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Thema des Tages
Albert Lortzing
. ... am 21. Januar 1851 in Berlin
gestorben
So wie er dort nach diesem Datum, war er in den letzten fünfzehn
Jahren für das Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg - nämlich tot.
Es wurde kein 'Waffenschmied', kein 'Zar und Zimmermann', kein
'Wildschütz gespielt - ganz zu schweigen von:
'Der Pole und sein Kind'
'Andreas Hofer'
'Casanova'
'Die beiden Schützen'
'Hans Sachs'
'Undine'
'Die Opernprobe'
Nicht eines dieser Werke - und andere hier nicht aufgeführte - sahen die
Regensburger.
Lortzing schrieb für seine Zeit, das Biedermeier, geriet immer wieder
mit der Zensur in Konflikt, beim 'Zar' wurde angeblich die Obrigkeit
verunglimpft, beim 'Wildschütz' über den Adel hergezogen.
In seinem Schriftverkehr, der sich hauptsächlich auf Briefe an Theater
oder Verlage erstreckt, war er im privaten Bereich in seiner
Ausdrucksweise nicht zimperlich.
An Philipp Düringer schrieb er 1841, dass er in Folge flott verlebter
Tage sehr an Hämorriden leide und er sich vorgenommen habe, 14 Tage
keinen Wein zu trinken. Den Adressanten bittet er, dessen Weib zu grüßen
und sie zu ficken.
An Friedrich Krug geht 1842 die Mitteilung, dass vor zwei Jahren durch
eine kleine Schäkerei mit der Gattin sich noch ein kleiner Spätling
eingestellt habe, der sich aber im letzten Frühjahr wieder entfernte,
somit sei die Loge wieder geschlossen.
Wieder an Düringer, hier 1843, er habe im Augenblick gar keine Lust zu
schreiben, denn er habe gestern mit dem guten Philipp ein kleines
bisschen gesoffen, worauf er in der Nacht nicht gut geschlafen habe und
nun zu seiner Entschädigung bzw. um sich zu kräftigen einige Gläser
Rotwein zu sich genommen habe, worauf er schläfrig geworden sei und so
sei der Brief auch etwas schläfrig.
Wieder an Düringer im Februar 1845.
Es sei ihm den ganzen Winter schlecht gegangen, es habe sich infolge
Erkältung etwas Gicht eingefunden, die ihn des Abends und des Nachts
gepeinigt habe, so dass er alle Spiele, die ihm 'sonst die liebsten
waren' einstellen musste.
Philipp Reger teilte er mit, dass sein Sohn Hans seinen schwarzen
Lockenkopf gerbt habe. im Übrigen solle er seinem guten Weibe einmal
wieder 'das Plaisir' machen.
Dürigner erhält ein Schreiben vom 22. Oktober 1846 mit welchem Lortzing
mitteilt, dass er da in Wien noch nie besoffen gewesen sei, in Leipzig
dagegen in der letzen Zeit alle Tage, in Dresden auch und nun solle er
ihn 'im Arsch' lecken.
Schon im März 1844 lässt sich Lortzing darüber aus, dass es keine Sänger
mehr gebe, dass in Wien nur noch Strauß und Tanzmusik gespielt werde.
Sein 'Zar' sei eine leicht zu spielende Oper und gerade diese
Eigenschaft habe dazu beigetragen, das Werk 'durch die Welt zu bringen.'
Da liegt Regensburg außerhalb der Welt des 19. Jahrhunderts. In der Zeit
der Herren Theaterdirektoren Weil und von Enzberg ist
bisher kein Werk von Lortzing, Flotow gespielt worden.
Natürlich ist es kaum nachvollziehbar, die Rollen dieser Stücke einer/m
aus 'fernem Land, unnahbar euren Schritten' anzuvertrauen, die deutsche Sprache ist
da unabdingbar.
Wenn der Zar von einem Russen oder einem vom Balkan stammenden Sänger
interpretiert würde, nachvollziehbar, aber ein Gretchen oder einen
Bachulus aus dem Odenwald - jemand aus Tsching-Tschong ohne ausreichende
Sprachkenntnisse?
Da hatte es Herr Weil schon richtig gemacht - da hat er es lieber
gelassen, den Regensburgern, Renner deutscher Sprache zu präsentieren.
Er hat sich sicherlich an die vom OB unwidersprochene Vorgabe des
ehemaligen Kulturreferenten gehalten, das Theater Regensburg brauche in
den Medien nicht zu glänzen.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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