.09.

 

 

Zauberflöte

3

 

 

 

21.09.

 

 

Marilyn

4

 

 

 

22.09.

 

 

Zauberflöte

5

 

 

 

23.09.

 

 

 

 

 

Sinfoniekonzert

3

24.09.

 

 

 

 

 

Sinfoniekonzert

4

25.09.

leer

16

 

 

 

 

 

26.09.

leer

17

 

 

 

 

 

27.09.

leer

18

 

 

 

 

 

28.09.

 

 

Lady

6

 

 

 

29.09.

 

 

Zauberflöte

7

 

 

 

30.09.

 

 

Tristan

8

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Summen

 

18

 

8

 

 

4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

18 x Leerstand

12 Nutzungen incl. 4 Konzerte

 

 

12 x 100 = 1200 : 30 = 40 % Nutzung

 

 

60 % Leerstand

 

 

Hinzu kam, dass die Vorstellung 'Tristan' am 30. September 2018 ersatzlos gestrichen wurde.

Für den Oktober 2018 ergab die Belegungsvorschau folgendes Bild:
 

 

Belegung Nds. Staatsoper Hannover

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2018

Belegung

 

Szene

 

 

Konzert

 

Oktober

 

Nr.

 

Nr.

 

 

Nr.

 

 

 

 

 

 

 

 

01.10.

leer

1

 

 

 

 

 

02.10.

leer

2

 

 

 

 

 

03.10.

 

 

Lady

1

 

 

 

04.10.

leer

3

 

 

 

 

 

05. 10.

leer

4

 

 

 

 

 

06. 10.

 

 

Schneewittchen

2

 

 

 

07. 10.

 

 

Tristan

3

 

 

 

08. 10.

leer

5

 

 

 

 

 

09. 10.

 

 

Zauberflöte

4

 

 

 

10. 10.

 

 

Marilyn

5

 

 

 

11. 10.

 

 

Lady

6

 

 

 

12. 10.

 

 

Zauberflöte

7

 

 

 

13. 10.

 

 

Schneewittchen

8

 

 

 

14. 10.

 

 

 

 

 

Sinfoniekonzert

1

15. 10.

 

 

 

 

 

Sinfoniekonzert

2

16. 10.

leer

6

 

 

 

 

 

17. 10.

 

 

Zauberflöte

9

 

 

 

18. 10.

leer

7

 

 

 

 

 

19. 10.

 

 

Zauberflöte

10

 

 

 

20. 10.

 

 

Butterfly

11

 

 

 

21. 10.

 

 

Tristan

12

 

 

 

22. 10.

leer

8

 

 

 

 

 

23. 10.

leer

9

 

 

 

 

 

24. 10.

leer

10

 

 

 

 

 

25. 10.

leer

11

 

 

 

 

 

26. 10.

 

 

Lady

13

 

 

 

27. 10.

 

 

Schneewittchen

14

 

 

 

28. 10.

 

 

Tristan

15

 

 

 

29. 10.

leer

12

 

 

 

 

 

30. 10.

leer

13

 

 

 

 

 

31. 10.

 

 

Marilyn

16

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Summen

 

13

 

16

 

 

2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

13 x Leerstand

18 Nutzungen incl. 2 Konzerte

 

 

18 x 100 = 1800 : 31 = 58 % Nutzung

 

 

42 % Leerstand

 

 

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Der Bund der Steuerzahler für Bremen und Niedersachsen gab am 4. Oktober 2018 folgende Demarche heraus:
 


Zitat
 

10. Zuschüsse an die niedersächsische Staatstheater begrenzen (Kapitel 0660, 0661, 0674)

Alle drei niedersächsischen Staatstheater erhalten 2019 höhere Zuschüsse aus dem Landesetat. Die Finanzhilfen an die Staatstheater Hannover GmbH für den laufenden Betrieb sollen 2019 auf 64,4 Millionen Euro (plus 2,25 Millionen Euro) ansteigen. Das IST 2017 lag noch bei 60,2 Millionen Euro. In der Spielzeit 2015/2016 betrug die Zuwendungshöhe 58,19 Millionen Euro (Angaben aus der Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins).

Das Staatstheater Braunschweig kann 2019 mit einer um 1,37 Millionen Euro erhöhten Zuwendung von 32,89 Millionen Euro rechnen. Allerdings steuert dazu die Stadt Braunschweig fast ein Drittel der Kultursubventionen (10,77 Millionen Euro) bei.

Für das Oldenburgische Staatstheater sind 2019 25,45 Millionen Euro (plus 838.000 Euro) an Landeszuschüssen vorgesehen, zu denen die Stadt Oldenburg 6,26 Millionen Euro beisteuert.

Vorschlag BdSt: Auf die Steigerung der Finanzhilfen sollte verzichtet werden. Den staatlichen Theatern müssen mehr und höhere Eigenanstrengungen zur Erhöhung des Kostendeckungsgrades zugemutet werden. Eine (steigende) Dauersubventionierung der Häuser lässt eigene Initiativen zu Kostensenkungen und Erlössteigerungen erlahmen. Dass die Staatstheater Hannover GmbH (und andere Häuser) die Zahl der angebotenen Plätze im Opernhaus bei einzelnen Vorstellungen (künstlich) verringert, um hohe Auslastungszahlen bei einzelnen Vorstellungen ausweisen zu können, sollten Landtag und Landesregierung nicht länger akzeptieren.

Einsparsumme: 4,46 Millionen Euro


Zitatende

 

 
 

Andere Organisationen sprechen sich auch im Falle der Bayreuther Festspiele gegen die Vergabe öffentlicher Mittel aus.
"Wenn die das so machen wollen, wie sie es machen, dann sollen sie sich die Gelder am freien Markt besorgen!"

http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen%20zu%20'Der_fliegende_Hollaender'_-_'Buehne_fuer_Oberfranken'_13.8.2013_rev.10-14.htm

 

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Noch immer sind Richard-Wagner-Vereine - allein in Deutschland - der Meinung, man müsse sich für die BT-Festspiele einsetzen.

Germany: Augsburg | Bad Reichenhall | Baden-Baden | Bamberg | Bayreuth | Berlin | Bielefeld | Bochum | Bonn | Braunschweig | Bremen | Chemnitz | Coburg | Dessau | Dönkendorf | Dortmund | Dresden | Düsseldorf | Eisenach | Erlangen [U] | Flensburg | Frankfurt am Main | Freiburg | Fulda | Halle | Hamburg | Hannover | Heidelberg | Karlsruhe | Kassel | Koblenz | Köln | Konstanz | Leipzig | Magdeburg | Mannheim | Minden | München | Münster | Neu-Ulm | Nürnberg | Pforzheim | Saarbrücken | Siegburg | Siegen | Solingen | Stuttgart | Trier | Ulm | Weimar | Wiesbaden | Wuppertal | Würzburg |

Die Frage, von Beobachtern gestellt, lautet aber, für welche Art von Festspielen will man sich verwenden? Und vor allem, wie will man das bewerkstelligen?

Bei dem was heute gezeigt wird, versucht man sich seitens der Subventionsempfängern rauszureden, die Kunst sei frei - die Definition des Begriffes 'Freiheit der Kunst' wird aber nicht vorgelegt.
Schon anlässlich des 'Holländer' in Würzburg wurde Frau Märtson - damals noch nicht Präsidentin - darauf hingewiesen, dass es in Bezug auf 'Freiheit' Grenzen gebe.

Um sich Freiräume zu schaffen, wird Wagner aus dem Zusammenhang gerissen zitiert, er habe gesagt, man solle beim Inszenieren das Neue schaffen.

 

 

Das selbst von den Bayreuther Festspielen fälschlicherweise verwendete Zitat:
’Kinder! macht Neues!’
bezieht Richard Wagner in seinem Brief an Liszt vom 8. September 1852 ganz eindeutig auf Hector Berlioz, der jahrelang an seinem ’Benvenuto Cellini’ herumkorrigierte.
Gemeint ist also: ’Kinder schafft neue Stücke!’
 

 
Dass Richard Wagner diese Aussage auf die Produktivität von Librettisten und Komponisten bezieht und nicht auf das Inszenesetzen von Stücken, zeigt auch sein Brief nur drei Monate später an Ferdinand Heine, dass seine Stücke so zu geben seien wie er sie sich gedacht habe.
Wer das nicht könne oder wolle, solle es bleiben lassen.
 
Ein Artikel im Nordbayerischen Kurier vom 16. Januar 2012

’Freunde von Bayreuth: Regie-Ideen vergraulen Mäzene’

und dem vermeintlichen Wunsch Richard Wagners 'modische Inszenierungen' zu präsentieren, wurde von einem nicht-deutschen Internet-Nutzer wie folgt kommentiert:
 

#2 | tristan   17.01.2012, 11:41 Uhr

Und dabei meinte er bekanntlich:

Schafft neue Werke! Wussten Sie das nicht?

Was lernt man eigentlich in den deutschen Schulen?

Als Norweger bin ich erstaunt über das niedrige Niveau.

Dagegen hat Wagner gesagt, man solle seine Werke geben so wie er sich es vorgestellt hat.

Wer das nicht kann oder will, soll es lassen, sagt er.

Also keine freie Bahn für narzisstische Regisseure.

Ich schlage vor, Sie halten sich zu RTL, Sat1 und anderen Sendern,
die zu Ihnen passen.

 

 
Er hätte sich diesen Hinweis vom Dezember 1852 an Heine mit Sicherheit erspart, wäre er schon im Brief an Liszt vom September 1852 anderer Meinung gewesen.
 

Richard Wagner an Ferdinand Heine
Dezember 1852

 

. [...]
Gar nichts liegt mir daran,
ob man meine Sachen giebt:
mir liegt einzig daran,
daß man sie so giebt,
wie ich's mir gedacht habe;
wer das nicht will und kann,
der soll's bleiben lassen.
Das ist meine ganze Meinung,
 

 


Dieter-David Scholz schrieb.

 am 21. März 2010
 in einem Beitrag für die 'Deutsche Welle':

Wolfgang Wagner habe

 'mit seinem Werkstattgedanken
 künstlerischen Niedergang der Festspiele
'
 eingeleitet und mit der Frage nach seiner Nachfolge,
 habe er im März 1999 seine Zustimmung zu
 '
Schmierentheater-Possen',
 politischen Querelen und familiären Schlammschlachten'

 gegeben.


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Kommentar
 


Zitat

Premiere Siegfried
Unter jedem Dach steckt auch ein Ach – dieser Spruch passt wohl am Besten zu der Premiere von SIEGFRIED am 29.09.2018 in der Oper Chemnitz.

Während des Vorspiels, bekam man eine Ahnung, dass es kein schöner Abend werden könnte: Die schwangere Sieglinde wird erst von Mime ermordet, dann schneidet er mit einem Messer den schreienden Säugling aus ihrem Leib heraus. In den folgenden Minuten laufen dann immer größer werdende Kinder mal von links nach rechts oder umgekehrt über die Bühne, um uns zu zeigen, wie unbeschwert der kleine Siegfried aufwachsen konnte.

Die Inszenierung von Sabine Hartmannshenn hat sich vom Text weit entfernt, ohne insgesamt ein schlüssiges Konzept vorzulegen. "Siegfried gebraucht die Menschen als Machtinstrument und lernt zu verstehen, was Macht bewirken kann", schreibt sie im Programmheft, und lässt dazu viele Menschen mal mit, mal ohne Goldmaske auftreten und zum Schluss sogar das Liebespaar Brünhilde und Siegfried von diesen Maskenmenschen unter Führung von Alberich und Hagen einkreisen, also quasi auf Götterdämmerung hinweisend.

Außer Mime müssen alle Männer mit bloßem Oberkörper auftreten und Alberich muss die Hosen runter lassen, damit er zu Beginn des 2. Akts eine Frau auf offener Bühne vergewaltigen kann, was weder der Ästhetik noch der Handlung dienlich ist.

Die Regisseurin weiß auch, warum Siegfried kurz vor der Begegnung mit Brünhilde den Waldvogel nicht mehr hören kann: Wotan hat, nachdem er bei Erda nichts ausrichten konnte, aus lauter Frust kurzerhand dem Vogel den Hals umgedreht. So war es nachvollziehbar, dass sich am Ende unter den allenfalls freundlichen Applaus auch kräftige Buhrufe mischten.

Felix Bender am Pult der Robert-Schumann-Philharmonie dirigierte sehr breit, oftmals zu laut und vor allem im 3. Akt wie in einer Nummernoper, so dass der große zusammenhängende Bogen derart auseinander gerissen wurde. Die reine Aufführungsdauer ist bei jedem Akt deutlich länger als bei jeder CD-Einspielung, wodurch der großartigen Musik die Spannung genommen wurde und zeitweilig geradezu auch Langeweile auftrat. Aber das Chemnitzer Publikum liebt Herrn Bender und feierte ihn frenetisch.

Star des Abends war unbestritten Arnold Bezuyen als Mime. Spielerisch und sängerisch überstrahlte er das ganze Team. An zweiter Stelle ist Ralf Lukas zu nennen, der mit kräftiger Stimme den rastlosen Wanderer gab. Daniel Kirch lieferte in der Titelpartie trotz einiger Wackler insgesamt doch eine ordentliche Leistung ab. Einen sehr schönen Bass hat Avtandil Kaspeli, der leider nur in der kleinen Rolle des Fafner zu hören war.

Ausgesprochen ärgerlich war die Besetzung von Christiane Kohl als Brünhilde, denn sie ist alles andere als ein dramatischer Sopran. Ihre Stimme hat keinen metallischen Klang und besteht in der Mittellage fast ausschließlich aus Sprechgesang. Obwohl ihre Partie schon nach unten transponiert worden war, traf sie die Spitzentöne nicht. Hinzu kommt, dass auch ihre
spielerischen Fähigkeiten eingeschränkt sind: Ihr Gesicht zeigte unverhohlen Ekel, als sie den verschwitzten Siegfried an seiner nackten Brust anfassen musste.

Wie immer lade ich Sie ein, sich selbst ein Bild zu machen:
Am 19.01. | 20.04. | 08.06.2019 steht SIEGFRIED erneut auf dem Spielplan der Oper Chemnitz.

Zitatende

Matthias Ries-Wolff
Präsident Richard-Wagner Verband Chemnitz e.V.

 

 

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Auch das Theater Regensburg ist in der Diskussion.

 



 

Zitat

Finanzen

13 Millionen Euro Zuschuss fürs Theater

Die Stadt Regensburg steckt so viel Geld in das Haus wie in keinen anderen ihrer Betriebe. Dabei wirtschaftet es ordentlich.

Regensburg. Das Theater ist unter den städtischen Betrieben und Töchtern das Haus, das am stärksten am Tropf der Stadt hängt: der Spitzenreiter vor Verkehrsbetrieben, Badebetrieben, Fußballstadion und Tourismus GmbH. Im jetzt vorliegenden Jahresabschluss für die Spielzeit 2016/2017 stehen knapp 13,1 Millionen Euro als Bilanzverlust, den die Stadt ausgleicht. In den vergangenen sechs Jahren ist er um 2,8 Millionen Euro gewachsen. Dabei wirtschaftet das Theater Regensburg im Vergleich mit anderen Städten in der Größe Regensburgs ordentlich.

3,39 Millionen Euro Umsatzerlös machte das Theater in der Spielzeit. Dazu kommen 5,28 Millionen Euro sonstige Erträge; darunter fällt der Zuschuss des Landes. Demgegenüber stehen 21,74 Millionen Euro Ausgaben.

 

Das viele Personal kostet

Der größte Posten sind mit 16 Millionen Euro die Personalausgaben. Sie sind um 286 000 Euro gestiegen im Vergleich zum Vorjahr. Die Mehrkosten auf die Kartenpreise zu schlagen, kommt für die Theaterleitung aus kaufmännischer Direktorin Waltraud Parisot und Intendant Jens Neundorff von Enzberg ebenso wenig in Frage wie ein Spar-Programm. „Grundsätzlich ist es immer so: Kultur trägt sich nicht selbst“, sagt Parisot. In den Bilanzen aller kommunalen Theater in Deutschland steht ein Defizit. In Parisots Jahresabschluss heißt es: „Um einer breiten Gesellschaftsschicht den Zugang zum Theater zu ermöglichen, sind der Höhe der Kartenpreise Grenzen gesetzt.“

 

Die Theater-Doppelspitze: Waltraud Parisot und Jens Neundorff von Enzberg Foto: Julia Ried
Die Theater-Doppelspitze: Waltraud Parisot und Jens Neundorff von Enzberg Foto: Julia Ried

Ohnehin müsste die Preissteigerung enorm ausfallen, um einen Effekt zu zeigen: Ein Besucher bringt dem Stadttheater durchschnittlich 22,18 Euro ein. Das ist ein guter Wert. Den Zahlen des Deutschen Bühnenvereins zufolge lag 2015/2016 in Kommunen zwischen 100 000 und 200 000 Einwohnern der Erlös pro Gast im Schnitt bei 18,97 Euro. Für einen kostendeckenden Betrieb müssten es in Regensburg 124,67 Euro sein. Die Konsequenz: Die Stadt bezuschusst jeden Theaterbesuch im Schnitt mit 102,49 Euro. Diese Subvention ist im Vergleich relativ klein. Von Theatern in Kommunen in der oben genannten Größenordnung werden in der Regel circa 14,60 Prozent der Kosten des laufenden Betriebs durch selbst erwirtschaftete Erlöse abgedeckt – in Regensburg sind es 17,19 Prozent.

