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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Mord an Mathias Erzberger

 


   ... am 26. August 1921  

Er war Zivilist und 'abkommandiert' als ehemaliger Reichsfinanzminister den Waffenstillstandsvertrag in Compiègne nach dem Ersten Weltkrieg zu unterzeichnen, die Militärs hielten sich im Hintergrund, war es doch für sie undenkbar, dass der Krieg für Deutschland verloren gegangen war.

Bei den Waffenstillstandsverhandlungen hatte die Regierung vorgezogen, die Bitte um ein Ende der Kämpfe als politische Entscheidung darzustellen, da eine Kritik an den Generälen und ein Eingestehen der militärischen Niederlage die Verhandlungsposition noch weiter geschwächt hätten. Sie bestand nicht auf der Unterschrift der Generäle unter Waffenstillstands- und später Friedensvereinbarungen, so dass diese sich dann davon distanzieren konnten, ohne für ihr eigenes Versagen zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Der SPD-Vorsitzende Friedrich Ebert begrüßte die heimkehrenden deutschen Soldaten mit dem Ausruf, sie seien "im Felde unbesiegt“ geblieben, und der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer von der Zentrumspartei bescheinigte der Reichswehr, sie kehre "nicht besiegt und nicht geschlagen“ in die Heimat zurück.

Die Reparationspflichten überstiegen die Möglichkeiten Deutschlands, die Militärs und Rechtsgerichtete argumentierten, das deutsche Heer sei im Weltkrieg 'im Felde unbesiegt' geblieben und habe erst durch oppositionelle 'vaterlandslose' Zivilisten aus der Heimat einen 'Dolchstoß von hinten' erhalten. Antisemiten verknüpften 'innere' und 'äußere Reichsfeinde' dabei zusätzlich mit dem Trugbild vom 'internationalen Judentum'.

In den Großstädten herrschten Wohnungsknappheit und Elend. Hunger, Mangelernährung und Krankheiten waren weit verbreitet. Kriegskrüppel säumten die Straßen der Großstädte.

Am 26. August 1921 machte er mit seinem Parteifreund Carl Diez einen Spaziergang im Schwarzwald. An einer uneinsehbaren Weggabelung wurden die beiden von zwei rechtsextremistischen ehemaligen Offizieren gestellt, die aus Revolvern das Feuer eröffneten und Erzberger als Schuldigen am - für das Militär unehrenhaften - Ende des ersten Weltkrieges töteten.

Am 26. Februar 1942 erwähnte Hitler in einem seiner Mittagstisch-Monologe, er habe Erzberger eine 'Grundstücksverschiebung vorwerfen können.'
Erzberger habe unter der Hand von einer Parzellierung von Grund zwischen Berlin und Pankow erfahren, den Grund mit einem Monsignore zusammen gekauft und dann wieder verkauft, so dass er einen hohen Gewinn gemacht habe.
"Deshalb haben wir in das Parteiprogramm den Punkt Grundstücksspekulation aufgenommen."


 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing