„Herausfordern“ war und ist
das Motto unserer aktuellen Spielzeit. Sehr
herzlich möchten wir uns bei Ihnen bedanken,
denn wir haben den Eindruck: Sie haben die
Herausforderungen des Spielplans angenommen,
haben uns auch in diesem Jahr wieder kritisch
und treu begleitet und uns spannende
Rückmeldungen gegeben.
„Anfreunden“ wird der Leitgedanke der
anstehenden Saison 2016/17. Ein empathischer
Vorgang, der mit großer Offenheit verknüpft ist.
„Anfreunden“ heißt, sich in fremde
Gedankenwelten hineinzuversetzen, sich auf neue
Situationen einzulassen und sich mit
ungewohnten Dingen zu arrangieren. Mit der
Bandbreite unseres Spielplans glauben wir, dass
das „Anfreunden“ unterm Strich ein Gewinn für
uns alle ist und freuen uns schon auf Ihre
Eindrücke.
MUSIKTHEATER
Wir starten mit einem Klassiker! „Carmen“ von
Georges Bizet erleben Sie in der Handschrift des
Regisseurs Hendrik Müller (*1977). Müller war
Projektstipendiat der Akademie Schloss Solitude,
arbeitete für die Händelfestspiele Halle, an der
Dresdner Staatsoper und für die Oper an der
Wien. Seine "Alceste" in Weimar wurde von der
Fachzeitschrift „Opernwelt“ mehrfach als
„Wiederentdeckung des Jahres“ nominiert.
Ein Wiedersehen gibt es mit dem bewährten
Regieteam von „Madama Butterfly“, das Friedrich
von Flotows Oper „Martha“ inszenieren wird.
Lassen Sie sich überraschen, in welch
zukunftsträchtigem Setting die romantische
Komödie mit ihren schwerelosen Ensembles und
eingängigen Arien zwischen deutscher Spieloper
und französischer Opéra comique angesiedelt sein
wird.
Was passiert, wenn man sich vornimmt, das
schlechteste Musical aller Zeiten zu schreiben?
Es wird ein Hit! Wir freuen uns sehr, dass wir
die Rechte für „The Producers“ erhalten haben
und das Erfolgsmusical von Mel Brooks im Theater
am Bismarckplatz zeigen können. Regie führt
Dominik Wilgenbus, der in der Spielzeit 2013/14
den „Vogelhändler“ inszenierte.
Jede Zeit sucht sich ihre „Freaks“. Menschen,
die anders sind, die nicht dazugehören dürfen.
Diese Verstoßenen rückt Moritz Eggert in seinem
Bühnenwerk „Freax“ in den Mittelpunkt. Mit der
Figur des körperlich behinderten Franz erzählt
er von dem Schicksal derer, die unsere
Gesellschaft für nicht gut genug befindet. Nach
einer konzertanten Uraufführung in Bonn im Jahr
2007 wird das Werk in Regensburg seine Szenische
Uraufführung erleben!
Nichts als Streit, Vorwürfe
und Seitensprünge: Die Ehe von Orpheus und
Eurydike könnte kaum schlechter laufen.
Entsprechend erfreut reagiert Orpheus auf die
Nachricht, dass Eurydike von ihrem Liebhaber
Pluto, dem Herrn der Hölle, in die Unterwelt
entführt wurde. Endlich frei und offen für neue
Liebschaften! Doch da schreitet die
öffentliche Meinung ein: Der gute Ruf der Antike
steht auf dem Spiel. Jacques Offenbachs freche
Parodie des antiken Liebesmythos gehört zu
seinen meistgespielten Werken. Dauerbrenner wie
der „Höllen-Cancan“ und das Lied „Als ich einst
Prinz war zu Arkadien“ machen „Orpheus in der
Unterwelt“ zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Für unser Theater und die
Sänger ist es erneut eine große Ehre,
Kammersängerin Brigitte Fassbaender in
Regensburg begrüßen zu dürfen. Nach „Katja
Kabanova“ und „Rigoletto“ wird sie in der
kommenden Spielzeit „Salome“ inszenieren, das
erste große Musikdrama von Richard Strauss.
Ergänzt wird das Ensemble durch Dara Hobbs (Salome)
als Gast, die Sie 2013/14 als Isolde
erleben durften.
In „Un ballo in maschera“
entspinnt Verdi eine tragische
Dreiecksgeschichte um den Grafen Riccardo, der
in die Frau seines besten Freundes Renato
verliebt ist. Verzweifelt versucht Riccardo,
sich im Spannungsfeld von Politik, Liebe und
Freundschaft zu behaupten. Wie in den meisten
seiner Opern verbindet Verdi im „Maskenball“
große Gefühle und dramatische Musik mit
machtpolitischen Fragestellungen. Eine explosive
Mischung, die Verdi viel Streit mit der Zensur
bescherte, heute aber die düster-romantische
Oper noch reizvoller macht.
Zum Ende der Spielzeit nutzen
wir einen ganz besonderen Ort als Kulisse für
die semikonzertante Aufführung von Richard
Wagners „Fliegendem Holländer“ – den
Regensburger bayernhafen. Ein Abend unter
freiem Himmel, der die schaurig-romantische
Atmosphäre des „Holländers“ unmittelbar
erfahrbar macht.
Das KONZERTPROGRAMM hat auch
in der neuen Spielzeit inhaltliche Bezugspunkte
zum Musiktheaterspielplan. Besonders hinweisen
möchten wir auf die Uraufführung von Moritz
Eggert im 2. Sinfoniekonzert, die Kooperation
mit der Hochschule für Katholische Kirchenmusik
und Musikpädagogik (HfKM) zum
4. Sinfoniekonzert und auf Edward Elgars „The
Dream of Gerontius“ – das im Audimax in
Kooperation mit dem Bistum Regensburg zu hören
sein wird. In der beliebten Reihe der
Filmkonzerte mit Live-Musik dürfen Sie sich auf
„Das Parfum“ freuen.
SCHAUSPIEL
Zum 400. Todestag von William Shakespeare haben
wir gleich zwei Produktionen im Spielplan, die
sich mit dem Werk des weltweit berühmtesten
Dichters und meistgespielten Theaterautors
beschäftigen. Katrin Plötner wird „Hamlet“
inszenieren, die Tragödie des Prinzen von
Dänemark, der den Mord an seinem Vater rächen
will und dabei das gesamte Herrschergeschlecht
mit in den Untergang reißt.
„Shakespeares Schädel in
Fausts Faust“ ist der Titel der Auftragsarbeit,
die das Theater Regensburg dem Oberpfälzer
Dichter, Filmemacher und Theaterautor Werner
Fritsch angetragen hat, der zum ersten Mal mit
einem großen Schauspiel in seiner Heimatregion
zu sehen sein wird. In dieser Uraufführung im
Theater am Bismarckplatz versammeln sich am Grab
Shakespeares dessen bekannteste Theaterfiguren
und treffen auf Goethes Faust. So bringt Fritsch
die kriegerische Welt des einen mit den
humanistischen Visionen des anderen in
Verbindung und verlegt die traumhaften Szenen
einer Mitsommernacht in die böhmischen Wälder.
Mit Stefano Massinis „Lehman
Brothers“ bringen wir einen Untergang der
jüngsten Bankengeschichte auf die Bühne: Das
ursprünglich von drei Brüdern aus Rimpar bei
Würzburg gegründete Bankhaus meldet am frühen
Montagmorgen des 15. Septembers 2008 mit einer
Schuldenlast von 630 Milliarden US-Dollar
Insolvenz an. Die Pleite der Lehman Bank gehört
zu den Auslösern der globalen Wirtschafts- und
Finanzkrise, deren Folgen bis heute spürbar
sind.
Um den Konkurrenzkampf zweier
sehr unterschiedlicher
Unternehmerpersönlichkeiten geht es in Alfred
Döblins frühem Berlin-Roman „Wadzeks Kampf mit
der Dampfturbine“, den Regisseur Hannes Weiler
in einer eigenen Romanadaption inszenieren wird,
eine weitere Uraufführung im Theater am
Bismarckplatz, wo wir in diesem Jahr thematisch
wie ästhetisch neue Akzente setzen wollen.
Aber auch die Unterhaltung hat nach wie vor dort
ihren Platz: Erleben Sie die Folgen eines
totalen Stromausfalls im Atelier des
talentierten, aber erfolglosen Bildhauers
Brindsley Miller in der wunderbaren „Komödie im
Dunkeln“ von Peter Shaffer.
Im Theater am Haidplatz beginnen wir die
Spielzeit ebenfalls humorvoll mit einem Blick
auf sehr groteske Zustände an der
österreichisch-ungarischen Grenze. Jens Poth,
der Regisseur von „Zorn“, führt uns in eine Welt
von kleinen Gaunern und schrägen Typen, die viel
über das heutige Europa erzählt. „Hungaricum“
ist eine deutschsprachige Erstaufführung des
russischen Brüderpaares Presnjakow.
Es geht weiter mit einem unvergesslichen
bayerischen Bühnenpaar: Karl Valentin und Liesl
Karlstadt. Unter dem Titel „War es gestern oder
im ersten Stock?“ hat Wolfgang Gropper einen
Abend aus dem umfangreichen literarischen Werk
des Ausnahmekünstlers Valentin zusammengestellt
und inszeniert dessen skurrile, verschobene wie
weitsichtige Wahrnehmung unseres Alltags.
Die Absurdität unseres Lebens
ist auch das Lebensthema der bedeutendsten
zeitgenössischen Dramatikerin Elfriede Jelinek,
die 2004 mit dem Literaturnobelpreis
ausgezeichnet wurde, aber noch nie in Regensburg
zu sehen war. Wir beginnen die Begegnung mit
dieser sprachgewaltigen Autorin mit dem Stück
„Winterreise“, das auf der Folie von Schuberts
Liederzyklus vom Fremdsein in der Welt handelt.
Für die vierte Produktion im Haidplatz nehmen
wir uns die Zeit, auf ein aktuelles Stück der
Saison reagieren zu können. Der Titel wird
zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
Nach einem Jahr Pause kehren wir mit einer
Freilichtproduktion zurück in den Innenhof des
Thon-Dittmer-Palais! In hoffentlich lauen
Sommernächten erleben Sie mit „Sisters of Swing“
die Geschichte der legendären Andrews-Sisters.
TANZ
Mit einem Doppelabend, der sich den „Loops“
widmet, eröffnet Chefchoreograph Yuki Mori die
Spielzeit 2016/17. FAUST-Theaterpreisträger
Giuseppe Spota konnte als Gastchoreograph für
diesen Abend gewonnen werden. Beide
Choreographen nehmen die Bilder des Kreisens und
des Strömens zum Ausgangspunkt ihrer
Kreationen. Yuki Mori entwickelt zur Musik von
Simeon ten Holt reale und surreale Episoden über
Verlustangst und das Glück, sich anderen
Menschen zu öffnen. Zu „Shaker Loops“ von John
Adams lässt Giuseppe Spota sein Stück entstehen.
Erst allmählich kommen Farben und Bewegung ins
Spiel, um in einem andauernden Strömen die
Schönheiten des Lebens zu feiern.
„Les Enfants Terribles“ ist
eine Tanzoper über den Mythos der Kindheit und
die Weigerung, erwachsen zu werden. Das
Besondere: Auf der Bühne sind dabei – neben
unserer Tanzkompanie – vier Sänger und drei
Klaviere! Philip Glass‘ titelgebende Oper wird
vom Philharmonischen Orchester Regensburg live
gespielt.
Zusätzlich zeigen wir in der „Tanz.Fabrik!fünf“
einen Abend mit Choreographien junger
Nachwuchstalente.
JUNGES THEATER
Seit über einem Jahr hat das Junge Theater nun
seine eigene Spielstätte im Haus der Musik. Der
moderne Theaterraum hat es ermöglicht, die
Qualität der Probenbedingungen, die Anzahl der
Aufführungen, sowie das theaterpädagogische
Angebot auf eine neue Stufe zu heben. Wir freuen
uns sehr, dass dies auch in harten Zahlen
sichtbar wird: Im Vergleich zum Vorjahr konnten
wir rund 2.000 junge und alte Zuschauer mehr
begrüßen – die Zuwächse bei den Kinderkonzerten
und bei den Märchenvorstellungen nicht
mitgerechnet.
In die neue Spielzeit starten wir mit der
Adaption von Sebastian Menschenmosers Bilderbuch
„Herr Eichhorn und der Besucher vom blauen
Planeten“ [4+]. Als Familienstück im Velodrom
spielen wir „Der Zauberer der Smaragdenstadt“
[6+] von Alexander Wolkow, nach dem Klassiker
„Der Zauberer von Oz“, bei dem wir kleine und
große Zuschauer auf eine phantastische Reise mit
Löwe, Blechmann & Co. Mit-nehmen. Phantastisch
geht es auch weiter mit den Versuchungen der
Zauberkunst in „Krabat“ [12+], nach dem
bekannten Roman von Otfried Preußler. In „Die
Schaukel“ [15+] erzählt Edna Mazya einfühlsam
die Geschichte der Vergewaltigung eines
15jährigen Mädchens und von gesellschaftlicher
Doppelmoral. Den Abschluss bildet mit „Flossenlos“
von Valeria Cavalli eine deutsche
Erstaufführung, die die Geschichte einer
wunderbaren Freundschaft zwischen einem Jungen
und einem Mädchen auf die Bühne bringt, das ihm
als Meerjungfrau erscheint.
Selbstverständlich gibt es
auch weiterhin unsere Reihe „Die Vorleser“,
zahlreiche Kinderkonzerte und ein umfassendes
theaterpädagogisches Begleitprogramm. Unsere
Thementage setzen in dieser Spielzeit einen
politischen Schwerpunkt zum Thema „Flucht“. Für
unsere inzwischen 26 Partnerschulen der „Dein:THEATER!“-Kooperation
veranstalten wir außerdem das erste „Dein:
THEATER!“-Festival mit dem Titel „Europa.
Freiheit. Demokratie.“, zu dem wir Gastspiele
einladen und Workshops anbieten werden.
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