Das Publikum ist dem Theater treu. Es hat mit seinen 679 Vorstellungen, Konzerten, Matineen, öffentlichen Proben und Sonderveranstaltungen insgesamt 174 367 Besucher erreicht. Das Publikum trage auch Risiken mit, lobt der Intendant, sei „extrem offen“. „Wir waren extrem mutig mit Ur- und Erstaufführungen.“ Sie sind für ihn die „Leuchttürme“ im „Theater für die breite Masse“, das er anbieten möchte. „Es war auch ein Risiko, ,Producers‘ zu machen“, sagt er. Doch das Publikum liebte das Stück. 25 Vorstellungen von „The Producers“, der Satire auf das Showbusiness nach dem Buch von Mel Brooks, waren bis auf den letzten Platz besetzt. Schlecht ausgelastet dagegen war das große Velodrom bei „Lehman Brothers“ über Aufstieg und Fall der Investmentbank-Dynastie und „Hamlet“. Insgesamt lag die Auslastung bei 82,69 Prozent.

 

Das Ziel: Mehr Gastregisseure

Neundorff von Enzberg ist mit Besucherzuspruch und Einnahmen mehr als zufrieden. Sein Plan für die Zukunft: „Ich möchte, dass das Haus so konstant bleibt in der Wahrnehmung.“ Er will es stärker international vernetzen, mit einem anspruchsvollen Programm mehr Gastregisseure anziehen. Die gehen lieber an größere Häuser, die bessere Gagen zahlen.

Defizit-Betriebe

  • Verkehrsbetriebe:

    Die Stadtwerke glichen 2016 für ihre Tochter Regensburger Verkehrsbetriebe, die den Stadtbusverkehr stemmt, ein Defizit von 9,4 Millionen Euro aus.

  • Sportstätten:

    Die Badebetriebe verzeichneten 2016 für Bäder und Donau-Arena einen Verlust von 7,5 Millionen Euro. Das Fußballstadion brachte der Stadt ein Minus von 3,4 Millionen Euro.

Bis 2022 stockt die Stadt ihre Unterstützung jedes Jahr um 2,5 Prozent auf, was für das Theater durchaus eine Herausforderung darstellt. Denn allein die Gehälter im öffentlichen Dienst stiegen im März 2018 um 3,19 Prozent. Stadtsprecherin Juliane von Roenne-Styra erläutert: „Das Theater erhält von der Stadt regelmäßig Budgetvorgaben.“ Es halte sich seit Jahren sehr diszipliniert daran. Neundorff von Enzberg allerdings hätte gern noch mehr Geld von der Stadt. „Ich bin wirklich sehr glücklich, vor allem, dass die Finanzierung über die nächsten fünf Jahre gesichert ist. Aber natürlich freut sich jeder Arbeitgeber über mehr Unterstützung.“

Zitatende
 

 
Diesem Artikel folgte ein offener Brief des Bürgermeisters Huber, der den Eindruck vermittelte:
"Wie bestellt!"
 

Zitat


Zitatende

 

https://www.regensburg-digital.de/wp-content/uploads/2018/05/Offener-Brief-5.pdf
 

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Mit dem ’offenen Brief’ vom 30. Mai 2018 werden Aussagen der MZ vom 16.
Mai 2018 das Theater Regensburg betreffend beklagt.
.
In diesem Zusammenhang muss man als Abonnent Theater Regensburg und
des E-Papiers der MZ auf Bemerkungen des zur Zeit suspendierten Regensburger Oberbürgermeisters Wolbergs aufmerksam machen:
 

 

Zitat

“Das kostet uns richtig viel Geld.
Mit welchem Recht sagen wir, die Infrastruktur-Einrichtung Theater ist wichtiger als die Infrastruktur-Einrichtung Stadion?”,
fragte er rhetorisch in den Saal, der mit großem Applaus antwortete."

Zitatende

 


Regensburger Wochenblatt am 16.11.2010 über eine Aussage von Bürgermeister Wolbergs
während einer Podiumsdiskussion zum Neubau eines Fußballstadions in Regensburg.
 

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Als die Nachfolge von Ernö Weil zu bestimmen war, ist niemand der Regensburger Stadtverwaltung nach Braunschweig gereist, um zu sehen, wie der Bewerber Jens Neundorff von Enzberg dort als Operndirektor wirkt.
Hier einige Beispiele:

http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_%27Don_Giovanni%27_im_%27
Staatstheater_Braunschweig%27.htm

http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_'Tristan_und_Isolde'_im_
'Staatstheater_Braunschweig'.htm

http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_'Cosi_fan_tutte'_im_
'Staatstheater_Braunschweig'_28.02.2014_rev..htm


Von der MZ wird am 16. Mai 2018 die finanzielle Situation des Theaters im Gesamtbudget herausgestellt, kaum ein Wort über die Wertigkeit der gebote-
nen Produktionen, lediglich ’The Producers’ wird ausführlich erwähnt.

Über so genannte Kritiken wird gelegentlich intellektuelle Sauce gekippt, um sich abzuheben und nicht der kostenfreien Pressekarten oder Anzeigeneinnahmen verlustig zu gehen.

Dass die Verpflichtung der Frau Junge – wurde sie nicht vom jetzigen Regensburger Theaterdirektor aus Braunschweig mitgebracht, dort beim Intendantenwechsel nicht übernommen - dem Theater Regensburg in Bezug
auf Auswahl der Stücke, Verpflichtung von Leitungspersonal wie für Regie, Bühnenbild, Kostüme dem Theater Regensburg und damit der Stadt geschadet hat, wird nirgendwo erwähnt.
Nach - wie man hört - lautstarken Auseinandersetzungen zwischen Theaterdirektor und Schauspieldirektoren (früher reichte bei Herrn Bleiziffer
der Begriff 'Oberspielleiter') - wird sie nun von einem Fachmann, Herrn Kusenberg, ersetzt, so dass das Schauspiel, eine Chance hat, wieder als sol-
ches wahrgenommen zu werden.

Unter ihr gingen
'Die Räuber'
http://www.telezeitung-
online.de/Betrachtungen_zu_'Die_Raeuber'_-_Theater_Regensburg_am_1.12.2012.htm


und
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zur_Produktion_%27Die_Raeuber
%27_-_Theater_Regensburg_01.12.2012.htm


wie auch
Woyzeck
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_%27Woyzeck%27_10.10.2014_Theater_RBG-final.htm

oder
'Der Prozess'
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zum_Thema_des_Tages_20._Juli_2016
_%27
_Der_Prozess%27.htm


und auch
'Maria Stuart'
http://telezeitung-
online.de/Bemerkungen_zu_%27Maria_Stuart%27_-_Oberpf._Metropol-Theater_Regensburg_22._September_2017.htm


- 'in den Teich’, um nur einige zu nennen und um 'Faust', 'Hamlet', 'Platonow' gar nicht erst zu erwähnen.

Und hier noch eine Bemerkung:
http://www.telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_29._Juni_2018_'Vier_Abende_im_Theater_RBG'.htm
 

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Auch das Musiktheater hatte - unabhängig von Frau 'Schauspieldirektorin'
Junge - seine Probleme durch die Darstellung des jeweiligen Werkes wie z.B.

http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zur_Regensburger_%27
Klassikerzerstoerung%27.htm

http://www.telezeitung-online.de/Eindruecke_von_Verdis_%27
Aida%27_-_im_Theater_Regensburg.htm

http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_
'Tristan_und_Isolde'_29.11.2014_Theater_RBG_final.htm


Bei der Produktion 'Tristan' mussten die Karten für den 3. Rang preisreduziert abgegeben werden, weil erst bei den Endproben festgestellt wurde, dass das Publikum auf diesen Plätzen nur die Beine der Darsteller sehen konnte.
Niemand bemerkte den Fehler. Kein Regieassistent kontrollierte die Gegebenheiten. Der Bayerische Oberste Rechnungshof wurde darüber informiert.
Das Regensburger Publikum ist der urteilssicheren Aufnahme eines Werkes völlig entwöhnt.
Es nimmt die Stücke in ihrer jeweiligen Darstellung unkritisch als gegeben und als richtig vorgeführt an.

Aber nicht nur dort, auch anderswo gibt es Missstände.

http://www.telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_31._Dezember_2017_%27
Gender%27.htm


www.telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_13._und_28._Oktober_2008_'Rienzi'_in_Bremen.htm


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Es fragt sich, wie Werte an Migranten vermittelt werden sollen, wenn deutsche 'Künstler' Werke der deutschen Hochkultur auf schlimmste Weise verfälschen.

Eine einzige Katastrophe die kürzlich vorgestellte Produktion der 'Salome'.
Hier gilt keine Ausrede, es handele sich um Interpretation bzw. Deutung. Als der Fall an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover anlässlich eines Seminars ’Frauen auf und hinter der Bühne’ vorgetragen wurde, gab es wegen des in Regensburg gezeigten Endes der 'Salome' entrüstete Kommentare.

Erinnert sei hier an die noch laufende grauenvolle Produktion von 'Black Rider' - auch unter der Leitung von Frau Junge unter der nicht vorhandenen Oberaufsicht des Regensburger Theaterdirektors. Der war zu der Zeit angeblich anderweitig zu sehr beschäftigt.

Wir haben etwas für den Erhalt unserer Werke zu tun und dies in der Öffentlichkeit zu vertreten und nicht schweigend daneben zu stehen und uns eben nicht einfach vom Theater amüsieren zu lassen.

Wie meinte eine bayerische Note-1-Abiturientin zum Thema Schiller ’Kabale
und Liebe’ befragt:
“Ach da war doch was mit einer Limonade!“

http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_'Kabale_und_Liebe'_
Deutsches_Theater_Berlin_4.4.2010.htm

und

http://www.telezeitung-online.de/Kritik_'Kabale_und_Liebe_-_Schaubuehne_Berlin_01.11.09_final_mit_Besetzung.htm

Was nehmen wir von unserer eigenen Kultur eigentlich noch ernst?

Auch das Theater Regensburg arbeitet sich zu Lasten des Steuerzahlers am Bildungsauftrag vorbei - hin zu einfachstem Entertainment.

Eine Kürzung der Subventionen wurde im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Lage der Stadt anlässlich des Regensburger Gesprächs Nr. 1
im MZ Medienhaus am 25. Oktober 2016 vom zur Zeit suspendierten OB Wolbergs angedeutet.

 

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Kommentar

Das Theater der Metropole der Oberpfalz hat einen neuen Fachmann für das Schauspiel.
 


Zitat

Fehlstart

    ... am 22. und 23. September 2018

Es sollte ein Neubeginn beim Schauspiel am Theater Regensburg werden.

Die Zeit der Frau Junge, die als Schauspieldirektorin am Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg ihr Unwesen trieb, sollte endgültig ad acta gelegt werden können.

Viele Produktionen missfielen in den fünf Jahren dem Publikum, gingen in der Gestaltung am Bildungsauftrag vorbei, wurden darob von Schulen abgelehnt
.

Und - das Schlimmste - der Theaterdirektor griff nicht oder zu spät ein.
Nun soll es ein erfahrener Schauspielmann aus Nürnberg - dort lange Oberspielleiter - richten.
Für die ersten beiden Produktionen holte er ehemalige Mitarbeiterinnen als Inszenatorinnen.

Das 'Käthchen von Heilbronn' setzte Julia Prechsel, immerhin schon 26-jährig und damit ja wohl fachlich hocherfahren, in den Sand, die zweite, Christina Gegenbauer, scheiterte an der Produktion 'Die Domäne'.

In beiden Fällen trugen das Bühnenbild bzw. Bühnenaufbauten zum Nichtverstehen bei.

Beim 'Käthchen', ein riesiger 'Klapperatismus' auf der Bühne, der ein Eigenleben führte, somit dem Stück ein Bein stellte.
Allerdings sehr praktisch, denn in diesem Bühnenbild lässt sich alles von Schiller, Goethe, Shakespeare, Verdi, Puccini, Wagner spielen. Auch 'Blume von Hawaii' ginge sehr gut oder 'Die Rose von Stambul'.

Bei der 'Domäne' - hier auf der kleinen Bühne am Haidplatz - ebenfalls ein riesiger Aufbau an Bauklötzen auf denen das Stück von der Schauspieltruppe des Oberpfälzer Metropol-Theaters Regensburg dargeboten wurde.

Der normale Betrachter lässt sich in beiden Fällen auf ein Wagnis ein. Beim 'Käthchen' ein Stück, das Kleist 1807 als großes deutsches Ritterschauspiel schrieb, das 1810 in Wien uraufgeführt wurde und seit dem nur noch gelegentlich auf den Bühnen im deutschsprachigen Raum zu sehen ist.

In der Regensburger Szenerie - Bühnenbild und Kostüme - eine merkwürdige Fassung, die noch im Programmheft mit einer Spielzeit von 2 Stunden und 50 Minuten ausgewiesen ist, lässt bei einer effektiven Spielzeit von 2 Stunden und 30 Minuten darauf schließen, dass noch im letzen Moment erheblich gekürzt wurde.

Das heutzutage unwissende Publikum nimmt das Dargebotene hin, ist nicht irritiert, dass die Produktion zum Beispiel nicht vermitteln kann,
- dass die Burg Thurneck in Brand gerät,
- dass Kunigunde das 'Käthchen' bittet, das für sie wichtige Bild des
   Verlobten, in dessen Futteral die Besitzurkunden für die strittigen
   Ländereien sind, aus den Flammen zu retten,
- dass sie hofft, das Mädchen damit in den sicheren Tod zu schicken
   oder bei Erfolg des Auftrages die Schenkungsbriefe wiederzuer-
   langen,
- dass 'Käthchen' eine illegitime Tochter des Kaisers ist - erinnert sei
   an die Regensburger Geschichte der Barbara Blomberg als Geliebte
   von Karl V. und Mutter des Don Juan d'Austria.

Die Kostüme passen - wie 'Käthchens' Baby-Doll-Hemdchen und die tuntige Aufmachung des Kaisers - nicht zum Stück.

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Beim zweiten Werk zum Spielzeitauftakt - 'Die Domäne' - trägt alles, was sich abspielt und was an Bühnenbild gezeigt wird, zum Unverständnis beim Publikum bei. Gefasel um einen Wert des Ganzen, Drumrumgerede, was das Publikum als Deppen hinstellt.

Was die Bauklötze, die die Bühne am Boden einnehmen und die an der Decke fortgesetzt werden, sollen, erschließt sich nicht.
Angeblich ermöglicht das Programmheft hier Aufklärung.

Die Lektüre eines Beiblattes zu einer Produktion kann aber nicht akzeptiert werden.
Das Bühnengeschehen muss das Werk erschließen.

Die modische Einrichtung, nach dem Motto:
Wie zerre ich das Stück ins Heute, ist nicht die Aufgabe des Theaters. Dafür werden heute Stücke geschrieben, die das Jetzige wiedergeben.

Wenn nicht gelingt, zu zeigen,
- was wollte der Autor?
- wann spielt das Stück, wo spielt es, unter welchen Umständen
  spielt es?
muss die Regie und die Theaterleitung im Sinne einer richtigen Verwendung von Steuergeldern gerügt werden.

Dies hat im Falle der beiden Schauspiel-Produktionen zum Beginn der Spielzeit 2018/2019 zu geschehen.

Management, wie im Falle des Regensburger Theaterdirektors, reicht nicht aus.
Es gilt die Entwicklung der Produktionen während der Probenzeit zu kontrollieren und nicht wie im Falle 'Black Rider' sich hinterher drauf rauszureden, man habe sich zu der Zeit zu viel um das Stück 'Die 'Banalität der Liebe' kümmern müssen.

Und wie war es beim Regensburger 'Woyzeck'?
Da soll im letzen Moment und somit viel zu spät durch den Intendanten gestrichen worden sein, was dann die Regisseurin bewog, ihr Leid öffentlich zu machen und verzweifelt, die Hände ringend, die Tränen trocknend, durch die Stadt zu laufen.
 

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Außerordentlich befremdlich das von Kollegen des Ensembles angestimmte Beifallsgejohle am Ende der beiden Vorstellungen, was die nichtsahnende Presse wie auch die Theaterleitung dazu verleitet, zu meinen, es handle sich hier um einen Publikumserfolg.

Neben mir saß eine, die bei der 'Domäne' permanent unmotiviert lauthals lachte, bis ich sie fragte, ob es ihr nicht gut gehe und ob ich einen Arzt rufen solle.

