Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 



Thema des Tages

Me 262

Für den

08. März 1944

notierte Goebbels in seinem Tagebuch:
 

Zitat
[...]
"Eine Luftherrschaft über dem Feindgebiet ist uns nach menschlichem Ermessen unerreichbar.
Sehr viel verspricht Speer sich von den Strahljägern, die jetzt langsam in die Produktion hineinkommen.
Darauf setzt auch der Führer, wie er mir letzthin sagte, große Hoffnungen.
Allerdings dürfen diese nicht zu voreilig sein, da die Strahljägerproduktion noch durchaus im werden ist."
[...]
Zitatende


Die Herrschaft über das feindliche Gebiet England war mit Flugzeugen nicht zu erreichen.
Das Unternehmen Seelöwe war in seiner Planung bereits im August 1939 angelaufen, konnte jedoch aufgrund der mangelnden Kapazitäten der deutschen Luftwaffe nicht durchgeführt werden.

Trotzdem wurde es bis in die letzten Kriegstage 1945 aufrechterhalten. 

Die Möglichkeiten der Alliierten waren vielfältiger, da ihnen die Flugplätze auf den britischen Inseln zur Verfügung standen und nach der Invasion britischer und amerikanischer Truppen am 10. Juli 1943 auf Sizilien auch die dortigen Luftwaffenbasen genutzt werden konnten.

So war es möglich, dass auch der Berghof in das Zielgebiet alliierter Bombenangriffe geriet, worüber sich Goebbels am 3. März 1944 Sorgen machte, da

"[...] dauernd amerikanische Tagesflieger in der Nähe herumkreisen. [...]"


Seitens der Reichsregierung wurde angenommen, dass 'der Feind' die Luftherrschaft über dem Reich gewinnen wolle,
"[...] bevor er zur Invasion schreitet. [...]"
 

to top


Die den Deutschen immer wieder versprochene Vergeltung für die massiven Angriffe auf das Reichsgebiet durch die alliierte Luftmacht hoffte die Nazi-Regierung nun durch die neuen Strahlflugzeuge erreichen zu können.

Der als Jagdflugzeug von Messerschmitt konzipierte erste voll funktionsfähige Düsenjäger der Welt war Hitler am 26. November 1943 vorgeflogen worden und war auf dessen Befehl als Düsenbomber ('Blitzbomber') zum Einsatz vorgesehen.

 



https://www.youtube.com/watch?v=VyAaYLh1lMI


Hitler soll den Firmenchef Willy Messerschmitt gefragt haben, ob die Maschine mit Bomben beladen werden könne.

Als dieser die Frage bejahte, da bereits entsprechende Untersuchungen vorgenommen worden waren, stimmte Hitler der Massenproduktion unter der Voraussetzung zu, dass das Flugzeug hauptsächlich als 'Blitzbomber' eingesetzt werden solle, den er zur Abwehr der erwarteten Landung der Alliierten an der Atlantikküste dringend brauchte.

Diese Entscheidung bedeutete wieder einmal - zu den vielen, die von der Reichsregierung zu verantworten waren - einen strategischen Fehler:

Die Me 262 war als Abfangjäger konzipiert und hatte durch das eingeschränkte Sichtfeld des Piloten auf den Boden eine vergleichsweise schlechte Treffsicherheit beim Bombenabwurf.

Die Kontroverse, ob die Me 262 als Jagdbomber oder Jäger zu konzipieren sei, hielt an. Alle Versuche, Hitler dazu zu überreden, der Jägerversion den Vorrang zu geben, scheiterten.

Die Auseinandersetzung über die Verwendung der Me 262 gipfelten in einem Zerwürfnis Hitlers mit der Luftwaffenführung. Dem Befehl Hitlers, die Me 262 als Jagdbomber einzusetzen, soll Generalfeldmarschall Erhard Milch angeblich entgegnet haben:

„Mein Führer, das sieht doch jedes Kind, dass dies kein Bomber, sondern ein Jäger ist!“

Das Mitführen von Außenlasten (üblicherweise zwei Bomben mit je 250 kg) hatte zur Folge, dass die Messerschmitt 262 in den Geschwindigkeitsbereich der alliierten Jäger zurückfiel und damit der eigentliche Geschwindigkeitsvorteil zunichte gemacht wurde.

Der Hauptgrund für die Verzögerungen vom Erstflug am 18. Juli 1942 und der Indienststellung 1944 der letztlich dann insgesamt 1433 gebauten Me 262 lag jedoch in den immensen Schwierigkeiten mit den Strahltriebwerken.

Was aber wollte die deutsche Luftwaffe 1944 mit den wenigen Flugzeugen mit einer Nutzlast von nur 500 kg pro Flugzeug anfangen, wenn die Alliierten allein 1942 schon 47.000 t Bomben über deutschen Städten abwarfen.
Da wurde Köln in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1942 mit 1.000 Flugzeugen angeflogen, in 90 Minuten fielen über 1.300 t Bomben auf die Stadt und zerstörten Häuser, töteten Menschen und machten Tausende obdachlos.

 

to top

 

Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing