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Thema des Tages
Gussy Holl
... wurde von Zuckmayer als 'grande diseuse' bezeichnet, die
gerade von Emil Jannings dem Conrad Veidt weggeheiratet wurde.
Man könne zwar ohne 'die Holl' auskommen, aber nicht ohne Emil Jannings.
Sie war die Letzte, die mit ihrer artistischen Leichtigkeit in der
Offenbachschen Tradition neben Fritzi Massary bestehen konnte.
Als Mensch muss sie in ihrer Art lebensvoll, resolut, stark und
leidenschaftlich gewirkt haben - dabei gescheit, geistvoll und mit viel
Humor ausgestattet, machte dadurch den Eindruck von Dame und Kerl
zugleich.
Die am 22. Februar 1880 in Frankfurt am Main geborene Auguste Marie Holl
war u.a. Star des Cabaretts 'Schall und Rauch' in Berlin, wirkte in
einigen Stummfilmen mit und ging ab 1923 die Ehe mit Emil Jannings ein.
Und Tucholsky habe sich so geäußert:
'Die Holl' und Goethe seien diejenigen, die Frankfurt am Main als
herausragende Persönlichkeiten hervorgebracht habe.
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Sie überlebte den Künstler - der den ersten Oscar für eine
schauspielerische Leistung erhielt - der 1950 starb, um 16 Jahre.
1951 gab sie die Memoiren von Jannings heraus, die schon für 1939
vorgesehen waren, aber wegen Verfälschungen durch das
Reichspropagandaministerium vor der Veröffentlichung vom Schauspieler
zurückgezogen und der Druck des Buches von ihm verboten wurde.
Hatte doch der Verlag bedeutende Persönlichkeiten wie z.B. Max
Reinhardt, Albert Bassermann, Josef von Sternberg, Ernst Lubitsch,
Mauritz Stiller aus den Texten gestrichen und die Aussagen so verändert,
dass diese in völligem Gegensatz zu dem standen, was Jannings im
Original geschrieben hatte.
Trotzdem soll sie über Goebbels erstaunt gemeint haben:
'Diese Augen, diese Hände!'
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll
bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der
Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes
oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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