 Zitatende

 

 


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Hier zur Ergänzung:

- www.telezeitung-
  online.de/Thema_des_Tages_27._Oktober_2015_'Rusalka'.htm

- www.telezeitung-
  online.de/Neues_vom_Tage_22._Juli_2014_%27Meistersinger%27.htm

- www.telezeitung-  online.de/Thema_des_Tages_12._Dezember_2015_'Freischuetz'.htm

- www.marie-louise-gilles.de/Bericht_-_'Die_verkaufte_Braut'_- _Hannover_-_29.10.2016.htm

- www.marie-louise-gilles.de/
Bericht_%20-_'Falstaff'_-_Nds._Staatsoper_Hannover_-
12.03.2016.htm


Bei einer Begehung mit Publikum von Werkstätten der Nds. Staatstheater Hannover GmbH stellte dessen kaufmännischer Leiter, Jürgen Braasch, am 6. Mai 2017 fest, dass er alles mache, was nicht Kunst ist.

Dafür habe er seine Intendanten.

Für den Bühnenbildbau werden nach seiner Aussage pro Jahr:

ca. 75 Tonnen Stahl

ca. 40.000 lfdm Holzlatten

ca. 10.500 qm Plattenwerkstoff

      - ca. 2.500 qm Sperrholz

      - ca. 5.000 qm Multiplex Fichte

      - ca. 3.000 qm Tischlerplatte

verwendet, die bisher in zeitlich veralteten Räumen unter erschwerten Bedingungen verarbeitet werden.

Daher ist eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen notwendig.

Zur Zeit der Präsentation waren 70 Mitarbeiter in den Dekorationswerkstätten beschäftigt:

08 Personen in Werkstattleitung und Konstruktionsbüro  

31 Personen in Tischlerei

11 Personen Schlosserei

14 Personen Malersaal

06 Dekorateure

Material wird verwendet und Personen kommen zum Einsatz, um dreidimensionale Bühnenaufbauten für insgesamt 40 Premieren pro Jahr mit
10 für die Oper, 11 Produktionen im Schauspielhaus, 5 Ballhof, der Rest Cumberland'sche Bühnen und Opernball und Sonderaufgaben zu erstellen.

Diese können aber in den Werkstätten nicht zusammengebaut werden. Hier muss man sich aus Platzgründen auf ein Puzzlespiel mit einer Teil-Erstellung beschränken. Ein probeweiser Zusammenbau des meist riesigen Bühnenaufbaus, sprich Bühnenbilds, ist in den heutigen Räumlichkeiten der Werkstätten nicht möglich. Daher kann eine Montage des Bühnenbilds
erst auf den Originalbühnen erfolgen.

Bei diesem Zusammenbau muss sich die Statik des Bühnenbildes als solider Stahl- und Holzbau beweisen. Gänge, Bewegungen, selbst in extremer Form, müssen den Darstellern möglich sein, ohne dass diese Angst haben müssen,
das Bühnenbild aus Stahl und Holz bricht unter ihnen zusammen.

Um den Anforderungen des Arbeitsschutzes gerecht zu werden, sind daher
neue Werkstätten für die Nds. Staatstheater Hannover GmbH erforderlich. Bereits bestehende Räumlichkeiten
in der Bornumer Straße 150 - 154 werden durch Zukauf von Gelände erweitert. Die bisherige Besitzerin Tengelmann gibt die ganze Fläche an das Land Niedersachsen ab, so dass nicht der erste Plan umgesetzt wird, Räumlichkei-
ten von Tengelmann erstellen zu lassen, um diese dann anzumieten, sondern
in eigener Regie und nach eigenen Vorstellungen die Räume für Werkstätten und Proben zu gestalten.

Grundsätzlich stellt sich hier natürlich die Frage, ob es derartiger Bühnenbau-
ten bedarf, um ein Stück effektvoll in Szene zu setzen.

Beispiel hier 'Tartuffe' von Moliere am Schauspiel in Hannover.
 


 

Eine Stahlkonstruktion, zylindrisch gebaut, acht Meter hoch, oben ein Kranz
aus Stahl mit Rundum-Vorhangschiene, mit Rundhorizont und innenliegender Drehbühne.

Oder 'Der fliegende Holländer' an der Nds. Staatsoper Hannover .
 


 

Ein dreigeschossiger Bühnenaufbau als Einheitsbühnenbild - also für alle drei Szenen:

Dalands Schiff, Spinnstube und Hafen, der dann mit dem Stück überhaupt
nichts zu tun hat, sondern nur Geld in Form von Materialien und Arbeitszeiten kostet.

Erinnert sei an die 'Giovanni'-Produktion des NDR im Park hinter dem Rathaus von Hannover.

Abgesehen vom Bühnenaufbau, bestand die Bühneneinrichtung aus einer
Couch und einem Sessel.
 

 

Die eigentliche Vorstellung mit 2.000 Sitzplätzen war nach zwei Stunden ausverkauft, so
dass sich der NDR entschloss, auch die Generalprobe für Zuschauer zu öffnen.

Zu dem Publikum vor der Bühne, sammelten sich Tausende im Park. Auf Großbildwänden verfolgten sie das Bühnengeschehen, korrespondierend zu dem, was im Fernsehen zeit-
versetzt geboten wurde.

Zum fünften Mal ein NDR Open Air - als voller Erfolg.

40.000Menschen besuchten im Jahr 2018 die zwei Vorstellungen dieser Produktion.

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Schlussfolgerung:

Es wird grundsätzlich ein viel zu großer Aufwand bei der Gestaltung von Bühnenbildern getrieben.

In Hannover bedeutet dies, dass aufgrund der veralteten Werkstätten, Bühnenbauten in diesen nicht getestet, sondern erst auf der Originalbühne aufgebaut und ausprobiert werden können.

Das hat zur Konsequenz, dass dieses Bühnenbildausprobieren der Nds. Staatstheater GmbH den Spielbetrieb behindert und eine wirtschaftliche Auslastung der Häuser nicht gegeben
ist.

Sieht man den Trend in den Theatern, die Bühnenbilder von Kunstmalern erstellen zu lassen, so sind die dreidimensionalen Bühnenbilder 'out'.

 




Foto: kulturjournal.de

Nach Georg Baselitz als Ausstatter der Münchner Parsifal-Neuinszenierung und nach Neo Rauch als Bühnenbildner des neuen Bayreuther Lohengrin ist mit Lüpertz in Regensburg der dritte namhafte bildende Künstler als Opernausstatter innerhalb weniger Monate in Bayern aktiv. Einst gang und gäbe, dass bildende Künstler selbstverständlich auch für die Bühne arbeiteten, setzt sich diese Praxis nach einer Zeit, in der Kunst vor allem autonom sein wollte, allmählich wieder durch.


 

Foto: kulturjournal.de

 

 

Allerdings wird der Einsatz von Kunstmalern auch kritisch gesehen. In München musste sich Georg Baselitz mit seinem 'Parsifal'-Bühnenbild das Missfallen des Publikums gefallen lassen.

 

 

6. September 2018

 

 

Aber natürlich können sich technische Einrichtungen wie Werkstätten nicht an Moden orientieren, sondern müssen möglichst viele - wenn nicht alle - Eventualitäten abdecken.

 

 

Bemerkungen eines Vollzahlers zur szenischen Umsetzung von ’Aida’.
Besuchte Vorstellungen in Hannover am 10. Mai und am 20. Juni 2018

Ankündigung der Nds. Staatsoper Hannover:
 
 

Zitat
Aida*

Oper von Giuseppe Verdi

Oper in vier Akten (1871)
Text von Antonio Ghislanzoni nach einem Handlungsentwurf von Auguste Mariette und einem Szenario von Camille Du Locle
in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Premiere der Inszenierung am 14. April 2018

Die Liebe des jungen Radames, eines ägyptischen Feldherrn, zur äthiopischen Prinzessin Aida, die als Sklavin am ägyptischen Hof lebt, gerät ins Getriebe kriegerischer Konflikte und zerschellt an den Mechanismen politischer Machtverhältnisse. Der Zusammenprall der Kriegsparteien findet Entsprechungen auf individueller Ebene und korrespondiert mit Aidas Zwiespalt zwischen ihrer Liebe zu Radames und ihrer Verbundenheit zu ihrem Vater, dem äthiopischen König Amonasro. Er korrespondiert aber auch mit der Rivalität zweier Frauen, denn wie von Aida wird Radames auch von der ägyptischen Königstochter Amneris geliebt, die ihm nach seinem erfolgreichen Feldzug gegen die Äthiopier als Belohnung zur Gemahlin bestimmt ist. Und schließlich dringt der Krieg auch in das Verhältnis von Vater und Tochter, indem der gefangene Amonasro die Liebe seiner Tochter geradezu erpresserisch zu dem Zweck zu instrumentalisieren sucht, Radames zum Verrat des ägyptischen Kriegsplanes zu verleiten. Radames’ Treue zu Aida führt ihn schließlich in den Tod: Ein erbarmungsloser Machtapparat sondert ihn als Verräter aus der Gesellschaft aus und mauert ihn lebendig ein, und Aida folgt ihm, lässt sich heimlich mit einschließen. Denn nur in der absoluten Hoffnungslosigkeit, in einem Raum außerhalb jeden Lebens, das sich nicht zu leben lohnt, bleibt diese Liebe unzerstörbar.

»Aida«, entstanden als Auftragswerk anlässlich der Eröffnung des Suezkanals und des Opernhauses in Kairo, steht durch ihre musikalische Prachtentfaltung und dem personellen Aufwand, speziell auch durch die oberflächliche Popularität des Triumphmarsches, gelegentlich im Ruf einer kriegsverherrlichenden Repräsentationsoper und war immer wieder das Ziel kritischer Kommentare. Auch Verdi selbst zögerte zunächst, den Auftrag des ägyptischen Staates anzunehmen, stand er doch solchen Ereignissen, bei denen der Sensationswert die Kunst überlagert, ablehnend gegenüber. Nur die Qualität des Textbuches – und vielleicht auch die Bewilligung seiner finanziell exorbitanten Forderungen – überzeugten ihn, das Werk dennoch in Angriff zu nehmen, wobei er den damit verbundenen Reklamerummel einfach nur ekelhaft fand und der Uraufführung fernblieb. Freilich sind die Gigantomanie und das exotische Kolorit der Oper nur eine Seite der Medaille, deren scheinbar affirmativer Gestus im Kontext des Gesamtwerks relativiert und negiert wird. Der Kontrast zwischen den großen Tableaus und den zentralen kammerspielartigen Szenen bezeichnet den eigentlichen Konflikt der Oper: den Konflikt zwischen individueller Glückssuche und autoritären Gesellschaftsstrukturen, zwischen Gefühl und Politik, zwischen Liebe und Gewalt.
Zitatende 

 

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Die Darstellung des Elends der äthiopischen Königstochter Aida begann auf den deutschsprachigen Bühnen am Anfang der 1980-Jahre in Frankfurt am Main als Hans Neuenfels sich über das Werk hermachte.
https://www.zeit.de/1981/07/ein-vergnueglicher-ein-boeser-ernst

Viele versuchten sich an der ’Aida’, auch Regensburg entschied unter dem neuen Theaterdirektor, das Werk 2012 auf die Bühne des Oberpfälzer Metropol-Theaters Regensburg zu bringen.
http://www.telezeitung-online.de/Eindruecke_von_Verdis_%27Aida%27_-_im_Theater_Regensburg.htm

Nun gesellte sich die Nds. Staatsoper Hannover hinzu und meinte, wieder diejenigen verpflichten zu müssen, die in Niedersachsens Landeshauptstadt den ’Freischütz’ so sehr in den Sand setzten, dass die Oper bei der Wiederaufnahme keine Resonanz mehr fand.

In Hannover wird während des Vorspiels zur ’Aida’ eine Stelle am Boden im Hintergrund der im Arbeitslicht erstrahlenden, leeren Bühne von einer einsamen Putzfrau gewischt. Sie scheint Anweisung erhalten zu haben, sich auf diesen einen Fleck zu konzentrieren. Sie wischt und wischt und kriegt den Dreck nicht weg.

Da, plötzlich von rechts, zwei Menschen, die, nachdem sie einen Tisch hereingetragen haben, auch nach rechts wieder abgehen. Um nun ein optisches Gleichgewicht herzustellen, lässt man von links jemanden kommen. Lampen werden auf den Tisch stellt, noch einer erscheint von links, der Kabel hinter sich herzieht, an die die Lampen angeschlossen werden.
Von rechts schleppen zwei Typen Plastiksessel herbei, stellen sie so auf, dass der Blick der darauf später sitzenden Personen in den Zuschauerraum gerichtet ist.
Eine größere Schamwand wird von links – um einen dramaturgischen Effekt zu erzielen – quer über die Bühne nach rechts hereingeschoben, im Gegenverkehr von rechts eine Garderobenstange mit daran hängenden Textilien.
Einer im weißen Overall fängt rechts an, die weiße Schamwand mit Schriftzeichen zu bepinseln.

Allerlei Volk wuselt herein, begrüßt sich gegenseitig mit Handschlag, umarmt sich als habe man sich seit Wochen nicht gesehen, setzt sich, schenkt sich Getränke ein.
Damit ist die Bühne schon einmal voll mit Action.

Erster Auftritt
Nr. 1. Introduktion und Szene

Licht auf die zentrale Gruppe um den Tisch:
RAMPHIS
.
Hört, es kam die Botschaft


Einem der Sitzenden wird schon einmal eine – wohl von Burger King übrig gebliebene – Pappkrone aufgesetzt, zum Zeichen für das Publikum, das er gemäß Besetzungszettel den König singen soll.
Da erhebt sich einer, der links vor Kopf des Tisches saß, und kommt mit einem Schnellhefter nach vorne an die Rampe, nimmt dort eine sängerfreundliche Position ein für
Zweiter Auftritt
Nr. 2. Romanze

und meint
O wäre ich erkoren,
Wenn sich mein Traum so erfüllte!

Die rechts vor Kopf des Tisches sitzende Dame steht auf, dreht den Plastiksessel links rum, setzt sich wieder in der neuen Position, um dem Sänger Raum zu geben für das:
Holde Aida, himmelentstammend,
Von Duft und Strahlen zaubrisch verklärt;

Es erheben sich zwei, die eine, ’die den-Sessel-verstellt-habende’ – und eine links davon, bisher nicht sonderlich Aufgefallene. Beide stürzen nach hinten zum Garderobenständer.

Aus dem Schnürboden schwebt zwischenzeitlich eine Video-Projektionsfläche herab, auf der eine lächelnde Frau, in schwarzem Büstenhalter gewandet, gezeigt wird.
Eine zweite kommt hinzu, beide fummeln herum, lächeln albern ins Publikum, zerren sich die Klamotten vom Leib und lenken - vom unten Stehenden, sich mit seinem
Du bist die Königin meiner Gedanken,
Durch dich allein ist das Dasein mir wert.

mühendem – ab. Dazu auch noch diejenigen, die weiterhin hinten rechts die weiße Schamwand mit allerlei Zeichen bepinseln.
Bei der Wiederholung des
Holde Aida
wird auf der Projektionsfläche Eine gezeigt, die sich wohl zurückgesetzt fühlt und darob einen Flunsch zieht.
Hinter dem Gardeobenständer kommt realiter eine schwarz Gewandete hervor, geht auf und ab und stört. Um das Maß voll zu machen, schlängelt sie sich nach links, um sich dort aus einem aufgestellten Wasserspender zunächst einen Becher zu ziehen, um dann einige Schlucke einer nicht definierten Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Damit ist sie erquickt für die
Nr. 3, Duett
Welch unnennbares Feuer
In deinem Auge! Was glänzt
Dein Antlitz so von edel hohem Stolze!

Mann und Frau schlendern an der Rampe auf und ab, sie begrapscht ihn, er entwindet sich ihr - über beiden schwebend das projizierte mürrische Gesicht der – wie oben beschrieben - Ausgegrenzten, die sich zu allem Übel auch noch eine blonde Perücke überstülpt, die sie dann ganz entstellt.

Auf der Projektionsfläche werden Google-Bilder der Aida-Schiffe zur Gaudi des Publikums –von der Theaterleitung als Zeichen des Erfolges gewertet - eingeblendet.
Von rechts hinten erscheint eine Blondperückte. Sie trägt so eine Art Krönungsmantel, legt ihn dem Tenor um, was die Schwarzabendkleidgewandete meint - indem sie die Blondperückengesträhnte nach links zur Seite zieht - für
Nr. 4 - Terzett
mit dem

Komm, o Geliebte, nahe dich,
nützen zu dürfen.

Einer erscheint von hinten rechts, nimmt dem Tenor den Krönungsmantel ab, was dem gar nicht gefällt, er versucht dem Mantelwegnehmer zu folgen, besinnt sich aber, rennt nicht hinterher, um nicht in Schwitz zu geraten und den Ablauf der Vorstellung stimmlich nicht zu gefährden.

Den Mantel zieht sich inzwischen der ’Dem-Tenor-Mantelwegnehmer’ selber an, setzt sich die Burger King-Krone auf und der ’Dem-Mantelweggenommene’ schaut noch einmal in seinen Schnellhefter, ob das auch so vorgegeben ist.

Auf der Projektionsfläche werden Lego-Püppchen gezeigt - so wie man sie den Internet entnehmen kann
https://www.br-klassik.de/themen/oper/lego-oper-100.html

die das Mätzchenhafte der Inszenierung unterstreichen.

Fünfter Auftritt
Nr. 5. Szene und Ensemble

KÖNIG.
Ein ernster Grund versammelt euch

Damit das Publikum erfährt, worum es geht – falls es das bisher Gebotene nicht verstanden hat – wird auf der Projektionsfläche eingeblendet:
Now to declare war
(Etliche verlassen bereits jetzt angewidert den Zuschauerraum)
dann,
-
die Truppe auf der Bühne hat sich festlich adjustiert -

Es folgt:
BOTE
.
Bedrohet ist Ägyptens heil'ger Boden
Am Anfang seiner internationalen Karriere sang dies in Hannover der schön singende und auch so aussehende Bernd Weikl.

Jetzt nun und hier der mit einem Zettel in der Hand der Bote
Hillary Clinton adopts alien baby
und
Fake news Invasion
mit dem umgestalteten Logo von CNN als FNN: Fake News Network

Kolossal witzig dieser Regieeinfall.
Das Ensemble steht malerisch ausgerichtet an der Rampe, weil dem Spielleiter aus Dortmund zur Personenführung nichts einfiel.
Amneris schreitet gemessenen Schrittes von rechts nach links, Fähnlein in der Hand schwenkend. Diese verteilt sie, so dass Radames auch eine bekommt, um damit herumzuwedeln.
Es sieht es aus wie bei ’Bahnwärter Thiel’ an einer Weiche oder seinerzeit bei der Weil-Produktion im Hofe des Thurn-und Taxis-Schlosses in Regensburg.

Beim
’guerra’ jubelt das unbedarfte hannöversche Publikum an diesem Abend in die musikalisch nicht abgeschlossene Szene hinein, so dass die
Nr. 5 erst mit Unterbrechung mit dem

Als Sieger kehre heim!
endet.

Trotz dieses Fehlverhaltens des Publikums nimmt Aida die Sache zum Anlass, sich der
Nr. 6. Szene und Romanze
Als Sieger kehre heim

unter der Projektion
War with myself
zuzuwenden.
Auf der Projektionsfläche wird nun ein grimassenschneidendes Frauengesicht gezeigt, das mit der unten an der Rampe der Bühne sich redlich mühenden Person nichts zu tun hat und somit das Publikum in die Irre geführt wird. Aber was will man erwarten, handelt es sich hier doch um eine typische Publikumsverblendung zu Lasten des Steuerzahlers.

Vorhang für Umbau zur
Nr. 7. - Tempelszene und erstes Finale

Wenn der Vorhang sich öffnet, sieht man Nebelschwaden, hier als Bodennebel über denen – aus dem Schnürboden herabgesenkt - von rechts ein ’Michelin’-Männchen schwebt, das sich links am Portal verhakt und sich so nur mühsam den Blicken entziehen kann.

Das Volk im Zuschauerraum juchzt vor Vergnügen und die Intendanz der Nds. Staatsoper Hannover ist glücklich über den Erfolg, der sich ja immer dann zeigt, wenn das Publikum an den verkehrtesten Stellen lacht wie auch beim nachfolgend eingeblendeten Zeichentrickfilm.
Daraufhin verlassen Menschen das Auditorium der Nds. Staatsoper Hannover

Fackelnbewehrte Mannen, einer im schwarzen Kostüm und eine weißgesträhnte Maid, die Priesterin, erwarten Radames, der von rechts für das
Gott, Gott, der du die Lose lenkst
Im Krieg der Erdenvölker,
Wahre, behüte du
Ägyptens heil'ges Land.

heranschreitet.

Oben drüber eine völlig deplatzierte, weil unkenntliche, Projektion. Möglichweise war noch Geld im Budget-Topf, das verbraucht werden musste.

Die Weißgesträhnte dreht sich, schreitet auf Radames zu, der wiederum schreitet auf die Weißgesträhnte zu, der kniet sich hin und die Weißgesträhnte legt ihm ein Schwert in die Hände.

Der im schwarzen Kostüm, Ramphis, die Weißgesträhnte, die Tempelsängerin, wenden sich an der Rampe dem Publikum zu und unter dem
Allmächt'ger Phtà!
aller, wabert das Trockeneis über den Bühnenboden und es schließt sich der Vorhang.

Beim Öffnen des Vorhangs für die
Nr. 8. Introduktion. Szene. Damenchor und Tanz der Mohrenknaben
hängt der Rest des Trockeneisnebels der Nr. 7 noch in der Luft, hierauf starke Scheinwerfereinstrahlung von hinten oben auf eine muntere Damengesellschaft, die sich um Sitzgelegenheiten, Spiegelschränkchen und Garderobenständer schart.
Die weiße Schamwand rechts ist bepinselt mit der kolossal witzigen Aufschrift:
’Trying Aida’.
Rechts eine Art Becken, in das einer irgendwas aus einem Eimer gießt.

In das allgemeine Gewusel singt Amneris ihr
O komm Geliebter, komm, o komm berausche mich,
Froh bebt das Herz mir schon!
O komm Geliebter, komm!

Aus dem Schnürboden schwebt ein Schild mit der Aufschrift:
Heute Schlammschlachten statt Mohrentanz

Tatsächlich beginnen zwei Damen sich in dem Becken zu suhlen. Die beiden plantschen in irgendwelchem Schlamm, was auf die Projektionsfläche oberhalb der Bühne als Detailaufnahme dargestellt wird.

Man kommt sich vor wie angesichts der Bundes-SPD nach den für sie gescheiterten Landtagswahlen im Saarland, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfahlen wie vor allem nach dem hierauf folgenden gegenseitigen Schlammschmeißen der Führungspersönlichkeiten Gabriel und Schulz, wobei sich ersterer mit den Aussagen seiner Tochter, dass sich doch der Pappa jetzt mehr ihr als dem Mann mit den Haaren im Gesicht widmen könne.
Oder zeigt das jetzt die Lage der Partei, die trotz oder wegen Nahles gerademal noch 14 Prozent Zustimmung der Bevölkerung (Stand 15. November 2018)erreicht.
Jedenfalls Schlammschlacht – und in der Union ist es nicht besser.

Die nicht am Geschlamme beteiligten Damen hampeln außen drumherum, wie man eben bei einer Gaudi, die andere in den Dreck zieht, so herumzappelt und den Vorgeführten applaudiert.

Das Ganze eine Verhöhnung des Werkes wie man es so an der Nds. Staatsoper Hannover kennt.
Siehe z.B. ’Rusalka’, ’Fledermaus ’, ’Verkaufte Braut’, ’Freischütz’ – alles abgedeckt durch ’Freiheit der Kunst’ unter Außerachtlassung des Bildungsauftrages zu Lasten des Steuerzahlers unter Leitung des Dr. Klügl.
Auf das zweite
Geliebter, o komm, berausche mich,
Froh bebt das Herz mir schon!

der links stehenden schwarzgewandeten Amneris
naht von rechts die blondperückte Aida, was dann zur
Nr. 9. Szene und Duett
mit zunächst ihrem
Wohl war das Los der Waffen feindlich,
Arme Aida!

führt.
Dann schnibbelt Amneris an den Haaren der blondperückten Aida herum, zieht ihr ein Hemd über, das nach einer Zwangsjacke aussieht und am Ende des Gesprächs führt das alles zu der Attacke der schwarzgewandeten Amneris
Ja, du liebst ihn - vernimm es denn:
Ich lieb' ihn auch, bin deine Rivalin,

Tochter der Pharaonen!


Die blondperückte Aida zieht sich das Hemd richtig an, aus dem Hintergrund kommen zwei Schlammschlachterinnen und stellen sich drohend neben ihr auf.
Ende der Szene
O du bist glücklich - doch weh mir Armen,
In dieser Liebe leb' ich allein!
Erbarme, erbarme, erbarme dich mein!

und die schwarzgewandete Amneris
Bebe, Sklavin, dein Herze bezwinge,
Daß diese Liebe den Tod dir nicht bringe,
Dein Los hab' ich in meinen Händen,
Haß und Rache nehmen mich ein.


Es folgt ein Umbau auf offener Szene mit großer Technikmannschaft, d.h. Abräumen der für die nächste Szene hinderlichen Bühnenbildteile und Requisiten. Die Putzfrau war schon erschienen, wischte herum und auch eine blöd dastehende Schildkröte wird auf das Schlammbecken geladen und kommt mitsamt dem weg.
Die Szene endet damit, dass die Schwarzgewandete (Amneris) einige persönliche Habseligkeiten zusammenrafft, in einen Einkaufssack stopft und nach links abgeht.
Die blondperückte Aida steht da und kann sich nur noch mit einem von der Rampe aus ins Publikum gesungenen
Götter, erbarmt huldvoll euch mein,
Hoffnung ist nicht für meine Pein.
Erbarmt euch mein

zurückziehen.

Das Bühnenlicht erlischt, der Vorhang schließt schnell.
Dann Vorhang wieder auf für die
Nr. 10. Zweites Finale
Hierfür aus dem Schnürboden die Projektionsfläche mit der Aufschrift:
„HURRA!“ sich senkend.
Die Bühne füllt sich von links und rechts mit Choristen, die gemeinsam vorn an der Rampe stehend das
Heil, Ägypten, Isis Heil
anstimmen.
Die gezeigte Agilität dokumentiert die stark ausgeprägte Fähigkeit des Dortmunder Spielleiters, Personen stückgerecht zu führen. Um optisch etwas Bewegung bei dem Stehkonvent vorzugaukeln, werden farbige – mal blau, mal grün, mal gelb - Lichteffekte projiziert.
Dass es zwischen Bühnenmusik, Orchester und Chor da und dort wackelt, muss hingenommen werden.

Beim Einsatz der ’Aida-Trompeten’ wird Lametta und Konfetti ’in die Luft geblasen’ – der Jubel wird sichtbar.
Dann Auftritt Ramphis, Amneris, im langen Schwarzen und Aida, wieder mit der blonden Perücke von hinten durch die Mitte nach vorne, dabei das Volk, der Chor, eine Gasse für die drei bildend. Großartiger Regieeinfall!!!
Dann der König in einer Phantasie-Gaddafi-Uniform.

Der Vorhang fällt.

Vor diesem in völliger Dunkelheit Tanz der Priesterinnen – Seite 126 Klavierauszug Ricordi

Dem von Herrn Dr. Klügl engagierten Spielleiter Schauspiel Dortmund ist hierzu offensichtlich szenisch nichts eingefallen, der Vorhang bleibt zu, das Publikum staunt.

Der Vorhang wird wieder hochgezogen.
Der König erhält von einer Zuckerpuppe, die von links heraneilt, ein Mikrophon bereitgestellt. Chor und das gesamte Ensemble sängerfreundlich unmittelbar an der Rampe ’en face’ dem Publikum aufgestellt.
Deutlicher kann ein Regisseur seine Unfähigkeit an der Nds. Staatsoper Hannover nicht unter Beweis stellen.

Dann stürzt von links Radames herein, die schwarzgewandete Amneris und auch die blondperückte Aida sind zur Stelle und der König meint zu Radames
Dir sei Gruß und Dank, du Retter des Landes

Auf der nun wieder heruntergefahrenen Projektionsfläche werden Bilder zerstörter Gebäude gezeigt.

Aida reicht Amneris ein T-Shirt, das diese an Radames weitergibt. Der hebt es hoch, dass jeder den Aufdruck
’HERO’ lesen kann und zieht es sich über.

Das Publikum ist entzückt ob dieses Regieeinfalls. Dass es nicht heftig applaudiert, ist erstaunlich.
Doch schon so ist der Erfolg aus der Sicht der Theaterleitung gesichert.

Nun besteht mit
Erlaub zuvor, daß die Gefangnen
Dir werden vorgeführt

die Gelegenheit, den Chor, der bisher an der Rampe verharrte, nach hinten abzudrängen, damit die äthiopischen Gefangenen auftreten können.
Rechts vorne schält sich ein Mann aus der Gruppe, zieht sich eine weißhaarige Perücke über den Kopf und gibt so der auch rechts stehenden Aida die Möglichkeit zu singen
Himmel, er ist's, mein Vater!

Das nun folgende Gespräch endet mit der Feststellung des Königs
Radames, das Vaterland
Schuldet dir alles - Amneris reich' zum Lohn
Ihre Hand dir. Über Ägypten als König
Wirst herrschen du dereinst.


Alle vorne am Orchestergraben stehend, direkt ins Publikum singend – rechts weißperückte äthiopische Gefangenen, die sich um Amonasro und Aida versammeln und links die schwarzhaarigen Ägypter.

Aus der Gruppe der Äthiopier tritt rechts ein überlebensgroßer Plüschhase hervor, er erinnert an HP Kerkeling ist aber - wie in der anschließenden Pause allgemein kolportiert wurde - angeblich der Noch-Intendant, der sich in persona nicht mehr vor das Publikum traut – so wurde auch die Spielplanvorstellung 2018/2019 von ihm nicht vor den Hannoveranern vorgetragen, sondern nur im Geheimen der Presse gegenüber.

P a u s e

Nr. 11. Introduktion, Gebet und Romanze

Trockeneisnebel wabert über den Boden der sonst in fast völliger Dunkelheit befindlichen Bühne. Von rechts kommt – kaum erkennbar – einer mit übergroßen Schritten, zwei weitere Gestalten folgen – ebenfalls von rechts.

Das Publikum lacht unvermittelt in diese Szene hinein – zur Freude der Theaterleitung, denn Lachen des Publikums bedeutet ’Erfolg’.

Plötzlich helle Festbeleuchtung auf der Bühne.
Links ein Tisch, rechts ein Tisch, jeweils mit Sitzgelegenheiten.
Von links eilt eine Niedliche mit einem Eimer nach rechts – sie füllt die Bühne –legt etwas auf den rechten Tisch und stellt den Eimer neben den Tisch rechts.

Von links kommt die blondperückte Aida und einer im hellen Hemd – ist wohl Radames, denn der hat gleich zu singen.
Rechts war auch einer eingetreten, der mal kurz auf der anderen Seite einen Kollegen begrüßt, als habe er ihn wochenlang nicht gesehen. Der kehrt nun wieder nach rechts zurück und gesellt sich dabei zu der von links aufgetretenen schwarzgewandeten Amneris. Beide setzen sich an den rechten Tisch.
Noch jemand von links, dann einer mit einer Kamera – nach Besetzungszettel jemand aus der Familie Voges – dem Spielleiter aus Dortmund.

Die blondperückte Aida stellt sich – wie bei einem Vorsingen – in die Mitte der Bühne, ganz vorne an den Orchestergraben, damit dem Publikum auch nichts entgehe.
Wenn sie dann das
Bald kommt Radames! Was wird er wollen?
singt, ist das Publikum unbesorgt, denn das Kleidchen der Dame, der Aida, ist so knapp gestaltet, dass keiner Angst haben muss, sie trete sich auf den Saum. Als Ausgleich für die nackten 'Beene' hält sie sich an einer schwarzen Pelzstola fest, die so verhindert, dass sie sich zwar untenrum verkühlt, dies aber obenrum vermeidet.
Dann aber nimmt sie doch die Stola ab und wirft sie achtlos links auf einen hierfür bereitgestellten Plastiksessel.
Der Kameramann filmt irgendwas, irgendwas scheint aber nicht zu funktionieren, denn was er filmt, wird nicht projiziert, sondern irgendeine Dame, die aber nicht die ist, die vorne singt. Auch die Mundbewegungen sind in der Projektion anderes als beim Original.
Na ja! Nds. Staatsoper Hannover – vom Steuerzahler finanziert.
Hurtigen Schenkels huscht Aida auf die rechte Seite und planscht in dem vorher von der Niedlichen hingestellten Eimer, netzt sich wohl nur die Finger und geht wieder nach links zur Mitte für die Schlussphase der Arie.
Dann schaut sie links am Tisch, da kein Beifall kommt, in ihren Schnellhefter und singt:
Wehe! mein Vater!
Auf dieses Stichwort folgt
Nr. 12. Duett
Hierfür ist von rechts am Tisch einer aufgesprungen, hat sich eine weiße Perücke übergestülpt und (gemäß Vorlage handelt es sich hier um Amonasro, der Äthiopier Fürst). Er ist in die Mitte der Bühne für das
Zu dir führt mich ein ernster Grund, Aida.
geeilt und mit wilden Bewegungen dokumentiert er, wie wütend er ist, denn
Ein Königskind ist deine Rivalin

Um sein Echauffement zu unterstreichen, stellt er immer wieder mal sein rechtes oder sein linkes Bein nach vorne, was einen mächtigen Eindruck auf das Publikum in Hannover macht.
Für das
Wiedersehen wirst du die duftigen Wälder,
Die kühlen Täler und unsrer Tempel Gold!

AIDA leidenschaftlich.
Wiedersehen soll ich die duft'gen Wälder,
Die kühlen Täler und unsrer Tempel Gold.


AMONASRO.
Als Gattin dessen, den so sehr du liebest,
Wird unermeßner Jubel dich umwehn.

hat man sich links am Tisch eingefunden.
Dann huscht Aida nach rechts an den Tisch, nimmt dort ein blaues Tuch auf, wedelt damit vor der Kamera des Voges-Familienmitgliedes herum, ohne dass dies auf der rückwärtigen Projektionswand sichtbar würde.
Dann wirft sie das blaue Band in die Luft, es fällt zu Boden und Amonasro muss sich danach bücken.
Aida rennt während des
In Waffen schon erhebt
Sich unser Volksstamm, alles mutbeseelt

nach links hinten, kramt dort herum, läuft zum rechten Tisch, um auf die Frage von Amonasro, wer denn herausfinden soll
Welche Pfade des Feindes Heer gewählt
entsetzt rückzufragen
Ich?!
und die folgende Auseinandersetzung mit heftigem Gerangel in der Mitte der Bühne endet mit Amonasros Ausruf
Bist niedre Sklavin der Pharaonen!
und da schleudert er sie nach rechts zu Boden.

Sie fällt günstig, denn ein Cover, wenn denn überhaupt jemand da ist, um evtl. in den Schmarrn einzuspringen und zu übernehmen, muss nicht gerufen werden, die Vorstellung geht weiter.
Aida entläuft, nachdem sie sich wieder erhoben und rekreiert hat. Zwischendrin ist ein grünes Männchen hinten links aufgetreten – aus der Ferne sie es aus, als sei es Kermit, der Frosch, der nimmt ein Tuch, das Aida sich hinten links holte, sich die Schminke aus dem Gesicht wischte und geht wieder links ab.
Was für ein glänzender Regieeinfall des Dortmunders. (Der Spieleiter des Abends ist in Dortmund Oberspielleiter. Der BVB funktioniert auch nicht mehr.)

Amonasro hat sich mal zu einer kurzen Rast auf den Boden gelegt, wird dabei gefilmt, nur wieder ist das Gefilmte auf der Projektionswand im Hintergrund nicht zu erkennen. Hat denn das Voges-Familienmitglied immer noch nicht gemerkt, dass da was nicht funktioniert?

Aida rennt nach rechts und hilft dem von seinem Ausbruch geschwächten Amonasro wieder auf die Beine und verkündet
Kannst deine Tochter immer mich nennen,
Wert meines Landes will stets ich sein

Amonasro winkt nach links und animiert den dort hinter dem Tisch ruhenden Radames, er möge sich schnell für
Nr. 13. Duett und drittes Finale

bereitmachen
.
Von links schreitet im Hintergrund gemächlichen Fußes ein indischer Elefant herein, das Publikum ist entzückt, kichert vor sich hin und die Theaterleitung wertet dieses als Erfolg.
Vor Schreck hat sich Aida ganz links an den Bühnenrahmen gestellt, dorthin kommt nun auch Radamens und verleiht seiner Begeisterung mit den Worten
Ich seh' dich wieder, meine Aida
Ausdruck.
Amonasro hat sich wieder rechts an den Tisch gesetzt und spielt mit Aidas blauem Tuch während Aida und Radames sich über die weitere Vorgehensweise nur schwer einig werden und so bleibt nur
Doch liebst du wahr mich, dann bleibet ein Ausweg uns noch
.
RADAMES.
Welcher?
AIDA.
Entfliehn!
RADAMES.
Entfliehen?
AIDA in tiefer Bewegung.
Entfliehn aus diesem Lande wir,
Komm; laß uns fliehen
;

Nach einigen Hin und her, während hinten rechts der indische Elefant mit dem afrikanischen schmust, Ausschütten des Inhalts eines Trinkbechers, Wegleiten des indischen Elefanten nach links – Aida hat das furchtlos übernommen - dann schmeißt sie wütend einen Stapel Papier in die Luft – welch grandioser Regieeinfall - und nach weiteren Zweifeln von Radames kommt es doch zum

Laß uns fliehn aus diesen Mauern,
In die Wüste laß uns fliehen;
Hier wohnt Unheil nur und Trauern,
Dort die Liebe, dort das Glück.
Sieh, Aida, die weite Wüste,
Sie bietet uns ein Brautbett gerne,
Reiner werden Mond und Sterne
Glänzen dort vor unserm Blick.

Hierfür stellen sich die beiden Liebenden auf die Tische, sie links, er rechts.
Währenddessen klaubt Amonasro die von Aida in die Luft geschmissenen Blätter aus dem Schnellhefter wieder vom Boden auf und so ist er natürlich gleich zur Stelle, als die Frage, wo denn das Ganze sich abspielen soll, von Radames ein bestimmter Hinweis kommt, der von
AMONASRO mit
Bei Nàpata die Schluchten,
Dort werden die Meinen sein!

jubelnd bestätigt wird.

Herrlich diese Regie an der Nds. Staatsoper Hannover, denn vom Schnürboden schwebt hier eine die Projektionsfläche für eine grimassierende Maske herab, der offensichtlich zum Kotzen übel ist und die typisch ist für den ganzen Schmarrn, der da geboten wird.
Aida holt einen Plastiksessel von rechts, damit Radames nicht am Boden sitzen bleiben muss, auf den er sich hat vor Schreck, dass Amonasro so unvermittelt auftrat, fallen lassen - beim
Du, Amonasro? du, der Fürst? Götter, was sagt' ich,
Nein, es ist Traum, es ist Schein, es ist Wahn,
Nein, nein,

und er, Radames, sich jetzt einen Moment ausruhen kann für das
Weh mir, ich bin entehret,
Um dich verriet ich Land und Volk,
Weh, weh, ich bin entehret.

AIDA.
Sei ruhig!
AMONASRO.
Nein, nein, du bist nicht schuldig,
Der Zufall nur allein, er hat's gekehret.
Drüben am Ufer stehen
Männer, die uns ergeben,
Ja dort wird die Liebe geben
Dir allen ihren Lohn.




Passend zu dieser Szene die Außenwerbung der Nds. Staatsoper Hannover

Amonasro wedelt Radames mit dem blauen Schal Luft zu, Aida rennt nach links, holt Wasser aus dem Spender, aber da kommen von rechts, die in einem hellen Tüllkleidchen die sonst kostümmäßig so dunkelgefärbte Amneris und der Mann im schwarzen Kostüm, gleich seinem Charakter, der Priester Ramphis, herbei.
Amneris entreißt Amonasro den blauen Schal, rennt nach rechts, dorthin will ihr Radames folgen, da stellt sich der Priester dem Radames mit einer erhobenen Waffe entgegen.
Aida und Amonasro gehen daraufhin gemütlich nach links hinten ab, von Eile keine Spur und Radames verkündet
Sei ruhig, Priester, ich bleibe dir.
Dann kniet er an dem Plastiksessel nieder und Ramphis bleibt drohend mit dem gezogenen Was-auch-immer hinter Radames stehen.
Der Vorhang schließt zügig.

Vierter Aufzug
Projizierter Text:
Vor welchem Hintergrund lesen wir die Geschichte?

Links und rechts pinseln Leute Sprüche an die herumstehenden Wände.
In der Mitte wird auf eine herunterhängende Fläche das Bild einer Frau geworfen.

Amneris rechts in einem Plastiksessel in einem weißen Organzakleidchen
Entflohn ist die Rivalin, die verhaßte.
Vom Priestermund droht Radames sein Urteil,
Die Strafe des Verräters.
[…]
Ich lieb' ihn noch, noch immer.
[…]

begibt sich während der Projektion eines völlig verzerrten Gesichts auf die hinter ihr auf dem Boden stehenden ’Leinwand’ nach links
Ich tu' es! - Wachen: Radames komme!
und setzt sich auf den dort bereitstehenden Plastiksessel.

Von rechts wird einer rückwärtslaufend in einem orangenfarbigen Overall reingeschubbst, der steht dann da vor dem großen Projektionsbild in der Mitte für
Nr. 14. Szene und Duett

AMNERIS.
Schon sind die Priester all vereint,
Wollen dem Tod dich weihen;
Doch von dem Lose, das dir droht,
Noch kannst du dich befreien;
Rechtfertige dich, am Throne
Will ich um Gnade flehen,
Ja frei sollst du dich sehen,
Die Zukunft bleibet dir.

RADAMES.
Die Priester werden meiner Tat
Rechtfertigung nicht hören;
Vor Gott und Menschen kann ich laut
Auf meine Unschuld schwören.
Ein unheilvoll Geheimnis
Entfloh wohl meinem Munde,
Doch blieb im Herzensgrunde
Heilig die Ehre mir.

Ein intensives Gespräch vor der Projektionsfläche mit dort wechselnden Bildern von Mann und Frau mit verzerrten Gesichtern, während die Sänger sich bemühen, die Szene ’ordnungsgemäß’ ohne Störung durch irgendwelche lächerliche Regiemätzchen des von Herrn Dr. Klügl engagierten Dortmunder Spielleiters abzuliefern, pinseln hinten links und rechts zwei immer noch an den Wänden herum und lenken ab.

Gelegentlich wird das Licht auf der Bühne ausgeschaltet, so dass hierdurch ein ungeheurer dramatischer optischer Effekt entsteht. Dies lässt den Schluss zu, dass der Spielleiter dem Stück nicht traut und mit lieber mit den Leuchten spielt.

AMNERIS

Wer beschützt dich, Unheilvoller,
Vor dem Los, das deiner wartet?
Hast in Zorn und Wut verwandelt
Meine tiefe Zärtlichkeit.
Rächen wird der Himmel selber
Meine Tränen, all mein Leid.

RADAMES
Ach, das Sterben ist eine Wonne,
Darf ich's doch um sie erleiden,
So vom Erdendasein scheiden,
Das muss erhabne Wonne sein:
Fürchte nicht den Zorn der Menschen,
Furcht' dein Mitleid nur allein.


Von links und rechts kommen jeweils eine Person, die Projektionsfläche wird nach oben weggezogen, Amneris bleibt in der Mitte zurück, während Radames mit den beiden hinzugekommenen Personen nach hinten durch die Mitte abgeht.
Aus der Versenke wird hinten ein Mensch hervorgehoben. Dies geschieht für die
Nr. 15 – Gerichtsszene
AMNERIS
Weh mir, ich fühl', ich sterbe; wer wird ihn retten?

In ihre Hand gab ich ihn selbst, o wie verwünsch' ich,
Eifersucht, dich nun, die sein Verderben
Und meines Herzens ew'gen Gram verschuldet.

Himmel, was seh' ich?
Des Todes finstre, unheilvolle Diener!
Sähe ich nie mehr jene weissen Larven!


Da schreiten von links und von rechts Gestalten mit brennenden Fackeln auf die Bühne, wofür Amneris in ihrem weißen Tüllkleidchen mit den weißen Pumps malerisch auf dem Bühnenboden hockt.

Die Fackelbewehrten wandern im Kreis umeinander. Dann bleiben sie im Hintergrund stehen und fackeln weiter zum Entsetzen der Feuerwehrleute, die am Portal Wache halten.
Hinten auf dem Podest, der angeklagte Radames – in blaues Licht getaucht.

Hier nun überlässt der Spieleiter aus Dortmund endlich den Darstellern die Bühne und die machen intuitiv alles das, was man hier verlangt, was dem Werk entspricht und was somit richtig ist.

Die Szene endet mit
AMNERIS
zu Ramphis
Priester, jenen Mann, den du tötest,
Ach, ich liebt' ihn, du weisst es, vor allen;
Mit seinem Blut wird auf dich fallen
Meines Herzens Fluch!

RAMPHIS UND PRIESTER
Fluch dem Verräter und Tod! Oh, Verrat!

AMNERIS
Schändliche Rotte, auf euch alle mein Fluch!
Und des Himmels Rache fall' auf euch herab!
Seid verflucht!


Die Malerklecksel links und rechts sind fertig mich ihrem Getue.
Links steht auf der Wand zu lesen
’Love’
– wie goldig!’
Rechts kann man die handwerkliche Leistung nicht einsehen wie auch der Übertitel nicht erkennbar ist.
Müsste es hier nicht Abschläge bei den Eintrittspreisen geben?

V o r h a n g
Wenn der sich wieder öffnet, sieht das Publikum eine leere Bühne, lediglich zwei Gartenstühle stehen auf ihr, einer links, einer rechts.

Vierter Auftritt

Nr. 16 - Szene, Duett und letztes Finale
Links, auf einem Gartenstuhl, sitzt Radames in seinem orangenen Raumanzug aus der Gerichtsszene

RADAMES
Es hat der Stein sich über mir geschlossen.

bis zum
Welch Seufzerlaut! Eine Larve,
Ist es ein Geist?

da von rechts eine Dame in weißen Tüll gehüllt mit blonder Perücke herbeieilt

AIDA

Ich bin es.

Worauf sie weiter ausführt
Ahnend im Herzen, dass man dich verdamme,
Hab' in die Gruft, die sie für dich bereitet,
Ich heimlich mich begeben,

Bei ihrem
Und hier, vor jedem Menschenaug' verborgen,
In deinen Armen sehn' ich mich zu sterben.

erhebt er sich links vom weißen Gartenstuhl und eilt zu ihr nach rechts zum
Zu sterben! so rein und schön,
Bei ihrem
Sieh, schon den Todesengel dort
streift er mit ihrer Hilfe das Oberteil des orangenen Overalls ab.
Aus den Hosenbeinen herauszukommen, gestaltet sich schwieriger, so dass er sich wieder auf den linken Gartenstuhl setzt.
Aber es gelingt ihm, zeitgerecht zur Musik und für Aidas
Sie wohnen ewig dort.

steht er vor ihr in einem blendendweißen Satinanzug zum

Allmächt'ger Phtà, der Welten Schöpferhauch, dich rufen wir an
der PRIESTERINNEN


Auf dem Gazevorhang, durch den die beiden hindurchsingen müssen, zeigt sich eine übergroße Projektion der beiden.

Zum
Leb wohl, o Erde, o du Tal der Tränen,

erscheint von links Amneris, die die Gaze mit erhobenem linken Arm nicht durchdringen kann.
Für das
Es schliesst der Himmel seine Pforten auf,

Und unser Sehnen schwinget sich empor

Zum Licht der Ewigkeit.
zerfällt das Projektionsbild und völlig unnötigerweise erscheint auf der Gaze der Schriftzug:
PACE


Fazit
:

Es ist unglaublich, dass eine Theaterleitung sich einen solchen Unfug von einem Inszenator und dem übrigen Team bieten lässt.

So voller Hohn und Spott, wie hier dargestellt, ist die ganze Inszenierung.
Zur Orientierung wurden die deutschen Texte eingefügt.

Könnten doch die von Steuergeldern bezahlten Personen mit dem Werk und mit – ob nun Chor oder Solisten – auf der Bühne umgehen, hätten sie doch für das Ballett die entsprechende Verwendung.

So aber übertüncht man sein Unvermögen - unter Duldung des Nds. Staatsinten-danten. Den Verwaltungsdirektor kümmert alles nichts, für die Kunst hat er ja – nach eigener Aussage seine Intendanten - durch plakative und dabei überhaupt nicht zielführende Projektionen, die grundsätzlich schon bei fast allen Produktionen der Nds. Staatstheater GmbH üblich sind, ob nun jetzt bei ’Hedda Gabler’, bei ’Kabale und Liebe’ oder früher beim ’Giovanni’.

Mätzchen wie dieses ’dämliche Schlampenringen’ im nicht vorhandenen Schlamm, die Viecher, ob nun Krokodil, das auch noch von der Hüfte aus gelähmt ist, das Redezvous eines indischen und eines afrikanischen Elefanten, die er wohl aus dem Zoo von Cairo ausgeborgt hat, denn beide Tierarten gibt es nicht im Nildelta.
Die Schildkröte – alles Murks.
Warum nicht Hühner (wie in Stephan Mettins Inszenierung von Donizettis ’Viva la Mamma’) oder Gänse und Enten – die führen dann zur Gaudi des Publikums ein Eigenleben auf der Bühne und man kann sich für jedes Stück die Inszenierung sparen.
Die in dieser ’Aida’ gemimten Probensituationen – alles krampfhaftes Getue.
Haarsträubender geht es schon gar nicht mehr. Und auch alles schon mal dagewesen.

Schlimm bei allem ist die bereits weitgehende Verrohung des Publikums, das das Stück nicht kennt, nur noch auf stärkste Reize reagiert und vor sich hinkichert, sonst würde es – wie einige bei beiden besuchten Vorstellungen – unter Türenknallen den Zuschauerraum verlassen.

Oder in Zukunft eben garnicht mehr hingehen. Schon jetzt ist der Zuschauerraum der Oper der Nds. Landeshauptstadt nur spärlich gefüllt, der dritte Rang in den meisten Fällen von vornherein geschlossen.

©heerrufer.de

 
 

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Der Erfolg für die heutige Zeit:
'Action muss her!'

Hieraus leiten dann heutige Regisseure ihre Spielereien ab, die dann zu:

http://www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zu_'Tristan_und_Isolde'_im_'Staatstheater_Braunschweig'.htm

oder zu:

http://www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zu_%27Tristan_und_Isolde%27_29.11.2014_Theater_RBG_final.htm

oder zu:

http://www.telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_05._Mai_2016_'Tristan_in_LA'.htm

führen.

 

Zitat
Katharina Wagner wieder ausgebuht

Unmut in Bayreuth. Katharina Wagners Inszenierung von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ erntete auch im dritten Jahr Buh-Rufe.

Die Bayreuther Festspiele sind am Mittwochabend mit einer umstrittenen Wiederaufnahme von
Richard Wagners „Tristan und Isolde“ fortgesetzt worden. Die düstere und provokative Inszenierung des Liebesdramas um den Ritter Tristan und seine Geliebte Isolde stammt aus dem Jahre 2015. Regisseurin Katharina Wagner, Chefin auf dem „Grünen Hügel“, erntete auch im dritten Jahr dieser Produktion lautstarke Buh-Rufe.
Zitatende

 

 


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Bemerkungen eines Vollzahlers zur szenischen Umsetzung von

’Tristan und Isolde’

Besuchte Vorstellung am 16. September 2018

Ankündigung der Nds. Staatsoper Hannover

 

Zitat


Tristan und Isolde

Oper von Richard Wagner

Handlung in drei Akten (1856 /57 – 59) nach dem Versroman »Tristan« des Gottfried von Straßburg

Premiere | So 16.09.18 | 17:00 | anschließend Premierenfeier im Foyer | Opernhaus

Fahlheit, ausgewaschene Farben, immer klarer werdende Konturen – das ist das Morgengrauen, der Übergang von Nacht zu Tag, diese zwielichtige Phase des Tages. Doch für Tristan und Isolde, dieses zum Inbegriff tragischer Liebe gewordene Paar, ist das Morgengrauen mehr als nur ein Farbwert. Für sie bedeutet der Tagesanbruch ein Ende der Dunkelheit, in der Umrisse sich auflösen, Körper, Welt und Seelen miteinander verschmelzen. Sie wissen – und das ist das wahre Morgengrauen –, der Tag wird ihnen nur die Qualen der Entsagung bringen, denn in dieser Welt dürfen sie nicht vereint sein. Schließlich ist sie, die irische Prinzessin Isolde, mittlerweile Frau des kornischen Königs Marke; schließlich ist er, Cornwalls edler Ritter Tristan, dessen treuer Lehnsmann.

Doch Tristans nie versiegende Liebe zu Isolde ist wie die nie stillbare Wunde, die ihn einstmals zu Kriegszeiten unter der falschen Identität des Tantris zu Isolde geführt hatte. Nur Isoldes Heilkünste konnten die Wunde versiegeln, doch als sie in Tantris den Feind erkannte, der ihren Verlobten getötet hatte, verzichtete sie aus Mitleid auf Rache an dem hilfesuchenden, wehrlosen Ritter. Seither tobt in Tristan der Kampf zwischen der Treuepflicht gegenüber seinem König und seiner Liebe zu Isolde – der Krieg, den er einst auf dem Felde austrug, lebt nun schmerzhaft in seinem Innersten weiter.

Ausgerechnet er muss Isolde nach Kriegsende zur Hochzeit mit Marke von Irland nach Cornwall überführen, um den Frieden zwischen den beiden lange verfeindeten Völkern zu besiegeln. Kurz vor Ende der Reise jedoch wird die Konfrontation von Tristan mit Isolde unausweichlich: Sie fordert ihn auf, einen vorgeblichen Sühnetrank zu trinken, von dem sie beide denken, es sei ein erlösendes Gift. Der zu erwartende gemeinsame Tod erlaubt es ihnen, sich gegenseitig ihre Gefühle zu offenbaren – doch als sich der Trank als Liebeselixier herausstellt, wandelt sich dieser Moment höchsten Glückes in den Moment der größten Tragik in ihrem Leben: Seither wissen sie, dass diese unerfüllbare Liebe sie bis an das Ende ihrer Tage quälen wird. Nun bleibt ihnen nur noch das Dunkel der Nacht, um sich ihrer Liebe zu vergewissern, sich gemeinsam im Sehnen nach Vereinigung zu verzehren. »Tristan du, / ich Isolde, /nicht mehr Tristan! /Du Isolde, /Tristan ich, /nicht mehr Isolde!«

Handlungsträger sind nicht mehr nur der Librettotext und das Bühnengeschehen, sondern in nie zuvor dagewesenem Maße die Musik, die dem Strom der Gedanken der Figuren folgt und plastisch schildert, was ihnen unsagbar ist. Leitmotive setzt Wagner auf diesen verworrenen Pfaden der Gefühle als »Wegweiser« ein; die Welten von Tag und Nacht erzählen mittels bahnbrechender Harmonik ebenso viel über die Lichtverhältnisse wie über den Leidensdruck und Schmerz der Protagonisten. So wird »Tristan und Isolde«zu einer »der Ursprungsurkunden der musikalischen Moderne« (Carl Dahlhaus), die Zeugnis ablegt vom ewigen Widerstreit zwischen Sehnsucht und Pflichterfüllung, Licht und Dunkel, Liebessehnsucht und Liebesqual, die den Übergangszustand wie das Morgengrauen fliehen und nur im absoluten Zustand des Todesdunkels Erlösung finden.

Leitungsteam

Musikalische Leitung

Ivan Repušić - [wegen Krankheit ersetzt durch Will Humburg (kj)]

Inszenierung

Stephen Langridge

Bühne und Kostüm

Conor Murphy

Licht

Susanne Reinhardt

Choreinstudierung

Lorenzo Da Rio

Dramaturgie

Christopher Baumann


Zitatende 

 
 

Am 7. September 2018 fand eine Einführungssoirée zum 'Tristan' in der Nds. Staatsoper Hannover statt, die neben einige Worten des zuständigen Dramaturgen - die nur das brachten, was in jedem Reclam Opernführer auch
zu lesen ist -, auch einen Besuch der Orchesterprobe des ersten Aktes beinhaltete.

Hierauf ging eine Mail an die Pressestelle der Nds. Staatsoper Hannover:

 

Zitat

07.09.2018

Datum

Heute, 06:59:30 UTC

Von

info@marie-louise-gilles.de

An elisabeth.schwarz@staatstheater-hannover.de

Text (1 KB)

Guten Morgen,

bei der gestern als Bühnenorchesterprobe abgehaltenen Veranstaltung handelte es sich in Wirklichkeit um eine Arbeitsprobe.

Die zahlreichen Unsicherheiten bei Solisten und im Orchester gehören nicht vor ein Publikum.

Außerdem wurde wieder einmal ein derart überdimensioniertes Bühnenbild auf der Hauptbühne ausprobiert, da es wie viele andere in den Werkstätten - wie von Herrn Verwaltungsdirektor Braasch in seiner Rede am 6. Mai 2017 ausgeführt – nicht in Gänze aufgebaut werden kann.

Wozu ein solches Monstrum, das die Produktivität der Nds. Staatsoper Hannover unter den gegebenen Umständen einschränkt?

Mit freundlichem Gruß

ML Gilles

Zitatende

 

 

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Bemerkungen eines Vollzahlers

'Alles Humbug'

Die freie Auswahl an Plätzen am 16.9.2018 in der dritten Reihe des dritten Rangs:
nur vier Personen.
Die Platzanweiserin meinte, nähme man die Armlehnen an den Sitzen weg, dann könne man sich hinlegen.
Auch sonst in den Rängen viele leere Plätze.
Man hätte wieder einmal den dritten Rang schließen können.
Es bot sich aber den Zuschauern hier die Gelegenheit im Laufe der Veranstaltung mehrere Plätze auszuprobieren, mal in der ersten Reihe, mal in der letzten, seitlich auf dem Einzelplatz oder mal auf der linken Seite in der zweiten Reihe auf dem Ecksitz.

Und am 30.9.2018 die zweite Vorstellung 'Tristan' ersatzlos gestrichen.


 

Bevölkerung aus Stadt und Land verweigert sich, geht nicht mehr in die Nds. Staatsoper Hannover, selbst wenn es sich um den Beginn der neuen Saison handelt, will nichts mehr sehen und - nimmt man das Ende des Abends vorweg - dann kann man für Hannoveraner Verhältnisse mit einem äußerst respektablen Buh-Konzert beim Erscheinen der dreier Regietruppe sprechen.
Das Team kann entweder mit den Stück nichts anfangen oder es misstraut Autor und Komponist.

Es wird draufgeklatscht was das Zeug hält, damit geht das Werk unter, aber
die Ergänzungen bringen keine Verbesserung. Im Gegenteil, sie führen ein Eigenleben!

Und dann das Orchester.
Wenn schon einer unsensibel herumfuchtelt, die Lautstärke immer mehr ausufern lässt, erinnert man sich an die ersten Takte und sagt sich:
Schon zu laut!
Das mag einmal für Münster ausreichend gewesen sein, dort war dieser Maestro GMD, für Hannover jedenfalls ist das nicht überzeugend.
Unter GMD Repušić wäre da musikalisch etwas anderes herausgekommen.
Aber der war ja krank.

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Der Vorhang öffnet sich, Stille, Gaze behindert die Sicht.
Isolde von rechts. Dann eine Truppe von Statisten als Sicherheitspersonal verkleidet, die links im Off verschwinden.
Isolde setzt sich auf einen Stuhl, der links auf einem indirekt beleuchtetem Rondell - sieht aus wie ein etwas erhobener, illuminierter 'Tortenboden' -
steht.
Dort verbringt sie das Vorspiel.
Quer über die mit weißen Brettern ausgelegte Bühne eine Röhre, darin ein mannshohes Loch.
Darüber über die ganze Breite der Bühne in Übermannshöhe ein Geländer.

Während des Vorspiels - Isolde links in gelben Mantel gehüllt - hantieren zwei 'weißgetünchte Figuren' in dem Loch in der Röhre.



Außenwerbung Nds. Staatsoper Hannover
Screenshot - Foto: Thomas M. Jauk - Stage Picture

Hat man ein Programmheft nicht gekauft, weiß man nicht, was das soll, was das mit dem Stück zu tun hat.

Wohlgemerkt man hat kein Programmheft und kann nicht nachlesen, was Mr. Philip Langridge als Regisseur meint. Es kann sein, dass diese Vorgehensweise für Göteborg reicht, wo er zur Zeit Intendant ist, oder für Glyndebourne, wo er Hausherr werden soll, langt, für Hannover jedenfalls nicht.

Das Vorspiel 'macht Fortschritte', Isolde weiterhin links, 'die Weißgetünchten' - noch immer Bodenübungen im Zeitlupentempo im Loch der Röhre. Was die Verrenkungen allerdings sollen, ist nicht zu verstehen. Sagt doch die Musik alles und das Gehampel nichts.

Das Licht im Loch des Tunnels verlischt und damit sind auch die beiden 'Weißgetünchten' nicht mehr zu sehen.
Isolde allein links auf dem Stuhl auf dem indirekt erleuchteten 'Tortenboden'.

Die Gaze wird hochgezogen, von rechts schreitet wer heran, es kann nur Brangäne sein, aber in der Inszenierung könnte auch die Kaiserin von China auftreten.
Wer weiß das schon so genau?
Die Dame, hochgestöckelt, in langem Abendkleid bleibt am Loch in der Röhre stehen.
Was mag sie wollen?

Von links jemand, der ein Fähnchen an einem langen Stock vor sich herträgt, am linken Portal verharrt er. Er lümmelt dort lässig für

ERSTE SZENE
STIMME EINES JUNGEN SEEMANNS
Westwärts
schweift der Blick


Da entflammt er mit einem Feuerzeug das Fähnchen, das hell auflodert und sofort verlischt.
Isolde ist ganz geblendet von dem 'Gegokel', sie beruhigt sich aber schnell wieder.

Der Lümmel greift hinter das Portal und holt von dort eine von der Requisite dankenswerterweise rechtzeitig positionierten langen Stab - wieder mit einer Fahne - die der Lümmel entrollt - es handelt sich um den Union Jack.
Der Fahnenträger schreitet in die Mitte der Bühne und entwickelt sich zum Fahnenschwenker auf das
Wehe, wehe, du Wind! 
... du wilde, minnige Maid!

steckt er den Fahnenmast in ein Loch im Boden des 'Tortenbodens' und geht keck nach rechts - im Vorbeigehen die Hand an die Mütze tippend - ab.

ISOLDE
jäh auffahrend
Wer wagt mich zu höhnen?
sie zieht den Fahnenmast aus dem Loch im Boden
Brangäne, du?
Sag --- wo sind wir?


Brangäne kommt gemütlichen Schrittes von rechts, setzt sich auf den Rand des 'Tortenbodens' - dessen indirekte Beleuchtung übrigens inzwischen erloschen ist und gibt die vage Positionsbestimmung mit
Blaue Streifen
steigen im Osten auf


Auf das
Nimmermehr!
Nicht heut noch morgen!

schmeißt Isolde die Fahne mit dem Mast nach links, wo sie polternd zu Boden fällt.
Brangäne hat sich vor Schreck erhoben und geht rechts auf und ab, wendet sich dann dem 'Tortenboden' zu und setzt sich auf den Stuhl, nachdem sich Isolde zu Boden gelassen hat.

Bei Isoldes
Luft! Luft!
Mir erstickt das Herz!

erscheint oben an der Reling ein Matrose, der mit einem Ball in seinen Händen spielt.
Es ist kein einfacher Matrose, sonder der junge Seemann, der Fahnenzündler von soeben, der für die

ZWEITE SZENE
noch einmal behauptet, dass der Wind frisch der Heimat zuweht und indem er den Ball hochhält, seit er sich auf das nächste Fußballmatch zu freuen.
Anders kann man den dubiosen Regieeinfall nicht deuten.

Zum
Weh, ach wehe, mein Kind!
haben sich oben auf der Brücke von links jemand mit weißer Kapitänsmütze und von rechts einer von der Mannschaft genähert.
Sie verharren in der Mitte und blicken nach hinten auf die sich hoch in den Bühnenhimmel aufwölbende Verbretterung des Bühnenbodens - soll wohl die Weite des Meeres andeuten - nachdem der rechts Stehende dem Matrosen den Ball abgenommen hat. Der geht nach rechts ab und der von der Mannschaft legt den Ball auf den Boden der Brücke.
Keiner weiß warum.

Brangäne
Soll ich ihn bitten,
dich zu grüssen?

drauf geht sie nach rechts ab.

Kurwenal, der zweite oben auf der Brücke, beobachtet das, indem er sich weit über die Reling lehnt. Er meint
Hab acht, Tristan!
Botschaft von Isolde


Brangäne ist auf dem Oberdeck angekommen und es entwickelt sich das Gespräch zwischen ihr und dem mit der weißen Kapitänsmütze, Herrn Tristan.
Kurwenal schaut weiter nach hinten auf die weite Wasserwüste, dann dreht er sich um und mischt sich ein
Darf ich die Antwort sagen?
[...]
Sein Haupt doch hängt
im Irenland,
als Zins gezahlt
von Engeland:
Hei! Unser Held Tristan,
wie der Zins zahlen kann!
«

Dabei spielt er mit dem Ball, den der Steuermann zurückließ und den er soeben vom Boden aufhob.

Der Chor unsichtbar hinter dem Tunnel, wirft Bälle in die Luft und jauchzt
Hei! Unser Held Tristan,
wie der Zins zahlen kann!


Brangäne die Reling entlang nach rechts ab und so ist sie rechtzeitig für die

DRITTE SZENE
zum
Weh, ach wehe!
Dies zu dulden!

wieder zurück auf der Hauptbühne.

Für die große Erzählung
Wie lachend sie
mir Lieder singen,
wohl könnt' auch ich erwidern

stehen die beiden Männer an der Reling und schauen teilnahmslos nach hinten aufs Meer.

Isolde und Brangäne im Gespräch auf und neben dem 'Tortenboden', der sich merklich auf leisen Rädern nach rechts bewegt.
Was soll das?
Der Zuschauer wird damit abgelenkt von der schweren Szene und von Isoldes beiden hohen Tönen beim
mit ihr gab er es preis!
und beim
mir lacht das Abenteuer (hier nicht ausgehalten, sondern wie ein Juchzer behandelt)

Bei Isoldes
Den Schrein dort bring mir her!
wird das Loch im Tunnel illuminiert und zum
Für Weh und Wunden
Balsam hier

erscheint rechts in der Röhre (der 'Tortenboden' ist mit Isolde unmittelbar von der Öffnung in der Röhre angekommen) 'der Weißgetünchte' und bald darauf von links 'die Weißgetünchte'.

Bei Brangänes
Für Weh und Wunden
Balsam hier;
für böse Gifte
Gegengift

reicht ihr 'der Weißgetünchte' ein Glas, das sie auf den Boden stellt
und zu Isoldes
Den hehrsten Trank,
ich halt' ihn hier

reicht die in der Röhre links erschienene 'Weißgetünchte' der Isolde ein Wasserglas (wahrscheinlich aus Kostengründen echtes 'Senfglas')

Brangäne nimmt Isolde das Glas ab und stellte es zu dem, das sie auf dem Boden gab.

SCHIFFSVOLK
von außen und unsichtbar für das Publikum
Ho! He! Ha! He!
Am Untermast
die Segel ein!
Ho! He! Ha! He!


VIERTE SZENE
KURWENAL
Auf! Auf! Ihr Frauen!

Auf der Brücke 'macht einer Männchen' vor dem Kapitän.
Kurwenal geht nach links und hebt die britische Fahne auf, die von Isolde vordem auf den Boden geschmettert wurde.
Dann hört er sich Isoldes Wunsch an
Herrn Tristan bringe
meinen Gruss
und meld ihm, was ich sage.


Mit dem
Sicher wisst,
das sag' ich ihm;
nun harrt, wie er mich hört!

geht Kurwenal nach links ab und die beiden Frauen widmen sich Isoldes
Nun leb wohl, Brangäne!
Grüss mir die Welt,
grüsse mir Vater und Mutter!


KURWENAL
Herr Tristan!


Der 'Tortenboden' ist für die
FÜNFTE SZENE
auf seiner Fahrt unmittelbar vor dem Loch in der Röhre angekommen.

Das Gespräch endet mit
TRISTAN
Wo sind wir?

ISOLDE
Hart am Ziel!  

Brangäne vertauscht die beiden am Boden stehenden Gläser

Tristan
Wohl kenn' ich Irlands
Königin
und ihrer Künste
Wunderkraft

sind beide durch das Loch in der Röhre in diese zurückgetreten, dann Tristans
Vergessens güt'ger Trank,
dich trink' ich sonder Wank!


Er setzt an und trinkt

ISOLDE
Betrug auch hier?
Mein die Hälfte!

und da sinken sie nieder auf dem ''Tortenboden', berühren sich zaghaft mit den Händen.
Der Zauber wirkt.



Außenwerbung Nds. Staatsoper Hannover
Screenshot - Foto: Thomas M. Jauk - Stage Picture

Dann auf der Brücke, winkend in den Hintergrund
ALLE MÄNNER
Heil! Heil! Heil!
König Marke Heil!
Heil dem König!

Brangäne erscheint mit dem Morgenrock, den Isolde ja schon am Anfang des Aktes trug, von rechts.
Kurwenal von links mit der Botschaft
Heil Tristan,
glücklicher Held!


Marke zwängt sich von hinten durch die Stäbe der Reling, weil sich das Absperrgitter am 16. September 2018  nicht öffnen lässt.
Durch diese beherzte, von der Regie nicht vorgegebene Aktion, ereicht er oben auf dem Quergang an der Reling entlang rechtzeitig die Mitte der Bühne, um die Huldigungen entgegenzunehmen und entsprechend königlich zu winken.

Der Vorhang fällt schnell.

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Zweiter Aufzug
Erste Szene
Die Bühne vom Orchestergraben an bis nach hinten in die Bühnentiefe und von dort weiter nach oben in den Schnürboden verlaufend die weiße Holzbeplankung.
Völlig unnötig dieser Aufwand für ein Bühnenbild.

Aus dem Schnürboden herunter hängt ein Abschnitt eines Rohres, schräg angeschnitten oberhalb eines Whirlpools ohne Wasser. Dafür am Rand des Pools Becher mit brennenden Kerzen ringsherum.
Rechts nahe dem Portal der bekannte 'Tortenboden' auf ihm ein typisches Krankenhausbett.

Rechts an der Wand, hoch über dem Bühnenboden weit auskragend ein Austritt, ein Balkon.

Gespräch Isolde / Brangäne

ISOLDE
Hörst du sie noch?
Mir schwand schon fern der Klang.


bis zu ihrem
Zur Warte du:
dort wache treu!
Die Leuchte,
und wär's meines Lebens Licht ---
lachend
sie zu löschen zag' ich nicht!


wird das Stück gespielt, würde da nicht 'der 'Weißgetünchte' im Slow-Motion-Tempo auf der Bühne herumtigern und die Szene stören.
Dann wird auch noch 'die Weißgetünchte' aus der Röhre kopfüber an einem Seil heruntergelassen und in dem Pool, der keinen Boden hat, versenkt.



Außenwerbung Nds. Staatsoper Hannover
Screenshot - Foto: Thomas M. Jauk - Stage Picture

'Der Weißgetünchte' steigt ihr nach - und das Publikum fragt höchst befremdet:

Was soll das?
Wird hier Reklame für einen Auftritt am Trapez in einem Zirkus gemacht?

Dann Auftritt für die
ZWEITE SZENE

TRISTAN
Isolde! Geliebte!

ISOLDE
Tristan! Geliebter!

Für die Gestaltung gibt der Regisseur das rechts auf dem fahrbaren 'Tortenboden' stehende Bett zum Bespielen frei, so kann Isolde mal drauf sitzen oder aber auch sich der Länge lang draufstellen. Gelegentlich hockt sie sich auf drauf, während Tristan unter ihr auf dem Rand des 'Tortenboden' sitzt.



Außenwerbung Nds. Staatsoper Hannover
Screenshot - Foto: Thomas M. Jauk - Stage Picture

Tristan geht zum Pool und nimmt die Kerzen dort vom Rand und stellt sie - nach vorne rechts verlaufend - auf den Bühnenboden. Während Isolde neben dem am Boden liegenden Schwert verharrt.

Für das
O sink hernieder

sitzt Tristan auf dem Bett, Isolde kniet hinter ihm.

Beim Ruf
Einsam wachend
wandert Brangäne hinten von links nach rechts über die Bühne, hat damit die Möglichkeit ohne Behinderung durch irgendwelche störende Ecken die schwierigen Phrasen ungehindert aussingen zu können.
Tristan legt zwischendurch schon mal sein Jackett auf den Rand des Pools und krempelt sich die Ärmel rauf, während Isolde den gelben Morgenmantel ablegt, ihn einfach zu Boden fallen lässt.
Dann stehen beide am Pool und bemalen sich ihre Gesichter und die Arme mit weißer Farbe, den sie einem Napf entnehmen, der am Rand des Pools steht.
Zum
Nie erwachen!
zieht Isolde bei ihrem
Doch der Tag
muss Tristan wecken?

ein Leintuch vom Bett, geht links ans Portal, legt das Tuch dort auf den Boden aus und setzt sich drauf. Doch dann besinnt sie sich, erhebt sich und geht zum Pool, zu Tristan, der dort sein
der Liebe lasse,
wie wäre seinen Streichen
die Liebe selbst zu erreichen

singt.
Aber nein, sie bleibt nicht bei ihm, sondert wandert um ihn herum wieder zum Bett auf der rechten Seite.
Er folgt ihr und zieht sich beim
Dies süsse Wörtlein: und,
Isoldes gelben, langen Morgenrock an und sie, nicht müßig, zieht sich Tristans Kapitänsjoppe über. (Wer hat nicht gerne mal vier Streifen am Ärmel?)
Isolde begibt sich nach Brangänes erneutem Ruf links auf das von ihr ausgebreitete Tuch. Tristan bleibt während der ganzen langen schweren 'Ewig'-Schraube am Pool stehen und stürzt erst für die

DRITTE SZENE
bei Kurwenals
Rette dich, Tristan!
zu Isolde links ans Portal.
Dann von rechts hinten Statisten mit Gewehren, Melot und dann Marke.
War vorher Dämmerlicht, wird plötzlich am 16.9.2018 die volle Bühnenbeleuchtung eingeschaltet - wohl ein Fehler des Inspizienten, der eine Stimmung nicht rechtzeitig durchsagte.

Ansprache Marke
Tatest du's wirklich? [...]
Den unerforschlich tief
geheimnisvollen Grund,
wer macht der Welt ihn kund?

Marke geht in den Bühnenhintergrund, hält sich am Bett fest, während Tristan sein
O König, das
kann ich dir nicht sagen

als Antwort gibt.

Tristan setzt sich rechts auf den Boden neben das seit dem ersten Aufzug dort liegenden Schwert für sein
Wohin nun Tristan scheidet,
willst du, Isold', ihm folgen?


Isolde antwortet ihm, noch immer links am Portal stehend
Als für ein fremdes Land
der Freund sie einstens warb

dann zu Tristan nach rechts hinübergehend, von wo sie fluchtartig bei
MELOT
Verräter! Ha!
wieder nach links an das Portal eilt.

Tristan eilt mit dem Schwert beim
aus Eifer verriet
mich der Freund
dem König, den ich verriet!

nach hinten.

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Screenshot - Foto: Thomas M. Jauk - Stage Picture

Neben ihm die beiden 'Weißgetünchten'. Sie mit einer Waschschüssel in den Händen unten, er auf dem Balkon.

Zum
Wehr dich, Melot!
hält Tristan ihm das Schwert hin, watscht ihm eine, Melot zieht das Schwert an Tristans Körper vorbei.
Tristan stürzt aufs Bett, Melot wankt nach vorne, sinkt gebrochen ob seiner Tat auf den Boden.

Der Vorhang fällt schnell.

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DRITTER AUFZUG
ERSTE SZENE

Die Bühne - wie schon vorher, ganz in weiß - ein Lager von ausgedienten Möbeln. Bettgestelle, Matratzen, umgefallene Stehlampen.
Rechts hinten - nun liegend - die angeschnittene Röhre, auch in ihr Lattenroste, Betteile - 'Graffel'.
Vor der Röhre ein Bett, wohl das aus dem zweiten Aufzug. Auf ihr liegend, Tristan.

Außenwerbung Nds. Staatsoper Hannover
Screenshot - Foto: Thomas M. Jauk - Stage Picture

Links hinten der Rest einer Landungsbrücke. Drei Leute wimmeln um Tristan herum. Die nehmen dann hinter der Landungsbrücke Platz.
Diese herunterkommend, der junge Seemann für das
Kurwenal! He!
Rechts vorne, neben dem Bettgestell, Kurwenal, nach hinten gehend für das
Erwachte er,
wär's doch nur,
um für immer zu verscheiden


Der in seiner Haltung aufsässige Hirt wird die Landungsbrücke hinauf abgeschoben.

Dessen Kommentar, ohne sich groß umzublicken und zu orientieren:
Öd und leer das Meer!

Kurwenal
Süsses Leben,
meinem Tristan neu gegeben!

Ein Sanitäter kommt ans Bett, geht wieder.

Tristan erhebt sich für das
Wo ich erwacht ---
weilt' ich nicht;
doch, wo ich weilte,
das kann ich dir nicht sagen

steigt in die Röhre, beschaut sich den dort lagernden Sperrmüll, steigt wieder heraus.
Links diskutiert schone eine Weile Kurwenal mit einem zum Stück nicht gehörenden Menschen.

Beim
Wie schwand mir seine Ahnung?
Sehnsücht'ge Mahnung

hat er den links liegenden wohl bekannten 'Tortenboden' - hier nun nicht indirekt illuminiert -  erreicht für das
Welches Sehnen!
Welches Bangen!

[...]
Das Licht --- wann löscht es aus?
Er geht nach rechts über die Bühne für das
Wann wird es Nacht im Haus?

erschöpft sinkt er zu Boden.

Statisten waren zum 'Weißgetünchten' geeilt, der - kaum war Tristan aus dem Bett aufgestanden - sich dort
breitmachte und nun herumhampelnd einen Fiebrigen mimt.
 

Außenwerbung Nds. Staatsoper Hannover
Screenshot - Foto: Thomas M. Jauk - Stage Picture

Kurwenal dort am Bett des 'Weißgetünchten' spricht ihn an
du sollst sie sehen
hier und heut


Tristan stürzt quer über die Bühne für das
Isolde kommt!
Isolde naht!

O Treue! Hehre,
holde Treue

und weiter
Mein Kurwenal,
du trauter Freund!

[...]
Dort streicht es am Riff!
Siehst du es nicht?


Kurwenal eilt die Landungsbrücke hinauf
(Das Englischhorn erklingt.)
Noch ist kein Schiff zu sehn!

Tristan
Muss ich dich so verstehn,
du alte ernste Weise

[...] (er wirft den 'Weißgetünchten' aus seinem Bett)
verflucht sei, furchtbarer Trank!
(beutelt ihn)
Verflucht, wer dich gebraut!

Kurwenal ist hinzugekommen, beugt sich über zu Boden gesunkenen
Mein Herre Tristan!
Schrecklicher Zauber!
O Wonne! Nein!
Er regt sich, er lebt!

Die Sanitätsstatisten sind herbeigeeilt, richten Tristan auf ...

TRISTAN
Das Schiff? Siehst du's noch nicht?

KURWENAL
Das Schiff? Gewiss,
es naht noch heut;
es kann nicht lang mehr säumen.


... und legen Tristan auf sein Lager und gehen dann nach rechts hinten ab..

Unheildrohend naht von links unaufhörlich 'die Weißgetünchte' die Landebrücke hinunter, rechts der aus dem Bett geworfene 'Weißgetünchte' sich langsam unaufhörlich rückwärts nach links bewegend.

Tristan
Wie sie selig,
hehr und milde

[...] 'Die Weißgetünchte' nähert sich Tristans Lager, dann biegt sie nach links ab in Richtung 'Tortenboden', an dem 'der Weißgetünchte' schon angekommen ist. Umschlungen stehen die beiden Angemalten da rum, auch noch weiß angestrahlt und stören.

Tristan
Das Schiff? Das Schiff?
Isoldens Schiff?
Du musst es sehen!
Musst es sehen!
Das Schiff? Sähst du's noch nicht?


Kurwenal oben auf der Landungsbrücke
O Wonne! Freude!
Ha! Das Schiff!
Von Norden seh' ich's nahen.


ZWEITE SZENE
TRISTAN
O diese Sonne!
[...]
'
Die Weißgetünchte' schlurft nach links, 'der Weißgetünchte' nach rechts - und beide sind wieder nichts als im Weg.
Vergeh' die Welt
meiner jauchzenden Eil'!

Tristan bricht vorne rechts zusammen.

Die Landungsbrücke herunter Isolde und Kurwenal.
ISOLDE
Tristan! Geliebter!
Sie eilt zu ihm, richtet ihn auf.

Außenwerbung Nds. Staatsoper Hannover
Screenshot - Foto: Thomas M. Jauk - Stage Picture

TRISTAN
Isolde!

'
Die Weißgetünchte' hebt die Arme und schleicht zur Mitte der Bühne.

ISOLDE
Ha! Ich bin's, ich bin's,
süssester Freund!

[...]
Horch! Er wacht!
Geliebter!

Sie legt sich neben Tristan - Kopf an Kopf.


DRITTE SZENE
Kurwenal die ganze Zeit wartend am Fuß der Landungsbrücke verblieben.

HIRT
Kurwenal! Hör!
Ein zweites Schiff.

Der Sanitäter-Statist eilt von rechts kommend die Landungsbrücke hinauf.
Die beiden anderen Statisten kommen von rechts herbeigeeilt, schleppen Bettgestell und sonstiges herumliegendes Zeug herbei und bauen am Fuß der Landungsbrücke eine Barrikade, die aber gleich von den Mannen des Marke - von oben die Landungsbrücke hinunterteilend - beiseite geschoben wird.

Brangäne auf der Landungsbrücke
Isolde! Herrin!
Kurwenal zu ihr gewandt
Was suchst du hier?

Melot die Brücke herunter.
Kurwenal sticht ihn nieder.
Heiahaha! Dem Tag,
an dem ich dich treffe!


MARKE
die Landungsbrücke heruntereilend
Zurück! Wahnsinniger!

Jemand schießt - Kurwenal stürzt zu Boden.

MARKE
O Trug und Wahn!
Tristan, wo bist du?


KURWENAL
Da liegt er ---
hier --- wo ich --- liege.


Brangäne stöckelt ungerührt an dem Elend vorbei.

MARKE
Tot denn alles!
Alles tot!

[...] kniet neben Tristan ...
Die Ernte mehrt' ich dem Tod,
der Wahn häufte die Not.

...
und zieht sich dann in den Bühnenhintergrund zurück, setzt sich auf den 'Tortenboden'.

ISOLDE
Mild und leise
wie er lächelt,
wie das Auge
hold er öffnet

[...]
ertrinken,
versinken ---
unbewusst ---
höchste Lust!


Die 'Weißgetünchte' schleicht an Isolde in den Bühnenhintergrund - sie stört wieder, aber hier glücklicherweise zum letzten Mal.

Der Vorhang fällt langsam

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Fazit:

'Toll' welche Spielmöglichkeiten da in Hannover eingeräumt werden.
Derartige Mätzchen mögen in Zukunft für Glyndebourne, wohin der Regisseur ja bekannterweise, wenn er Göteborg verlassen hat, als Theaterdirektor ausweicht, ausreichen, für Hannover jedenfalls nicht.

Der Regisseur traut - es sein nochmals gesagt - ganz offensichtlich weder dem Text noch der Musik - und auch den Darstellern nicht.
Als könnten die rollengemäß nicht agieren.
Da müssen - abgesehen von den Kosten - noch diese zwei 'Weißgetünchten' auf der Bühne herumschlurfen als sei es das Telemann Stück 'Pimpinone'. Schon vor Jahrzehnten ergänzte Günther Roth an der Folkwanghochschule für Studenten aus drei Sparten das Stück. Da war es angebracht, aber hier in Hannover beim 'Tristan' - ein einziger Ärger und völlig daneben.
Die beiden sind hier überflüssig 'wie der Dreck zu Pfingsten'.

Es bleibt dem Besucher nichts übrig, als Hohn und Spott auszugießen über das, was hier gezeigt wird.
Das gilt schon lange für die völlig danebengegangen Produktionen an diesem Haus.
Ob 'Ring', ob 'Meistersinger', ob 'Giovanni', ob 'Traviata', ob 'Rusalka', ob 'Fledermaus', ob 'Freischütz', ob 'Verkaufte Braut', ob 'Holländer' - um nur einige zu nennen.

So wie der von Herr Dr. Klügl zweimal engagierte Herr Voges die 'Aida' szenisch in den Dreck zieht, so urteilt der Vollzahler bei den Eintrittskarten und der Steuerzahler und empört sich über das Gemurkse des Regisseurs Langridge beim 'Tristan' in Hannover.

©heerrufer.de

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Schlussbemerkung

Man kann nur staunen, wie viel Leute, die die Oper verabscheuen, ungeheuer viel Geld damit verdienen, dass sie auf Symposien sitzen und im Soziologen-Schnack (diesen treffenden Ausdruck lernte ich von meinen Studenten) darüber palavern, wie dieser scheißbürgerlichen, altbackenen Theaterform Oper mit politisch relevanten, performativen, optisch additiven, akustisch augmentativen Mitteln eine Ende bereitet werden kann, damit stattdessen die Oper durch das intellektuell vermauschelte merkantile Entertainment zur Freude der Massen und damit des Staatssäckels Freude hinweggefegt wird.

Berichte über diese Symposien füllen dicke Bücher, die hoffnungsfrohe Titel wie 'Die Zukunft der Oper' oder bedeutungsschwere wie 'Warum Oper?' tragen.

Mühevoll, von Phasen des Erschöpfungsschlafs unterbrochen, kämpft man sich durch die Texte, wacht erfreut auf, wenn zwischen all' den unerträglichen Phrasen eine vernünftige Praktikerin wie Vera Nemirowa etwas Brauchbares sagt und man fragt sich:

"Was habe ich in den vielen Jahren praktischer, erfolgreicher, vom Publikum mit vollen Theatern belohnter Arbeit falsch gemacht?"

Ich habe wie unzählige Kollegen in meist freudiger Zusammenarbeit mit Kapellmeistern und Regisseuren die Figuren meines Fachs nach dem Willen der Komponisten und Textdichter auf die Bühne gebracht - und das ganz ohne Soziologen-Schnack.

Aufmärsche und Proteste in Ost und West lassen uns fragen: "Was ist uns wichtig?"

Die Sicherheit?

Die Gesundheit?

Der Frieden?

Der Freundeskreis?

Die Rente?

Die Kultur?

Die Sprache?

Pöbeln mit Fäkalausdrücken oder intellektuelles Gefasel mit unverständlichen Termini ist modern.

Das Benehmen?

Rempeln, schubsen, vordrängen, treten, prügeln, anbrüllen - sind üblich.

Die Kleidung?

Graue Schmuddelfetzen, zerrissene Jeans, dreckige Latschen sind hip.

Das Essen?

Fettiges und süßes Fastfood 'to go' wandert überall und kleckert auf Straßen und Sitze.

Als Gegenwelt könnte es noch Orte der Besinnung, der Schönheit, des guten Benehmens, der eleganten Kleidung, der kostbaren Stimmen geben:

Unsere Opernhäuser.

Wir, die Steuerzahler, haben in stummer Resignation zugelassen, dass, gestützt von den lauten Publikationen tendenziöser Zeitschriften sich eine Theater-Unkultur ausbreiten konnte. Diese mit wissenschaftlichen Phrasen zu untermauern, werden Kongresse und Workshops mit unseren Geldern veranstaltet.

Hinter die Gründe der Misere zu kommen, die das Publikum zu Resignation und Fernbleiben veranlassen, daran sollen Sie teilhaben, an den selbstverliebten Begründungen der Regisseure, die Werke der Musikliteratur als Abbruchmaterial zum Aufbau ihrer Allmacht in unsern steuergeldfinanzierten Opernhäusern nutzen, wobei Unkenntnis und Desinteresse der zuständigen Ministerien ihnen den Weg bereiten.

Es ist allerdings gewiss, dass man nicht argumentieren kann, früher sei alles besser gewesen.

Aber jeder klarsichtige Musikfreund erkennt, dass Werte verloren gegangen sind und weiter verloren gehen.

Eine Opernaufführung besteht auch heute

- aus dem Text

- aus der Musik

- aus den Sängern  

- aus dem Orchester

und einer Bühne, auf der das Stück dem Publikum dargeboten wird.
 

Die in den meisten Fällen gezeigte Behandlung der Werke wird in Bürgerversammlungen

kritisiert, wobei

- die allgemeine Gleichgültigkeit,

- die verringerte Schulbildung - siehe Beitrag des BR-Fernsehens mit dem
  Titel:

  "Abschluss 'ja', Bildung 'nein'!"

- die Verrohung,

- der Verlust der Werte

als Grund angegeben wird.

Gelegentlich erreicht diese Einsicht auch Politiker.

Wir, die Opernfreunde, sind die von Ministerpräsident Weil beschriebene "aktive Zivilgesellschaft, in der die Bürger die Werte verteidigen, für die wir
mit großer Mehrheit stehen."

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Manchmal titelt auch ein Kritiker deutlich - so am 4. September 2018 -
wie hier über eine Produktion vom Nds. Staatsschauspiel Hannover.
 

 


 

 

 

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Damals in Leipzig
 
    24. Oktober 2008


Pressemitteilungen

Leipziger Erklärung der Richard Wagner Verbände
der neuen Bundesländer und Berlins


Am 24. Oktober trafen sich die Vorstände der Richard-Wagner-Verbände
Berlin-Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Dessau, Halle und Magdeburg sowie Weimar, Chemnitz, Dresden und Leipzig zu einem Arbeitstreffen in Leipzig, der Geburtsstadt
des Komponisten Richard Wagner.

Es wurde Einvernehmen erzielt, dass die Vorbereitung und Durchführung des 200. Geburtstags des Namenspatrons sowohl für die lokalen Verbände als auch für den Bundesverband und den Richard Wagner Verband International von herausragender Bedeutung ist. Sie werden dazu in der Geburtsstadt des Komponisten zu Gast sein.

Die Vorstände stellen fest, dass auf der Stadt Leipzig eine besondere Verantwortung lastet, den 200. Geburtstag des Leipziger Sohnes Richard Wagner würdevoll und der Bedeutung seines Werkes angemessen zu begehen. Dazu gehört auch, Richard Wagner gleichberechtigt und sichtbar in den Kanon bedeutender Köpfe der Musikstadt Leipzig aufzunehmen.

Im Verständnis der Vorstände hat die Oper Leipzig eine besondere Verantwortung bei der Pflege des Wagnerschen Werkes. Sie sollte der Ort für
die Aufführung aller Opern des Komponisten sein.
Es wird erwartet, dass im Mai 2013 nach langer Pause und als Ausdruck des Respekts und der Achtung gegenüber Richard Wagner seine Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ zur Aufführung kommt.

Die Vorstände sind sich einig, dass die Oper Leipzig nicht zur Experimentalbühne am Werk Richard Wagners mutieren darf.
Die Vorgänge um die Premiere der Oper „Der fliegende Holländer“ dürfen sich nicht wiederholen.
Die versammelten Richard Wagner Verbände einigten sich darauf, ein verstärktes Augenmerk auf die Verantwortung der Intendanzen gegenüber dem Werk Richard Wagners und der Interpretation durch die Regisseure zu legen.

Es wird vereinbart, die Zusammenarbeit zu vertiefen und dazu regelmäßige Arbeitstreffen durchzuführen. Inhaltliches Ziel ist vor allem die Herausarbeitung der Bedeutung Mitteldeutschlands für die Entwicklung des Komponisten
und als Stätten der Wagnerpflege.  

 

 

 

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'Das Letzte!'


Verleihung des ’Faust’ an den Regisseur der ’Edda’ in Hannover
 

 

Außenwerbung
Nds. Staatsschauspiel Hannover
Screenshot -
Foto:
Katrin Ribbe

 

 Screenshots 3sat

 

Außenwerbung
Nds. Staatsschauspiel Hannover
Screenshot -
Foto:
Katrin Ribbe

 

 

 

Außenwerbung
Nds. Staatsschauspiel Hannover
Screenshot -
Foto:
Katrin Ribbe

 

 

Die Meinung des Preisträgers Thorleifur Örn Arnarsson stellt sich wie folgt dar:

„Der künstlerische Prozess des Theaters ist absolut ineffizient. Und in einer Welt, die durchdrungen ist von ökonomischer Effizienz, das den Menschen fast zum Auslöschen bringt, ist diese Ineffizienz des Theaters das absolut Wichtigste.“

Das hätte er sicher gerne.
Natürlich ’Freiheit der Kunst’, aber nicht zu Lasten des deutschen Steuerzahlers, der andere Dinge des öffentlichen Lebens zu finanzieren hat als ’Die Edda’ in Hannover.

Da kann er doch wie es beim Film üblich ist, Sponsorengelder einsammeln gehen.
Oder mit einem Hut auf der Georgstraße in Hannover.
Aber vielleicht bekommt er am Steintor mehr.

Unter den Mitgliedern der für die FAUST-Nominierungen zuständigen Jury 2018

Schwandner, Annette Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur

Und in der Preisträgee-Jury (bestehend aus Mitgliedern der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste)

Regina Guhl, Professorin für Dramaturgie an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover

Dabei darf man sich doch nicht etwa etwas denken!
Brauchte 'Ole' Unterstützung?

 


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Hier nun die mit dem 'Faust' für die Opernregie ausgestattete 'Götterdämmerung' in Karlsruhe.

Hierzu schrieb http://operalounge.de/features/musikszene-festivals/zotiger-unfug


 

Zitat

Der "Ring" zum Vierten: Wagners "Götterdämmerung" in Karlsruhe

Zotiger Unfug

Bei der Götterdämmerung entkernt Regisseur Tobias Kratzer (er wird 2019 in Bayreuth Tannhäuser inszenieren) Sinn und Bedeutung weitgehend und reduziert die Oper auf sehr wenige Bestandteile – manchen zu wenig. Sexualität treibt die Handlung dieser Neuinszenierung an, nicht Liebe. Die Darstellung ist zotig: immer, wenn von Nothung gesungen wird, ist damit Siegfrieds Penis gemeint, die Hauptfiguren sind alle kürzer oder länger in Unterwäsche auf der Bühne, weiße Unterhosen und Unterhemden sowie Nachthemden sind ein essentieller Bestandteil der Inszenierung. Siegfried nimmt es nicht so genau mit der Treue. Als er Gutrune bereits versprochen ist, knutscht er mit ihrem Bruder Gunter herum: der Herr der Gibichungen ist als etwas schmierig wirkender Schwächling in dieser Inszenierung ein homosexuelles Klischee (durch Haare und Bart erinnert die Figur an Bayernkönig Ludwig II.), ohne Siegfrieds aktives Eingreifen kann er Brünnhilde nicht in sexuellen Besitz nehmen. Zurück in der Halle der Gibichungen (Gunter fährt in einem Jeep herein, die Walküre gefesselt auf der Ladefläche) kommt es zum bekannten Eklat. Beim Grillen mordet Hagen Siegfried, später auch Gunter und Gutrune, die sterbend wiederum Hagen tötet. Vier Tote bzw. Sterbende liegen auf der Bühne als Brünnhilde die Bühne zum Schlussgesang betritt. Um die Schlusspointe (manche werden sagen: den Schlussunfug) zu erzählen, muss aber zuvor die neue Meta-Ebene beschrieben werden. Regisseur Tobias Kratzer wollte seine Götterdämmerung nicht autonom denken und versuchte, sich mit den drei zuvor tätigen Kollegen auseinanderzusetzen. Bühnen- und Kostümbildner Rainer Sellmaier sah es nicht als ästhetische Aufgabe, die unterschiedlichen Handschriften auf einen Nenner zu bringen. Deshalb bringt man die anderen Regisseure als Figuren auf die Bühne – die außenstehenden Erzählerfiguren der Nornen sind als David Hermann (Regisseur des Rheingold), Yuval Sharon (Walküre / Sharon wird 2018 in Bayreuth Lohengrin inszenieren, die Ausstattung wird durch Neo Rauch und Rosa Loy erfolgen) und Thorleifur Örn Arnasson (Siegfried) kostümiert. Damit aber nicht genug, die drei Regiekollegen sind nicht nur die Nornen, sondern spielen auch die Rheintöchter und Waltraute. Diese Figuren versuchen in einer Parodie auf überforderte Regisseure das Geschehen zu beeinflussen, studieren die Partitur und rätseln über den Fortgang der Handlung.

Zitatende

 
 

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Am Ende ...

... nun wurde sie also preisgekrönt, 'Die Edda', die Schauspiel-Produktion, die wir wegen Unerträglichkeit nach dem ersten Drittel verließen.
Initiiert wurde das 'Faust-2018'-Spektakel vom Deutschen Bühnenverein, von einer Agentur organisiert und im Velodrom vom Theater Regensburg durchgeführt.

Nominiert wurde 'Die Edda' von einem Gremium, zu dem auch die Mitarbeiterin des Nds. Ministeriums für Wissenschaft und Kultur - Frau Schwandner - gehörte, die an der Besetzung der Planstelle Opernintendanz Hannover durch die publikumsvertreibenden Herren Puhlmann und Dr. Klügl beteiligt war und jetzt für die Neubesetzung der Planstelle - ohne öffentliche Ausschreibung, somit ohne Transparenz und Fairness gegenüber Aspiraten, die nichts von der Vakanz erfuhren - durch die, nur in Ausnahmefällen, ensemblevertreibende 59-jährige US-Amerikanerin gesorgt hat.

In der Jury war dann Frau Guhl von der HMTMH an der Zuweisung des Preises beteiligt.

Um mich über neueste Trends in Bezug auf Kunst und ihre Derivate zu informieren, erlebe ich Digitalisierungsprojekte, Konzerte mit Uraufführungen neuester Musik im Kreis der jeweils geradezu sektiererisch Gläubigen, erlebe zu Kunst erhobene Popkornmaschinen, Reisigbündel (in eine Ecke geworfen), sich drehende Klohäuschen, Hunderte (an einem Wandgestell befestigte Krawattenrückseiten und Lappen, höre in Vierteltönen verstimmtes Akkordeon, ein ebensolches japanisches Pusteinstrument und vor allem die in unverständlichem Gewisper vorgetragenen Äußerungen der 'Künstler' und ihrer gesellschaftlich relevanten Förderer.

Während man durch die Welt reist beobachtet man, wie unsere deutschen Mitbürger in exotischen Ländern voller Ehrfurcht den dortigen Kunsthandwerkern zuschauen und Aufführungen alter Tanz-Sagen genießen, wird hier bei uns eine Theaterform abgeschlachtet, die uns über Jahrhunderte begeistert, beglückt und bereichert hat.

Träge, blind und blöde bemerken wir nicht, was sich unter uns längst etabliert hat:
religiöser Fanatismus, verbrecherische Clan-Strukturen, die unsere freiheitliche Grundordnung aushebeln wollen.

Die Zertrümmerer und Verschwender von Steuergeldern verschanzen sich hinter Artikel 5, Absatz 3 des Grundgesetzes, der als Gegenmaßnahme zur Nazi-Doktrin von der 'Entarteten Kunst' gedacht war.

Inzwischen aber, in Zeiten von 'anything goes' muss dringend darüber nachgedacht werden, ob so mancher Paragraph aus dem Jahr der Inkraftsetzung des Grundgesetzes noch den Zeichen unserer Zeit gemäß ist.

Wohl ist die Problematik der Politik bewusst, äußerte sich doch der Fraktionsvorsitzende der CDU, Ralph Brinkhaus, in der HAZ vom Sa., 20. Oktober 2018 auf Seite 4:

"Von Zeit zu Zeit sollte überprüft werden, was bestimmte Gesetze bewirken."

ML Gilles

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[...]

Ich hatte neulich eine Produktion,
da sagte der Regisseur ganz am Anfang:

'Wir müssen nicht die Geschichte erzählen,
das ist banal, das können wir voraussetzen.'

Ich halte eine solche Herangehensweise für falsch.

Wir spielen nicht für eine kleine Gruppe von Leuten
aus dem Elfenbeinturm,
 sondern für ein breites Publikum.

Es kann mir keiner erzählen,
dass man heute Opernstoffe
nicht mehr auf die Bühne bringen kann,
ohne etwas an den Haaren herbeizuziehen.


[...]

Georg Zeppenfeld im Gespräch mit DPA
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing

 

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